Reisebericht: Mit dem Moped durch den Wilden Westen

Beitragsbild oben: Mit freundlicher Genehmigung MR Biketours vom 29.06.2022

Und das ist die Strecke: Angefangen von Las Vegas (Übernachtungen sind gelbe Label) und die Highlights sind die übrigen Schilder) im Gegenuhrzeigersinn. Über 1.300 Meilen bzw. 2.200km auf bis zu 9.111ft üNN (Bryce Canyon) und Temperaturen zwischen 35°C und 6°C. Alles dabei – außer Regen…

Ende mit dem Rückflug

Tja, das war es dann. Die Koffer liegen ausgepackt im Wohnzimmer, die Habseligkeiten sind entweder in der Wäsche oder das technische Equipment wieder in den Schubladen.

Anmerkung: wer unsere nächste Tour „2023 Südwesten der USA: 1x ist noch lange nicht genug“ auch verfolgen möchte klicke bitte HIER!

Ein letztes American Breakfast um sechs Uhr in der Frühe (fast als Erster, ich musste aber auch nicht warten) , ein letzter Blick zurück auf den Pool und in das Casino. Mit dem Sprinterbus fahren wir zum Airport. CheckIn, Sicherheitskontrolle und Fußweg zum Gate schaffen wir zügig. Der Start ist rund eine halbe Stunde verspätet aber ruhig und ohne Zwischenfälle. Es ist eng, kühl, fürchterlich langweilig und zieht sich endlos. Die Landung ist nach 10,5h Flug gelingt dem Piloten in Frankfurt butterweich und mein Koffer ist einer der Ersten auf dem Band. Ich rufe beim Parking Service an und bereite mich innerlich schon mal auf echte Probleme mit dem dort hinterlassenen (und möglicherweise verbummelten) Schlüssel vor. Aber er greift in seinem Container gezielt den Schlüssel vom Haken und reicht ihn mir rüber. Respekt.

Nach ungefähr der Hälfte der Rückfahrtstrecke mit dem Auto nach Hause fallen mir auf der Autobahn A3 die Augen zu. Ich fahre auf einen Rastplatz und mache für eine Stunde ein Nickerchen. Leider ist auf dem Rückweg reichlich Stau und nach einer Gesamtreisezeit von über 25h ab Las Vegas bin ich endlich zu Hause. Schon klimpern auch die Nachrichten der Reisegruppe ein. Ein Teil der Leute hat Corona. Mein Selbsttest ist negativ, mal sehen wie das in 4 Tagen aussieht. Einer aus der Gruppe wurde von seiner Frau aufgefordert, Wasser aus der Garage zu holen und fand darin eine Harley Davidson als Geschenk vor. Respekt!

Wir freuen uns, dass wir uns wieder haben und gehen gleich lecker essen. Genug zu erzählen gibt es ja allemal. Damit findet diese Reise einen würdevollen Abschluss. Das hat aber auch Spaß gemacht. Gerne wieder.

An der Stelle danke ich Kerstin, dass sie mich hat ziehen lassen und Frank und den beiden Jochens für die Unterstützung, den übrigen Teilnehmern für den Spaß, den ich hatte und meinen Mitarbeitern Andreas, Paul, Iman, Sylvia, Nadja, Gazmend, Simone und Johannes, dass sie mir den Rücken frei gehalten haben. Das ist sicherlich alles nicht selbstverständlich. Danke.

Last Highlight: Grand Canyon Helicopter Tour

Wenn man mich mal so richtig aus dem Häuschen bringen will, dann am besten durch einen Hubschrauberflug.

250km und ziemlich genau 1:35 Minuten sind wir mit dem Helikopter unterwegs von Las Vegas über den Hoover Dam, Lake Mead bis in den westlichen Teil des Grand Canyons.

Heute ist der Tag der Tage. Es ist kurz nach 5 am Morgen als ich aufwache und stinksauer bin. Ich habe geträumt wir müssten per Bus in einer aufwändigen Fahrt wieder zu EagleRider zurück und dort eine separate und fadenscheinige Rechnung über $301 begleichen. Mach ich natürlich nicht und ich hatte am Tresen in dem Laden eine Menge guter Gründe, warum ich das auch nicht brauche. Wie gesagt: alles nur geträumt.

Also rappel ich mich aus den Federn, mache eine ordentliche und gefühlt ziemlich nötige Katzenwäsche und gehe runter um das 6:00 Uhr Frühstück zu genießen, ich habe nämlich so richtig Appetit. Leider ist geschlossen und ein freundlicher Gast eröffnet mir, dass das ‚Claim Jumper‘ erst um 7:00 Uhr öffnet. Grrr. Also wieder rauf ins Zimmer, noch ein paar Sachen machen und dann wieder um 6:40 Uhr runter. Ja aber hallo: Die Schlange ist schon 10m lang und ich stelle mich hinter ein deutsches Pärchen, das sich aber leider nichts zu sagen hat. Gut, dann grinse ich nur freundlich in mich hinein und halte mich zurück. Ich hätte denen ja gerne ein wenig von unserer Tour erzählt.

Wer zu spät kommt – ihr kennt den Spruch – steht ziemlich weit hinten.

Trotz der langen Schlange (oben: so sieht es rund eine halbe Stunde später aus) bin ich zügig an meinem Platz angekommen. Sophia, die heute Morgen wohl keinen so guten Tag hat, nimmt meine Bestellung entgegen und serviert aber in NullKommaNix den Kaffee (den sie mir ohne die Spur eines Lächelns in einem Porzellanhenkelbecher einschenkt) und einen frisch gepressten O-Saft.

Übrigens: dass es zum Frühstück ‚vernünftige‘ Teller, Tassen oder Henkelbecher mit metallischem Besteck gibt ist echt eine Seltenheit. Normalerweise frühstückt man hier von Plastik- oder Papptellern mit Pappbechern und Plastikbesteck. Das Frühstück ist dann oft auch so fettig, dass man den ganzen Tag davon noch etwas hat. Im Claim Jumper ist das also etwas anders. Und das muss man sich ja dann auch bezahlen lassen. Ich komme jedenfalls mit einer Rechnung über $31 wieder raus. Das hält mein Portemonnaie bestimmt auch morgen noch aus, denn ich habe keine Lust auf das „The Grille“ bei dem ich insgesamt $2 weniger bezahle aber mein Cholesterinspiegel dafür in schwindelerregende Höhe schnellt.

Robert und seine StretchLimo
Drinnen haben wir viel Spaß!

Um 9:00 Uhr treffen wir uns draußen vor dem Hoteleingang und die ersten stehen bereits bereit für die Abholung. Plötzlich kommt ein hochgewachsener Ami, stellt sich als Robert vor und fragt nach der Gruppe von „Fränk“. Ich schaue auf seinen Zettel und bestätige, dass dies die Gruppe ist, und schon bin ich für Robert offensichtlich der Ansprechpartner. Ich übersetze seine Anweisungen, setze mich dafür ein, dass einer nochmal pieseln gehen darf und dann führt er uns zur schwarzen, etwas abgeranzten Strechlimousine. Da hier aber nur 6 reinpassen dürfen in den Sprinter, der aber genauso komfortabel innen ausgestattet ist, die anderen 9 einsteigen. Die Fahrt dauert nicht besonders lange und endet bei Papillon Helicopter Tours. Hier werden wir registriert, gewogen und bekommen eine Rettungsweste – vermutlich, weil wir aus der Ferne auch mal Wasser sehen und es ja sein kann, dass wir mitten in der Wüste auch mal auf dem Wasser notlanden müssen.

Fein säuberlich stehen die Helis auf dem Airport bereit für den Flug

Nach einem Sicherheitsvideo und der Aufforderung nochmal Pipimachen zu gehen, steht unser Pilot Jared (ich schwöre, der ist gerade mal 25 Jahre alt) mit der Gruppe schon bereit. Er gibt uns noch ein paar zusätzliche Instruktionen, wir gehen nach draußen und steigen in einen offenen Elektrocaddy ein, der uns zum Hubschrauber bringt. Auch hier bekommen wir zusätzliche Zusatzinstruktionen. Ich darf als erster einsteigen, auf der Rückbank ganz durchrutschen und am Fenster Platz nehmen. Hauptgewinn! Wir schnallen uns an, aber bevor es los geht, ist es auch schon zu Ende. Wir sollen uns abschnallen, aussteigen und wieder in den Caddy setzen. Hm. Haben wir was falsch gemacht?

Wir gehen wieder in das kleine Terminal zurück und Jared übergibt mich an Charles. Also alles nochmal von vorne. Rein in den Caddy, Instruktionen zum Einsteigen in den Heli und anschnallen. Aber ich darf noch nicht einsteigen und soll Charles folgen. Auch auf der anderen Hubschrauberseite darf ich aber auch nicht auf die Rückbank, sondern ich soll nach vorne in die Mitte. Watt is los? Hauptgewinn zum Quadrat? Ein paar Leute aus der Gruppe haben ein „Ich darf VornesitzenUpgrade“ für nur $50 gebucht. Mir war das egal, also habe ich mir das Geld gespart, ich komme schon an meine Fotos. Und jetzt sitze ich in der Mitte mit bestem Ausblick nach vorne und auf die Handgriffe des Piloten.

Charles mit seinem neuen Copiloten „Wulf“

Charles dreht an Schaltern, drückt Knöpfe und fummelt eine Weile vor sich hin. Die Rotoren bewegen sich immer schneller und die Kiste fängt an zu rappeln. Wir haben NoiseCancelling OverEar Kopfhörer mit Mikrofon auf dem Kopf und Charles vergewissert sich, dass alle bereit sind.

Und dann wird es etwas schwammig unterm Hintern. In 20cm über dem Boden dreht er den Helikopter in Zeitlupe um sich selbst, schwebt 20m nach vorne zum Taxiway, dreht das Ding nach links und dann gehts auch schon los. Der Helikopter kippt leicht nach vorne, nimmt Fahrt und Höhe auf, steigt in einer langgezogenen Linkskurve auf 3.000ft und fliegt nach Vegas um über dem Caesar Palace und dem Bellagio in einer engen Rechtskurve Richtung Osten abzudrehen. Wir überfliegen nochmal den Airport und folgen einem anderen Hubschrauber, den wir nach rund einer halben Stunde langsam rechts überholen. Ich könnte Singen, Jauchzen und Jubeln. Das ist mal ein Erlebnis. Wir fliegen am Hoover Dam eine gekonnte S-Kurve damit jede Fensterseite mal runterfotografieren kann und düsen mit 120kn über die nahen Bergrücken.

Am 04.10.2022 haben wir noch auf der Brücke gestanden- – jetzt sehen wir sie sogar von oben

Ich probiere die Sprechanlage aus: „Wie lange bist du schon Helikopterpilot?“ frage ich ihn. „Seit gestern“ sagt er und fügt hinzu, er habe sich ein paar YouTube Tutorials reingezogen und sieht wohl so aus, als ob das reicht. Charles grinst mich an, und ich grinse zurück. Nein, im Ernst: Er hat den Pilotenschein vor 6 Jahren gemacht und ist seit 2 Jahren bei Papillon. Viele junge Piloten fliegen erstmal für Touris und später für Feuerwehr oder Rettungsdienste. Dass AirForce-Piloten in diese Branche wechseln sei eher selten.

Ausläufer des Lake Mead (Stausee des Hoover Damms)

Nach einiger Zeit überfliegen wir Lake Mead der in wunderbarem Blau unter uns vorbei zieht und dann erreichen wir den westlichsten Teil des Grand Canyon. Wir können die 21 typischen Gesteinsschichten übereinander sehr gut erkennen und die deutsche Stimme im Kopfhörer erklärt, dass sich der Colorado derzeit in 1.000 Jahren weitere 15cm tiefer eingräbt. Dabei beseitigt das Wasser jeden Tag 60 riesige LKW-Ladungen an Geröll und Staub und trägt es bis in den Golf von Kalifornien in Mexico. Von der Oberkante bis zum Wasser sind es bis zu 1.600m Höhenunterschied und obwohl es fast 2 Milliarden Jahre dauerte die Gesteinsschichten abzulagern dauerte es nur 6 Millionen Jahre (geologisch eine kleine Zeitspanne) um diesen riesigen Canyon in die Landschaft zu schneiden als sich das ganze Gebiet langsam um 2.000m anhob.

Und rein in den Grand Cayon

Wir kommen am Skywalk vorbei und in der Nähe des Quartermasterpoints drehen wir in einer Linkskurve um und fliegen die gleiche Strecke etwas weiter nördlich zurück. Charles gähnt ausgiebig und hat wohl gerade einen ‚toten Punkt‘. Hm, nicht, dass er in Sekundenschlaf fällt. Ich frage ihn, ob er mit den Pedalen die ganze Zeit dagegenhalten muss, weil die Pedalen eine unterschiedliche Stellung haben. Er wacht auf (nein, natürlich hat er nicht geschlafen) und nimmt die Füße vom Pedal (schau mal: ich kann auch freifüßig Helikopter fliegen) und erklärt mir, dass er das so getrimmt hat. Links neben seinem Sitz ist die kollektive Blattverstellung und die bleibt während des Fluges weitestgehend konstant und regelt damit die Höhe. Schon kleinste Änderungen am Pitch wirken sich in der Steigrate aus. Er bewegt den Hebel vielleicht 3 Millimeter nach unten und tatsächlich merkt man ganz deutlich, dass es in einen – wenn auch leichten – Sinkflug übergeht. Er korrigiert das wieder (Ingrid schaut etwas besorgt und stirnrunzelnd nach vorne). Dann zeigt mir Charles was passiert, wenn man den Steuerknüppel für die zyklische Blattverstellung bewegt. Auch hier reicht ein Zentimeter Knüppelbewegung um die Fluglage rechts/links und nach vorne/hinten kippen spürbar zu ändern. Was für ein Spaß für mich. Charles fragt mich, ob ich sein Copilot werden möchte und ich sage: „Na klar sofort – aber wo sind meine ‚Controls‘?“ Er lacht und wendet sich wieder konzentriert seinem Job zu. Leider habe ich in erreichbarer Nähe weder Steuerknüppel, noch Pedale oder Pitchhebel. Ich hätte das gerne mal ausprobiert…

Zwischendurch werden die Handys von der Rückbank nach vorne gereicht und ich mache reichlich Fotos und Videoschnipsel und Selfies undundund für jeden auf der Rückbank. Manchmal bin ich ganz schön beschäftigt – aber das mache ich gerne.

Möchte jemand ein Hausboot mieten? Bestimmt ist das wunderbar damit über den See zu schippern.

„Am Lake Mead kann man sich Hausboote leihen“ erzählt Charles. Auf die naheliegende Frage, was so ein Hausboot denn pro Tag kostet, ist er dann nicht gut vorbereitet, aber er schätzt, dass man eines mit 6 Übernachtungsplätze für rund $2.000 pro Tag bekommen kann. OK, da brauchen wir nicht mehr lange um den heißen Brei herumreden: Hier braucht er nicht zu landen. Er zeigt nach rechts zum Valley of Fire (kennen wir schon), überfliegt NordVegas mit der Fremont Street (kennen wir schon) und das Golden Nugget (kennen wir schon – weil unsere Gruppe darin untergebracht ist) und ich erzähle kurz, dass wir 1.300 Meilen die Südkante des Grand Canyon bis zum Monument Valley entlanggefahren sind, um dann auf der Nordseite über Bryce und Zion wieder zurück nach Las Vegas zu kommen. Mit 30 Motorrädern. Er schaut anerkennend rüber. Beim nächsten Mal würde ich die Tour nicht mit dem Motorrad fahren wollen sondern lieber mit ihm im Helikopter und mir als sein Copilot. Er lacht, meldet sich nochmal beim Tower und bedankt sich artig für unsere Teilnahme an diesem Flug.

Und dann setzt er zur Landung an. Es geht zügig abwärts und über dem Taxiway nimmt er langsam die Fahrt raus, bleibt in 1m Höhe neben seinem Parkplatz schweben und dreht den Helikopter gekonnt langsam um sich selbst, bis er ihn ohne Rappler butterweich auf die vorgesehene Stelle setzt. HAMMER!

Ich nestel aus meiner Tasche einen $10 Schein und melde mich damit schon mal für das Flugtraining bei ihm an. Er bedankt sich, hilft uns beim Aussteigen und der Caddy bringt uns ins Terminal zurück. Das war mal was. Ob sich die $479 + $30 (Spritzulage) + $10 (Trinkgeld) + 2x$1 (Trinkgeld für die Fahrer) gelohnt haben? Mich braucht ihr da nicht fragen.

Da Johannes kaum aus der Karre (Strechlimo) rauskam, bei der Hinfahrt die andere Gruppe mit dem Sprinter gefahren ist und der Sprinter auch einen bequemeren Eindruck macht, wollen wir mit der anderen Gruppe das Fahrzeug tauschen und fahren mit Superlaune wieder zum Hotel zurück. Dann rufe ich eben zu Hause an, schließlich haben wir Hochzeitstag (und zwar den 27ten) und berichte kurz von den letzten Tagen.

Dann gehe ich wieder runter. Johannes und Rainer wollen in die ‚Cadillac Bar‘ und ein Bierchen trinken. Aber die junge Lady am Tresen möchte die beiden nicht so gerne reinlassen. Ich habe einen Mordshunger, deswegen frage ich beide, ob ich sie begleiten darf und melde dann der Lady, dass sie jetzt nicht 2 sondern 3 Gäste hat, und siehe da: wir kommen rein und werden an einen Tisch geführt. Vielleicht sollte ich mir meine Dienste mal bezahlen lassen…

Wir verhaften ein paar Bierchen, quatschen über unsere Lebenswege und Rainer schließt sich mir bei der Wahl des Mittagessens, Enchilada Beef (eine mit Gehacktem gefüllte hauchdünne Teigtasche mit zwei Kugeln leckerem Reis rechts und links daneben und das ganze mit etwas Käse überbacken – LECKER!!!), an. Rainers Ding ist das nicht so, aber ich fands super.

Ich bezahle bei Ilse, verabschiede mich von den beiden, gehe aufs Zimmer und bin unschlüssig, was ich machen soll. Schließlich lasse ich die Hose fallen, ziehe eine Badehose an, gehe wieder runter und werde als Gast des Hotels kostenfrei zum Pool gelassen. Und das ist aber auch ein Pool: der hat sogar seinen eigenen Aufzug um in die dritte Etage zu kommen. Wenn man aus dem Aufzug rauskommt hat man direkt vor sich den Eintritt zur Wasserrutsche die als transparente Röhre mitten durch das Aquarium mit richtig großen Fischen und Haien führt.

Das ist mal ein Pool…

Ein attraktives langhaariges Baywatchgirl sitzt mit Funkgerät auf einem Gestell und nickt mir zu. Ich stelle mich auf die Startplattform der Rutsche, das Wasser ist kühl aber nicht kalt und schwinge mich kräftig in die Röhre. Nach einer Links- und wieder Rechtskurve hämmere ich durchs Aquarium und bin gefühlt nach einer 5-sekündigen schnellen Fahrt wieder unten im Becken. Von den Fischen habe ich nichts gesehen, dafür ging es zu schnell, aber ein Gaudi ist das allemal. Ich plansche noch ein wenig rum, mache ein paar Fotos und lege mich mit einem dicken Handtuch auf die Liege. Es dauert nicht lange, da fallen mir die Augen zu und ich mache ein halbstündiges Nickerchen. So, das war jetzt der Abschluss. Ich lasse noch eine Weile hinter halb geöffneten Augenlidern die Erlebnisse Revue passieren und gehe dann nach oben. Ich muss noch Koffer für den Rückflug packen.  Ach Leute, was war das toll. Ich brauche das in der Form nicht unbedingt wieder aber vielleicht macht meine Familie das nächstes Jahr mit mir nochmal mit. Das wäre wieder ein phantastisches und neues Abenteuer. Ich bin bereit!

Valley Of Fire und man sollte besser die Kurve kriegen

So eng liegen tolle und erschreckende Erlebnisse beieinander und manchmal auch noch innerhalb von Sekunden. Da kann man natürlich froh sein, wenn der Schutzengel parat steht.

114 Meilen laut Maps, aber auf dem Tacho waren es 139. Über 20% mehr. Kann aber auch sein, dass ein paar Meilen fehlen weil zwischendurch keine GPS Empfang da ist und diese Streckenteile nicht mitgezählt werden.

Wann geht’s nochmal los? Achja: 8:30 Uhr Koffer in den Sprinter laden und 9:00 Uhr Abfahrt. Nach dem Briefing springen wir auf die Motorräder und fahren los. Nach 40 Meilen tanken wir und fahren dann zum Valley Of Fire.

Knalleheiß und wunderbar rot. Meine Birne und die Felsen!

Das Tal hat seinen Namen vermutlich aus zwei Gründen: Hier brennt es einem das Hirn weg, wenn man keinen Helm auf hätte und die Felsen sind ockerrot und säumen die gewundene Straße. Echt cool. Bei der Hitze fällt es manchmal schwer, die ganze Zeit aufmerksam zu sein aber eigentlich geht es noch ganz gut. Ich fahre an Position 3 hinter dem Auto von Jochen hinterher und die kurvige und mit aufs und abs reich beschenkte Straße ist nicht besonders breit. Und dann passiert es innerhalb von gefühlten Sekundenbruchteilen und trotzdem einer halben Ewigkeit:

Wir fahren auf eine Kurve zu, die sich um einen größeren Felsvorsprung windet. Es ist eine von hunderten Kurven die wir mühelos und gemütlich ohne Ansatz von zu schnell oder Risiko bereits hinter uns gebracht hatten. Mein Vordermann mit seinem Sohn als Sozius legt sich aber nicht in die Kurve, er bremst auch nicht, sondern fährt einfach schnurgeradeaus. Die Räder des schweren Motorrades kommen von der Straße ab und das Motorrad rutscht unter dem Hintern der beiden nach rechts weg, landet auf der linken Seite und dreht sich im rotbraunen Schotter einmal um sich selbst. Die beiden und das Motorrad verschwinden in einer riesigen Staubwolke. Ich drücke auf die Hupe, um den vorausfahrenden Jochen zu warnen und verzögere langsam, um einmal die Unfallstelle frei zu halten und damit mir nicht noch einer hinten drauf knallt. Dann stelle ich sehr konzentriert das Motorrad ab (bloß keine zusätzlichen Komplikationen verursachen) und renne zurück. Die ersten sind schon da und helfen den beiden, die sich mit zittrigen Händen den Staub von den Motorradklamotten klopfen, auf die Beine. Andere sichern die Unfallstelle und weisen ankommende Fahrzeuge durch den Bereich. Yannik steht da wie paralysiert. Ich lasse ihn die Handschuhe ausziehen, sein Daumen tut etwas weh, aber es ist nichts gebrochen. Die beiden haben nicht einmal Hautabschürfungen. In dem Moment kommt ein Ambulanzwagen mit Blaulicht angerauscht und ich denke noch, das ging selbst in der Pampa rekordverdächtig schnell, aber tatsächlich hat sich ein paar Meilen weiter auch ein Unfall ereignet, der aber – so hörten wir später– nicht ganz so glimpflich verlief. Wir richten das Motorrad auf und bringen es wieder auf die Straße. Eine Menge Zeug rieselt aus den Radkästen und der linke Koffer ist jetzt mehrteiliger als zuvor. Die Bruchteile wandern ins Auto, wir schütteln uns den Schreck aus den Gliedern und sind froh, dass nun wirklich – außer einem Schrecken und etwas Materialverlust – nichts passiert ist. Da merkt man mal, wie wichtig gute Klamotten, Helm und Handschuhe sind – und ein Schutzengel, der ganze Arbeit geleistet hat. Selbst am nächsten Tag gab es keinerlei Spätfolgen für die beiden.

Und warum ist das jetzt passiert? Es IST einfach passiert: das Hirn wollte keine Kurve fahren und da blieben alle anderen schon tausendmal einstudierten Reaktionen (immer dorthin schauen, wo man hinwill und nicht dorthin, wo es gleich kracht) auf der Strecke. Blackout ohne Blackout. Was für eine abenteuerliche Reise. Und was für ein Glück, dass die beiden trotz der Temperaturen Helm, Motorradjacke/-Hose/-Handschuhe/-Stiefel (also Vollzeug) trugen. Mit Jeans oder kurzer Hose wäre die Reise für beide hier vorbei gewesen.

Am Ende des Valley of Fire machen wir eine Pause für ein Gruppenfoto und anschließend treten wir den Rückweg nach Las Vegas über den langen schon wieder kurvenreichen Highway 167 an. Schließlich geht es ein Stück über die Autobahn nach Las Vegas. Wir tanken ein letztes Mal und bringen die Motorräder nach Eagle Rider zurück. 1367,2 Meilen zeigt der Tacho. Das sind 2.200 Kilometer.

Der einzige Schaden an meiner Couch: die Sissybar ist abgefallen. Das kriegen die bestimmt im Handumdrehen hin. Die Chefin zeigt „Daumen hoch“ und ich bin fertig. Seufz. Ich lasse sie etwas wehmütig zurück und wende mich neuen Aufgaben zu: Duschen und raus in den Trubel.

Und du liebe Güte. Was alles so passiert ist auf der Strecke und was wir alles erlebt und gesehen haben. Manche Sachen wollen mir einfach nicht mehr einfallen. Wo war das noch mit den tollen Souvenirs? Wo sind wir lang gefahren? Wie gut, dass ich mir so viel aufgeschrieben habe.

Unsere Guides sind auch froh, uns wohlbehalten wieder am Hotel abgeliefert zu haben. Der Stress hat ein Ende. Ich springe unter die Dusche, wir treffen uns nochmal für ein kurzes Briefing eine halbe Stunde später unten vor dem Eingang und dann geht jeder seiner Wege. Ich laufe über die Fremont Street fast bis zum Ende und hole mir dort ein Slice Pepperoni-Pizza und verschlinge den Käse-Salami-Lappen mit Heißhunger an einer Straßenecke während noch mehr Menschenmassen als noch vor 9 Tagen an mir vorbei flanieren. Manche Gestalten erkenne ich wieder, die Mädels mit dem Federbusch und dem LasVegas auf dem Pöppes stehen immer noch da und die Bands sind gut – und laut.

Dancing Queens…

Ich stehe eine Weile mitten im Trubel und denke an die Stille, als ich frühmorgens mit eiskalten Ohrläppchen im Fastnirgendwo stand und noch vor Sonnenaufgang Fotos machte. Oder an die gewaltigen Landschaften für die man irgendwann keine Worte mehr hat und an meinen Vater und an Filou, die jetzt den vierten Sonnenuntergang am Hite Overlook erleben. Und noch ist das hier nicht zu Ende. Ich bin gespannt auf Morgen, der letzte vollständige Tag in den USA bevor es wieder nach Hause geht. Nicht zu früh, aber auch nicht zu spät. Ich freue mich schon drauf.

Zion NP und die Zahlen für heute: 12, 2, 16

Was das wohl bedeuten mag? Lest selbst, so einfach möchte ich es euch nicht machen!

Laut Google MAPS nur 119 Meilen. Laut Jochen aber 146. Aber die Größenordnung stimmt…

Erzählte ich es schon? Um 9pm Ortszeit lag ich im Bett. Hundemüde und gegessen habe ich an dem Abend auch nichts mehr. Und ich habe echt gut geschlafen, bin nicht zwischendurch sondern erst wenige Minuten vor dem Wecker um 5:45 Uhr aufgewacht. Ich mache mich fertig, schreibe noch ein paar Zeilen und gehe dann zum Frühstück runter. Im Frühstücksraum läuft amerikanisches Frühstücksfernsehen: In Vegas hat ein Verrückter, der sich von der Polizei abknallen lassen wollte, vier Menschen mit einem Messer getötet. Total gegensätzlich dazu hat in Texas ein Polizist einen im Auto sitzenden Teenager mit 10 Kugeln angeschossen als der einen Burger mampfte; in Fort Myers hat Hurrican Ian hunderte Häuser platt gemacht; in Kiew sind dutzende Raketen der Russen eingeschlagen nachdem die Ukrainer eine Brücke zerstört haben über die die Russen Nachschub auf die Krim bringen; alle Fahrzeuge des Elektro-SUV-Herstellers Rivian werden zurück gerufen, weil sie einen Bolzen verlieren; man kriegt 20% off, wenn man eine zweite kabellose Überwachungskamera kauft – und so geht das endlos weiter.

Ich hole mir einen Pappteller (andere gibts hier nicht) zwei Würstchen und einen Klumpen Rührei, 3 Toast, Butter, Marmelade und Kaffee aus der großen Warmhaltekanne. Wo ist das Besteck? Ungläubig nehme ich zur Kennnis, dass drei Automaten (für Plastikmesser, Plastikgabeln, Plastiklöffel) an der Wand hängen. Mit einem Hebel kann man sich jeweils ein Exemplar auswerfen lassen. Hauptgewinn! Der einarmige Bandit spukt 3 Besteckteile aus, ich kann also frühstücken.
Nach einer halben Stunde habe ich insgesamt 12 Toast vermümmelt und lege noch eine Banane oben drauf, denn der Tabasco auf den Würstchen war eine feurige Angelegenheit.

Oben im Zimmer packe ich anschließend meine Siebensachen zusammen und stolpere nach unten. Heute wollen wir in den Zion Nationalpark. Das Northrim des Grand Canyon ist aber auch nicht weit. Ich spreche mit Jochen. Na klar, wenn ich will kann ich auch eine eigene Route fahren. Aber vielleicht höre ich mir erstmal das Briefing an. Vorher schaue ich nach: Bis zum Northrim sind es 80 Meilen. Das ist aber auch die einzige Straße, die dann wieder zurück führt. Und bis Mesquite, unserem heutigen Ziel, sind es 146 Meilen laut Frank ab Kanab. Also 80 hin, 80 zurück und dann noch 146 Meilen? Das sind über 300 insgesamt – nö, das muss dann doch nicht sein. Finden übrigens auch Jürgen und Birgit die ich gefragt habe, ob sie da Bock drauf haben – haben sie aber nach erstem Zögern angesichts der üppigen Tageskilometer doch nicht.

Briefing: Jochen zeigt auf der Karte und Detailplänen wo es heute lang geht.
Sammeln, aufstellen, losfahren. Die Stadt kann unsere Abfahrt weiträumig akustisch verfolgen.

Um 9am röhren wir los und fahren als erstes zum Coral Pink Sanddunes State Park. Im Prinzip nichts anderes als Sandwüste in der strüppigen Steppenwüste. Eigentlich nicht viel besonderes, aber zum Rumalbern bestens geeignet.

Eh, Django, geh mir aus dem Weg!
Ganz schön trocken hier…

Nächster Stopp: Die Shell Tankstelle mit dem angeschlossenen Souvenirladen. Fürs Tanken war jetzt auch allerhöchste Eisenbahn.

Der Ablauf beim Tanken ist etwas anders als bei uns. Hier funktioniert das so:
1.) Kreditkarte einstecken (wenn man Glück hat gehts danach weiter und wird nicht zum Tankwart bestellt…)
2.) PIN eingeben (oder manchmal auch nicht)
3.) Kreditkarte entnehmen und wegstecken.
3.) Sonderangebote verneinen
4.) ZIP Code eingeben (meistens jedoch nicht. Man kann auch 90210 eingeben. (Melrose Place). Wozu das gut sein soll konnte mir keiner sagen)
5.) Zapfpistole entnehmen
6.) Benzinsorte (Diesel oder Gas) mit mindestens 91 Oktan per Taste wählen.
7) Zapfpistole in Tank stecken und Tankvorgang beginnen. Die Zapfsäulen kennen nur zwei Stimmungen: Vollgas oder gar nichts. Deswegen sprudelt es manchmal auch aus dem Tankstutzen heraus.
8.) Zapfsäule wieder einhängen
9.) „Ja“ auswählen, wenn man einen Ausdruck haben möchte.
10.) Tank verschließen und Platz machen für die anderen.

Wir fahren nicht weit, da kommen wir an ein schönes Fleckchen: Cordwood. Hier essen wir eine Kleinigkeit zu Mittag und die beiden Mädels, Annika und Marleen, sind einfach zu nett und sehr geduldig mit uns. Der Caesar-Salat schmeckt aber auch wirklich gut (im Gegensatz zum Cola-Pepsi Gemisch…) – und sogar der Parmesan darauf ist wirklich lecker. Und zwar so lecker, dass ich mir gleich noch einen zweiten bestelle, den dann der Chef höchstpersönlich bringt. Vielleicht hat er noch nie einen Europäer gesehen, der den Salat zwei mal direkt hintereinander bestellt hat. Jedenfalls ringe ich den Mädchen noch einen Wunsch ab. Die anderen Tourteilnehmer sind begeistert: jetzt quasselt er nicht nur mit den Mädels sondern läßt sich sogar zusammen mit ihnen fotografieren.

Marleen (links (noch nicht so lange dabei)) und Annika (rechts) sind die tüchtigen Helferinnen im Restaurant.


Von Cordwood sind es nur wenige Meilen bis zum Eingang des Zion Nationalparkes. Und was für ein Anblick sich da schon wieder bietet:

Das ist nur eine kleine Ecke aus dem Zion NP und noch nicht mal die Schönste.
Das kommt der schönsten Aussicht schon recht nahe. Trotzdem: muss man glaube ich selber gesehen haben um das nachvollziehen zu können.

Wir sammeln uns am Visitor Center. Hinter uns braut sich was zusammen. Graue Wolken kriechen über die Berge und lassen sich ins Tal fallen und man kann deutlich die Regenschlieren sehen, wie sie sich langsam dem Boden nähern. Ein paar frische Windböen kündigen an, dass die Temperaturen jetzt richtig schnell runter gehen und die ersten Tropfen plicken auf den Helm. Keine Zeit zu verlieren und wir verlassen den Zion Richtung Westen und damit weg von dem Unwetter. Wie gestern im Bryce Canyon umfahren wir auf den weiteren Meilen die Regenfront quasi auf der Kante und kriegen so allenfalls ein paar wenige Tropfen ab. Einen kurzen Stopp legen wir am WalMart bei Hurricane ein. Ein riesiges Center mit bestimmt 250×200 Metern. Hier finde ich eine kleine Wurst, kann sie aber leider nicht mitnehmen: sie passt nicht in die Motorradkoffer…

Das sind mal ordentliche Portionen. Da kann eine ganze Familie eine Zeit dran knabbern und fürchterlich viele Toasts belegen.

Das letzte Stück der Tour bis nach Mesquite fahren wir über den Veteran Memorial Highway. Zwischendurch beuteln uns heftige Seitenwinde und überholende Riesentrucks. Keine leichte Aufgabe. Um 6pm erreichen wir Mesquite, entern die Zimmer, duschen uns den Sand aus den Haaren und gehen in einzelnen Grüppchen wieder nach unten. Im Café Casa zwischen den ganzen Spielautomaten kann man lecker essen und an dem 16oz RibEye (453g Rumpsteak) mit Folienkartoffel und Gemüse für $20.99 (inkl. Cola ohne Eis aber +Tax+Tip = $28) kann ich nicht vorbei.

So, jetzt wird es Zeit fürs Bett. Es ist schon wieder nach Mitternacht und anständige Menschen in einem anständigen Urlaub sollten auch anständig schlafen. Genau das mache ich jetzt. Liebe Grüße aus Mesquite NV nach Hause und an Karsten in München: du hast völlig Recht: die Landschaft reicht für viele Reisen.

Bryce Canyon: mehr braucht es eigentlich nicht

Um fünf bin ich schon wieder wach. Wer die Reise verfolgt hat wird jetzt merken: Da hat er aber mal richtig lange geschlafen im Vergleich zu den Tagen zuvor. Stimmt.

Was macht man jetzt mit der Zeit bis zum Frühstück? Den Bericht hatte ich gestern schon geschrieben, wieder hinlegen mag ich nicht, einfach nur da sitzen kann ich nicht. Also Klamotten an, Stativ und Handy geschnappt und raus gehts an die frische Luft. Ich gehe bei Vollmondschein ein paar hundert Meter den Hügel rauf und biege dann rechts auf eine kleine Fläche ab. Hier ist die Beleuchtung vom Hotel nicht mehr ganz so intensiv, aber es ist trotzdem Vollmond. Wenn ich schon mal hier rumschleiche, dann kann ich auch Fotos machen. Was tolles sind sie nicht geworden…

Was ich aber nicht genügend bedacht hatte: der Wind ist eiskalt und auch wenn ich so schlau war eine Mütze aufzuziehen, meine Öhrchen darf ich nicht anfassen – die brechen gleich ab… Deswegen wird es Zeit, wieder aufs Zimmer zu gehen und die Ohrläppchen mit Telefonaten nach Hause wieder aufzutauen. Dass wir schon Sonntag haben kriege ich gar nicht so geregelt.

Auch hier ist das Frühstück kostenlos, wir sitzen zu viert zusammen und quatschen darüber, wieviele Teilnehmer Erkältungssymptome haben. Wirklich erstaunlich, dass ich da noch fit bin.

Gleich soll es los gehen. Gegen die Kälte helfen einige Schichten Anziehsachen. Leider werde ich damit auch unbeweglicher und das finde ich nicht die beste Variante. Also korrigiere ich nochmal nach und als ich zufrieden bin wackel ich nach draußen. Nach dem Briefing fahren wir gemeinsam und mit 30 Motorrädern lautstark los.

145 Meilen

Ich muss jetzt mal ins Bett. Bin gerade schon eingeschlafen und damit schreibt es sich nicht so leicht. Sobald ich wieder fit bin schreibe ich gleich weiter…

Nach neun Stunden Tiefschlaf und ausgiebiger Katzenwäsche kann es weiter gehen mit dem Bericht von gestern:

Wir fahren zunächst rund 20 Meilen in großer Kolonne Richtung Süden. Und wieder ändert sich die Landschaft dramatisch. Wo vorher noch Klippen und rote Felstürme das Bild bestimmten sind es jetzt bewaldete Hügel, wobei Hügel es nicht so genau trifft.

Nadelholzwälder und dazwischen die leuchtend gelben birkenartigen Aspen. Mit 50 Meilen/Stunde zockeln wir gemütlich die kurvenreiche Strecke den Berg hinauf. Aber Vorsicht: tatsächlich steht hinter einer Kurve eine Kuh friedlich wiederkäuend auf der rechten Spur und bewegt sich keinen Zentimeter zur Seite.
Am Homestead Overlook kann man nochmal den Blick in das weite Land wagen. Spektakulär würde ich das hier nicht nennen – aber malerisch passt wohl am besten.
In der Sonne wird es so eingepackt schnell mummelig warm in den Klamotten.

Das Kiva Koffeehouse (das wird tatsächlich so geschrieben) bietet einen handgekneteten sehr leckeren Vanilla Strawberry-Kuchen und auch sehr leckeren Kaffee an. Es lohnt sich hier eine kleine Pause einzulegen und vor der schönen Kulisse den Kuchen zu geniessen.

Weiter geht es zum heutigen Highlight der Tour: in den Bryce Canyon. Die Guides empfehlen, sich den Bryce Point ausgiebig anzusehen und dann zur Tankstelle außerhalb des Parkes zurückzufahren um dort genauso ausgiebig zu Mittag zu essen. Ich kann dem nicht so viel abgewinnen und fahre zusammen mit Volker die 18 Meilen bis zum Ende des Parks auf 9111ft üNN und dann gemütlich wieder von einem Aussichtspunkt zum anderen wieder zurück.

Einfach unglaublich
Must see!

Pünktlich sind alle Teilnehmer am Treffpunkt (das hat ja mal super geklappt) und wir fahren in getrennten Gruppen (wir haben sie geeignet benannt: Gruppe 1 = die Genagelten weil fast die Hälfte der Gruppe Ausfälle wegen Nägeln in Reifen, kaputte Koffer, abgerissene Trittbretter, umgefallene Motorräder usw. und Gruppe 2 = die Unversehrten weil bei uns schlimmstenfalls verlorene Blinkergläser zu beklagen sind) vom Bryce Canyon Richtung Kanab.

Hier finden wir zwei kurz hintereinander folgende Minitunnel

Kurz vor Escalante folgt die Straße einem Bergkamm. Rechts und links der Straße geht es steil nach unten und an so mancher Kehre nehme ich die Geschwindigkeit lieber deutlich runter.

Bei Orderville besuchen wir den Rusty Rock Shop. Eigentlich nichts ungewöhnliches – abgesehen vom Schoko-Vanille-Softeis. Das supernette Mädel hinterm Tresen baut auf dem Waffeleisbecher einen riesen Turm auf. Als ich den weggelutscht habe komme ich kaum vom Sessel hoch. Ich befürchte mein Hintern ist darauf festgefroren.

Wir setzen die Fahrt noch knappe 20 Meilen fort und erreichen um etwa 6pm Ortszeit Kanab. Für ein Abendessen habe ich keine rechte Lust und setze mich lieber nach der Dusche an den Schreibtisch und sichere Fotos und fange schon mal mit dem heutigen Bericht an. Gegen 9pm penne ich auf dem Stuhl ein paar Minuten ein.

Da war ich noch wach…

Resümee: wieder ein phantastischer Tag und ich freue mich schon auf morgen. Liebe Grüße nach Hause!

Mission erfolgreich beendet

Mein Vater und Filou sind dort angekommen, wo sie vermutlich sehr gerne ein Auge auf Land, Leute, Bäume und Tiere haben können. Hier haben sie ein schattiges Plätzchen unter einem Felsvorsprung unter den zur Mittagszeit ein Streifen Sonne scheint. Ein paar kecke Eichhörnchen springen hin und her, und ich kann sehen, wie Filou aufmerksam hin und her schaut und mein Vater ihm dabei die gespitzten Ohren krault. So habe ich mir das vorgestellt und so kann es bleiben, so lange es irgendwie geht.

Heute schreibe ich nur wenig zu unserer Tour – vielleicht abgesehen davon, dass es mit jedem Kilometer bunter und spektakulärer wurde. Wir haben das Wort „spektakulär‘ schon sehr strapaziert, aber es nutzt nix. Es gibt kaum eines, dass es besser ausdrückt. Wenn euch noch Superlativen einfallen: immer her damit. Ihr habt ja die Kommentarfunktion. Und jetzt: genießt die Bilder:

170 Meilen und jede davon war es wert.
Vorne nix…
Und nach hinten auch nix. Da kann man ganz sorglos auf die Wunder dieser Landschaft achten. Es geht in immer tiefere Einschnitte, die Farben werden immer bunter und hinter jeder nächsten Kehre bleibt mir aufs Neue die Luft weg.
Es geht über den Highway 95. Diesen Highway fährt man am besten von Süden nach Norden, hat die Sonne stets im Rücken, so dass die Licht- und Sichtverhältnisse optimal sind und plant reichlich Zeit für Fotostopps oder kurze Wanderungen in die Washs ein. Das Bild hier ist nur eines von vielen und es ist unmöglich, die schiere Größe und Farbenpracht der Landschaft im Foto festzuhalten.

Zur Mittagszeit, nachdem wir den Colorado überquert haben, kommen wir zum Hite Overlook. Und hier kann ich endlich machen, weswegen ich unter anderem diese Reise angetreten habe.

Da sitzen sie jetzt beide unter dem vor dem Wetter schützenden Felsvorsprung und dürfen gemeinsam einen phantastischen Ausblick geniessen.
Viel Spaß mit der Aussicht und lasst euch nicht von den neugierigen Eichhörnchen ablenken.
Wer die beiden besuchen möchte findet sie unter dem dreieckigen Felsvorsprung direkt an der Abbruchkante bei
37°52’51.8″N 110°24’28.6″W
Capitol Reef… Ich brauche wohl nichts mehr zu sagen. Als wir hier für Fotos stoppen frage ich Jochen, was es denn so sehenswertes gibt. Daran kann man schon merken, dass wir mittlerweile ein wenig überfordert sind mit so viel Landschaft.

Am Nachmittag erreichen wir Torrey, das aus ein paar Häuschen, Salons und einer Tankstelle besteht. Wir richten uns eben her und gehen dann zum Abendessen. Ich hatte schon die ganze Tour über das Bedürfnis mal Nachtaufnahmen zu machen. Also ziehe ich mir nach der Dämmerung die Klamotten wieder an und fahre rund 6 Meilen im Dunkeln Richtung Westen bis zur Nielsen Grist Mill, packe mein Fotozeugs aus und es ist so wie befürchtet: Es gibt Wolken und Vollmond – dafür aber keine Sterne.

Ich packe ein wenig enttäuscht das Zeug wieder ein, da kommt ein großer Truck mit Blaulicht auf den Parkplatz gefahren. „Da bin ich ja mal gespannt was jetzt passiert“ denke ich: ein älterer Herr fährt die Scheibe runter und fragt, ob alles OK ist. Denn oft springen Rehe auf die Straße und das ist für Motorradfahrer schon ein ernsthaftes Problem. Und dann sage ich: „ich habe versucht Fotos machen“ was sich in seinen Ohren bestimmt anhörte wie „Ich habe eine Wassermelone getragen“. Die blöden Touries machen im Dunkeln Fotos. Soso. Ich denke, da er nun das absonderliche Verhalten von Europäern gesehen hat wird er das bestimmt demnächst als Anlass zur Belustigung an seinem nächsten Stammtisch einsetzen…

Und damit geht erneut ein wunderschöner und anstrengender Tag zu Ende. Es soll die nächsten Tage echt kalt werden wenn wir zum Bryce Canyon rauf fahren. Weit oben in Nordamerika gab es schon reichlich Schnee. Hoffentlich bleibt der erstmal dort…

Monument Valley

Heute morgen ist das Frühstück im Hotel kostenlos – Großartiges erwarte ich da nicht, was sich dann auch bestätigt. Immerhin hält mich das davon ab, den Bauch schon so früh voll zu machen und den Ballast anschließend auf dem Motorrad durchschuckeln zu lassen. Heute wollen wir Monumentales sehen und bei den Navajos zu Mittag essen.

167 Meilen laut Google und wir klettern bis auf über 9.000ft üNN was so rund 2.740m über dem Meeresspiegel sind. Merkt man gar nicht…
Das wird ein echt angenehmer sonniger Tag. Man muss allerdings auch ein wenig aufpassen, denn in windstillen Momenten fange ich an zu schwitzen und kurz darauf weht ein frischer Wind unter das T-Shirt…

Nach dem Tanken fahren wir zügig bis zum Monument Valley Tribal Park ($8,00 Einfahrtgebühr). Schon auf dem Weg dahin wären wir gerne ein paar mal stehen geblieben um Fotos zu schießen. Aber tatsächlich brauchen wir das nicht, denn spektakulärer als im Monument Valley geht es nicht. Um 11:00 Uhr sind wir laut unserer Guides mit dem Häuptling für eine Jeep-Tour durchs Valley verabredet. Ob ‚Bernhard‘ ein echter Häuptling ist können wir natürlich nicht wirklich wissen. Er spricht ein paar Worte Deutsch (Einsteigen, Aussteigen, Achtung, Daumen…) und bekommt von mir das ‚Achso‘ noch hinterher (ich werde bei meinem nächsten Besuch überprüfen, ob da was hängen geblieben ist). Was denkt ihr, ist das schon eine Form von Kolonialmismus?

Schon der Blick von hier oben läßt einiges erwarten.

Ich habe über 100 Fotos geschossen. Die kann ich unmöglich alle hier zeigen, aber ein paar davon vielleicht schon…

Die Straße, die dort zu sehen ist, wird von PKWs aber auch von geländegängigen Jeeps befahren. Die Jeeps sind gut gefederte PickUps mit OffRoad Bereifung und auf der Ladefläche ist Platz für 15 Hinterteile. Am Ende sind wir in unserem Jeep mit 20 Leuten und ich frage mich, ob man da einen Jeep einsparen wollte um mehr Touries durch die Gegend schaukeln zu können. Mir auch egal, denn es gibt echt viel zu sehen. Ich lege einfach mal ein paar Fotos auf, damit ihr das nachvollziehen könnt:

Was für ein Ausblick!!!
Ein paar hundert Meter weiter machen wir bei den Three Sisters unsere erste Fotopause. Und nach der dritten Fotopause fahren wir zum Mittagessen…
Hier ist es erstaunlich angenehm. Es weht kein Lüftchen. Gute Voraussetzungen für ein Mittagessen, denn es gibt Navajo-Tacos mit Salat und Sauercreme- oder/und einer pikanten Paste. Das war unerwartet lecker und auch genau das Richtige in Sachen Menge und Art des Essens.

Von hier aus wollen wir nach Blanding, dem östlichsten Punkt unserer Reise, aber auf dem Weg dorthin halten wir kurz an: Wer von euch kann mir sagen, wo wir hier stehen?

Ich gebe mal einen Tipp: berühmter Film von 1994 von einem, der ein ganzes Stück durch die Staaten läuft und dann an dieser Stelle feststellt, dass er auch noch andere Dinge tun kann.

Auf unserem Weg liegt noch Fort Bluff. Quasi ein erster Posten Anfang des 20. Jahrhunderts in der Pampa. 100 Siedler sind damals mit Pferdewagen losgezogen um neues Land zu ‚erobern‘ und friedliche Beziehungen zu den Einwohnern aufzubauen. In der Kirche (eine geräumige Blockhütte) wird uns ein Film darüber gezeigt wie der Treck von Escalante loszog und hier in der Nähe von der Hochebene ein paar hundert Meter bis ins Tal runter musste. Da haben die Siedler in einem der strengsten Winter dieser Jahre mal eben auf der Strecke innerhalb ganz kurzer Zeit die Felswände und Böden bearbeitet und sind anschließend mit den Gespannen die grob behauene Straße ohne Verluste an Mensch, Tier und Material runter gepfeffert. Hut ab vor den Strapazen, den Leistungen und der – so würde man heute sagen – Lösungskompetenz der Siedler.

In Blanding tanken wir (ich habe noch eine Restreichweite von 219 Meilen – trotzdem: tankt einer, tanken alle) und als wir am Hotel ankommen stellen wir fest, dass Jacob die Reservierungszettel vertauscht hat. Ich habe heute Nacht also keine Bleibe – wie einige andere übrigens auch. Aber er gibt alles, organisiert reichlich Zimmer und rettet damit die Situation. Da wir nun in verschiedenen Hotels unter gebracht sind steht er für seinen Fehler zerknirscht ein, holt uns vom Hotel ab, bringt uns zum Restaurant und fährt uns sogar wieder zum Hotel zurück. Damit hat er sich bei mir zumindest rehabilitiert.

Ich merke gerade, wie ich wieder total müde mit dem Kopf auf die Tastatur absinke. Damit ich morgen früh nicht die Lacher wegen der Tastaturabdrücke auf meiner Stirn auf meiner Seite habe, gehe ich jetzt mal geschwind ins Bett. Morgen ist auch noch ein Tag. Schlaft gut (Ach, ihr werdet ja gerade wach…)

Grand Canyon, IMAX und Tuba City

Ich habe gerade noch ein paar Minuten Zeit und kann deswegen schon mal einen Ausblick auf den heutigen Tag geben bevor die Koffer in den Transporter und mein Hinterteil auf der Couch landet:

Die Nacht war mal wieder kurz und ich pelle mich mit dem Weckerklingeln (ich habe ihn vorsichtshalber in die andere Ecke des Zimmers gelegt) ziemlich zerknittert aus den Federn. Der Spiegel sagt: „Mannoman, da hast du gleich aber was zu tun!“. Ich mag das ja gar nicht wenn man mich früh morgens mit solchen Botschaften konfrontiert. Aber ich habs hingekriegt und war nicht so schlimm wie erwartet.

Lisa weist mich unten fürs Frühstück ein (ich bin mal wieder… richtig… der Erste) und ich darf noch reichlich Toast auf meinem Teller anhäufen. Kurze Zeit später gab es keines mehr, man hat sie nicht auf über 40 Leute vorbereitet.

Draussen strahlt die Sonne um die Wette mit meiner Laune. Ich gehe mal raus zum frische Luft schnappen. Es ist mit 6°C ein wenig frisch um im T-Shirt einen ausgiebigen Spaziergang zu machen und ich mache mir Gedanken, was ich gleich alles an und später wieder ausziehen muss. Es geht erst in rund einer Stunde los und gestern war es um die Nachmittagszeit ziemlich angenehm. Motorradhose oder Jeans? T-Shirt oder Sweat-Shirt zusätzlich? Normale Handschuhe oder dicke Handschuhe? Wie mag es am Grand Canyon sein? Beim letzten Mal vor 5 Jahren war es in der Sonne echt kuschelig.

Am Southrim haben wir hoffentlich ein paar Minuten Zeit und außerdem sind heute für uns Plätze im IMAX-Kino reserviert. Das wird bestimmt großartig.

Ich muss jetzt noch eben das Zimmer aufräumen und dann gehe ich schon mal runter und kratze das Eis vom Sattel…

Am Ende des Tages kam es doch mal wieder anders als vorgesehen: Also mal kurz zusammen gefasst, was schief ging bevor ich erzähle, was sonst zu erleben war:

> das IMAX wird seit 2. Oktober bis zum Februar nächsten Jahres renoviert damit es noch besser, schöner und spektakulärer wird.

> wir stehen rund eine Stunde im Stau in der prallen Sonne bevor wir endlich in den GrandCanyon-Nationalpark reinfahren können.

> Im Hotel angekommen stellen wir uns durstig hinten auf dem Parkplatz an den Sprinter und trinken Budweiser aus roten Dosen – ähnlich unserem Ankerbierchen beim Segeltörn. Kurze Zeit später steht die Hotelmanagerin mit drei Security auf der Matte und läßt uns die noch vollen Dosen aus den Kühlboxen in den Gulli schütten. (Verrücktes Amerika: manche Leute laufen hier mit gut sichtbarer Pistole im Gürtel rum, aber ein Bier dürfen sie nicht auf dem Parkplatz trinken. Beides gleichzeitig wäre auch eine ziemlich riskante Kombination. Ich weiss sicher, was ich statt dessen strikt verboten hätte)

> Es herrscht Maskenpflicht und ein Corona Teillockdown obwohl die Coronaampel auf niedrigste Stufe steht. Man kann in vielen Restaurants nur EssenZumMitnehmen bekommen. Nachdem wir eine Weile im Dunkeln durch die Stadt (wobei Stadt kann man an dieser Ecke nicht sagen) gelatscht sind finden wir direkt neben dem Hotel im „Denny’s“ ein Plätzchen und richtig gutes Essen.

> Die Stimmung ist bei manchen Teilnehmern ziemlich mieserabel. Sie machen den Tourguides Vorwürfe wegen der Zeitplanung, dass sie manche Überraschungen (IMAX, Masken…) nicht vorher wussten, Frank zu leise und Jochen zu schnell spricht und so manches – sagen wir mal – (sehr) ungeschickt formuliert wird. Ich sehe das stellenweise anders. Während Frank noch ein paar Infos gibt macht einer einen flachen Scherz, nesteln einige Kollegen aus Norddeutschland ihre Kippen aus den Taschen und helfen sich gegenseitig bei Leerstand aus, was natürlich diskutiert werden muss; die anderen aus dem Ruhrgebiet haben da noch ein paar Fragen; wieder andere stehen Abseits und wollen schon mal ihre Koffer haben; wann ging es morgen noch los? Warum erzählen die nicht mehr über Land und Leute? Andauernd sind irgendwelche Zusatzkosten zu bezahlen und überhaupt ist ja alles Kacke.
Das Chaos verursachen wir selber. Wir hören nicht zu (zugegeben ist das akustisch auch manchmal sehr schwierig), quatschen und kommentieren dazwischen, halten uns nicht an das Vereinbarte und interpretieren Regeln.

Wo ich zustimme ist, dass die Reise aus 2×15 Motorrädern = 40 Teilnehmer zu groß ist und damit 68 Meinungen, 40 Individuen, 19 Experten und 7 Alphatierchen aufeinander kommen. Eine kleinere Teilnehmerzahl und alles inklusive und durchreserviert, hätte in Verbindung mit den vielfältigen Einzelvorstellungen (ich will aber nicht mit dem Jeep fahren, gibts auch woanders was zu Essen, warum können wir nicht heute schon mit dem Hubschrauber fliegen? können wir hier nicht noch ein paar Stunden länger bleiben? – das sind jetzt ein paar konstruierte Einwände) vermutlich auch deutlich mehr gekostet und die Entscheidungsflexibilität der Teilnehmer wiederum auf eine schwere Probe gestellt. Warum nicht viel mehr so nehmen wie es ist? Wo sind nur Disziplin (und das schließt Pünktlichkeit mit ein) und gleichzeitig Humor bei einigen geblieben? Ich will mich nicht ärgern. Ich habe Urlaub, will was sehen, erleben und geniessen. Dass die Tour am Ende mehr kostet als auf den ersten Blick sichtbar – wer hätte das wohl je gedacht?
Glücklicherweise sind nicht alle so.
Zurück zum Thema:

119 Meilen Gesamtstrecke

Es ist bei der Abfahrt echt frisch aber ich friere nicht und wir erreichen nach 51 Meilen das Grand Canyon Visitor Center. Nach der Zwangspause (IMAX geschlossen) geben die Guides die individuelle Fahrt entlang des Grand Canyon Southrim bis zum Desert View Point frei. Treffen um 13:00 Uhr Ortszeit. Wir bilden eine kleine Gruppe, und weil ich ja schon mal hier war und mich ‚auskenne‘ darf ich auch gleich – so die Meinung der Gruppe – die Führung übernehmen. Wir stehen erstmal eine Stunde im Stau am Eingang zum Nationalpark und bleiben danach rechts kurz stehen um uns zu sammeln. Anschließend zockeln wir zu unserem ersten Blick in den Grand Canyon. Schon hier wird klar: das alles ist zeitlich nur zu schaffen wenn wir ohne anzuhalten durchfahren. Wir rufen die Guides an und kriegen Freigabe bis 14:00 Uhr. Dann jetzt „Feuer frei“ mit den Bildern!

Der erste Blick in das riesige Loch
Vor meinen Füßen geht es richtig abwärts. Und ihr hättet mal sehen sollen, wie ich von da wieder weggekrabbelt bin…
UNFASSBAR ist das richtige Wort. Ich stehe eine Weile stumm da, denke stolz an Kerstin, Philip, Karin und an meinen Vater Karl, dem ich leider davon nicht mehr erzählen kann.
Wir fahren gemeinsam die anderen Scenic Views an – und das macht so einen riesen Spaß!!!
Einfach ohne Worte, auch wenn die Tiefe auf den Fotos nicht raus kommt.

Auf die Sekunde um 14:00 Uhr liefere ich die Gruppe auf dem Parkplatz am Desert View Point ab. Einmal mit Profis arbeiten. Wir laufen eben noch zum Watch Tower runter und setzen anschließend unsere Fahrt fort, verlassen den Nationalpark, kurbeln uns von dem Plateau runter und halten in Cameron um die Gelegenheit zu nutzen, ein paar indianische Artikel (Lederhüte aus Pakistan, Schmuck aus Taiwan… aber auch echte Handarbeit aus der Region) zu kaufen.

In einem letzten halbstündigen 20 Meilen Rutsch fahren wir nach Tuba City und stellen da die Mopeds ab. Kaum sind wir unter der Dusche kommt draussen ein kleiner Wolkenbruch runter. Den Abend beschließen wir im Denny’s, einem überraschend guten Burger Restaurant wo ich mich sehr angeregt mit Jürgen und Brigitte unterhalte und eine Menge über Landwirtschaft wissen will.

Das war ein schöner Tag, trotzdem bin ich echt fix und foxy. Eigentlich wollte ich noch den Tagesbericht schreiben, habe ich aber nicht mehr geschafft sondern bin einfach auf dem Bett (nur eine Sekunde ausruhen) eingeschlafen. Um halb vier Ortszeit werde ich wach. Frühstück gibt es erst in dreieinhalb Stunden und deswegen habe ich noch etwas Zeit, euch mitzunehmen. Ich bin sehr gespannt, was uns an unserem heutigen Tag erwartet.

Oatman, Pandaknabbern in Kingman, Haircut in Seligman, eine neue Radkappe in Hackberry und zwei Bier auf 2065m üNN

Das müsste ich vielleicht kurz erklären was das denn so alles bedeutet – aber ich lasse es mal und spanne euch noch ein wenig auf die Folter. Statt dessen lasse ich nun einfach mal eine Anzahl Bilder für sich sprechen. Heute startet der Tag mit ausschließlich guten Nachrichten:
> Alle sind mit reparierten oder getauschten Motorrädern wieder da. Sie sind aus LasVegas im Zappendustern die ganze Strecke in einem Rutsch gefahren – und das aber auch ziemlich schnell.
> Ich habe ausgezeichnet geschlafen und keine Zahnschmerzen.
> Der Tag beginnt etwas weniger heiß aber trotzdem sonnig und heute wollen wir Asphalt, Strecke, Kurven, Landschaft und Route 66. Was anderes kommt uns nicht mehr unter die Räder.

Das sind 161 Meilen und über 6h auf dem Moped. Insbesondere zwischen Kingman und Hackberry und im weiteren Verlauf nach Williams geht es über dutzende Meilen einfach nur geradeaus durch eine sich ständig verändernde Landschaft. Bei Oatman noch karg und wüstenhaft, dann mit trockenen Gräsern bedeckt, hinter der nächsten Kehre die ersten Büsche und nach einem Aufstieg sehen wir Nadelbäume und zum Schluss sogar ganze Wälder. Von deutlich über 30°C fallen die Temperaturen auf sehr angenehme 24°C in Williams bei unserer Ankunft.
Oatman ist eine alte ‚Westernstadt‘ mit originalen Häusern und Shops. Auf der Hauptstrasse trödeln Esel gelassen herum und in den Shops findet man jede Menge Route 66 Devotionalien.
In Kingman gab es nichts außer einer einstündigen Pause im Panda Express mit einem sehr leckeren kleinen ‚Bowl‘ süß-sauerem Schweinefleisch. Wenn es in Oatman schon jede Menge Route 66 Devotionalien gab, so ist in Hackberry hinsichtlich seiner Route 66 Hinterlassenschaften und Seligman bezüglich seines Route 66 Flairs eine gute Adresse. Während im Panda der Magen satt wird können in den anderen Orten die Augen nicht genug kriegen.
Hier wäre ich gerne noch Stunden durch die Shops gestromert und hätte mich mit den Leuten unterhalten. Der Name dieses Städtchens geht übrigens auf Olive Ann Oatman zurück, die während eines Trails zusammen mit ihrer Schwester von native Americans entführt und als Sklaven gehalten wurde. Ihre Kinntätowierung soll ein Zeichen dafür sein. Nach einiger Zeit wurden sie an einen anderen Stamm verkauft und nach weiteren Jahren schließlich an die Weissen zurück gegeben. Später hat sie lange Jahre Großartiges geleistet und ihr zu Ehren wurde dieser Ort (gegründet 1913) benannt.
Olive Ann Oatman Fairbanks. (September 7, 1837 – March 21, 1903)

Ich habe keine Ahnung, wie lange der Güterzug auf der Bahnstrecke neben uns zwischen Oatman und Hackberry war. Jedenfalls wurde er von 4 riesigen Dieselloks gezogen und zwei drückten von hinten nach. Das mussten sie auch, denn auf den Wagongestellen waren jeweils zwei Überseecontainer aufeinander gestapelt und das auf einer Länge von mehreren Kilometern. Ich konnte zwischendurch weder den Anfang noch das Ende des Zuges sehen, obwohl wir in der Ebene unterwegs waren und die Straße und die Gleise daneben schnurgerade Richtung Horizont verliefen.

Kurze Pause in Hackberry. Der Ort besteht nur aus einem Shop…
… aber der hat es in sich. Ich kann hier nicht widerstehen und kaufe mir ein kleines Souvenir das Jochen in den Kofferraum des Begleitfahrzeuges schleppt weil ich es auf dem Moped nicht unter kriege.
Ich glaube hier hat der Autoschrauber einfach aufgegeben.
…irgendwann wächst da Gras drüber…
Weiter gehts Richtung Kingman. Fast 60 Meilen schnurgeradeaus.
Kurven lassen wir hinter uns…
Kurzer Stop für ein Softeis in Seligman. Die Motorräder werden sorgfältig nach amerikanischer Art geparkt.
In Seligman arbeitet der 93 jährige Seligman als Friseur. An meiner Frisur hat er nichts auszusetzen.
Liebe Grüße nach Hause und an alle, die hier Anregungen für die eigene Reise suchen. Es ist einfach SEN-SA-TIO-NELL!

Check-Out Las Vegas, erster Ritt nach Hoover Dam und Kingman

Wieder nur wenig Schlaf, was man heute trotzdem daraus machen kann und was sonst noch an kleinen Abenteuern passiert.

Ich wache lange vor dem Weckerklingeln auf (Ist das schon Katastrophe für heute Nummer 1? Ne, das lassen wir mal nicht gelten, mir gehts ja gut), rutsche über die Bettkante, mache den Wecker vorsichtshalber schon mal aus und gleite ins Bad. Nach wenigen Minuten bin ich entsprechend korrigiert und aufpoliert wieder raus (naja, was halt so aufzupolieren geht bei dem etwas zerkitterten Gesicht) und ziehe mich an. Jetzt nochmal den Tagesbericht von gestern lesen, ein paar Fehler korrigieren und mit Kerstin telefonieren. Da ist es schon 6, mir knurrt das Bäuchlein, ich freue mich auf das Frühstück und den leckeren Kaffee im Claim Jumper. Aber als ich dort ankomme steht ein Schild im Eingang, dass geschlossen sei. Das geht aber als Katastrophe Nr. 1 durch. Ja, zugegeben, es gibt schlimmeres, wir wollen jedoch erstmal klein anfangen.

Ich gehe durch das Spielkasino zum „The Grille“ denn das Frühstück soll hier auch gut sein. Laura bedauert sehr, dass es erst in etwa 10 Minuten losgehen kann. Katastrophe 2? Na komm, so schlimm ist das ja nicht und Zeit habe ich noch genug. Schließlich ruft sie mich, ich bestelle das American Breakfest genauso wie gestern Morgen und beantworte geduldig ihre zahlreichen Fragen – aber am Ende steht das Ergebnis verpackt in einer Plastik-Schale mit transparentem Deckel auf dem Tisch. Mein Fazit: ich weiss wo ich nochmal hinginge, aber eher nicht hier. Nagut, dann haken wir das mal ab.

Pralle Sonne. Und ein ganz klein wenig Schatten gibt es nur an der Grenzstation. Dass wir wir rumhängen hat einen Grund…

Ich packe meine SiebenSachen zusammen und schleppe das ganze Gerödel nach unten bis vor die Eingangstüre wo die ersten schon gespannt darauf warten wie es jetzt weiter geht. Der kleine Jochen hat den Transporter für die Koffer schon in der Nähe abgestellt und entlädt zunächst die Kühlboxen mit den Getränken und nimmt die Koffer auf. Tatsächlich passt alles in den Sprinter rein. Hätt ich nicht gedacht. Schließlich machen wir die Motorräder fertig und nach einem weiteren kurzen Briefing geht es für uns los, raus aus der Stadt Richtung Süden und dann Richtung Osten zum Hoover Dam. Nach etwa 20 Meilen erreichen wir unseren ersten Nationalpark und ziehen uns entsprechende ID-Cards. Und jetzt geht es mit den Katastrophen so richtig los:

Wir sind gestern beim Abholen der Mopeds an Baustellen vorbei gekommen und an einer lag ein wenig Zeug auf der Straße. Bei einem Motorrad hatten wir gestern schon bemerkt, dass in einem Reifen so ein Ding steckte. Das Motorrad ist samt Fahrer in Las Vegas geblieben und wird dort heute repariert. Selbst das organisiert zu bekommen ist ein riesen Akt.
Aber es kommt noch schlimmer: Hier am Eingang des Nationalparks haben 6 weitere Motorräder in 8 Reifen solche Dinger stecken. Und das ist jetzt mal ein richtiges Problem.

Nach rund einer Stunde ist zusammen mit dem Motorradverleiher und unseren Guides eine Lösung gefunden: Wir teilen die Gruppen anders auf. Der eine Teil braucht reparierte Motorräder: Dazu kommen Abschleppwagen an die Grenzstation, nehmen die Bikes auf und transportieren sie nach Vegas zurück. Die anderen fahren zum Hoover Dam und anschließend nach Süden direkt nach Laughlin (statt zuerst nach Kingman) in der Hoffnung, dass dann am späten Abend alle wieder zusammen sind. Die Kolonne mit den reparierten Bikes fährt auf direktem Wege von Vegas nach Laughlin.

Alle weiteren ‚Katastrophen‘ mache ich jetzt mal ganz kurz, denn das ist alles nicht so schlimm: (Unten dann noch ein paar Bilder, denn ich muss gerade auf die Zeit schauen, alles zusammen packen und dann los…)

> Das Tanken gestaltet sich echt schwierig. Bei vielen werden die Kreditkarten an der Zapfsäule nicht gelesen und dadurch ergibt sich ein nerviges hin und her und zusätzliche Wartezeiten.

> In Laughlin angekommen will ich nur noch aufs Zimmer, mit frisch machen und dann irgendwo eine Kuh aufessen. Als ich ins Zimmer komme pfeift es nervtötend aus einem Lüftungschacht im Bad. Da wäre an Schlaf nicht zu denken. An der Reception haben die Mädels volles Verständnis: ich kriege ein neues Zimmer (statt 888 nun 954) und ziehe um. Und das ist ja eine Menge Zeug. Glücklicherweise steht Anni (eine kleine Asiatin und unheimlich freundliche starke Frau) zufällig auf dem Gang; sieht mich mit meinem ganzen Zeug, besorgt ein paar Tüten (erinnern mich an schwarze Leichensäcke) und schleppt mit mir alles zum nächsten Zimmer. Sie ist auch Bikerin (Trike), fährt eine knallrote Corvette Convertible (Cabrio) und so wie das auf den Bildern, die sie mir stolz zeigt, aussieht, braucht sie nur noch für ein bißchen Spaß zu arbeiten.

Ein paar Minuten später stehe ich wieder an der Reception und brauche ein neues Zimmer, denn hier habe ich kein WLAN. Also schaffe ich alles rauf nach 1088 und da ist es dann endlich gut.

> Jetzt hatte ich noch keine Kuh. Also raus aus dem Hotel, ein paar Minuten zu Fuß Richtung Colorado und dann rein ins nächste Casino. Daniela kann uns für 7 Personen (ich habe unterwegs noch ein paar Leute aufgegabelt) ein Tisch erst in 35 Minuten geben und ich fürchte, da bin ich schon längst schlecht gelaunt. Aber die Optionen sind dünn gesäht also ist Geduld gefragt und Hans macht aus Ungeduld einen Plan, organisiert für jeden ein dunkles Bier an der Bar und so wird das Warten angenehm.

Jaered freut sich sehr uns 5 bedienen zu dürfen (zwei habens dann doch nicht mehr ausgehalten), ich übersetze die Wünsche der anderen für ihn und als er den Caesar Salad mit kleinen gerösteten Brotstückchen, hauchdünnen (superleckeren und etwas scharfen) Parmesanstreifen und das 12oz (rund 200g) RipEye Steck mit gerösteten Zwiebeln auf den Tisch schweben lässt ist alle Last des Tages abgefallen. Das Steak ist saftig, auf den Punkt und das Bier ist lecker und Salat einfach super. Ich geniesse jeden kleinen Bissen und das war nicht viel teurer als mein Frühstück in Las Vegas.

> Und da kommen wir zum nächsten Problemchen: Der Salat sprengt mir eine Ecke aus meinem hinteren Zahn raus und ich muss nach dem Essen eine Weile im Restroom vor dem Spiegel pulen um das abgebrochene Stück endgültig ab- und rauszukriegen. Glücklicherweise habe ich keine Schmerzen, hoffentlich bleibt das so.

Jetzt noch die versprochenen Bilder und dann muss ich echt Gas geben:

Gi-Gan-Tisch: der Hoover Dam
Manchmal fragt man sich, ab das alles tatsächlich wahr sein kann.
Und dann entdeckt man die Antwort darauf!
Bunt, schrill, hell und laut.

Frühstück, Bellagio, Ceasars Palace, Venezian, Eagle Rider und dann geht die Post ab!

Um 4:00 Uhr morgens Ortszeit ist Schluss mit Schlaf. Frank, unser Tourguide hat es bereits angekündigt: „Ab drei könnt ihr eh nicht mehr schlafen.“

Wenn es eh nix mehr bringt, dann kann ich auch knallewach wieder aufstehen. Ich mache mich fertig, telefoniere mit meinen Lieben zu Hause und gehe schließlich um 6:00 Uhr nach unten ins „Claim Jumper“.

Noch nix los so früh am Morgen – aber das ändert sich schnell.

Ich bin der Erste, und das ist völlig OK. Wann hat man das schon mal, ein komplettes Restaurant mit Küche und Mannschaft alleine für sich zu haben? Belia legt mir die Karte vor, lächelt mich an und fragt nach meinen Wünschen: Kaffee mit ‚Cream‘ wäre jetzt ein angemessener Anfang und danach wünsche ich mir ein ‚American Breakfast‘ mit ‚Bacon‘ und ‚white Toast‘ und später noch einen O-Saft. Es dauert nur wenige Minuten und alles steht auf meinem Tisch. Zunächst sieht das gar nicht so üppig aus, aber als ich alles, begleitet von erfrischend amerikanischer Country Musik aus den Lautsprechern über mir, gemütlich verdrückt habe, könnte ich fast platzen. Ich glaube für heute brauche ich nichts mehr und damit sollte ich Recht behalten.

Zwischendurch gesellt sich Theo aus Gelsenkirchen zu mir und wir plaudern unaufgeregt über uns und unsere Erfahrungen mit Mopedtouren in heimischen Gefilden und ‚wenn nicht jetzt, wann dann?‘ und vor allen Dingen den entscheidenden Satz ‚mach das!‘ von unseren Ehefrauen, über den wir so dankbar sind und der uns hier, über 9.000km von zu Hause entfernt, mit gleichen Interessen zusammen geführt hat.

Wir könnten noch eine Weile weiter so sitzen und unserer wachsenden Begeisterung Ausdruck verleihen, aber wir müssen so langsam los. Die $15.99 (Frühstück) + $4,00 (Kaffee) + $4,00 (O-Saft) + $1,99 (Tax(Steuern)) + $5,19 (Tip(Trinkgeld)) = $31,17 sind für den ersten Tag schon eine echte Ansage.

Um 7:30 Uhr treffen wir uns am Starbucks Tresen wieder, gehen nach draussen, steigen in den Bus und fahren zum anderen LasVegas HotSpot, dem Bellagio. Von hier aus flanieren wir durch Spielhöllen und Paläste die wirklich sehenswert sind. Hier ein paar Eindrücke:

Der ‚Strip‘ schläft noch.
Zwischen Mirage und Treasure Island und gegenüber vom Venezian. Hier spielen sich ab dem Nachmittag Springbrunnen- und feurige Shows ab.
Rein ins Vergnügen: wundern inklusive!
Der Namensgeber: Caesar
Auch wenn die Stühlchen sehr bequem sind und das Teil nur 2 Knöpfe hat: ohne Einsatz wird das auch bei langem Rumsitzen nix. Davon abgesehen verstehe ich auch gar nicht, worum es da immer im Detail so geht.
Genausowenig habe ich kapiert, was hier denn so abgeht. Wetten auf Sport, News, Trends? Oder sind die riesigen Monitore nur Brainburner und Ablenkung von den Automaten am Tresen?
Und zwischendurch riesige Hallen, ca. 40m hoch, mit gebogenen Rolltreppen und aufwändig bemalten Decken. Aber wer genau hinsieht und vor allen Dingen an den Säulen hinfühlt: was so eindrucksvoll echt steinern aussieht ist aus Kunststoff und alles bemalte ist gedruckte Textiltapete. Aber völlig egal, ob echt oder nicht: eindrucksvoll ist es trotzdem und vieles ist wirklich ideenreich umgesetzt bzw. wurden antike römische und griechische Stile kopiert und neu arrangiert.
Wir wechseln schließlich die Straßenseite und schauen uns das Venetian an.
Ein weiteres Highlight: die Gondolieri in der zweiten Etage des Venezian. Die Jungs können singen (die von heute aber nicht besonders gut) und haben, vermutlich um auch hier den Schein zu wahren, einen italienischen Akzent und ein ‚verstecktes‘ Gaspedal um besser voran zu kommen. Hier besuchen wir die Galerie von Peter Lik, der atemberaubende Fotos macht und vermutlich auch ein klitzekleines bisschen nachbearbeitet. Die Fotos hinter Glas mit Rahmen kosten ein Vermögen, aber sie sind wirklich der Hammer.
Nach 4h, die im Flug vergingen, ist die Tour zu Ende. Frank schießt uns zwei leicht umgebaute Sprinter und Richard fährt uns unter Bestrahlung mannigfaltiger, bunter LED Beleuchtung und lauter Musik zum Hotel zurück.

Jetzt haben wir noch ein wenig Zeit für unser Mittagessen (ich brauch nur was zu Trinken und Klemens und Renate und ich quasseln sehr angeregt über die Welt), und um anschließend unsere Mopedklamotten zusammen zu suchen (Leute: ich sags euch: ihr braucht gleich MINDESTENS folgende drei Dinge: CreditCard, DrivingLicense und Helm) und treffen uns um 14:15 zwecks Abfahrt nach Eagle Rider. Auch hier betont Frank mehrfach: wir brauchen Geduld!

Aber Geduld braucht die Mannschaft auch mit uns 🙂

Bei EagleRider wird angeregt diskutiert: brauchen wir wirklich alle eine Reifen- und Abschleppversicherung? Und Volker hat Pech. Seine Kreditkarte ist gesperrt (Shit happens mit den blöden PIN-Codes und in Deutschland hat seine Postbank überpünklich am Freitag Feierabend gemacht, am Samstag sind die zuständigen Kollegen nicht da, am Sonntag erst Recht nicht und Montag ist Feiertag. Bargeld nehmen die hier nicht und er sieht sich schon auf dem Weg nach Hause. Wir springen für ihn ein. Sandy hinter dem Tresen löst ein letztes Problem mit einer $100 Sicherheitshinterlegung. Dafür bringe ich ihr ein ganz tolles deutsches Wort bei: Sie ruft laut „Scheisse kenne ich schon“ aber ich meine „Achso“ und erkläre ihr, dass man ihr neues Wort ganz unterschiedlich verwenden kann – je nach Betonung. Entweder als:

‚Achso? = I did not already know that = das wußte ich ja gar nicht‘

oder mit fallendem Ende ‚Achso… = I already know, but I do not care = das wusste ich doch schon längst aber es interessiert mich auch nicht besonders‘

bis hin zum leicht kratzig und aggressiv gedehnten „Achso! = damned, what are you telling me? = was willst du mir denn erzählen?“ und ich schauspielere die jeweilige Bedeutung dazu.

Sie lachen, und dann sagt ihr Kollege: „We have an equal word in America that sounds very similar: Asshole“ (wir haben ein gleiches Wort im amerikanischen, dass sich sehr ähnlich anhört: Arschloch!“. Wir machen uns vor Lachen fast in die Hosen.

Da stehn sie…

Wenige Minuten später gehe ich den ersten Glücklichen nach in die Werkstatt und ein schmächtiger, kleiner ‚Jugendlicher‘ mit schulterlangem Jahr sucht mir mein Moped raus. Hm, steht mitten drin und da muss er erstmal ein wenig umräumen. Ich bin gespannt und gleichzeitig sicher: der macht das nicht zum ersten Mal. Er schnappt sich die davor stehende fast 400kg schwere Maschine und zieht sie mühelos nach vorne, platziert sie zentimetergenau zwischen andere Trümmer und stellt mir ‚meine‘ mit noch weniger Mühe direkt vor die Füße. Dann erklärt er mir geduldig die Funktionen, verbindet das Moped per Bluetooth mit meinem Handy und blickt mich an: Und ich denke: Sunny, du bist echt ein Großer!

Ich steige drauf, mit einem anderen Harley-Veteran mache ich einen Lichttest, Motor starten (die Lady schüttelt sich kurz und springt sofort an), kurz anfahren, Bremstest, und dann rolle ich nach draußen wo ein paar Verwegene auf dem Gelände mit lautem Geknatter (allerdings ohne Helm) ein wenig probefahren, um ihr Gerät etwas besser kennen zu lernen…

Da isse. Für die nächsten 10 Tage meine Lady „Couch“: Mit 107CubicInch Hubraum, Navi, ABS, Bluetooth, Radio, Tempomat, Kaffeemaschine und Thermomix im Nordflügel. Eine Harley Davidson Streetglide.

Wir stehen draußen noch ein wenig zusammen, begutachten gegenseitig unsere Auswahl (meine ist die Schönste, pfff, meine ist aber bequemer usw, usw…) und werden schließlich nochmal für ein Briefing (weiterer Ablauf, Regeln fürs Kolonne fahren, Verkehrserziehung Teil 1, 2 und 3 und Namenszuordnung zu Gruppen (dazu gleich noch ein pikantes Detail) zusammen gerufen. Ich rutsche im Sessel immer weiter nach unten und möchte lieber endlich auf der Couch sitzen, aber was sein muss, muss sein!

Es geht um die Namenszuordnung zu den Gruppen: Frank braucht eine Gruppe mit 16 und eine mit 14 Motorrädern damit die Moped-paarweise zuzuordnenden Nationalpark-Karten (immer gültig für 4 Räder – Frage aus der Runde: Was passiert mit nem 3-Achser?) auch entsprechend aufgehen. Also fragt er, welche Leute zur Gruppe 1 gehören. 14 Fahrer zeigen nach mehrfachen Durchzählversuchen auf und es werden nicht mehr. Also beginnt er die Namen aufzuzählen. Bei meinem Namen interveniere ich: „Ey, gestern hast du die Namen vorgelesen und meiner war NICHT dabei. Deine Schlussfolgerung war: wer seinen Namen nicht gehört hat, der gehört automatisch zur Gruppe 2“. Ich blicke kämpferisch zu meinem direkten Nachbarn und der ist sofort in einem Dilemma: entweder er verkakt es jetzt mit mir oder mit Frank. Er wählt den diplomatischen Weg und raunt: „ist doch jetzt geklärt“. Damit das alles aufgeht schiebt mich Frank jetzt in Gruppe 2 und zwei aus Gruppe 2 in Gruppe 1. „Sag ich doch“, sage ich grinsend, „ich bin Gruppe 2“. Der Kollege aus Bremen verdreht die Augen.

Mit ein paar abschließenden Worten gehen wir wieder nach draußen. Die Sonne geht bald unter und lugt mit langen Strahlen in romantischem gelb und orange unter fernen Wolken durch. Wir fahren EasyRider-mäßig in den Sonnenuntergang. Das Abenteuer beginnt!

Und es ist wirklich ein Abenteuer: Wir fahren als Convoy über die Hauptstraßen von Las Vegas und zwischendurch schneiden Ampelphasen die Gruppe auseinander. Also halten wir auf dem Weg 3x an und erreichen schließlich das Parkhaus. Beim Reinfahren versucht mich noch eben die Schranke zu köpfen (keine Bange, ich hab ja nen Helm auf) und wir zirkeln ein paar Etagen hoch bis wir genügend Parkplätze nebeneinander finden.

Als ich im Hotelzimmer ankomme klebt mein T-Shirt klatschnass am Rücken. Bei den Umgebungstemperaturen bullert der Motor wie ein Kachelofen von unten und bei Tag die Sonne von oben. Das wird noch spannend.

Nachdem ich mich frisch gemacht habe besuche ich Lilly in der Cadillac Bar. Wir lachen uns an und sie war sicher, ich sei schon weg. Nachdem ich ihr ein paar grobe Eckpunkte unserer morgigen Tour erzähle fragt sie mich, ob wir auch durch Boulder fahren. Und ich habe keine Ahnung und frage sie, ob das auf dem Weg nach Hoover Dam und Kingsman liegt. Lilly hat auch keine Ahnung und ich frage sie, wer ist denn hier Amerikaner und sollte sich auskennen? Sie ist schwer verlegen und ich versuche sie zu beschwichtigen: „Blame on me, I did not wanted to embarass you!“ (Schande über mich, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen) und sie legt den Kopf schief und lacht. Auf der Torlinie gerettet. Deswegen bestelle ich 2 Bier (bezahle 18 Dollar – und die beiden kleinen NullDreier-Püllekes kosten hier wirklich so viel) und wünsche ihr noch einen schönen Abend.

Jetzt laufe ich tiefenentspannt ein wenig über die Fremont Street, trinke das Bier aus (Uh, für ein paar Minuten merke ich das aber), freue mich wie verrückt über die schon jetzt tolle Zeit hier und gehe dann ins Zimmer. Mittlerweile ist es zwei Uhr morgens und ich möchte mir doch noch gerne ein wenig Schlaf gönnen denn morgen geht es weiter mit Abenteuer, Spaß und Wüstenhitze!

Abreise und was man dann so mitmacht

Ich stehe um 2:20 auf und es geht mir einigermaßen gut. Habe ja auch reichlich Schlaf gebunkert. Hoffentlich reicht das für die Reise.

Wie ich feststellen werde, wird das schon knapp. Aber eines nach dem anderen:
Die Fahrt von zu Hause nach Frankfurt dauert, nachdem ich mich von meinen Lieben ausgiebig verabschiedet habe, etwas über 2h. Es ist zappenduster draussen, schon zwischen Breitscheid und Köln hämmern vereinzelte Nachtschwärmer ungestüm über die Bahn und das wird dann besonders spannend, wenn jemand gemütlich auf der mittleren Spur fährt und nicht daran denkt, ein wenig Platz zu machen. Nach einer Stunde findet der Attention Assistent, dass es mal an der Zeit wäre eine ausgiebige Pause zu machen. Hat der eigentlich mal auf die Uhr gesehen? Ich bin doch gerade erst aufgestanden! Ich ziehe das durch und bin wie geplant um etwa halb 6 auf dem Parkplatz, werde vom Chef eingewunken, im Shuttlebus (Warnmeldung „Bremsbeläge erneuern“ auf dem Display) mit meinen Habseligkeiten platziert und 15 Minuten später sind wir auch bereits in Richtung Flughafen unterwegs wo man mich und eine Anzahl weiterer Leute an der richtigen Stelle absetzt.

Ich marschiere rein und bin ganz schnell am CheckIn wo auch nur ganz wenige Leute warten. Also stelle ich mich ein wenig abseits um die ganzen Papiere (Covid-Erklärung, ESTA-Einreisegenehmigung, Buchungsunterlagen, Reisepass usw.) handgerecht rauszusortieren und um mich dann in die kurze Schlange zu stellen. 3 Typen mit schwerem Gepäck und Motorradjacken sind mir zuvor gekommen: „Ne“, sagt der eine im hochdeutschen Akzent, „das Gate macht erst um 8:00 Uhr auf der anderen Seite auf“. Wir quasseln ein wenig und stellen uns dann bei Starbucks an einen Tresen und trinken noch etwas. Die drei kommen aus dem Bremer Raum und sind etwas irritiert, dass die Info über die Tour auch so weit südlich angekommen ist.

Um halb acht machen wir ernst, trödeln zum CheckIn zurück und kommen gerade richtig. Man versucht in dem Moment 2 Schlangen zu bilden und zu Beginn stehen wir etwa in der Mitte und wir werden feststellen, dass wir von den Schlangen heute noch reichlich kriegen. Diese PreCheckIn-Schlange wird nach rund einer dreiviertel Stunde knapp 100m lang sein! Aber da sind wir glücklicherweise schon dran vorbei.

Unsere Papiere und Absichten (what are you going to do in Las Vegas?) werden bei diesem PreCheckIn von 2 Mitarbeitern kontrolliert, wir kriegen kleine Aufkleberchen auf unsere Reisepässe und dürfen weiter zum CheckIn. Auch dort stehen wir wieder reichlich lange bis wir die Bordkarten bekommen – auf die Sitzplatzwahl haben wir da keinen Einfluss mehr. Die Kofferwaage zeigt übrigens 23.0kg. Ziellandung! Weiter geht es im normalen Spaziergehschritt zur Sicherheitskontrolle. Anstehen, warten, nochmal 30 Minuten. Von dort aus zur BorderControl und die Schlange ist diesmal 150m lang. Es kommen bei mir erste Zweifel auf, ob das überhaupt zeitlich alles noch hinhauen wird. Denn wir haben schon fast zehn, das Bording beginnt um 10:15 und um 11:15 wollen wir die Nase in die Luft bringen. Es geht einigermaßen zügig – aber von den etwas über 5h am Airport haben wir fast 4.5h nur mit warten verbracht. Aber ich glaube nicht, dass wir später hätten anreisen sollen, denn die, die beim CheckIn ganz hinten standen, haben sicherlich Zeitdruck gespürt! Also ich habe das Gefühl, dass Frankfurt schon mal besser organisiert war.

Die Boeing 767-300 hat jeweils rechts und links Doppelplätze und in der Mitte drei Plätze nebeneinander. Ich sitze auf dem linken der Dreifachsitze und zwar fast ganz hinten. Das ist nicht besonders schön, aber jetzt auch nicht zu ändern, denn der Flieger ist voll bis unters Dach. Nach den TakeOff und dem Blick auf die Anzeige, dass wir über 12h unterwegs sein werden, ahne ich schon: das wird kein Zuckerschlecken. Und tätsächlich: Die Zeit will einfach nicht vergehen. Ich schaue mir 3 Filme mit englischen Untertiteln an und beschließe eine Pause zu machen. Aber selbst mit „Augen zu“ und viel Geduld komme ich nicht rüber.

Nach über 12h macht das keinen Spaß mehr…

Und so rutsche ich auf dem Sitz hin und her, stehe gelegentlich auf und taumel den Gang entlang. Man muss mal nicht glauben, dass einen der Flieger durch die Luft trägt. Es ist eher wie ein beständiges ‚Über Mülheims Straßen fahren‘ mit viel Gerappel. Kurz von dem Landeanflug dann die Königsdisziplin der hartgesottenen Fliegereiliebhaber. Es geht ein paar mal rauf und runter, dass uns der Hintern abhebt und ich glaube wir wurden eher abgeschossen als dass das eine Landung war. Vielleicht ist ihm auch der Sprit auf den letzten Metern ausgegangen oder der Azubi durfe in Las Vegas auch mal landen üben. Jedenfalls hat das so laut Gescheppert, dass ich mich richtig erschrocken habe.

Und nu? Das übliche Warten auf das Debording und das Warten auf Homelandsecuirity und dann noch das Warten auf den Spürhund. Ein süßer Beagel schnüffelt alles ab und wo er einen kurzen Moment zu lange die Nase hinsteckt wird man gebeten, einen anderen Weg zu nehmen.

Endlich draussen. Nach 22h zumindest außerhalb des Flughafens angekommen. Frank und zwei Jochen nehmen uns in Empfang und haken unsere Namen ab. Meine drei Bremer kümmern sich mal wieder um sich selbst und ziehen sich noch schnell vor der Türe eine Anzahl Kippen rein.

Es stehen 2 Busse zur Verfügung und nur ganz knapp passen die Gepäckstücke und wir hinein. Nachdem es außerhalb des Gebäudes 33°C hatte, ist es im Bus schon wieder -33°C. Die Klimaanlage bläst einem die letzten Nackenhaare weg und nach fast einer halben Stunde Fahrt ziehe ich mir die Motorradjacke an. Ich bin zwar auch ein cooler Typ aber gerade jetzt ein wenig unterkühlt und das kriegt auch meine Stimmung mit und macht in Sachen Unterkühlung mit. Ich habe noch nix gegessen, denn die Linsenlasagne fand ich … und die Panini Margherita mindestens …. Ich hab mich nicht mal getraut reinzubeissen. Also muss ja jetzt was richtiges her.

Aber – wir sind eine Reisegruppe – also gibt es von 17:15 bis 19:00 noch ein Briefing. Es ist zu Heulen. Ich bin bereits 27h auf den Beinen und soll noch Briefen? Nagut, selber schuld. Also los. Es sind 43 Leute in dem kleinen Raum. Und recht schnell geht es etwas drunter und drüber. Vielleicht sind einige ein wenig überrascht, dass die Gruppe so riesig ist. Am Ende werden 2×15 Motorräder durch die Staaten gurken. Das wusste ich so auch nicht und ich bin nicht sicher, ob ich das dann so mitgemacht hätte. 1×15 fand ich schon viel…

Irgendwann ist die Diskutiererei zu Ende und ich verabschiede mich (im Gegensatz von etlichen anderen – na, das kann ja noch heiter werden) brav von unseren Einsatzleitern und es geht ab, die Treppe runter mitten durchs Casino und rein ins Vergnügen.

Ich bin überwältigt. Das ist die Fremont Street in Las Vegas. Laut, bunt und aufregend. Viele Verrückte hier und auch eine Menge echt armer Kerle. Sehts euch einfach mal an:

das ist die eigentliche Rückseite
aber innen drin sind hunderte von Spielautomaten und dutzende von Spieltischen an denen teilweise aufgedonnerte (aber trotzdem attraktive) junge Mädels mit Wonderbra und Wimpern wie Garagentore tausende von Dollar hin und her schieben. Sex sells…
Mein erster Blick auf die Fremont Street. Die Mädels haben tatsächlich LasVegas auf dem Hinterteil stehen. Sie klimpern mit den Augen und sind ganz reizend zu dir damit du ein Foto mit ihnen machst und natürlich ein paar Bucks da lässt. Die gibt es auch als Chippendales, Mickey Mouse und Chewbacka, der mich unbedingt mal knuddeln will…
Es ist echt was los hier. Und 3 echt gute Rock-Cover-Bands machen einen fulminanten Krach. Die ganze Decke ist ein Farbmonitor und die ganze Zeit spielt sich eine Menge ab – das Auge hat echt was zu sehen.

Mittlerweile bin ich wackelig auf den Beinen. Ich gehe zusammen mit Volker aus Diepholz rein, treffe auf 2 Jungs aus Essen und wir bestellen uns bei der liebenswürdigen Lilly was zu essen und ein Bier. Was dann kommt hat amerikanische Verhältnisse: der Burger ist riesig und zusammen mit den Pommes krieg ich den auch gar nicht ganz auf. Poah, ich bin platt. Wir gehen nochmal eine Runde ums Eck, dann gehe ich rauf und fange an, ein paar Zeilen zu schreiben, damit ihr zu Hause auch schon mal etwas davon habt. Es ist jetzt 23:00 Uhr Ortszeit und damit bin ich sensationelle 31h auf Achse. Aber jetzt reichts auch mal.

Ich wünsche euch eine gute Nacht!

Noch 18h

Du meine Güte, was ist das denn? Ich wache am Morgen auf und es fühlt sich an wie Magen verdorben und Grippe im Anflug.

Den Tag verbringe ich in einem NichtsEssen, VielTrinken, Renny und Aspirin-einwerfen Modus und manchmal stehe ich tatsächlich am Waschbecken und denke, es ist so weit. Auch wenn sich das über den Tag ein ganz klein wenig beruhigt: eigentlich wollten wir am späten Nachmittag gemeinsam lecker essen gehen. Aber ich lege mich lieber hin und schlafe mit nur kurzen Unterbrechungen von kurz vor 5 bis um 2 Uhr morgens. Wenigstens ist der Koffer und der ganze andere Kram fertig, so dass ich mir da keine Gedanken machen muss, ob morgen mit mit dem frühen Aufstehen auch gleich eine üppige Restaktivität gestartet werden muss. Braucht also nicht. Na dann: erstmal weiter schlafen – vielleicht bringt’s ja was.

Noch 48h

Tschüß sagen gehört ja wohl dazu. Also schreibe ich lieben Kolleginnen und Kollegen, Freunden und Verwandten noch einen schönen Gruß.

Und tatsächlich prasseln die Antworten rein und ich freue mich. Es liegt mittlerweile fast alles fertig und der Koffer wurde mehrfach zu und wieder aufgemacht und gewogen. Später setzen wir uns zusammen und essen gemeinsam Abendbrot, quatschen ein wenig und lassen den Geburtstag von meiner Mutter, den sie mit reichlich Spaß zusammen mit Philip im Duisburger Zoo und in der Düsseldorfer Altstadt begangen hat, ausklingen.

Reisefieber macht sich breit

Es sind nicht mehr viele Tage bis zum Abflug. Viele Dinge sind geregelt, ein paar erfahren jedoch keinen rechten Fortschritt.

Ich merke schon, dass sich meine Gedanken immer mehr um die Abreise drehen. Ein wenig Nervösität macht sich in mir breit. Habe ich alle Unterlagen zusammen? Irgendetwas noch nicht bedacht? Wo bleiben die Reiseunterlagen? Wie komme ich überhaupt zum Flieger?

Cool bleiben, nicht ins Hemd machen. Andere haben das auch schon hingekriegt und Eines nach dem Anderen – aber bitte schnell…
Wir gehen die Optionen durch und stellen relativ schnell fest: am Ende ist die Anreise nach Frankfurt mit dem eigenen Auto und die Anmietung eines Parkplatzes noch die beste Idee. Das geht OnLine auch problemlos – naja, so ganz auch nicht, denn die favorisierte Variante mit dem Parkdeck im Flughafen erweist sich als teuer und komplett belegt. Aber außerhalb Frankfurts ist es preiswert, gut erreichbar mit gutem Shuttle-Service bis zum Terminal und überdies bewacht und offensichtlich geschätzt.

Die Reiseunterlagen kommen auch pünktlich und enthalten die Reiseroute, auszufüllende Covid19-Formulare aber keine Bordkarten oder Tickets. Ich bemerke schon die Schweißränder unter den Achseln – aber wer liest und vor allen Dingen bis zu Ende liest, der wird nicht übersehen, dass die Angabe einer Buchungsnummer und die Vorlage eines Ausweisdokumentes für die Aufnahme der Reise am CheckIn-Counter hinreichend ist.

Was noch? Äh – Koffer packen wäre keine schlechte Idee. Erstmal festlegen was überhaupt mitgenommen werden soll. Ich erstelle eine Excel-Tabelle, programmiere auch noch ein paar nützliche Features hinein und fange an, mir mit Statusübersichten und Grafiken einen Überblick zu verschaffen.

Nerds machen Tabellen, Urlauber fahren einfach los…

So langsam wächst der Berg auf dem Tisch im Wohnzimmer an und ich frage mich, ob das Flugzeug einen Dachgepäckträger oder vielleicht sogar einen Anhänger hat. Ich fürchte, am Ende werde ich noch einen Teil wieder in die Schränke zurücksortieren müssen oder um Gewicht zu sparen, den Flug in den schweren Motorradklamotten ertragen muss. Aber mal sehen: wo am Ende Probleme entstehen müssen Lösungen her und da halte ich mich für einigermaßen kompetent.

Route 66: ich komme!

Kerstin hat es zuerst gesehen: die Anzeige in der Zeitung mit dem Titel „Wild West Explorer, 13 tägige Motorradreise USA“ von MR Biketours. Und das sind 13 Tage mit jede Menge aufregender Sehenwürdigkeiten wie:

  • Las Vegas ist der Startpunkt und zugleich die westliche Ecke des Rundkurses
  • Hoover Staudamm
  • Laughlin
  • Kingman als südlichster Anlaufpunkt
  • Williams
  • Grand Canyon
  • Tuba City
  • Monument Valley
  • Blanding als östlichster Punkt
  • Capital Reef liegt am weitesten im Norden
  • Bryce Canyon
  • Kanab
  • Zion National Park
  • Mesquite und, bevor wir wieder zurück kommen, Valley of Fire

über 2.500km durch 3 Staaten mit Wüsten, Canyons, Nationalparks, Valleys & Mountains und Casinos. Vielleicht auch noch ein Hubschrauberflug und wasweissichwasnochmehr.

Es ist auch eine kleine Mission für mich. Aber dazu später noch mehr. Jetzt heißt es erstmal informieren, buchen, alles regeln (ESTA-Einreisevisum, Versicherung, Pässe, Führerschein usw.), Equipment aktualisieren (Helm, Stiefel, Handschuhe…) und grenzenlos freuen.

Und ich kann euch sagen: ich halte euch auf dem Laufenden! Bis bald also in diesem Kino!

27 Gedanken zu „Reisebericht: Mit dem Moped durch den Wilden Westen“

  1. Hey Stöti,
    ich wünsche Dir ne geile Zeit.
    Und auch wenn Du nerdige Tabellen erstellst – Du machst diese Reise und ich sitze zu Hause.
    Und nun warte ich gespannt auf Deine Impressionen und Deine Mission.

  2. Hallo Stötimann,
    das läuft ja leider nicht ganz so wie erwartet. 😕
    Ich hoffe, du hast trotzdem Spaß und der Zahn bleibt schmerzfrei.
    Weiterhin gute und sichere Fahrt!!
    Liebe Grüße
    Claudia

    1. Liebe Claudia. Ich hätte weniger zu erzählen, wenn ich wieder zu Hause bin. Und weil alles so spannend ist und immer wieder Unerwartetes passiert, ist es ein tolles Abenteuer dass mir ein riesen Spass macht. Liebe Grüße aus Williams an euch zurück und danke, dass ihr dabei seid!

  3. Hallöchen Wolfgang. Nun hoffe ich, dass Du diesmal meinen Kommentar bekommst. Ich bin ja ganz begeistert von den Fotos, und den Reisebericht. Es ist ja schade, dass es so viele Teilnehmer gibt und jeder auch eine Meinung hat. Es kann ja nur noch besser werden. Aber die Natur macht ja vieles wett und am Grand Canyon warst Du doch auch schon. Das Wetter, wie ich auf den Fotos sehe, ist ja wunderbar.
    Nun wünsche ich Dir weiterhin viel Freude und Gelassenheit. Ich denke an Dich und ich bin stolz, dass es Dich gibt.
    Deine Mama

    1. Das ist ja wirklich großartig, wie du das immer hinkriegst mit Handy und LapTop. Und ich freue mich riesig darüber, dass du die ganze Zeit dabei bist und es dir gefällt. Warte mal ab, da kommen noch eine ganze Anzahl weitere spannende und sehenswerte Orte dazu!
      Ganz liebe Grüße nach Hause und ich freue mich schon auf euch!
      Wolfgang

  4. „Wer von euch kann mir sagen, wo wir hier stehen?“
    Ich bin mir nicht sicher, aber hat die Antwort irgendwas mit der Bubba Gump Shrimp Company zu tun? 😁

    1. Lieber Christian. Du hast es als Erster erraten und daher gebührt dir mein ganzer Respekt. Ja, es ist Forest Gump Hill an dem er sich fragte, was er da eigentlich so macht, hat sich umgedreht, alle seine Follower stehen lassen und ist in einen neuen Lebensabschnitt gewechselt. Als wir dort langgefahren sind konnten wir ‚Das Bild‘ zuerst im Rückspiegel sehen und es war beeindruckend!
      Viele Grüße an dich und deine Lieben!
      Wolfgang

  5. Hey Stöti, ich sehe, dass Du auf Deiner Reise die gleichen Erkenntnisse hast, wie ich sie vor 3 Wochen dort hatte:
    1. Es ist unmöglich, die Schönheit der Landschaft realistisch auf Fotos einzufangen.
    2. Bei Berichten über die Reise kommt man nicht umhin, das Wort „spektakulär“ inflationär zu gebrauchen.
    3. Ja, die Natur hat sich dort hinter jeder Ecke ein weiteres Wunder ausgedacht. Aber irgendwann zieht man nur noch eine Augenbraue hoch ( und macht trotzdem 100 Fotos davon 🤣).

    1. Lieber Christian. Da sind wir beide ja schon in einer Richtung unterwegs. Und ich glaube es gibt nur eine Möglichkeit und den von dir geschilderten Herausforderungen zu begegnen: wieder hier hinfahren!!!
      Liebe Grüße aus Kanab an dich und deine Bande! Stöti

  6. Hallo, mein lieber Wolfgang.
    Nun ist mein letzter Kommentar doch bei Dir angekommen. Natürlich habe ich Philip gefragt, was ich falsch gemacht habe. Es war ganz einfach und im nachhinein unbegreiflich. Kleine Ursache und große Wirkung.
    Dein Bericht und die Bilder sind wieder große Klasse. Ich bin so was von begeistert, einfach fantastisch. Besonders die Fotos von den Steinen von Papa und Filou. Ich kann nicht viel schreiben, denn mir kommen immer wieder die Tränen.
    Dir wünsche ich noch ganz viele tolle Abenteuer, Spaß, Freude und viele tolle Eindrücke. Ich umarme Dich. Deine Mama.

    1. Liebe Mama. Ja, das ist alles nicht so einfach. Weder die Sachen mit Computer noch mit dem Schmerz zurecht zu kommen. Aber wie du siehst: gemeinsam schaffen wir das!
      Danke für deine lieben Wünsche. Es ist einfach toll hier und macht mir einen riesigen Spaß. Viele Grüße aus Kanab nach Mintard.

    2. Liebe Mama. Ja, das ist alles nicht so einfach. Weder die Sachen mit Computer noch mit dem Schmerz zurecht zu kommen. Aber wie du siehst: gemeinsam schaffen wir das!
      Danke für deine lieben Wünsche. Es ist einfach toll hier und macht mir einen riesigen Spaß. Viele Grüße aus Kanab nach Mintard von deinem Sohnemann!

    3. Liebe Mama. Ja, das ist alles nicht so einfach. Weder die Sachen mit Computer noch mit dem Schmerz zurecht zu kommen. Aber wie du siehst: gemeinsam schaffen wir das!
      Danke für deine lieben Wünsche. Es ist einfach toll hier und macht mir einen riesigen Spaß. Viele Grüße aus Kanab nach Mintard.

  7. Die Bilder zu sehen ist einfach schön, weil wir einige Stellen am Grand Canyon und Brice Canyon gemeinsam besucht haben. Deine Berichte sind wieder lesenswert und machen mir viel Spaß. Es ist prima, das du die Tour machst und soviel Freude hast. Bis bald deine Stötifrau

    1. Hallo mein lieber Schatz!
      Danke für dein großes Lob. Aber danken muss ich natürlich dir, dass du das so mitmachst und mich ziehen lässt. Im Laufe dieser ‚Expedition‘ haben wir eine große Anzahl wirklich sehenswerter Orte aufgespürt. Und wenn ihr beide mögt, dann schauen wir uns das im nächsten Jahr gemeinsam an. Die geplante 2020-Reise war nämlich schon ganz nah dran. Eigentlich brauchen wir die nur wieder aufleben lassen! 🙂
      Liebe Grüße aus Mesquite nach Hause!
      Dein Stötimann

    2. Ha! Du hast das auch hinbekommen mit der Kommentarfunktion. Siehste mal: klappt doch. Ich bin stolz auf dich. Und danke, dass dir das alles gefällt. Ist ja auch eine Erkundungsexpedition um vielleicht auf eigene Faust eine Runde zu drehen! Bin gespannt, wie es dir gefällt, wenn du das mit eigenen Augen siehst! Liebe Grüße und Küsse nach Hause! Dein Stötimann

  8. Hallo Papa,
    das sieht wirklich super aus und ich bin echt neidisch. Ich lese hier deine spannenden Reiseberichte während ich einen kurzen Moment Ruhe im Büro habe.
    Das wäre natürlich super wenn wir nächstes Jahr dann unsere 2020 Tour endlich nachholen können.
    Ich freue mich die Tage mehr zu lesen und bin ganz gespannt was du noch erzählst, wenn wir uns das nächste Mal sehen.
    Viel Spaß und ganz liebe Grüße aus Berlin,
    Philip 🙂

    1. Lieber Philip, wenn wir uns das nächste Mal sehen solltest du seeehr viel Zeit mitbringen. Und ja: wenn wir unsere Tour 2020 im nächsten Jahr gemeinsam nachholen könnten würde mir das sehr gut gefallen!
      Liebe Grüße nach Berlin, Papa

  9. Hallo Wolfgang. Man glaubt es kaum, aber es ist Wirklichkeit. Du bist in Amerika und kannst die tollsten Eindrücke erleben. Ich finde es einfach toll, dass ich mit den Bildern und Deinem Bericht quasi dabei bin. Es ist wirklich wunderschön, so etwas zu erleben.
    Außerdem wünsche ich Dir noch viele Erlebnisse, gute Eindrücke und vor allen Dingen auch leckeres Essen. Dabei darf das Eis natürlich auch nicht fehlen. Genieße die Zeit, das Fahren auf dem Motorrad und die vielen wunderschönen Gegenden.
    Tschüß Deine Mama

    1. …Und es macht so einen riesigen Spaß auch auf diese Art und Weise und durch die gelegentlichen Telefonate mitzunehmen! Und toll, dass du das alles so hin bekommst. Hut ab! Dein Sohnemann

  10. Hallo Stöti! Ich verfolge deinen Blog wieder mit großer Freude! Du schreibst einfach klasse und die Bilder sind eh der Hammer 🥰 Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß und liebe Grüße aus Bali, auch von Markus ♥️ Deine Bina

    1. Liebe Sabrina, lieber Markus, da sind wir doch jeweils auf der gegenüberliegenden Seite der Erde und sind uns trotzdem so nah. Vielen Dank für dein Interesse und das große Lob. Freue mich schon darauf, dich gleichfalls eng zu begleiten! Viel Spaß noch auf Bali und den noch folgenden Highlights. Ich bin dabei! LG, Stöti

  11. Lieber Stöti, heute hatte ich endlich die nötige Ruhe um mich Deinem Bericht gebührend zu widmen. Ich freue mich immer, wenn Du uns an Deinen Erlebnissen teilhaben lässt.
    Fotos hattest Du ja schon über WhatsApp geteilt… Aber Dein Schreibstil ist schon klasse. Ich erlebe die Reise mit dem Tablet auf dem heimischen Sofa förmlich selbst und habe nicht gemerkt, dass die Sonne inzwischen unter gegangen ist und ich im dunklen Wohnzimmer sitze.
    Es freut mich, dass Du Dir diesen Traum erfüllt hast.
    Bis bald mal wieder. Liebe Grüße, Birgit MC

    1. Liebe Birgit,
      hurra, du warst dabei und das freut mich sehr. Und auch, wenn die Tour schon ein paar Wochen her ist, sind die Erinnerungen noch sehr präsent. Liebe Grüße an Ansgar und ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen! Liebe Grüße vom Stötimann.

  12. Moin Wolfgang
    Hab leider noch nicht alles durchgelesen
    Aber was ich gelesen habe war interessant
    Haste toll gemacht
    Werde dir nen Stick zusenden mit meinen Bildern
    Du kannst mir dann ein paar zurück senden ok ?
    Gruß
    Udo

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