Reisebericht 2024: Bayern, Österreich, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Slowenien

Karte des Hinwegs

Das ist die Karte des Hinwegs. Die 5 Übernachtungs-Etappenziele sind zwischen 270 und 400km weit voneinander entfernt. Das ist kurz genug um sich auf dem Weg und am Übernachtungsort das eine oder andere anzusehen.

Und oben noch die Karte für den Rückweg: Es sind so viele interessante Stationen auf der Reise, dass wir sicherlich nicht alle schaffen werden. Wir planen, etwa alle 300km einen teilweise mehrtägigen Stopp einzulegen und dort jeweils die umgebenden Sehenswürdigkeiten zu geniessen. Bei den letzten beiden Stopps besuchen wir liebe Freunde. Alles in allem also ein riesen Spaß – wir freuen uns schon heute darauf.

Sechszehnter Tag: Rücksturz zur Erde

Wir wachen morgens mit deutlichem Kratzen im Hals auf und einiges deutet darauf hin: jetzt hat es uns doch erwischt. In den nächsten Stunden machen wir den Tank nochmal voll, sagen wir unseren Freunden in Frankenthal Bescheid, sagen das Hotel ab und fahren in einem Rutsch durch den megadichten Verkehr und Umleitungen über Land nach Hause. Wir sind so im Eimer, dass wir uns gleich hinlegen und unser wunderbarer Urlaub damit einen Tag vorzeitig beenden. Das ist auch nicht schlimm – schließlich blicken wir auf tatsächliche 3.811km und jede Menge Spaß zurück.

Fünfzehnter Tag: Besuch in Stuttgart

Wir haben in den plüschigen Betten gut geschlafen, aber es stört doc h ein wenig, dass die Toilette und die Dusche nicht auf dem Zimmer sondern auf dem Gang ist. Das ist uns relativ egal und so benutzen wir lediglich das Waschbecken, wir kommen ja gleich wieder in ein Hotel, da können wir das bei Bedarf nachholen.

Das Fühstück von Angela ist auch hier super, ich haue ordentlich rein und wir unterhalten uns eine Weile mit dem älteren Herrn aus dem Münchener Norden, der hier Verwandschaftbesuche vorgenommen hat. Schließlich packen wir unser Zeugs zusammen, verabschieden uns von Angela und Josef und sind nach einer kurzen Landstraßentournee auf der Autobahn Richtung München.

Es ist schon erstaunlich wie viel an einem Samstag morgen auf der Bahn los und wir rutschen bei München und Stuttgart von einem Stau in den anderen. Nach 2 Stunden Fahrt ist uns nach einer kurzen Pipipause und nach weiteren 2 Stunden sind wir endlich am Hotel Poseidon in Ludwigsburg.

Das Zimmer ist riesig – wenngleich 58 Stufen bis oben wollen mit Gepäck erstmal gemeistert werden. Und das Badezimmer ist auch eine Wucht! Wir halten uns nur kurz auf und fahren dann weiter zu Sabrina und ihrem kleinen Georg nach Asperg, kurze Zeit später stoßen Bobo und Uwe dazu und wir freuen uns wirklich riesig, dass wir uns wieder sehen. Es gibt so viel zu erzählen und fast reicht die Zeit nicht um alles zu erwähnen und irgendwann ist es für Gregor und Sabrina auch Zeit, den Abendmodus zu aktivieren. Wir verabschieden uns, fahren ins Hotel zurück und sind irgendwie so richtig durch, dass ich es nicht mal mehr schaffe, den täglichen Bericht zu schreiben. Aber ich denke, das läßt sich mit Leichtigkeit nachholen…

Vierzehnter Tag: Chiemsee

Für Jutta und Semir endet der Urlaub hier, für Kerstin und mich geht es noch über ein paar Stationen weiter.

Nach dem Frühstück und dem Check-Out fahren wir wieder gleichzeitig los. Wir fahren auf die Autobahn und das Navi zieht uns nach einigen Kilometern bei Podkoren schon wieder runter. Es geht in zahlreichen Serpentinen steil hoch bis auf knapp 1.100m üNN und am Wurzenpass über die Grenze nach Österreich. Hier auf dem Pass sind wir gerade so über den Wolken und auf der anderen Seite geht es in mindestens genauso vielen Serpentinen und 18% Gefälle wieder steil nach unten bis wir unter der Wolkendecke heraus und bei Villach wieder auf die Autobahn kommen. Warum das Navi diese Abkürzung gewählt hat ist uns später schleierhaft – Jutta und Semir sind über die Autobahn gut durchgekommen.

Der alte Panzer steht direkt am Wurzenpass
Es geht steil bergab und schneller als mit 30 und höher als im zweiten Gang geht es nicht hinunter
Schneebedeckte Wipfel rechts und links der Straße
Manchmal gibt es tolle Sehenswürdigkeiten vor großartiger Kulisse – leider haben wir dafür keine Zeit

Jetzt machen wir Kilometer und nach 4 Stunden und 286km parken wir wie im Formationsflug gleichzeitig ein. Schon spricht mich ein junger Mann durch die Hecke an: hier sei Brandstätter 2A und wir wollen doch sicher zur Pension – und die liege auf der anderen Seite der Mauer. Also fahren wir ums Eck und werden von einem älteren Herrn freundlich empfangen (Josef sagt, ich bin hier nur der Hausmeister) der gerade ein Schild zum Pensionshof anbringen wollte. Wir quatschen eine Weile, Kerstin und ich wuchten kurz die Koffer nach oben und besteigen dann gemeinsam das Auto um zum Chiemsee zu fahren.

Nach ein paar hundert Metern entscheiden sich Jutta und Semir an der Stelle einen Tag vorzeitig abzubrechen – mit einer Erkältung macht es halt so gar keine rechte Freude mehr. Wie schade. Wir hatten auf jeden Fall einen riesen Spaß, haben gemeinsam viel gelacht, eine Menge gesehen und gelernt, viele verschiedene Leute getroffen, oft und lecker gegessen und wahnsinnig viel Glück mit dem Wetter gehabt. Während Jutta und Semir also wieder auf die Autobahn und damit nach Hause fahren, versuchen wir das heutige Tagesprogramm durchzuziehen. Dazu fahren wir auf einen Parkplatz am Chiemsee von dem aus es nur wenige Meter bis zum Bootssteg sind um zur Herreninsel auf den Chiemsee zu kommen. Das wird vermutlich mit Hin- und Rückfahrt ein wenig dauern also lösen wir für 4€ ein Parkticket bis 18:00 Uhr und gehen Richtung Bootssteg.

Tja, das wars dann mit Bötchen fahren

Völlig unerwartet steht sowohl das Tickethäuschen als auch der Steg unter Wasser. Es hatte hier in letzter Zeit so stark geregnet, dass einige Uferanlagen auch jetzt noch überschwemmt und nicht in Betrieb sind – davon abgesehen, dass wir Info-Blätter sehen, nach denen der Bootsbetrieb gerade eh nur am Wochenende oder an Feiertagen aufrecht erhalten wird. Da das Wetter wirklich wunderbar ist wollen wir ein wenig am Ufer – wo es halt geht – spazieren gehen und kommen genau 25 Meter bis zum Fahrradverleih Müller. Hm, auch keine schlechte Idee: dann halt rauf auf den Drahtesel und am Ufer entlang fahren – wo es halt geht. Der Spaß kostet uns jetzt 44€ und darf auch bis maximal 18:00 gehen.

Dann eben mitm Radl…

Wir fahren zunächst nach rechts um nach 430m festzustellen: hier gehts wegen einer Schranke an einem Campingsplatz nicht so recht weiter, also fahren wir entgegen gesetzt (nach 2km ist die Unterführung der Autobahn A8 geflutet, aber der Wasserstand beschränkt sich glücklicherweise auf wenige Zentimeter). Bei km 3.91 ist aber auch Feierabend, denn hier geht es nur noch über eine Straße ohne Radweg und da haben wir jetzt nicht wirklich Lust drauf.- Nach einer unfassbaren Strecke von 7.00km sind wir am Fahradverleih wieder zurück. Kein schlechter Kurs, je Minute ein Euro bzw. je Kilometer 7€, aber da kann der Verleiher ja nix für, dass wir so ortsunkundig sind und die ‚richtige‘ Strecke nicht gewählt haben.

Das Wetter ist bombastisch gut. Es ist warm und die Sonne scheint zwischen nur wenigen Wolken durch, aber wir haben jetzt auch richtig Kohldampf. Also parken wir nach einem kurzen Aldi- und dm-Einkaufsstop gegenüber einer Eisdiele und gehen in den nahen „Alten Wirt“. Das Essen ist ‚zünftig‘, lecker und sehr reichlich und als wir wieder rauskommen ist uns nicht mehr wirklich nach Eis. Also führt der Weg nur noch in die Pension um sich auszuruhen und vielleicht mal richtig durchzuschlafen.

Ja, das hört sich nach einem guten Plan an. Ich bin auch so müde, dass ich den Bericht vielleicht besser morgen schreibe – ich überlegs mir einfach noch… Habt ihr alle auch eine gute Nacht!

Dreizehnter Tag: Bled die dritte

Auch wenn wir heute die Klamm bezwungen haben, klamm wurden wir dabei nicht. Kleines albernes Wortspiel und besonders geistreich ist das auch nicht. Hat aber trotzdem Spaß gemacht und das hat natürlich seinen Grund:

Dunkelblau die Wegstrecke mit dem Bus und hellblau unser Fußweg.

Der Vorschlag kam beim Frühstück auf: lasst uns den Wasserfall Slap Šum besichtigen und bei näherem Hinschauen ist der auch noch in einer sehr schmalen Schlucht. Die Vintgar-Klamm, die der Fluss Radovna tief in die Berge gerissen hat, soll außerordentlich interessant sein und ich ziehe mir quasi als Vorbereitung eine größere Anzahl Bewertungen rein. Tatsächlich ist die Spannweite groß – das ist ja meistens so – aber ich werde aus den Berichten einfach nicht schlau: Wie viele Parkplätze sind denn da jetzt? Was kosten sie? Wo sind sie überhaupt? Aha, es gibt einen Shuttlebus, wann fährt der, was kostet der, braucht man den? Fragen über Fragen. Ich frage mal vorsichtshalber Aleksander aus unserer Pension Török und der wirft sich sofort ins Internet und zeigt mir etwas ganz anderes. Demnach ist der beste Parkplatz in Bled (und nicht Bejska Dobrava) und von dort geht ganz sicher ein Shuttle, das nur 5min zum Eingang der Klamm braucht.

Ok, bevor die Verwirrung noch größer wird machen wir, was ein Einheimischer Kenner nach dem Studium des Internet uns empfiehlt. Wir fahren also zu dem beschriebenen Parkplatz in Bled und die Schranke an der Zufahrt bleibt eisern geschlossen. Grrr – ist aber auch kein Wunder, war nämlich die falsche Schranke. Wir fahren noch ein paar Meter weiter runter, bezahlen 5€ für 5h Parking (im Internet steht 1,5h frei und danach 5€ für den ganzen Tag), stellen das Auto ab und gehen zur Ticketbude. Da kosten die Tickets (Einlass 10:47 für uns) die angekündigten 10€/Person und schwupps steht auch schon der hochmoderne Shuttlebus mit 30 Sitz- und genügend Stehplätzen vor uns. Die Fahrt dauert tatsächlich keine 10 Minuten und wir finden uns am Eingang der Klamm wieder. Semir und ich beschäftigen uns ausgiebig mit dem zu den Tickets ausgegebenen Plan der Klamm und verstehen zunächst Bahnhof. Wenn man aber alle Informationen intensiv geprüft und gegeneinander bewertet hat, dann wird auch ein Vorhaben daraus:

Pünktlich geht es dann los, wir bekommen weisse oder orange etwas sperrige Helme und marschieren den engen Weg entlang. Streckenweise kann hier auch zu Fuß (was anderes geht eh nicht) nicht überholt werden weil der Weg gerade breit genug für zwei Schultern (eine rechts, die andere links vom Kopf) ist. Das Abenteuer beginnt und das ist für die nächsten 4h ein großartiger Spaß – aber auch ganz schön anstrengend. Hier ein paar Bilder:

Der Helm muss richtig sitzen, sicher sein und gut aussehen!
Wenn alles perfekt ist, dann strahlt man auch um die Wette
Passt es aber nicht, dann hängt der Topf schief, zwickt und gibt Anlass zu Frotzeleien!
Unabhängig davon: man kann deutlich sehen wie sich der Fluss zum Ende der letzten Eiszeit hier abgerackert und diesen bis zu 200m tiefen Canyon mit vielen Erosionstöpfen geschaffen hat.
Erst 1891 wurde der Weg in die Klamm während eines Jahres mit extrem geringen Niederschlagsmengen von dem hiesigen Bürgermeister Jakob Žumer und dem Fotografen und Kartografen Benedikt Lergetporer entdeckt, erkundet und schließlich der Welt bekannt gemacht. Es hat 2 Jahre gedauert und eine riesige Menge Geld wegen der steilen Wände, Kehren, Überhänge und Stromschnellen verschlungen um den Weg mit seinen Brücken und Gallerien hier aufzubauen. Das Geld kam durch Hoteliers, Unternehmer, Einheimische und durch die Organisation von Tanzveranstaltungen zusammen und führte dazu, dass nach nur 2 Jahren am 28. August 1893 die Klamm feierlich eröffnet werden konnte.
In den folgenden 130 Jahren wurde weiterhin sehr viel Geld investiert um die Hänge über dem Weg abzusichern. Stabile Zäune und Netze fangen herabstürzende Steine und Bäume auf.
Am Ende der Klamm wurde 1871 zunächst eine Hängebrücke über den Fluss gebaut und irgendwann im 20ten Jahrhundert (ich habe leider kein Datum gefunden) das Viadukt für die Bahnlinie errichtet. Rechts und links der Brücke verschwindet der immer noch regelmäßig verkehrende Zug in einem engen Tunnel.

Am Ende der Klamm ist ein Wasserfall der über einen harten im Weg liegenden Felsen donnert und 13m tiefer in den Fluss rauscht.

Nach einer kurzen Pause teilen wir uns für ein paar Minuten. Ich flitze eben die paar dutzend Meter ganz runter zum Wasserfall während Jutta, Semir und Kerstin oben warten. Ich schieße ein paar Fotos und flitze (naja, schnaufe) den Weg wieder hoch und hole die drei bald ein. Aber es geht ständig steil aufwärts und selbst als wir denken, höher geht es nicht mehr, kommt hinter der nächsten Biegung noch eine Steigung. Auf anderthalb Kilometer geht es über 150m hoch (hört sich am Rechner sitzend gar nicht so viel an, aber ich kann euch sagen – nicht nur ich habe geschnauft und es ergibt sich immerhin eine potentielle Energie von 551.959 Joule – bis wir den höchsten Punkt des Weges erreichen!)

Einmal 80 und dann nochmal 100 Stufen hinauf.

Innerhalb von einem Kilometer geht es dann wieder runter und damit sind die aufgebauten 441KWh wieder zum Teufel. Was wir verloren haben müssen wir natürlich wieder auffüllen und deswegen geht es anschließend wieder in die „La Cantina“ um das ausgefallene Mittagessen in ein leckeres Abendessen umzuwandeln. Wie schon die ganze heutige Tour gelingt auch das ausgezeichnet!

Auch wenn die Reisegruppe etwas müde ist: hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht!

Wer sich die Klamm auch im Internet mal ansehen möchte: https://www.vintgar.si/en/about-the-vintgar-gorge/#al_routes.

Wir beschließend den Abend damit, dass wir in der Pension geminsam ganz gemütlich zusammen sitzen und uns heute hier so gar nix mehr aus der Ruhe bringen kann!

Zwölfter Tag: Bled die zweite

Heute geht es mal weniger um die Wurst als vielmehr um Burgen und Seen. Und was soll ich euch sagen: achwas – schaut es euch lieber selber an!

Wir sind heute etwas eher aufgestanden, haben das Frühstück ein wenig abgekürzt und sind auch zeitig losgefahren, denn die Burg Bled öffnet bereits um 8:00 morgens und um 10:00 treten sich da alle Nationen dicht gedrängt auf die Füße. Wir fahren mit dem Auto bis hoch zum Parkplatz kurz unterhalb der Burg und erwischen direkt am Aufgang zum Burgtor mit Zugbrücke einen Parkplatz, der auch in ein paar Stunden noch im Schatten der Bäume sein wird. Erste Herausforderung: das Parken muss bezahlt sein und Semir und ich versuchen uns an dem Automaten. Aha, eine Vierknopfbedienung (alle Knöpfe sehen gleich naus) und ein kleines Display. Ich versuche mich an dem ersten Knopf und stelle damit die Sprache ein. Das ging noch einfach. Jetzt mit dem zweiten die voraussichtliche Parkdauer hochzählen. Mit dem dritten kann man sie wieder runterzählen. Wozu der vierte Knopf ist erschließt sich nicht. Der Apparat wartet auf weitere EIngaben, da steht aber nicht, welche das sein könnten. Also halte ich mein Handy zum Bezahlen an den Sensor, es piept und das Gerät macht … erstmal gar nix. Semir und ich, beides gestandene Ingenieure, stehen schulterzuckend vor dem Apparat. Ein kleiner, älterer Slowene pfuscht sich vorbei, drückt einen Knopf, hält eine Karte an den Sensor, das Gerät piept, spukt einen Zettel aus und er verschwindet wieder. Wir diskutieren mit Burgmitarbeitern – uns schwant, dass das Gerät die Bezahlung mit dem Handy nicht verträgt. Also zücke ich die EC-Karte und das Ticket für 3 Stunden Parkzeit (=9€) kommt unten raus. Schon ziemlich ordentlich.

Wir schnaufen den schmalen gewundenen Weg zur Burg hoch, ich zücke wieder mein Handy mit den OnLineTickets (17€/Person), und die Schranken akzeptieren die QR-Codes völlig problemlos und geben den Durchgang frei.

Einfach herrlich der Blick hinunter auf den See

Der Burghof und der Blick von dort oben auf den See Bled ist einfach phantastisch. DIe Sonne scheint, es ist trocken und warm und eigentlich mag ich gar nicht rumlaufen, sondern würde mich am liebsten oben in die Sonne mit Blick in die Weite setzen. Seufz. Aber wir sind ja nicht zum Rumhängen hier, sondern um was zu sehen und zu erleben.

Die Burg Bled ist übrigens die älteste Sloweniens und wurde vor über 1.000 Jahren das erste Mal erwähnt und das Gut Bled war ein Geschenk Heinrichs II. an den Brixner Bischof Albuin. Damals noch als ein einfacher romanischer Turm auf dem 139m über dem See gelegenen Felsen wurden im Laufe der Jahre immer mehr Schutzelemente und Gebäudeteile hinzu gefügt bis sie im Jahr 1511 durch ein heftiges Erdbeben schwer beschädigt wurde. Ihre heutige Anlage und das Aussehen erhielt sie durch die Wiederaufbauarbeiten in den Jahrzehnten nach dem Erdbeben und die Renovierungsarbeiten in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Als wir auf den inneren Burghof kommen bringt sich gerade ein schwertbewaffneter Jüngling in Stellung und kurze Zeit später platziert sich ein Bogenschütze mit Lederhut und -Handschuhen. Er greift sich den Langbogen, legt einen Pfeil an und schießt ihn ohne großartig zu zielen auf seine etwa 8m entfernte Zielscheibe ab. Ein Raunen geht durch die Leute als er auf Anhieb die Scheibe genau in der Mitte trifft.

Geradeaus die süße Kapelle und rechts das Museum mit der Ausstellung Franc Oblaks (nur noch bis zum 30.09.2024) unter dem Dach.

In der Burg gibt es auch eine Druckerei und eine kleine (sehenswerte) Ausstellung über bzw. für Sloweniens berühmtesten Bogenbauer Franc Oblak. Er erzählt in einem Video davon, dass er zunächst Fabrik-Manager war aber dann nach einer sinnvollen Tätigkeit suchte. In über 40 Jahren hat er mehr als 4.600 Bögen handgefertigt und sogar die Olympiamannschaften ausgerüstet. Er erklärt wie er einen Bogen herstellt, wie er ihn ‚hören‘ und fühlen kann und wie geeignete Pfeile beschaffen sein müssen. Sehr eindrucksvoll. Nachdem wir unten einen Schluck auf der Aussichtsterasse der Burg getrunken haben, steht Franc unerwartet neben uns und Semir quasselt angeregt mit ihm. Francs Frau ist auch dabei und tauscht mit uns ein paar Worte auf Deutsch.

Innerhalb der Burg gibt es noch kleinere Ausstellungselemente, die die Geschichte der Region, beginnend mit der Eiszeit, als Bled unter einem hunderte Meter dicken Gletscher verborgen lag und den frühen Jäger und Sammler-Epochen vor über 14.000 Jahren bis in das Mittelalter, anschaulich beschreiben. Die fruchtbaren und wildreichen Täler und Seen zogen schon früh Menschen in den wärmeren Jahreszeiten hier hin bis es sich wirklich lohnte, trotz massiver Schneemassen im Winter ganzjährig sesshaft zu werden.

Schließlich verlassen wir die Burg und machen Platz für jetzt hunderte asiatischer und englisch sprachiger Gäste.

Unser nächstes Ziel ist die kleine Insel auf dem Bleder See. Da kommt man aber nicht mit dem Auto, sondern nur mit dem Paddelboot hin. Wir parken an einem alten Gebäude (auch hier viel Schatten durch große Bäume) und laufen etwa 600 Meter bis zum Bootssteg am See. Hier legen einzigartige Paddelboote an, die es nur hier gibt und auch nur hier gebaut werden. Auf ihnen haben rund 30 Leute Platz und sie werden von jungen Männern mit 2 langen Rudern gelenkt und angetrieben. Die Hinfahrt zur Insel ist kostenlos, der Rückweg jedoch kostet 18€/Person. Das ist schon saftig. Der junge Kerl, der die ‚Maria‘ steuert, hat achtern nicht viele Schweisstropfen am Kopf. Er rudert ganz gleichmäßig und ich hätte erwartet, dass die Tour bis zur Insel eine ganze Stunde dauert – aber tatsächlich sind die 700m innerhalb von 12 Minuten trotz Gegenwind von ihm gemeistert.

Als wir die Insel erreichen müssen wir 98 Treppenstufen bis auf die Plaza vor der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt und der Probstei hoch. Hier kann man für 12€/Person auf den Glockenturm hoch, in die Wallfahrtskirche hinein und die Wunschglocke bimmeln und das Museum besichtigen.

Als Kerstin unten in den Glockenturm hinein geht und die gewundenen Treppenstufen sieht kneift sie und will wieder raus. Jetzt ist mein Sportsgeist geweckt: Es geht 4x rund, dabei sind es jeweils 4 Absätze und zu jedem Absatz sind es 10 Stufen. Also hechte ich die 160 hölzernen Treppenstufen hinauf und bin oben nicht mal übermäßig außer Atem. Der stockt mir aber als ich sehe, was sich da oben bietet: ein gläserner Kasten mit dem Uhrwerk der Turmuhr. Sonst nix. Der freie Blick nach draußen ist stark eingeschränkt durch Netze vor den Fenstern gegen Tauben bzw. das Dach der Wallfahrtskirche. Seufz. Der Aufenthalt hier oben lohnt nicht wirklich. Also geht es in Windeseile die 160 Stufen wieder runter und gegenüber in die Wallfahrtskirche.

Von der Decke hängt ein langes Seil und wenn man kräftig daran zieht, dann bimmelt hoch oben eine Glocke und man darf davon ausgehen, dass ein während des Seilziehens still geäußerter Wunsch in Erfüllung geht. Die Schlange ist lang und einige ältere Damen einer Reisegruppe zelebrieren nacheinander den Vorgang mit viel hysterischem Gelächter und ungelenker Versuche, an dem Seil zu ziehen. Ich stelle mich in eine Ecke, mache ein Foto und wünsche etwas abergläubisch Gesundheit für meine Familie und unsere Freunde in nah und fern.

Bleibt noch das Museum auf der Insel mit angeschlossenem Souvenirshop. Das Museum wird als sehr interessant angepriesen, erfüllt diese Erwartungen aber leider nicht. Die Räume sind größtenteils leer und nur wenige Schränke und Vitrinen zeigen ein paar Bruchstücke von bemalten Fresken, ein Bronzemesser und ein paar Bücher. Während ich also relativ sportiv in einer halben Stunde fast 450 Stufen rauf und runter gehechtet bin, haben sich Jutta und Semir an 4 Kugeln Eis versucht. Da uns allen unsere Challenge gelungen ist machen wir uns langsam zum Boot zurück und fahren wieder zum Anlegepunkt. Direkt gegenüber des Bootssteges ist das alte Restaurant Starkl und hier bekommen wir nach einer kurzen Wartezeit einen schönen Platz im Schatten und genießen die lokalen Spezialitäten. Die Parkgebühren belaufen sich mittlerweile auf krasse 20€ (alleine nur hier am See) und das finden wir jetzt etwas übertrieben, da machse aber nix…

Unser vorletzter Anlaufpunkt ist der Bohinjsko Jezero, ein 4km langer und 900m breiter und relativ tiefer See rund 30km von Bled entfernt am Talende. Hier machen wir eine Pause, ich stehe mit den Füßen im kühlen Wasser und wir machen eine Stunde einfach nichts, außer beeindruckt auf den glatten See hinauszustarren mit einer großartigen Kulisse hoher Berge und schroffer Felsen im Hintergrund.

Auf dem Hinweg sind wir an der von innen äußerst bunt bemalten (72 Heiligen- und andere Motive) Baptistenkirche Cerkev Sv. Janeza Krstnika aus dem 13 Jahrhundert vorbei gekommen in deren Umfeld sich einige Hotels und Lokale angesiedelt haben. Leider ist die Kirche für Besucher bis auf weiteres geschlossen – bzw. nur für Gruppen größer 10 Personen mit Voranmeldung zu besichtigen. Wir parken (bezahlen mal wieder 3€) und gehen zu der alten Brücke unter der noch viel ältere Pfosten und Fundamente aus dem Fluss ragen und schauen wieder gedankenverloren auf den See und seinen großartigen Berghintergrund.

Mittlerweile ist es 17:00 Uhr, wir sind etwas müde und wollen um 19:00 Uhr auch noch einen Happen Essen gehen. Die zwei Stunden dazwischen füllen wir mit der Rückfahrt zur Pension und einem erholsamen Nickerchen bevor wir in Radovljica in der „La Cantina“ erneut zu Abend essen.

Und damit reicht es auch für heute. Wir sind hundemüde und fallen nacheinander in unsere Betten – gute Nacht und lasst es euch auch gut gehen!

Elfter Tag: Bled (Slowenien)

Schneebedeckte Bergzipfel und ein großer See mit einer wunderbaren Aussicht. DIe Superlativen geben sich quasi schon wieder die Klinke in die Hand.

Emina macht uns wieder ein reichhaltiges Frühstück und als wir wirklich nichts mehr reinbekommen packen wir unsere Siebensachen und verlassen Bihac Richtung Norden, überqueren die Grenze nach Kroatien, lassen Zagreb rechts liegen und kommen nach nur wenig mehr als 4 Stunden und 320km an unserer Pension Török in der Nähe von Bled an. Jutta und Semir brauchen noch ein Stündchen – sie haben ja auch 2 Pausen zwischendurch gemacht. Das war eine sehr angenehme Fahrt, die die ersten 2 Stunden und über 100km durch die grüne Landschaft Kroatiens führte (nach rund einer Stunde sahen wir die erste Ampel!) und erst bei Karlovac gings auf die Autobahn. Alles in allem ein Klacks.

Kurz vor dem Ziel öffnet sich der Blick auf die bereits angekündigten schneebedeckten Gipfel. Vorsichtshalber drehe ich die Heizung im Auto etwas höher – mich friert es schon beim Hingucken.

Nachdem wir alle unser Zeugs im Zimmer verklappt haben steigen wir ins Auto und besuchen das nahe Pizza & Spaghetti-Restaurant „La Cantina“. Vielsprachig bestellen wir unser Essen, haben eine Menge Spaß dabei und bekommen auch noch, was wir uns gewünscht haben. Völkerverständigung geht offensichtlich gut über leibliches Wohl. Anschließend fahren wir zu einem kleinen, etwas versteckten Parkplatz in einer Grünanlage direkt am Bleder See und uns bietet sich ein sehr schönes Bild mit Blick auf das auch hier glasklare Wasser, die Burg, die auf einem hohen Felsen thront und die Kirche am Ufer.

Das Wetter ist schön genug, um eine Runde spazieren zu gehen und den Spaziergang mit Heißgetränken und der berühmten Bleder Cremeschnitte, nach einem seit 1950 unveränderten und bereits über 12 Millionen mal servierten Rezept.
Das ist sie: die legendäre Bleder Cremeschnitte. Mit einem dünnen Boden, einer leckeren und dicken Puddingschicht, darüber eine Sahnecreme und als Deckel eine mit Puderzucker bestäubte dünne Platte. Wie die diese Cremeschnitte unfallfrei in Blöcke geschnitten bekommen ist ein kleines Rätsel.
Die nahen Berge beginnen schon bald ihre Schatten bis an den See und auf die kleine Insel mittendrin zu werfen und es sieht umwerfend aus. Gleichzeitig wird es auch schnell kühler.
Direkt am Uferweg steht auch dieses uralte Bootshaus, das aber offensichtlich gerade nicht genutzt wird.
Hoch über dem See liegt auf einem, dem See zugewandten sehr steilen Felsen, die alte Burg Bled, die wir uns morgen direkt nach dem Frühstück ansehen wollen.
Beweisfoto: man kann wirklich sehr deutlich erkennen, dass die beiden Herren der Reisegruppe so ihren Spaß haben!

Wir beenden den Tag in unserer Pension: Kerstin und Jutta duellieren sich beim Rummy, ich haue in die Tasten und Semir macht Sport… Er schaut sich Bundesliga in der Flimmerkiste an. Hat er sich ja auch mal verdient…

Zehnter Tag: Bihac die dritte

Hurra, es ist trocken draussen und uns steht eine besondere Tour bevor: wir wechseln mal wieder nach Kroatien und besuchen den Nationalpark Plitvicer Seen. Das wird schön – muss man sich aber auch erarbeiten und das heisst: es wird auch anstrengend!

An Autokilometern sind es nicht viele…
…zu Fuß war das aber schon einiges…

Emina macht uns heute morgen ein noch größeres Frühstück als gestern und wir haben wirklich Mühe alles zu schaffen. Und dazu müssen wir auch noch zusehen, dass wir eine Unterkunft in Bled bekommen. Unsere erste Wahl sagt uns leider ab, aber Semir wäre nicht Semir, wenn er nicht schon Alternativen sondiert hätte und der Anruf dorthin bestätigt: Jawoll: wir können morgen dort landen und übernachten.

Wir machen uns abreisebereit und fahren ein paar Kilometer bis zum Grenzübergang Izačić, an dem es eine ganze Weile dauert, bis wir auf der anderen Seite ankommen und dann bis zum Eingang 1 bzw. dem großen Parkplatz des Plitvice Ticket Office. Hier stehen im Wald schon tausende von Autos und im Parkbereich nahe der Ausfahrt etliche Reisebusse. Einzelne Menschen aber auch große Gruppen wuseln zum Ticket Office oder haben bereits Tickets verfügbar und werden vom Nationalpark aufgesogen. Eine Eintrittskarte kostet gerade saftige 40€ pro Person aber wenn man sieht, wieviel Arbeit es ist, den Park in Schuss zu halten kann man den Preis gut verstehen. Der Einlass ist jeweils für bestimmte Zeiten und da gerade besonders viele Besucher hinein wollen müssen wir uns knapp eine Stunde gedulden bis wir hinein dürfen. Da in einem Moment gerade niemand Schlange steht versuchen wir es einfach mal – aber das Gerät in der Hand des Rangers akzeptiert unsere Karte nicht. Also setzen wir uns noch ein wenig abseits hin, beobachten die Leute und als es Zeit ist, kommen wir auch ungehindert hinein.

Unser erster Blick auf die zahlreichen Wasserfälle

Sehr gut befestigte Wege führen hinauf und hinab, durch den Wald oder über lange hölzerne Stege zu Seen mit glasklarem Wasser in dem große Fische ungläubig eine Armeslänge entfernt die Massen an Besuchern beobachten und zu Wasserfällen die bis über 60m hoch sind und rauschend in die Tiefe fallen.

Das Wetter ist super. Es ist trocken, windstill, nur selten kommt die Sonne durch und es sind keine 15°C. Auch ich muss zugeben, genau so ist es erträglich und da es bei dieser Wanderung ständig bergauf- und -ab geht wäre jedes Grad mehr eine zusätzliche Belastung.

der ‚große‘ Wasserfall

Nach rund 90 Minuten erreichen wir den ersten Höhepunkt der Tour: den großen Wasserfall. Hunderte Leute sammeln sich hier und machen jede Menge Fotos. Kerstin hilft einem Pärchen mit Hund aus Deutschland bei ihrem Selfi. Nach insgesamt 3 Stunden (aber auch nur 3km Strecke) erreichen wir, immer entlang der Korana mit vielen kleinen Wasserfällen und Stromschnellen den großen See Kozjak. Hier legen große elektrisch betriebene Boote für insgesamt 100 Passagiere an und bringen sie rund 2 Kilometer weiter zum Punkt P1 ab dem man unterschiedliche Touren laufen kann. An den Anlegestellen gibt es Souvenirläden, aber auch etwas zu essen und WCs. Meine drei verschwinden in die Richtung, während ich mich geduldig an das Ende der Schlange für die Boote stelle. Aber es geht deutlich zügiger als die drei wieder zurückkommen können und deswegen schere ich aus der Schlange aus und warte weiterhin geduldig auf ihre Rückkehr. Es dauert ungewöhnlich lange und als wir uns endlich wieder treffen raunt Semir mir zu: „Mann, vor unserer Toilette stehen 6 Leute, bei den Frauen 37.000!“ – und, so fügt er hinzu,: „da stehen deswegen 6 Leute, weil auch die Frauen die Männertoilette benutzen!“

Gar nicht so übel wenn man ein paar Minuten ausruhen und sich schippern lassen kann

Jetzt geht es leider auch nicht mehr zügig weiter um aufs Boot zu kommen, denn alle Boote sind unterwegs. Das gerade Verpasste verschwindet in der Ferne langsam um eine Flussbiegung und es ist kein neues in Sicht. Schließlich legt eines an und wir können an Bord. Innerhalb von rund 20 Minuten bringt es uns an unseren Umkehrpunkt. Hier gehen wir nochmal pullern und ziehen uns eine Kleinigkeit zu essen rein um den Rückweg problemlos durchhalten zu können. Mit am Tisch sitzt ein Mann aus Guatemala der auf deutsche Ingenieurskunst steht und sich deshalb einen Porsche zugelegt hat. Sein Kumpel, der eine Leder-Firma hat, begleitet ihn. Er berichtet kurz von seinen Stationen durch Europa und fragt uns ein wenig aus. Doch wir sind scheinbar ein wenig wortkarger als er es gerne hätte (mit vollem Mund spricht man ja auch nicht) und bald verabschiedet er sich und verschwindet in Richtung der Bohlenwege, die ihn zu seinem Leihwagen (kein Porsche) zurück führen.

Wir gehen die zwei Kilometer direkt am Ufer entlang zurück wo der Anlegesteg für die Boote war. Es ist einfach wunderschön. Rechts liegt ein dichter Laubwald der steil ansteigt und direkt links von uns liegt der spiegelglatte, blau grünliche See. Das Wasser ist so klar, dass wir in den See gefallene Baumstämme und Felsbrocken bis zu einer geschätzten Tiefe von 5m sehr gut erkennen können. Dazwischen tummeln sich viele Fische in unterschiedlichen Größen. Die größten davon haben in etwa das Format großer Forellen und die kleinsten sichtbaren erreichen nicht mal die Länge meines Zeigefingers.

Ab da gehen wir nicht erneut den Bohlenweg zurück sondern nehmen den steilen aber auch beschwerlichen Anstieg der zwischendurch etwa 70m höher liegt als der Flussabschnitt Novakovića Brod unter uns.

Ab hier ist es nicht mehr weit zum Eingang des Nationalparks und bald sind wir wieder am Auto und fahren gemütlich über den Grenzübergang wieder zurück. Das war ein wirklich toller Spaziergang durch die Natur der insgesamt 6 Stunden dauerte und 9.7km und damit über 15.000 Schritte lang war.

Wir denken, wir haben uns damit für ein leckeres Abendessen im Caffe Pizzeria City in Bihać qualifiziert. Der Laden ist brechend voll und das Essen ist gut – wenngleich das Swiss Hotel gestern besser war. Zwischendurch hat es geregnet und wir stellen erleichtert fest: es hat alles bestens zusammen gepasst und während Kerstin und Jutta ins Zimmer hoch gehen gönnen Semir und ich uns noch ein Bierchen bzw. einen Whiskey. Auch das ist ein würdevoller Abschluss für einen wunderbaren Urlaubstag. Danke dafür!

Neunter Tag: Bihac die zweite

Eins muss man ja wirklich sagen: die Gegend hier hat eine Menge Natur zu bieten. Und das schließt Wald, Seen und auch Regen mit ein.

Als wir die Augen aufmachen regnet es. Nicht in Strömen aber kontinuierlich. Und das zieht sich bis auf wenige halbwegs trockene Nachmittagsstunden durch den ganzen Tag. Und feucht ist es nicht nur draußen. Auch in unserem Bad im Motel Kamenica scheint etwas mit der Dusche nicht zu stimmen. Jedenfalls ist der Badezimmerboden trotz geschlossener Dusche etwas geflutet und es riecht auch leicht nach Abfluss. Als wir Emina nach dem Frühstück (und das hat sie für uns ganz toll gemacht) davon erzählen bietet sie uns auf der gegenüberliegenden Gangseite neue Zimmer an und ist dabei etwas verlegen, weil wir ja noch ein wenig Arbeit mit der Umzieherei dabei haben. Die Zimmer sind wirklich geräumig, modern ausgestattet und Emina hat sie blitzeblank für uns hergerichtet.

Als wir dann soweit sind beschließen wir nach Bihac hinein zu fahren und uns das dortige Museum anzuschauen. Die Stadt hat wirklich eine bewegte Geschichte und war in den vielen Jahren immer mal wieder Schauplatz schlimmer kriegerischer Ereignisse. Abgesehen von den 2 Kanonen draußen kriegen wir aber nicht mehr davon zu sehen, wir haben Sonntag und da ist das Museum natürlich zu.

Hinterlassenschaften oder wie hier Mahnmale, finden sich an vielen Stellen des Landes. Hier hat der letzte Krieg besonders schlimm getobt.

Wir erkunden das kleine Zentrum auf eigene Faust, je nachdem durch wessen Revier wir gerade spazieren begleitet uns ein anderer Straßenhund. Wir besichtigen kurz die Moschee und finden ansonsten nicht viel sehenswertes.

Von Bihac fahren wir ein paar Kilometer zu einer Campinganlage an einem See des Flusses Una „Japodski Otoci“, gehen dort im leichten Regen spazieren und gehen der Aufforderung nach, die stressfreie Zone zu geniessen. Wege und hölzerne Stege führen durch dicht bewachsene Natur vorbei an glasklaren und relativ tiefen Wasserläufen. Hier kann man wirklich Stress von sich abfallen lassen und die frische Luft geniessen. Am Ende des Weges der auch nur ein paar hundert Meter lang ist, gibt es ein Restaurant. Wir setzen uns draussen hin, essen und trinken ein bißchen was und machen ansonsten: gar nix während der Regen kurz zunimmt.

Das Wasser ist glasklar und gurgelt über kleine Stromschnellen. Dazu singen ein paar Vögel.
Drastischer Hinweis für vorrangig männliche Wildpinkler: Wenn erwischt, dann Pillermann scheibchenweise ab… Und hier hängen sogar Kameras…
Da muss man eigentlich nix mehr schreiben, oder?

Am frühen Nachmittag fahren wir wieder zum Hotel zurück und wo wir schonmal in Übung sind, ruhen wir gleich noch ein wenig aus. Die einzige Unterkunft, die uns auf der ganzen Tour fehlt, ist in – oder zumindest in der Nähe von Bled. Also sitzen wir zu viert im Zimmer und recherchieren gleichzeitig nach geeeigneten Unterkünften für die nächsten Tage. Wir finden ein angemessenes Domizil, die Buchung über Booking.Com will aber irgendwie nicht recht klappen also ruft Semir kurzerhand dort an. Wir kriegen von dem Gespräch zumindest seine Seite mit, er diskutiert angeregt in seiner Sprache, ganz so einfach scheint das mit den slowenischen Vokabeln jedoch nicht zu sein, aber plötzlich lacht er, schaut uns an und sagt: „Sie meinte gerade, sie kann auch perfekt Deutsch…“. Man einigt sich darauf, morgen früh nochmal zu telefonieren, wenn sie alles klären konnte.

Das ist für uns das Startsignal, denn wir bemerken schon wieder ein kleines Hüngerchen. Also fahren wir wieder nach Bihac rein und versuchen es erneut mit dem Caffee Pizzeria City. Gleich vor der Einfahrt zum Parkplatz werden wir von einer jungen Dame empfangen. Nein, einkehren können wir hier nicht. Sie haben zwar alles bereit gemacht, aber heute sei es noch nicht möglich die Gäste zu bewirten, aber hundert Meter weiter sei das Hotel Swiss und das hätte auch eine gute Küche. Wo wir schon mal hier sind reservieren wir bei ihr für morgen und fahren zum Hotel weiter. Schräg gegenüber ist ein riesen Parkplatz und wir stehen als einzige darauf. Kein Wunder: es ist der Parkplatz für das benachtbarte Schwimmbad und da will weder bei dem Wetter, noch zu der Jahreszeit und schon gar nicht am Sonntag irgendjemand hin.

Im Restaurant dudeln unaufdringlich bosnische Schlager aus den Lautsprechern, es hört sich ein wenig nach türkischer Musik an. Ich hätte im Hotel Swiss eher was mit Alphörnern erwartet und ich bin jetzt gespannt, welches Kontrastprogramm die Speisekarte zu bieten hat. Wir werden alle fündig und die Küche serviert uns wirklich äußerst appetitliches Essen. Mein großes Steak liegt auf gegrilltem Gemüse mit Kartoffelecken und ich werfe mich mit noch größerem Appetit auf das sehr leckere Arrangement. Und die Preise sind einfach unglaublich. Kerstins Lachs, mein Steak und die Getränke haben zusammen inklusive Trinkgeld keine 25€ gekostet. Dafür darf man in Deutschland vielleicht gerade mal die Getränke bestellen.

Als wir am Motel wieder ankommen, satt, zufrieden und nur ein bisschen müde, kaufen wir in der Tankstelle noch ein paar Knabbereien. Kerstin und Jutta spielen wieder Rummy, Semir auf seiner Säge und ich spiele wieder Berichterstatter. So hat jeder seine Aufgaben!

Achter Tag: Bihac (Bosnien-Herzegowina)

Das wird aber ein kurzer Bericht heute. Nehmt es mir bitte nicht übel, denn außer der Fahrt ist nicht viel berichtenswertes heute dabei rumgekommen.

In Mostar hat es in der Nacht mehrfach heftig geregnet. Da wir im trockenen Zimmer schlafen hat uns das nicht wirklich gekümmert, aber es lässt mich auch nicht superruhig schlafen. Ich wache mehrfach auf, drehe mich in das dünne Laken ein und versuche mich dann kurze Zeit später in entgegen gesetzter Richtung wieder auszuwickeln was natürlich nicht immer so reibungslos klappt. Ohne Decke ist’s aber auch zu frisch und deswegen bleibt es in der Nacht bei einem unruhigen Remis zwischen zugedeckt und offen gelegt…

Wir sind schnell fertig mit der Katzenwäsche, Koffer packen und Auto beladen, Semir hat zwischenzeitlich ein paar Croissants beim nahen Bäcker gekauft die wir gemeinsam wegmümmeln und dann geht es schon rein ins Auto und mit einem Kavallierstart fädeln wir uns in den Verkehr ein, der an unserer Unterkunft vorbei schießt. Wir tanken die Autos auf, fahren zur nagelneuen Autobahn rauf und verlassen ein klein wenig wehmütig die schöne Region um Mostar.

Nach kurzer Fahrtzeit kommen wir an der Mautstation an und direkt danach an den Grenzkontrollen. Semir will an der Mautstation nicht mit Karte bezahlen also gibt er dem Beamten einen Schein ins Häuschen. Der reagiert etwas unwillig, denn er will vermutlich nicht sein komplettes Wechselgeld bei einem der ersten Kunden schon wieder auszahlen. Also reicht er Semir eine Handvoll Münzen raus und man kann deutlich sehen, dass weder der Grenzbeamte noch Semir mit der Situation megazufrieden sind. Außerdem soll der Beamte auch noch den blauen Benz durchlassen – schließlich hat Semir die paar Flocken ja auch schon bezahlt. Als ich vorfahre werde ich unwirsch durchgewunken und als der Grenzbeamte sieht, dass Semir kurz hinter der Schranke auf mich wartet brüllt er etwas über die Autobahn. Ich denke, das war der noch freundlichst mögliche Ausdruck dafür endlich zu verschwinden…

Semir gibt dem 6 Zylinder die Sporen und verschwindet schnell aus dem Blickfeld. WIr verlassen die Autobahn in der Nähe von Split (Skradin) auf die D56 (sowas wie eine Bundesstraße) und fahren ab da die letzten 140km und 2.5h durch die kroatische und bosnische Pampa. Immer wieder geht es an bewaldeten Hängen und Bergen hinauf und dann wieder hinunter. Serpentinen wechseln sich ab mit geraden Abschnitten. Die Straßen sind durchweg gut und erst rund 15km vor Bihac überqueren wir wieder die Grenze von Kroatien nach Bosnien-Herzegowina. Die Grenzbeamten sowohl auf kroatischer als auf bosnischer Seite sind jeweils etwas unterkühlt und nicht wirklich bestens gelaunt. Einer möchte dann auch gleich den Kraftfahrzeugschein sehen. Am Ende dauert es nur wenige Sekunden und wir sind auf der anderen Seite. Bis zu unserem Hotel, das wir mal wieder gleichzeitig aber auch aus entgegengesetzten Richtungen erreichen, waren es für uns fast 5.5 Stunden und 380km.

Nachdem wir uns im Zimmer eingerichtet haben fahren wir zum Cafee Pizzeria City – müssen aber feststellen, dass, als wir es nach einem kleinen Spaziergang durch die Stadt und den Park erreichen, es noch geschlossen ist und erst morgen öffnet. Also gehen wir alternativ ins Čardak na Uni, einem heimeligen Restaurant direkt am Fluss Una. Hier bestellen wir eine Platte für 4 Personen auf der jeder etwas für sich findet. Es wird mittlerweile schnell dunkel und draußen hat es angefangen zu regnen. Also fahren wir ins Hotel zurück, Kerstin und Jutta spielen Rummy, Semir gönnt sich 3 Bier und ich 3 Whiskey. Seufz. Schon wieder ein Abend rum und wieder war es ein schöner Tag, auch wenn er zum größten Teil aus Autofahren und lecker Essen bestand :-).

Hier noch ein paar Bilder von der Fahrt:

Bei phantastischem Wetter mit echt guter Fernsicht verlassen wir die Autobahn und fahren querfeldein. Erstaunlicherweise sind wir fast die einzigen auf der Straße. Auf der ganzen deutlich über 100 Kilometer langen Strecke begegnen uns vielleicht zwei Dutzend Autos. Auch in den Dörfern am Straßenrand sehen wir nur selten Menschen.
Das Wetter ändert sich bald und schon fallen die ersten Tropfen. Faszinierend, wie die Wolken über die Berge kriechen, neugierig nach unten schauen und uns dann und wann einnebeln.
In Bihac angekommen schauen wir uns im Park ein wenig um, entdecken die schwimmenden Blumenkübel und …
… das hier abgebildete Blumenarrangement. Leider ist die Blütezeit schon vorbei und wir merken ganz deutlich, dass der Herbst jetzt mit Wucht den Sommer ablöst.

Siebter Tag: Mostar die dritte

Ihr habt heute die Wahl zwischen einer kurzen Geschichte oder wieder das volle Programm. Na gut, ihr habt es so gewollt:

Semir führt uns nach dem Frühstück im Urban durch die Straßen Mostars und zeigt uns das Haus Biscevic. In der osmanischen Zeit haben sich in Mostar schnell türkisch geprägte Viertel, die so genannten „Mamahallas“ gebildet. Die Häuser standen dicht an dicht entlang des Flussufers um den malerischen Ausblick auf die Neretva zu geniessen und die jeweiligen Erbauer waren verpflichtet die Aussichten der Nachbarn zu respektieren und keinesfalls zu blockieren. Die ein- und zweistöckigen Häuser hatten meistens einen kleinen Brunnen auf dem durch Mauern und schmale Tore begrenzten Innenhof und waren von außen eher unauffällig, von innen jedoch für die damalige Zeit reich ausgestattet. Das Biscevic Haus ist ein Beispiel für die schönsten erhaltenen Wohnbauten und stammt aus dem Jahr 1635. Während des letzten Krieges wurden einige Nebengebäude zerstört, das eigentliche Wohnzimmer mit den wunderbaren orientalischen Bogenfenstern blieb jedoch weitestgehend unbeschädigt. Innerhalb des Hauses finden sich bunte, handgewebte Teppiche auf dem Boden, gerahmte arabische Kalligraphie an den Wänden und dazwischen reichhaltig verzierte antike Möbelstücke wie Tischchen, Truhen, Sofas und Schränke. Wenn man hier so sitzt, dann kann man einen kleinen Blick auf die türkische Lebensart werfen und sich einen kurzen Moment verzaubern lassen.

Das gemütliche Wohnzimmer des Biscevic Hauses mit einem wunderbaren Blick auf die schnell fließende Neretva.

Wir gehen anschließend durch den leichten Regen hinauf zum Muslibegovic House. Auf dem Weg dorthin sehen wir – wenn ich das richtig verstanden habe – die Ruine des Hotels Jelic.

An vielen Stellen sind in der Stadt noch die eindeutigen Spuren des Krieges zu erkennen wie hier die Einschusslöcher von Granaten. Ein mulmiges Gefühl für uns, die nichts anderes als Frieden kennen und Krieg und Zerstörung lediglich aus dem Fernsehen.

Das Muslibegović-Haus stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und ist jetzt in der 9ten Generation Eigentum der Familie. Auch hier finden sich viele originale Einrichtungsgegenstände und ein Ambiente, dass seit 200 Jahren fast unverändert erhalten ist. Wir dürfen uns das Haus kostenlos ansehen (danke dafür), ziehen die Schuhe aus und gehen die Stiegen nach oben zu dem Raum, in dem die männlichen Familienoberhäupter ihre Gäste empfingen und noch eine Etage höher sich die Frauen und Töchter aufhielten. Das Bemerkenswerte ist, dass das Haus auch als Hotel genutzt wird und 2010 zu einem der weltweit besten Unterkünfte erklärt wurde.

Hier könnten wir es noch eine Weile aushalten. Es ist warm und gemütlich und wie schon in dem Biscevic Haus dürfen wir einen flüchtigen Blick auf die osmanische Lebensart werfen.

Nach einem kurzen Kaffeestop in einer der zahlreichen Straßencafés lassen wir uns mit dem Taxi zu unserer Unterkuft fahren, ruhen knapp zwei Stunde aus (während es draußen mehrfach wie aus Eimern schüttet. Das ist aber auch kein Wunder, denn Mostar gehört wegen seiner Kessellage zu den heißesten Städten Europas und zu den niederschlagreichsten, aber auch sonnenstundenreichsten Städten Bosniens und Herzegowinas) und fahren anschließend in Semirs Heimatdorf wo wir kurz anhalten und danach in das Restaurant Kolo (Rad, Scheibe, Mühle) an der Mündung der Bunica in den Fluss Buna einkehren. Es ist wirklich idyllisch hier und wir geniessen den Moment.

Damit geht unser heutiger Tag auch zu Ende. Morgen früh geht es weiter nach Bihac. Liebe Grüße nach Hause!

Sechster Tag: Mostar die zweite

Gleich vorneweg: es war ein schöner Tag mit deutlich mehr Bewegung als gestern und zum Schluss hat es uns echt erwischt. In welcher Form lest ihr aber erst ganz unten. Ein wenig Spannung muss ja sein!

Wir sind in der Stadt mit Adnan im Restaurant Urban um neun Uhr morgens zum Frühstück verabredet und wir freuen uns wirklich, dass er wieder für uns da ist. Wir albern mit ihm ein wenig rum und nur wenige Minuten später schleppt er jede Menge Tellerchen mit Obst, Käse, Rührei, Schinken, Salami, Oliven, Brot und Croissants an und stellt alles vor uns hin.

Wir schauen ungläubig auf den Tisch: Adnan hat uns so viel gebracht, dass wir Sorge haben, alles wegzuputzen.

Wir sitzen fast zwei Stunden hier, essen, geniessen, schauen,- plaudern und lachen während Semir in Mostar seine Angelegenheiten regelt. Irgendwann – ich habe echt Sorge, dass ich platze – schleppen wir uns mühselig nach draussen und für mich wird es echt schwer. Ich habe mich heillos überfressen und ärgere mich, dass ich bei so leckeren Sachen einfach kein Maß finde.

Wir gehen ein wenig rechts und links durch die Gässchen, setzen uns für etwas zu trinken in der Nähe der Karađozbeg-Moschee unter einen großen Sonnenschirm. Semir ist immer noch beschäftigt und wir wollen den Aussichtspunkt an der Koski Mehmed Pasha Mosque auch noch mitnehmen. Es ist 13:00 Uhr und innerhalb der Moschee wird gerade gebetet. Wir dürfen trotzdem hinein und ich stelle mich ganz hinten direkt neben den Eingang und höre zu.

Vor mir knien zwei Reihen von Männern im Gebet vertieft auf den großen Teppichen und rechts dahinter eine Reihe verschleierter Frauen. Es ist eine eher kleine Moschee. Die Wände sind weiss getüncht und in der Mitte gibt es eine breite Nische, die ein wenig wie ein Tor aussieht und verziehrt ist mit den schnörkeligen arabischen Schriftzeichen. Der Vorbeter sagt etwas in leisem Singsang und die Betenden stehen auf, verbeugen sich, knien sich wieder hin, berühren mit dem Kopf den Teppich und stehen wieder auf. Es ist faszinierend anzusehen und innerhalb der Moschee eine sehr andächtige Prozedur. Wenn nicht die zahlreichen Menschen vor der Türe wären, die laut diskutieren und so das Gebet und die Stimmung stören. Ich gehe leise hinaus und finde leicht den Weg hinter die Moschee zum Aussichtspunkt auf das Wahrzeichen Mostars.

Den Hinterhof der Moschee mussten wir uns wirklich gönnen, denn auch hier ist der Ausblick auf die Brücke Mostars einfach unvergleichlich – genau wie vor sieben Jahren.

Semir hat seine Angelegenheiten weitgehend erledigt und Kerstin, Jutta und ich gehen langsam die Straße entlang zur völig überfüllten Brücke, die wir gerade noch von Aussichtspunkt bewundert haben und wenden uns danach nach rechts Richtung Restaurant Babilon mit dem großen Becken auf dem Innenhof und warten darauf, dass Semir uns einholt.

Und tatsächlich findet er uns – meine regelmäßigen Nachrichten mit Standortangaben haben in nicht erreicht – man kann sich halt in seiner Stadt nicht vor ihm verstecken. Er hat seinen Freund dabei und gemeinsam gehen wir ein paar Meter, steigen eine Wendeltreppe hinunter und finden uns auf der Terrasse eines gemütlichen Restaurants wieder. Die Sachen auf der Speisekarte sehen schon wieder lecker aus und – obwohl ich immer noch das Gefühl habe, dass ich bis nächste Woche Samstag nichts mehr essen braucht, kann ich den Fischfilets auf Kartoffeln und Mangold zusammen mit einem großen Bier nicht widerstehen.

Aber danach rebelliert mein ganzer Organismus und ich kriege kaum was vom anschließenden Rückweg zum Taxistand, der Fahrt und der Ankunft mit. Ich bin mit mir und meinem Bäuchlein beschäftigt und lege mich aufs Bett. Auch wenn ich nicht wirklich schlafen kann, tut das Ausruhen jedoch gut und der Druck auf meine Innereien lässt langsam nach.

Ein kleines Entspannungsintermezzo, bevor es um kurz nach 7 am Abend wieder zu Fuß in die Stadt geht.

Trotzdem, als wir schon wieder zu Fuß aufbrechen schnaufe ich still hinter Kerstin her und versuche meinen tiefer gelegten Schwerpunkt irgendwie ausbalaciert zu halten. Wir marschieren wieder komplett durch die Altstadt und machen erneut Rast auf der anderen Seite des Flusses auf der unteren Veranda eines kleinen Restaurants direkt visavis der Stari most. Ne ich brauch heute Abend immer noch nix und bewundere Kerstin, Jutta und Semir, die es tatsächlich schaffen, Suppe oder ein komplettes Gericht runter zu bekommen. Da bleibe ich lieber bei einem trockenen Rotwein.

Der Rotwein ist mir heute Abend Abendessen genug auch wenn wir uns an der Kulisse nicht satt sehen können.

Wir plaudern und lachen und Semir erzählt ganz plastisch ein wenig von ‚früher‘.

Der Blick auf die gegenüber liegende Seite des Flusses Neretva ist großartig. Und um kurz von neun, ruft der Muezzin die Gläubigen zum Gebet. Und das passt wirklich hierhin!

Schließlich bezahlen wir, gehen wieder über die Brücke und gleich danach rechts die Treppen hoch um diesmal den weiten Weg bis zu dem üblichen Taxistand zu sparen und einen zu nehmen, der deutlich näher liegt. Aber offensichtlich gibt es den nicht mehr und während wir so laufen wird es immer mal hell und ein dumpfes Grollen begleitet unsere Schritte. Schließlich gelingt es uns ein vorbeifahrendes Taxi anzuhalten und die ersten dicken Tropfen treffen uns. Der Taxifahrer gibt Gas und gurkt durch die Stadt und bringt uns bis unterhalb unserer Unterkunft – da schüttet es schon aus EImern und wenige der echt dicken Tropfen reichen aus um uns eine ungewollte Intensivdusche zu verpassen. Als wir endlich in der Wohnung sind kommt noch einiges runter aber dann ebbt der Regen sehr schnell ab. Wie immer bei sowas: steckste die Nase raus, dann kriegste die komplette Ladung ab, bist du drin, dann hört es ganz schnell auf.

Nachdem ich gestern bis halb zwei in der früh Fotos sortiert und getippt habe, bin ich heute echt müde – und immer noch pappsatt. Also mache ich es diesmal kurz und verabschiede mich ins Bett, bevor ich vom Stuhl falle. Euch allen wünsche ich damit auch eine wundervolle Nacht.

Fünfter Tag: Mostar

Es gab heute mehrere Gelegenheiten bei denen ich ganz still stundenlang in der Ecke hätte sitzen und einfach völlig gedankenfrei vor mich schauen können: zuerst an der Buna Quelle, danach auf der Veranda des „Urban – taste of orient“ und zum Schluss in der Musikerkneipe neben dem Babilon.

286km sind es heute nur von Zadar bis Blagaj wo wir zeitgleich ankommen, uns doch verfehlen und trotzdem wieder finden.

Wir sind wieder früh auf den Beinen und haben irgendwie schlecht geschlafen. Vielleicht lags an den üppigen Nachttemperaturen, vielleicht an echt abgefahrenen Träumen, vielleicht aber auch nur an zuvielgegessen. Man weiss es nicht. Frühstück gibts ab acht und wir sitzen trotzdem viel zu früh auf der Veranda. Die Chefin „I am a One Man Show – Margarita“ serviert uns Kaffee, Tee und zum Beißen jede Menge andere leckere Sachen. Wir trödeln ein wenig denn so eilig haben wir es gar nicht weg zu kommen.

Kerstin gönnt sich noch eine kurze Zusatzpause vor dem Frühstück.

Aber wir müssen trotzdem mal los, beladen routiniert die Autos und verabreden uns auf dem Parkplatz direkt vor dem Derwischkloster in Blagaj. Aber da müssen wir erstmal hinkommen: Die Autobahn A1 ist super ausgebaut, windet sich um die kroatischen Höhenzüge und verwöhnt zwischendurch mit schönen Aussichten. Schließlich erreichen wir zunächst die Mautstation, danach die kroatische, anschließend die Grenze nach Bosnien-Herzegowina und zum Schluss wieder eine Mautstation. Bis nach Mostar sind es wirklich nur wenige Kilometer und auf den letzten 10 steigt das GoogleNavi aus. Das kennt diese Autobahn nicht, sie wurde auch erst am 06. September eröffnet und so gehören wir mit zu den ersten, die darüber fahren können.

Wir folgen den Hinweisschildern Richtung Mostar, treffen irgendwann wieder auf eine bekannte Straße und Google leitet uns nach Blagaj. Die letzten Meter erweisen sich als problematisch. Man läßt uns nicht mit dem Auto zum Kloster durch und deswegen suchen wir uns in der Nähe einen geeigneten Parkplatz. Wir versuchen Jutta und Semir zu erreichen, aber entweder funktionieren unsere ESims nicht oder Jutta und Semir haben keinen Empfang. Also steigen wir aus und gehen einfach schon mal vor. Und tatsächlich: die beiden sind zeitgleich mit uns angekommen, haben aber nicht ‚links hoch‘, sondern ‚rechts runter‘ geparkt.

Wir gehen die schmale Straße an der Buna entlang und kommen zum Derwischkloster Blagaj Tekke aus dem 17. Jahrhundert. Eine Tekke ist ein Zentrum einer Sufi-Bruderschaft und bedeutet „Rückzugsort“, „Schutz“ oder „Asyl“. Seltener ist von einem Konvent die Rede, denn man kann eine Tekke nicht mit der christlichen Vorstellung eines Klosters vergleichen.

Hier entspringt eine der größten Quellen Europas: Das glasklare und nur 7°C kalte Wasser kommt direkt aus dem Berg. Im Durchschnitt sprudeln jede Sekunde 43.000 Liter ans Licht. Der Ort Blagaj selber ist genau 600 Jahre alt und war schon früh Bazar und Handelszentrum.

Aber so weit, bis in die Stadt, laufen wir heute bestimmt nicht. Wir setzen uns ins Restaurant und sehen erstmal zu, dass wir was zu trinken und zu essen bekommen, bevor wir bis zu den islamischen Gebetshäusern gehen bzw. über eine kleine Fussgängerbrücke bis zum Höhlenmund der Vrelo Bune (Bunaquelle) am Fuße der über 200m hohen Felswand laufen. Trotz des kalten Wassers ist es ganz schön heiss hier!

In einem Museumsraum des Klosters sehen wir unter anderem einen Film mit welchen Menschenmassen man es hier in der Regel zu tun hat.
Semir ist stolz, dass er uns hier herumführen kann.
Es ist wunderschön – aber auch echt anstrengend!
Und neben „einfach mal einen Moment sitzen“ kommt auch „einen Moment stehen bleiben“ häufiger vor.

Schließlich gehen wir zum Auto zurück und fahren in Kolonne bis nach Mostar zu unserem Appartment Panorama. Semir biegt irgendwann links direkt von der Hauptstraße in eine Hauseinfahrt ab und mir kommen massig Autos entgegen und die Schlange hinter mir ist auch schon nervös. Also biege ich die nächste Straße links ab und kurve durch die engen Gäßchen, bis ich mich von unten ans Appartment herangekurbelt habe. Da ich hier schlecht bleiben kann tauscht Semir mit Kerstin die Plätze und ich fahre mit ihm wieder nach oben und kann jetzt relativ einfach ebenfalls direkt vor der Eingangstüre parken. Wir klären eben noch ein paar Details mit Hana, der Chefin hier, bringen unser Gepäck in die Wohnung und ich falle fast augenblicklich in einen 2.5 stündigen erholsamen Schlaf.

Wir sind aber nicht nur zum Schlafen hier: von Mostar wollen wir schon noch etwas mehr sehen – also rein in die Schuhe und wir gehen die 1.500 Meter teilweise steil hinab bis in die Altstadt Mostars und bekommen ein Plätzchen auf der Venada des Restaurants „Urban – the taste of Orient“ mit einem unvergesslichen Blick auf die historische Brücke Stari most und die früheren Gerberhäuser hoch über dem Fluss. Auch hier sind Essen und Trinken super und wir reservieren gleich Plätze für das Frühstück am nächsten Morgen.

Von der Veranda des Restaurants schaut man direkt auf die historische Brücke. Übrigens direkt hinter meinem Rücken ist die Steinmauer auf der wir vor 7 Jahren saßen und schon mal Fotos von der Brücke machten. Siehe auch Reisebericht: Auf der Suche nach Kuna!
Da muss ich nix mehr schreiben, oder?

Wir flanieren über das kugelige Pflaster der Altstadt über die Brücke, vorbei an den ganzen Ständen die Souvenirs und Handwerkskram anbieten. Aber das Bild hat sich gewandelt: während vor 7 Jahren noch gelegentlich echte Handwerksbetriebe darunter waren ist das Bild heute fast überall gleich. Und zwar sowohl was die Waren als auch das Ambiente betrifft. Taschen, Fächer, Kupfernippes, Hüte, Cappies, Lampen, Schals, Magnete und dann wieder alles von vorne.

Neben dem Restaurant Babilon gibt es in einer Ecke eine Musikerkneipe – der Chef war schon oft in Wacken wie die zahlreichen Sticker auf der Wand verraten und auf der Bühne macht sich gerade ein junger Mann bereit. Semir und ich gönnen uns jeder einen Whiskey und der Junge legt los. Er spielt unaufgeregt populäre Stücke und seine Stimme, auch wenn ein wenig Hall dazu gemischt wurde, ist super und angenehm und auch nicht zu laut.

Mit dem Whiskey, der Musik, ein wenig Gänsehaut auf den Armen und einer ganz tollen Stimmung im Herzen lassen wir uns von einem Taxi nach Hause fahren und müssen auch heute sagen: einfach super diese Reise. Danke dafür!

Vierter Tag: Zadar (Kroatien)

Wir lassen den Regen hinter uns und vor uns haben wir Berge, Sonne und Meer, Schiffe, Boote, Hafenpromenade, lecker Eis, lecker Fisch und achwasweissichdennnochalles. Aber vielleicht mache ich das besser wieder der Reihe nach und nehme nicht das Ende vorweg – wäre aber vielleicht auch eine Variante. Ich denke mal drüber nach…

Heute brauche ich wirklich nicht viel zum Frühstück: ein Saft, ein Löffelchen Rührei (nagut, ich nehm noch ein zweites Löffelchen – glücklicherweise liegt dafür ein großes Löffelchen bereit), 4 Scheiben Weißbrot, Butter, Salami und Käse in geeigneten Mengen. Jawoll. Das ist was für Homöopathen und damit genau richtig für mich!

337km. Ein Klacks, den wir mit einer nur 4 minütigen Pause ganz gemütlich in 4 Stunden abruckeln.

Die Autobahn ist wirklich bestens ausgebaut und andauernd durchqueren wir mehr oder weniger lange Tunnel. Die Leute um uns herum fahren teilweise wie die Besengten und Geschwindigkeitsbegrenzungen werden um 15km/h standardmäßig übertroffen. Da bleib ich lieber ein paar km/h unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit.

Ein kurzes Päuschen an einem View Point in etwa nach einem Viertel der Strecke nehmen wir zum Anlass, frische Luft zu schnappen und die Beine umzusortieren.

Schließlich verlassen wir die Autobahn, erklimmen noch ein paar Höhenmeter und als wir uns auf der Südseite wieder die Berge runterrollen lassen verschwinden Nebel und Wolken und machen den Blick frei auf einen strahlend hellblauen und absolut wolkenlosen Himmel. Die Temperaturanzeige steigt schnell von 17°C auf 25°C, wir öffnen die Autofenster und geniessen die warme Luft. Bei Novo mesto verlassen wir Slowenien, finden uns in Kroatien wieder und fahren bald auf die A2, die uns die letzten rund 200km bis nach Zadar bringt. Als wir abends die Strecke Revue passieren lassen hätte ich mein Rückentoupet darauf verwettet, dass es von Novo mesto bis Zadar vielleicht 75km sind – aber es sind tatsächlich fast 300!

Wenn ich schon gedacht hatte, dass es die Jungs in Slowenien etwas eilig haben, in Kroatien haben sie Vorbilder aus der Formel 1 und fahren 30-40km/h schneller! Glücklicherweise ist nicht viel los und so kann ich mit meinem eigenen Tempo gemütlich zu unserer Unterkunft „Rooms Margarita“ in Zadar fahren und auf den letzten Metern müssen wir wegen der sehr schmalen Wege ein wenig vorsichtiger rangieren.

Die Chefin empfängt uns sehr freundlich – leider sind die Zimmer noch nicht fertig, weil Anreise ist ja eigentlich erst um 16:00 Uhr. Aber sie verspricht sich zu beeilen (was wir bestimmt 5 mal versuchen ihr auszureden) und so setzen wir uns auf die Veranda und geniessen die Umgebung, das Wetter und den Geruch des nahen Meeres.

Unsere Unterkunft mit wirklich süßen Zimmern, sehr großem Bad und einer gemütlichen Terrasse.

Das Taxi bringt uns in wenigen Minuten bis in den Hafen und jetzt beginnt der eigentliche Spaß: Nach der schmalen jedoch modernen Fußgängerbrücke (Gradski most) erreichen wir die Altstadt mit dem von Millionen Füßen hochglanzpolierten Pflaster. Machmal ist es ein wenig ausgetreten und rechts und links stehen die dalmatinischen Häuser die einen italienischen Einschlag vermuten lassen. Vielleicht haben es sich die Italiener auch hier abgeschaut, wir wissen es nicht und ehrlich gesagt, ist uns das auch völlig schnuppe.

Das Nova vrata (Neues Tor) und der Blick auf die dahinter liegende Straße Ul. Jurja Barakovića
Das Haus der Palastwachen (Palais du Corps de garde)
Die Kirche St. Anastazia (Prvostolnica sv. Stošije (Anastazije)) mit ihrem prächtigen Glockenturm ist eine Augenweide.

In Sichtweite zur obigen Kirche setzen wir uns in ein Restaurant und freuen uns wirklich darauf, unseren Appetit zu zügeln. Es war wieder super lecker (die gestrige Doppelladung Wolfsbarsch war irgendwie noch leckerererer) aber wir sind ja nicht auf der Suche nach Superlativen. Schließlich biegen wir links ab und gehen in die Kirche des heiligen Donatus aus dem 9. Jahrhundert, die auf den Ruinen des antiken römischen Forums im zentralen Teil des historischen Stadtkerns errichtet wurde (man kann auch deutlich sehen, dass die Trümmer des Forums als Steinbruch verwendet wurden – insbesondere wenn Teile der Säulen aus dem Mauerwerk heraus schauen…). Wir gehen über das freigelegte Pflaster des antiken Forums innerhalb der Kirche und steigen die Treppen bis zur oberen Galerie hoch.

Am Ende des Rundgangs muss man schon sagen: so architektonisch und historisch bedeutend die Kirche auch sein mag: der Eintritt lohnte sich für uns nicht – und wenn er hilft, die alten Stätten zu erhalten, dann ist das völlig ok.

Der Blick auf das Wasser und die vorbeifahrenden Boote ist echt toll.

Auf der Přístavní Molo (der Sunset bzw. Sonnenuntergangs-Mole) machen wir noch ein paar Fotos und gehen die Obala kralja Petra Kresimira IV bis zur Meeresorgel. Dort setzen wir uns erleichtert hin denn wir können schon wieder etwas zu trinken vertragen, haben reichlich Zeit und sind den Anblick des Wassers noch nicht leid.

Die Meeresorgel (Morske orgulje) ist ein Kunstwerk, das in die Kaimauer eingelassen wurde und von den Wellen gespielt wird. Sie dringen in Röhren ein, verdrängen die darin befindliche Luft und erzeugen damit unterschiedliche Töne. Im weiteren Verlauf stehen wir neben der riesigen „Seabourn Encore“ die nur wenig später ausläuft und nach einer Stunde schon ein kleiner Pott am Horizont ist.

Hier sieht sie kleiner aus, als sie wirklich ist. Und gerade wird sie klar gemacht zum Auslaufen.

Wir wenden uns wieder nach rechts, gehen in die Altstadt zurück, können uns ein leckeres Eis nicht verkneifen und gehen anschließend in eine der Hafenbars um es noch mit einem Absacker zu versuchen – was natürlich gelingt, denn wir sind ja Profis.

Die Sonne geht unter und wir lassen uns von einem Taxi wieder zu den Rooms Margerita zurück bringen wo ich noch so meine täglichen Aufgaben habe, Kerstin und Jutta ein paar Runden Rummy spielen und Semir auf der Terasse entspannt.

Das war mal wieder ein wunderbarer Tag und das darf sich gerne so fortsetzen. Ich für meinen Teil werde jetzt ins Zimmer gehen und mich von der Tagesmüdigkeit überwältigen lassen. Basta.

Dritter Tag: Ljubljana (Slowenien)

Gestern abend hatte es ein wenig angefangen zu regnen und die ganze Nacht nicht aufgehört. Heute morgen hatte es sich dann massiv abgekühlt und Kerstin schnappt sich im Frühstücksraum einen Tisch am weit geöffneten Fenster. Kurze Zeit später musste ich den ersten Eiszapfen von meinem rechten Ohrläppchen vorsichtig abbrechen, in der Hoffnung, dass nicht der knusprige Rest ebenfalls dran glauben muss. Mannoman.

Um ziemlich genau 9:00 Uhr heute morgen starten wir den Motor und brauchen nicht lange bis zur Autobahn die uns weiter Richtung Süden dem nächsten Etappenziel entgegen bringt. Mit jedem Höhenmeter nimmt der Regen zu, nach jedem Tunnel werden die Tropfen dicker und schließlich schüttet es so heftig, dass wir nicht schneller als mit 80km/h über die Autobahn schleichen. Es sind viele Wohnwagengespanne und Wohnmobile unterwegs und wir sind echt froh, dass wir streckenweise bei dem Wolkenbruch alleine unterwegs sind.

An den Mautstationen staut es sich und es sind sagenhafte 2 Autos vor uns. Die Wartezeit, bis wir endlich vorne stehen, beläuft sich auf unfaßbare 15 Sekunden und die Schranke geht automatisch auf. Technik die begeistert (hatten wir das nicht schon mal?) – jedenfalls kommen wir mit der digitalen Vignette und Maut für Österreich und Slowenien ohne auch nur die geringsten Schwierigkeiten bis zum Hotel.

Der Regen animierte meine inneren Organe (insbesondere meine Nieren) ebenfalls zur Ausschüttung größerer Wassermengen und ich gebe es nicht gerne zu: zwei Stunden vor der Ankunft in Ljubljana MÜSSEN wir mal bei Eisentratten anhalten. So viel habe ich die letzten 2 Wochen nicht getrunken wie ich da stehen gelassen habe.

Heute sind es nur 295km, aber die haben es auch in sich.

Nach dem Karawankentunnel scheint es besser zu werden – jedenfalls ist nicht nur Licht am Ende des Tunnels sondern auch so etwas wie Licht am grauen Himmel. Wir kommen fast gleichzeitig am Hotel an, organisieren unsere Klamotten und dann ordert Semir ein Taxi das uns innerhalb weniger Minuten in die Hauptstadt Sloweniens bringt. Tatsächlich hört es auf zu regnen und manchmal kommt die Sonne raus. Ich bin nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee war, die Jeansjacke, ‚lange‘ Socken und eine lange Hose anzuziehen, aber am späten Nachmittag wünschte ich mir, dass ich auch einen Pullover mitgenommen hätte. Es ist richtig kühl geworden und offensichtlich sind die 10°C aus Kärnten mittlerweile in Slowenien angekommen. Brrrr.

Ein Kulturdenkmal neben dem anderen ist hier zu finden

Ljubljana ist eine wunderschöne Stadt, durch die ein Fluss gleichen Namens fließt (okok, bevor Semir mit mir meckert: der in einer tiefen Rinne zügig strömende Fluss heisst hier Ljubljanica und etliche Brücken verbinden die 4 Quartiere miteinander). Wir setzen uns in eines der Restaurants an der Flanierstraße und geniessen es, hier zu sitzen und etwas zu trinken. Mein Essen (Wolfsbarsch übersetzt Semir) mit Spinat und kleinen Kartoffeln ist so lecker, dass ich das zum ungläubigen Staunen von Nancy, der netten Kellnerin, gleich ein zweites Mal bestelle – und ich schwöre: ich hätte es auch noch ein drittes Mal verhaftet. Aber irgendwann muss der Kopf über den Bauch siegen, auch wenn es schwer fällt.

Viele Grüße von uns vieren in die Heimat und an alle, die uns hier mal wieder begleiten!
Die Eingangspforte zum barocken Nikolaj-Dom ist beeindruckend
Muss ich nix zu schreiben, oder? Einfach nur schön!

Wir besuchen den Kongressplatz, stehen vor der Philharmonie und gehen durch den kalten immer stärker werdenden Regen bis zur Drachenbrücke, die ihren Namen schon irgendwie verdient.

Es ist spät geworden, wir entern ein Taxi, lassen uns zum Hotel zurück fahren, ich ziehe noch einen Pullover drüber (gesagt ist gesagt) und wir setzen uns in die Lobby des Hotel-Sportbereiches mit Blick in die Badmintonhalle. Ich gehe meinen literarischen Ambitionen nach und Kerstin, Jutta und Semir spielen hochkonzentriert und verzweifelt um den jeweiligen Sieg bemüht, RUMMY.

Wie der weitere Abend verläuft ist für die Nachwelt nicht aufgezeichnet und ich kann euch zumindest sagen: die Stimmung schwankt trotz (oder gerade wegen) gleichmäßig verteilter Siege der Kombatanten und ungestörter Schreiberei zwischen angespannter Konzentration und verhaltenem Jubel. Es geht uns gut und das ist das Wichtigste!

Zweiter Tag: Salzburg (Österreich)

Was für ein schöner Tag: Abwechslungsreich, tolle Aussichten, lecker, unbeschwert, bestes Wetter und viele sehr nette Leute!

Das war zumindest für mich eine der etwas härteren Nächte. Es war echt warm im Zimmer und da hab ich mir das Schlafshirt einfach gekniffen. Damit war es zwar immer noch zu warm und außerdem habe ich wieder total abgefahrenen Mist geträumt aber ich bin recht gut über die Runden gekommen. Ich habe extra keine Uhr angezogen damit, wenn ich denn mal wach werde, ich nicht dauernd feststellen muss, dass nach gefühlten Stunden, doch wieder nur Minuten in der Nacht vergangen sind. Am Morgen stehe ich etwas zerknittert auf. Die Rundumerneuerung gelingt unerwarteterweise nicht nur schnell, sondern auch recht erfolgreich. Um kurz nach sieben in der Frühe sitzen wir beide geschniegelt und gespornt also im Zimmer und warten aufs Frühstück. Um kurz vor acht halten wir es nicht mehr aus, weil – wenn mein Magen hörbar röhrt, es vielleicht die anderen Gäste stört! Unten treffen wir Jutta und Semir und laufen langsam in der Morgenfrische rüber zum Landgasthof.

Das Frühstücksbuffet ist klein und bietet doch alles, was wir üblicherweise so mögen: Brötchen und verschiedene Wurst, Käse, Müsli, Joghurts, kleine Frikadellenspieße, gekochte Eier, Kaffee, Tee und Milch. Semir haut ordentlich rein und ich streike nach 2 Brötchen, 2 Tassen Kaffee und 3 gekochten Eiern. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen ins Auto, bezahlen und diskutieren mit Frau Hofmann ob wir zur Weihnachtsmarktzeit wieder herkommen dürfen (ja! Noch alles frei!) und bekommen die Empfehlung, dann nicht nur Nürnberg und Rothenburg, sondern auch das 30km entfernte Windsbach zu besuchen, bei dem der Weihnachtsmarkt etwas absolut besonderes sein soll.

In Oberdachstetten ist der Diesel heute 10ct teurer als gestern, also fahren wir weiter und entdecken nach ein paar Kilometern sogar eine deutlich preiswertere SelfServiceOhneKassenhäuschenTankstelle an deren Zapfsäule wir uns ein wenig abrackern, aber auch hier sind wir letzten Endes erfolgreich, haben den Tank wieder voll und schweben über die Autobahn grobe Richtung Süden. Schon frühzeitig meldet das Navi Verkehrsstörungen und bietet eine um 4 Minuten schnellere Route an. Ich bin zu faul um das zu verweigern und lasse das Navi einfach machen. Irgendwann im Großraum München holt uns Google von der Autobahn runter und wir fahren eine phantastische Landschaftstour durch das tiefste Bayern. In der Ferne tauchen die Alpen im Dunst auf und die Restentfernung schmilzt schnell zusammen.

Um 13:30 und damit gute 10 Minuten früher als ursprünglich bei der Abfahrt aus Rothenburg prognostiziert stehen wir vor dem Hotel in Salzburg, Checken ein (das tut mir leid, wir haben keine Reservierung auf ihren Namen. Ich hole die Unterlagen aus dem Auto und siehe da: uns gibt es doch) und werfen unsere Sachen ins Zimmer.

Jutta und Semir tauchen schließlich auch auf. Die beiden hatten zwischendurch kleine Pausen eingelegt und sich außerdem mehrmals durch Staus gequält was die ganze Anfahrt damit ein wenig in die Länge gezogen hat. Während Kerstin mit dem schwülheissen Wetter hadert und Jutta und Semir noch im Anflug sind hatte ich die Gelegenheit herauszufinden, wie wir mit dem Bus nach Salzburg fahren können und stelle fest: einfacher geht es gar nicht. Der Bus fährt hier alle 20 Minuten ab und bringt uns bis in die Altsstadt Salzburgs. Tickets können wir elektronisch an der Bushaltestelle kaufen und wir können weder unseren Ausstiegspunkt noch unseren Rückweg verfehlen. Es geht quasi von Endstation bis Endstation.

Kaum ausgestiegen geht es auch gleich los mit den Sehenswürdigkeiten: Das Geburtshaus Mozarts erhebt sich direkt vor uns und halbwegs darüber thront die mächtige Hohensalzburg. Tickets kaufen wir quasi im Durchlaufen Online und kommen ohne Wartezeit an der Schlange direkt in die nächste Zahnradbahn. Technik die begeistert.

Mittlerweile habe ich echt Kohldampf und bin froh, dass wir oben direkt in die Gastronomie auf der Aussichtsterasse einkehren, Nikola (er und Semir sind gleich in ihrer Sprache per du) schnell unsere Bestellung entgegen nimmt und wir hier oben ein perfektes Plätzchen ergattert haben. Die Aussicht ist wirklich toll. Wenn wir aufstehen können wir auf die Stadt hinunter blicken, Kerstin hat die mächtigen Mauern der Hohensalzburg im Rücken und dafür den weiten Blick auf die nahen Berge vor sich, deren ‚Hintermänner‘ jedoch fast im fernen Dunst mit dem Himmel verschmelzen.

Das Essen ist super, der Nachtisch – eine äußerst fluffige Vanillesüßspeise mit Preisselbeeren darunter – bei den ersten Löffeln auch. Die letzten Löffel sind dagegen unaufgeregt und es scheint, als wenn man sich an den Geschmack ‚gewöhnt‘. Schließlich bezahlen wir und ich verabschiede mich von dem Pärchen vom Nebentisch (sie kommt aus New Zealand, lebt in San Diego und beide sind angesichts Salzburgs total aus dem Häuschen.) und wir gehen. Noch bevor wir großartig weiter kommen kommen wir schon mit 2 jungen Frauen aus den ‚States‘ in Kontakt. Der einen muss ich ein wenig die Würmer aus der Nase ziehen. Where from the states? California! Where at California? San Diego! Where at San Diego? Mit der letzten Antwort kann ich dann nix mehr anfangen aber trotzdem helfen wir den beiden noch, ein Foto von sich und der Burg im Hintergrund zu machen. Wir begegnen den beiden noch mehrmals und begrüßen uns, als wenn wir uns nicht zum ersten Mal begegnet sind! Stimmt ja auch schon fast.

Wir stromern ein wenig über die Burg, besuchen das Museum bzw. den Wehrgang und gehen noch die engen Wendeltrappen bis hoch zum Turm rauf, um den leichten Wind und die Aussicht zu geniessen.

Es wird so langsam Zeit. Also geht es wieder mit der Zahnradbahn abwärts und wir flanieren durch die Stadt, setzen uns in einen Biergarten auf dem alten Marktplatz, trinken noch was und schwadronieren über die furchtbar teuren und hoffnungslos (in unseren Augen) bescheuert aussehenden Klamotten von Prada in dem Schaufenster nebenan.

Schließlich reicht uns auch das, wir gehen noch ein wenig kreuz und quer und nehmen den Bus zum Hotel zurück. Endegelände.

Poah, es ist jetzt kurz nach Mitternacht – es regnet draußen ein wenig, ist knallewarm im Zimmer und mir fallen schon beim Tippen die Augen zu. Ich glaube, ich füge nur noch ein paar Bilder ein und dann mache ich auch Feierabend. Ich hab Urlaub und nicht Nachtschicht. Also ihr Lieben in der Heimat: habt auch eine gute Nacht und lasst nix anbrennen – machen wir ja auch nicht!

Erster Tag: Rothenburg ob der Tauber

Natürlich waren alle Vorbereitungen getroffen: die Koffer gepackt, das Auto gewaschen und ausgesaugt (eh! Schuhe ausziehen beim Einsteigen!!!) eSim und Vignetten bestellt und die Unterkünfte gebucht. Trotzdem lässt es einen ja nicht los: hast du wirklich an alles gedacht? Irgendwann ist aber Schluss mit Überlegen und dann geht es halt zum TschüssSagen nach unten und danach ins Auto, um unsere erste Etappe anzugehen. Das Wetter ist phantastisch, die Verkehrsmeldungen auch und so cruisen wir mit angemessener Geschwindigkeit (130) über die A3 Richtung Süden. Kerstin hatte schon ab Hösel das Nackenkissen in Position und die Augen zu, so dass ich bei aufgehender Sonne innerhalb von 30 Minuten Köln hinter mich lassen konnte und kurz danach Limburg in Sicht kam. Jutta und Semir sind ziemlich genau zur selben Zeit losgefahren und meldeten nun eine kurze Pipipause bei Fernthal.

Wo issn das?
Kerstin schaut nach und anhand der wenigen verfügbaren Infos sind die beiden entweder mit 250 Sachen unbemerkt an uns vorbei geknallt und schon deutlich weiter oder ein ordentliches Stück hinter uns. Nach einigem Nachdenken wird klar: auch wenn wir relativ langsam gefahren sind, Jutta ist noch entspannter gefahren. Kerstin und Semir haben jeweils auf dem Beifahrersitz zwischenzeitlich einiges von ihrem Schlafdefizit aufholen können.

Wir erklimmen den Hunsrück, wo auf der Nordseite der Berge die Wolken tief hängen und den Himmel mit einem gleichmäßigen Einheitsgrau verbergen und finden auf der Südseite einen tiefblauen Himmel mit gleißender Sonne, bei dem es nicht wirklich lohnt die Schäfchenwolken zu zählen. Zwischendurch gebe ich etwas mehr Gas um aus einem Pulk etwas ungleichmäßig fahrender Kollegen herauszukommen und meinen eigenen Rythmus wieder zu finden.

Es dauert genau vier Stunden bis wir die Autobahn verlassen und eine Weile über samtige Bundesstraßen unserem ersten Zielort entgegen fahren. Die Landschaft ist hügelig und grün und manchmal zieht der Geruch einer Schweinemast über die kurvenreiche Straße – aber ansonsten ist alles beschaulich und ruhig und ich spule die letzten Kilometer bis zum Landgasthaus Hofmann in Oberdachstetten ohne Herausforderungen ab.

Wir erreichen das Landgasthaus um 11:27 Uhr, stellen das Auto ab und gehen hinein. Familie Hofmann ist in Aufregung: das Catering muss noch verladen werden, ein Gästeauto blockiert die Zufahrt und wir stehen viel zu früh im Weg. Wir melden auch nur kurz unsere Ankunft an und ich vereinbare mit Jutta und Semir, dass wir uns gleich in Rothenburg treffen. Dann brauchen die beiden nicht noch extra nach Oberdachstetten zu gurken.

Die Fahrt nach Rothenburg von unserer Unterkunft aus braucht etwa 20 Minuten und die landwirtschaftlich geprägte Gegend verwöhnt uns mit wunderbar geteerten Land- und Kreisstraßen und wir erreichen zügig unseren Treffpunkt. Das wäre ein Paradies für Motorradfahrer denke ich und ändere meine Meinung, als ich die 1km lange Ölspur auf der Fahrbahn sehe. Es ist manchmal etwas grotesk. Hier gibt es alles und dann wieder nix. Wir albern rum und reden über Radfahrer, Flughäfen, U-Bahnen oder vielleicht sogar Intercities, die hier verfügbar sein könnten. Kaum ausgesprochen sehen wir die Radler auf der leicht ansteigenden Landstraße rumeiern, vor uns die S-Bahn und linksseitig den Rothenburger Flugplatz von dem heute noch Fallschirmspringer starten und landen.

Ich hatte es schon befürchtet: wie bei der Rallye 2024 in der Nähe von Porta Westfalica, können die Leute auch hier nicht einfach die Füße still halten, wenn wir sie besuchen wollen. Also fahren sie das komplette Begrüßungsprogramm für uns auf und das zieht natürlich weitere Touristen an. In unserem Falle findet an diesem Wochenende das 50ste Reichsstätten-Event mit einer Vielzahl von wirklich interessanten Einzelaktionen statt. Auf dem Parkplatz P4 direkt am Galgentor ist der Teufel los. Die Autos stehen Schlange und warten auf einen Wegfahrer. Wir sind ratlos – aber da meldet jemand beim Vorbeigehen, dass er jetzt den Parkplatz verläßt und schon haben wir unser Auto abstellen können. Danke dafür!

Wir gehen durch das Galgentor auf die Galgengasse und sehen uns den mittelalterlichen Handwerkermarkt an. Ohmann, ich könnte mich hier pleite machen. Langschwerter für 315€ inkl. ledernder Schwertscheide, Äxte und Untensilien, die ich schon zu Hause an den Wänden sehe. Unter den Menschen, die hier durch die Stadt laufen, trägt etwa jeder fünfte ein historisches Kostüm und zwischendurch marschieren Gruppen mit Pferden, Musikinstrumenten oder lautstark revoltierend durch die Gasse. Ein Mordsspektakel und Augen und Ohren können nicht genug kriegen. Die beiden Musketiere, die Landsknechte oder Ratsherren sind einfach super anzusehen.

Einen spreche ich an: Ist das eine Sonnenuhr am Handgelenk? Er schaut irritiert an sich herunter und braucht eine Weile: ja, es ist eine Solaruhr – also völlig dasselbe! Da kommen uns Frauen mit rußigen Gesichtern entgegen. Als ich sage: „das sind bestimmt die Dreckspatzen“ wird eine aufmerksam und raunt in schwäbischem Dialekt zu mir rüber: „Das hab isch jetzt abe übehört!“ Es ist einfach toll, wieviel Mühe sich viele geben, sich in historische – oder zumindet mittelalterlich aussehende Gewänder zu stecken.

In das Krebsgässchen rufe ich laut: „liebe Grüße soll ich von Julia ausrichten“ (Anmerkung: Julia ist eine total liebe und engagierte Arbeitskollegin und kommt aus der Gegend hier) – aber das Gässchen erwiedert den Gruß nicht. Trotzdem fühlt sich das irgendwie gut an 🙂

Nachdem wir Jutta und Semir getroffen hatten flanieren wir ein wenig durch die Straßen und setzen uns am Marktplatz zum Mittagessen in das Delphi. Hier sind wir hautnah dabei, bekommen die Vorführungen mit und sitzen total angenehm in einem erfrischenden Durchzug zwischen den Gebäuden. Es ist echt warm geworden und in der Sonne kaum auszuhalten – aber hier haben wir Schatten und können eine ausgiebige Pause machen.

Nach dem Essen stehen wir auf, hören einen kurzen Moment dem Schauspiel auf der Bühne zu und Kerstin und Jutta besuchen den Käthe Wohlfahrt Weihnachtsmarkt. Ich kann euch zumindest aus meinem Blickwinkel sagen: üppig geschminkte Weihnachtsbäume sind ein echt krasser Gegensatz wenn draußen fast 30°C sind. Ich schaue mir mit Semir zusammen die Münzer an und quassel anschließend ein wenig mit einem Pärchen aus Arizona (Mesa bei Phönix? – kennen wir! Achwas, erzähl mal…). Als Kerstin und Jutta aus der Weihnachtsmatrix wieder emporsteigen gehen wir gemeimsam ins nächste Eiscafé um uns weiter selbst zu verwöhnen.

Draußen, direkt vor dem Fenster, gibt es eine gewaltige Explosion. Die Gardine macht einen kleinen Satz zur Seite und danach knallt es wieder und wieder. Wir erschrecken uns und springen fast von unseren Stühlen auf. Das gehört zum Programm und in der Gasse hat die Artillerie Stellung bezogen und ballert die Straße hinauf. Mannomann! Wir verlassen das historische Zentrum, wenden uns zum Spitaltor und gehen auf das Lager, mit Zelten und Gelage, Handwerkern und Rüstzeugknechten. Grandios! Ich kann mich kaum losreissen von den der Szenerie, plaudere mit einer Dame, die gerade Gemüse am offenen Lagerfeuer in einer gusseisernen Pfanne zubereitet und der Gürtelmacher schüttelt sich vor Lachen als wir die Unterschiede in der Farbwahrnehmung von Frauen und Männern aufs Korn nehmen.

Schließlich fahren wir zu den Hofmanns zurück, verfrachten unsere Koffer in die Zimmer und treffen uns nach einer kurzen Pause im Biergarten. DIe ersten Humpen haben Semir und ich schon leer, bevor Frau Hofmann wieder an den Zapfhahn zurückkehren konnte und wir leeren noch ein paar mehr. Die Stimmung ist echt gelöst und bezieht das holländische Pärchen und die beiden vom Nebentisch mit ein. Und so quasseln wir bald zu sechst über Urlaub, Arbeit, Kinder und Kollegen und haben überhaupt eine Menge Spaß unter dem dicken Balkenfachwerk auf der Terasse des Landgasthofs!

Der erste Tag war schon mal einfach grandios. Auf geht´s zum nächsten!

21 Gedanken zu „Reisebericht 2024: Bayern, Österreich, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Slowenien“

    1. Liebe Claudia,
      du bist mal wieder die erste, die sich meldet. Glückwunsch! Meine Antwort ist leider nicht ganz so detailliert, denn ich würde ja einiges schon im Vorfeld verraten. Also: Unsere Reise ist mal wieder viel zu kurz. Aber trotzdem hoffe ich, dass ihr dabei seid und fleissig Kommentare postet. 🙂
      Liebe Grüsse von uns zu den Azoren!

  1. Hallo, Ihr lieben Urlauber. Das war ja mal wieder ein toller Bericht. Er hat mir wie immer sehr gut gefallen. Da hattet Ihr ja am ersten Tag schon sehr viel Spaß. Ich freue mich für Euch.
    Nun wünsche ich Euch weiterhin viel Freude. Auch viele liebe Grüße an Euch und Jutta und Semir.

    1. Danke für das Lob und wir freuen uns sehr, das du uns wieder begleitest. Ja, in der Tat, das war ein toller Tag und warte mal, bis du erst Salzburg gelesen hast! Die lieben Grüße habe ich natürlich ausgerichtet, und selbstverständlich heißt es: liebe Grüße zurück!

  2. Aus dem gestrigen sonnigen und heute regnerischen Mintard sende ich Euch die herzlichsten Grüße. Ich freue mich wie immer über die wunderbaren Bilder und den tollen aufschlußreichen Bericht. Es freut mich sehr, dass Ihr so viel Spaß habt und viel zu sehen bekommt.
    Nun wünsche ich Euch weiterhin sehr viel Freude bei allem was Ihr unternehmt. Auch wieder liebe Grüße an Dich, Kerstin, Jutta und Semir. Eure Karin

    1. Achwas, in Mintard regnet es auch? Wer hat denn da seinen Teller nicht leer gegessen – und es wirkt sich auch noch auf ganz Europa aus. Wie du hier lesen kannst kann ich mich als Ursache ganz sicher ausschließen!
      Und von uns vieren erneut liebe Grüße aus Ljubljana zurück!

  3. Ei nen wunderschönen guten Morgen. Heute bin sehr früh aufgestanden, weil ich einen Termin habe. Aber ich wollte doch schon sehen, ob Du, lieber Wolfgang, den wie immer tollen Bericht geschrieben hast. Jawohl, das hast Du. Die Fotos sind wieder wunderbar. Ich freue mich für Euch, dass Ihr soviel Spaß habt.
    So, nun muß ich mich fertig machen und losdüsen. Ich möchte ja nicht zu spät kommen.
    Wie immer liebe Grüße an Dich, Kerstin, Jutta und Semir.

  4. Guten Morgen an Euch alle.
    Ich habe es genossen mit Euch durch die Straßen von Mostar zu gehen und die Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Besonders die Brücke hat es mir angetan. Auch freut es mich, dass Ihr nicht hungern müßt. Der Frühstückstisch mit so vielen leckeren Sachen sah ja wirklich appetitlich aus.
    Nun wünsche ich Euch weiterhin viel Spaß und Freude und bleibt gesund. Liebe Grüße aus Mintard bei gerade mal um 10 °.
    Eure Karin

    1. Hallöchen und guten Morgen,
      es ist für uns auch ein Vergnügen, dich dabei zu haben. Und wahrhaftig können wir uns hier über das Essen beim besten Willen nicht beklagen. Viel Spass und Freude haben wir auch und nehmen begeistert alles an Eindrücken mit! Viele Grüße aus dem jetzt kühlen Mostar ins kalte Ruhrgebiet!

  5. Guten Morgen an Euch. Wie immer freue ich mich auf Deinen Kommentar und die wunderschönen Fotos. Du, lieber Wolfgang, schreibst den Bericht so anschaulich, dass ich das Gefühl habe, mit dabei zu sein. Vor allem auch die herrlichen Bilder. Auch freut es mich, dass das Essen so lecker ist. Manchmal läuft mir das Wasser im Mund zusammen, so lecker sieht das aus.
    Weiterhin wünsche ich Euch noch einen tollen Urlaub mit Sonne und ein bisschen Wärme. Liebe Grüße aus dem kalten Mintard Eure Karin

    1. Hallöchen, das freut mich sehr, dass es dir gefällt und du so nah dabei bleibst. Heute bei der Fahrt nach Bihac ist nicht so viel spektakuläres passiert, trotzdem hoffe ich, dass dir das Wenige gefällt. Und was die Temperaturen betrifft: ja, hier ist es auch ganz schön frisch. Da wir die Sonne im Herzen tragen ist das aber auch nicht so schlimm. Viele Grüße aus Bihac nach Hause und in die Welt!

  6. Hallo Ihr Lieben. Heute bin ich ein bisschen später dabei als sonst. Ich freue mich, dass es Euch gut geht und Ihr Euren Urlaub geniesst. So soll es sein, denn Essen und trinken sind ja sehr wichtig. Eure Fotos sind wieder wunderbar und ich schaue sie mir auch ein paar mal an. Ich kann nur sagen einfach toll.
    So, für heute muss ich aufhören. Morgen habe ich mehr Zeit und schreibe auch ein wenig mehr. Ich schicke Euch ganz viele Grüße aus dem sonnigen und kühlen Mintard und sage bis Morgen.
    Eure Karin

  7. Hallo, Ihr lieben Urlauber,
    nicht nur gestern war ich spät dran, sondern heute auch. Birgit B. war hier und wir haben ausgiebig gequatscht. Sie hat mir aufgetragen, Euch herzliche Grüße zu bestellen. das habe ich hiermit getan.
    Ich wundere mich immer wieder, dass Du die ausländischen Orte so toll schreiben kannst, ich würde mich dauernd vertun.
    Es ist ja auch eine wunderbare Landschaft und wie ich gelesen habe, ist das Essen ja auch sehr schmackhaft und dann auch noch preiswert. Wie schön für Euch. Da lässt es sich doch aushalten.
    Ich wünsche Euch weiterhin einen tollen Urlaub und freue mich auf den nächsten tollen Bericht mit den einzigartigen Bildern.
    Es grüßt Euch ganz herzlich aus dem sonnigen und etwas kühlen Mintard Eure Karin.

    1. Hallöchen,
      das ist ja völlig egal, ob du früh oder spät dran bist. Das tolle ist ja, wie souverän du das überhaupt hinbekommst.
      Danke für die lieben Grüße von Birgit. Sind hiermit angekommen 🙂
      Und glaube bloß nicht, dass ich die ganzen Ortsnamen alle auswendig hinschreiben kann. Ich muss da auch immer wieder nachsehen und die Namen dann Buchstabe für Buchstabe abschreiben.
      Bin gespannt, was du zu den heutigen Bildern sagst, denn das war eine ganz besondere Wandertour entlang der Seen und Wasserfälle.
      Jetzt muss ich noch den heutigen Bericht schreiben und dann geht es auch für mich in die Falle – ich hab es mir aber auch verdient!

  8. Einen schönen guten Morgen aus dem kühlen, aber noch nicht sonnigen Mintard. Ich freue mich, dass Ihr so schöne Touren macht und dann noch so tolle Bilder zaubert. Diese Gegend ist wirklich bezaubernd, die herrlichen Wasserfälle und die klaren Seen. Es sind herrliche Bilder, ich bin wirklich sehr beeindruckt und freue mich, dass ich das alles sehen darf. Es hat mich schon beeindruckt, dass Ihr so viele Schritte gelaufen seit, da habt Ihr ein leckeres Bier verdient.
    So, nun wünsche ich Euch weiterhin viele neue Eindrücke und einen tollen Urlaub. Viele Grüße an Dich, Kerstin, Jutta und Semir aus Mintard. Eure Karin

    1. Dir auch einen schönen guten Morgen und viele Grüße von der Seestadt Bled in Slowenien,
      wir freuen uns sehr, dass du so hautnah dabei bist und dir die Bilder von den wunderbaren landschaften gefallen. Und ich kann versprechen, dass wir noch weitere Bilder schöner Orte präsentieren können. Bis die Tage, Wolfgang und Kerstin

  9. Hallo Wolfgang, Kerstin, Jutta und Semir.
    Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich Euch und wie immer bin ich über die sensationellen Bilder rundum begeistert. Auch hat mir das Bild von dem leckeren Bled-Kuchen gefallen, da hätte ich auch gern zugegriffen. Von den Landschaften bin sehr beeindruckt, einfach wunderschön.
    Heute kommt mein Lieblingsenkel nach Mintard. Darauf freue ich mich schon riesig.
    Euch wünsche ich noch weiterhin wunderschöne Eindrücke und tolle Fotos. Eure Karin

    1. Guten Morgen!
      Ja, die Cremeschnitte hatte es in sich! Heute haben wir uns Burgen und Seen verschrieben! Viel Spaß beim Lesen.
      Liebe Grüße nach Hause, auch an deinen Lieblingsenkel!
      Wolfgang, Kerstin, Jutta und Semir

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