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USA Südwesten 2023: einmal ist noch lange nicht genug!

Um ganz ehrlich zu sein: einmal ist nicht genug.

Denn wie ist denn das, wenn es einen nicht mehr los läßt? Wenn sogar noch ein halbes Jahr später die Szenen der letzten Reise „Mit dem Moped durch den Südwesten“ vor dem inneren Auge an einem vorbei schweben? Wenn die unglaubliche Weite und Tiefe und der Abwechslungsreichtum der Landschaft immer wieder eine ‚Gänsehaut‘ verursacht?
Mich bringt das dazu, da wieder hinzuwollen, an die Erlebnisse anzuknüpfen, neue zu entdecken und vor allen Dingen, diejenigen Menschen dabei zu haben die mir am meisten bedeuten. Klar, so viel Platz ist gar nicht im Flieger um sie alle mitzunehmen, aber mit Kerstin, Philip und Lennard geht das schon.

Der Himmel ist blau über dem Central Park und Cinderella will endlich nach Hause

Vorsichtiger, morgentlicher Blick aus dem Fenster durch die Jalousetten nach unten: die Dächer und Wege sind trocken. Erst danach der Blick nach oben: blauer Himmel! Das sind ja mal super Aussichten. Nach unserem letzten Continental Breakfeast packen wir unsere Sachen zusammen, verlassen das Zimmer, checken aus und übergeben unser ganzes Gepäck Jose, der es für die nächsten Stunden sicher verstaut bis wir es abholen und dann zum Flughafen fahren.

Also, was machen wir denn heute? Central Park, Soho, Chelsea, The Edge, The Shed, Vessel, Hudson Yards, High Line, noch ein Stück Pizza – das sollte wohl reichen. Am Ende waren es 15.700 zusätzliche Schritte bis wir im Flieger sitzen und hier an dieser Stelle ein Feuerwerk an Bildern abliefern können.

Wir gehen in die nächste U-Bahn-Station und fahren Uptown inklusive 1x umsteigen bis in die 66te Straße, wenden uns nach Osten und betreten nach wenigen Minuten den Central Park. Nach dem ganzen Krach und Gerenne, das einen so ständig auf den Bürgersteigen und den Fußgängerampeln umgibt, ist hier endlich Ruhe. Ein bisschen muss man aufpassen, dass man den Überwachungseichhörnchen nicht auf den buschigen Schwanz tritt, so nah kommen sie einem. Aber wenn man eine auf dem Boden liegende Eichel von einem der Bäume die am Wegesrand stehen aufhebt und ihnen anbietet, nehmen sie doch Reissaus.

Blauer Himmel über New York. Und diesen Blick aus dem Central Park auf Midtown Manhatten muss man wirklich gesehen haben.
Diese Kontraste zwischen der Fassade der Pennsylvania-Station (Penn-Station) und den wuchtigen Wolkenkratzern können nicht größer sein. Die Spiegelung der Sonnen in den Scheiben (wir werfen hier 4 Schatten!) lassen uns blinzeln.

Die Sonne scheint warm in den Park und es ist wirklich herrlich die paar Meter langsam zu laufen und mal was anderes als Autos, Häuser und Menschen zu sehen. Nachdem wir 1x quer durch sind gehen wir gemütlich bis zum Columbus Circle, fahren eine Station Richtung Downtown, dann mit einer anderen Linie ein Stückchen Uptown bis zur Penn-Station, steigen aus und laufen zum Anfang der High-Line. Als wir um eine Ecke kommen ist vor uns eine Menge Trubel: Die amerikanischen Schauspieler, aber auch Arbeiter demonstrieren gerade für bessere Bedingungen und wir sehen Schilder, auf denen sie sich über die bevorstehende Aussetzung der Gehaltszahlungen beschweren weil die Republikaner den Nachtragshaushalt nicht absegnen wollen. Am kommenden Samstag ist dann Schluss. Wenn nicht eine baldige Lösung gefunden wird, dann startet und landet kein Flugzeug mehr in den USA, die Sicherheit auf den Straßen kann nicht gewährleistet werden und die Behörden müssen schließen. USA im LockDown. Wie zu Corona Zeiten. Was uns sehr befremdlich und kaum möglich erscheint, spielt sich fast jedes Jahr aufs Neue hier ab. Da mag dieses riesige Land noch so viele Probleme bewältigt haben, aber das ist Politik und Auswege werden nur mit schmerzlichen Kompromissen gefunden. Amerika ist so und auf vielerlei weitere Art auf dem besten Weg, die demokratische Grundordnung zu verlieren.

Hier die Gruppe der Streikenden der SAG-AFTRA (Screen Actors Guild‐American Federation of Television and Radio Artists). Das ist eine amerikanische Gewerkschaft, die ca. 160.000 Film- und Fernsehschauspieler, Journalisten, Sänger, Tänzer, Discjockeys, Synchronsprecher, andere Film- und Fernsehschaffende und weitere Berufstätige in den Medien weltweit vertritt.
Der Blick nach oben ist manchmal erschlagend.
Der Blick in die Ferne bietet Überraschungen.


Genauso, wie der Blick nach Unten ebenfalls Überraschungen bereit hält.

Diese interessante Treppenanlage „Vessel“ ist zur Zeit leider geschlossen aber trotzdem sehr sehenswert.
Die Aussichtsplattform „The Edge“ (Die Ecke) ist relativ neu und bietet aus dem 100sten Stockwerk ebenfalls einen phantastischen Blick direkt nach unten aber auch über Midtown Manhatten.
The Sheg, ein Veranstaltungsgebäude mit verfahrbarem Dach, steht mir im Weg. Also will ich es mal besser beiseite schieben damit da keiner drüber fällt.

Wir gehen weiter und steigen die Treppen zur High-Line hoch. Die High-Line ist, wie der Name schon sagt, eine Hochbahnlinie, die in den 1930er Jahren zum Transport von vorwiegend Lebensmitteln gebaut und 50 Jahre lang in Betrieb war. Einige Bereiche um die Bahn herum waren während des Betriebes und insbesondere danach furchtbar herunter gekommen und es gab lange Zeit Streit darum, ob das ganze nicht abgerissen werden und dafür neue Häuser entstehen sollen. Weil viele Anwohner und Fürsprecher der High Line bereits kurze Streckenabschnitte bepflanzt hatten, mit dem Ausbau der Strecke und der Aufwertung der Gegend auch die Immobilienpreise und damit die Steuereinnahmen wieder steigen dürften, hat man sich für den Erhalt ausgesprochen, auch wenn es kein Budget dafür gab. Heute ist das nicht nur für Touristen eine Flaniermeile sondern auch für Einheimische und Büroangestellte in der Mittagspause eine kleine Oase der Erholung. Natürlich hören wir bei unserem Spaziergang eine Ebene über den Straßen der Stadt jede Menge unterschiedliche Sprachen wenn sich die Besucher miteinander unterhalten – unter anderem auch ein paar Sätze plattdeutsch und schon sind wir in einem angeregten Austausch mit zwei Schwestern aus Pellworm, die ihren Vater über die High-Line begleiten. Es macht so einen Spaß mit den Leuten zu reden, dass wir fast die Zeit vergessen.


Auf der High-Line kann man noch die alten Schienen sehen. Zwischendurch empfangen uns diverse Skulpturen lokaler Künstler


Hier ein Blick in eine Seitenstraße in der die blanke Häuserfassade mit tollen Bildern verziert wurde. Und zwischendurch viele Blumen, über den Weg gewachsene Bäume oder Sitzflächen. Alles sauber und Top in Schuss.

Ein phantastischer Ausblick: Im Vordergrund das exklusive High-Line Hotel und im Hintergrund das Empire State Building
Und wo wir gerade von Ausblick sprachen: Aus der Ferne (6.8km) winkt uns nochmal die Freiheitsstatue zu.
Witzige Kunst am Oberservation Desk der High-Line

Wir laufen bis zum ehemaligen Observation Desk, an dem jetzt aber keine Teleskope mehr stehen sondern Fischskulpturen, verlassen dort die High-Line kurz vor ihrem Ende im Meatpacking-District und wandern durch den Süden von Chelsea und den Norden von Soho, besuchen kurz die katholische Kirche „Nuestra Señora de Guadalupe en San Bernardo/Our Lady of Guadalupe at St. Bernard“ und besteigen an der 14. St / Ecke 8. Av. die U-Bahn und fahren zum Hotel zurück. Auf dem Weg dorthin ziehen wir uns beide noch jeweils ein Stück Pizza rein und lassen uns dann mit dem Taxi und unseren Koffern zum Flughafen fahren.


Wer genau hinsieht entdeckt an vielen Ein- und Ausgängen und Treppen Kleinkunst wie diese beiden Figuren. Vielleicht sollten wir mal eine Rallye dahin machen.
Nach dem letzten Stück Pizza setzen wir uns noch ein paar Minuten in die Lobby des Hotels bevor wir endgültig den Heimweg antreten.

Letzter Blick bei der Ausfahrt aus New York City auf eines der vielen Kunstwerke wie z.B. hier das „Survival of Serena“ von Carole A. Feuerman. Wer mag, kann sich gerne mal den Hintergrund zu diesem Kunstwerk ansehen und wird erstaunt sein, was die Bedeutung ist. (CaroleFeuerman)

Herr Singh nimmt seine Aufgabe als Taxifahrer sehr ernst und er schätzt es gar nicht, wenn man ihn an der Ausübung seiner Pflichten in Form eines Verkehrsstaus hindert. Deswegen hat er einen etwas nervösen Gasfuß und versucht sich ständig irgendwo reinzumogeln, was den geschmeidigen Ablauf der Fahrt etwas beeinträchtigt – meinen Magen übrigens auch, und ich bin heilfroh, dass nach deutlich über einer Stunde Fahrt bis zum Terminal 4 am John F. Kennedy-Airport alles drin geblieben ist.

Er setzt uns auch direkt am richtigen Block ab, ich drücke ihm einen Stapel Geldscheine in die Hand (so ziemlich die letzten die wir noch haben), er will aber nicht nachzählen und bedankt sich herzlich bei uns.

Singpore Airlines macht den Schalter erst 4 Stunden vor Abflug auf und wir sind mal wieder zu früh. Also stellen wir uns erstmal an die Seite, quasseln mit ein paar Leuten (die mit dem Schiff nach New York gefahren sind (dauert genau 2 Wochen inklusive Stopp auf Island, Grönland und Halifax – Nova Scotia/Neufundland) und nach 5 Tagen New York dann mit dem Flieger wieder zurück reisen), die aber etwas frühzeitig ungeduldig werden und sich mitten in den Block stellen weil ja anzunehmen ist, dass sie dann als erste Einchecken können und vermutlich auch eher in Deutschland ankommen. Als sich eine Gruppe von etwa 20 Leuten zusammen gefunden hat wird die Security aufmerksam, baut außerhalb des Blockes eine Absperrung auf und treibt die Gruppe erstmal dahin. Da wir eh gerade da standen und mitkriegen, dass die Absperrung für den Flug nach Frankfurt ist, stellen wir uns dazu und tauschen weiter mit den Leuten Urlaubserlebnisse aus. Schließlich öffnet der Counter und wir werden geordnet zum CheckIn begleitet und sind zügig fertig.

An der anschließenden Sicherheitskontrolle ist echt was los. Wir begegnen uns mehrmals in den in Serpentinen angelegten Absperrung und witzeln rum. „Na, ihr schon wieder?“ oder „auch wenn wir in der Schlange vorne stehen: wir sind bestenfalls eine Zehntelsekunde früher in Frankfurt als ihr!“. Wir legen unsere elektronischen Geräte (Handys, Laptop) in ein Tray, füllen das nächste Tray mit Gürtel, Rucksack, Leinenbeutel und Jacke – achso? Schuhe auch ausziehen? – legen die Schuhe noch mit dazu und kommen problemlos durch die Kontrolle. Vor mir ist ein junger asiatischer Mann, der natürlich immer noch seine gefüllte Trinkflasche dabei hat, sich deren Inhalt noch schnell reinwürgt, aber dann Gürtel, große Armbanduhr, Laptop, Portemonnaie und Handy jeweils einzeln rausklauben und wieder durch das Tor zurückgehen muss. Bis er nach dem dritten Mal endlich ohne Piepsen durch ist, sind mindestens 3 weitere Leute sehr genervt und man merkt es der Security an, viel darf da jetzt nicht mehr kommen und sie nehmen sich den mal separat vor.

Ich sammel meine Sachen wieder zusammen und stelle fest: mein linker Schuh fehlt. Das ist ja witzig: Cinderella in New York. Aber wo ist der Prinz? Weit und breit nix zu sehen, dann hätt‘ ich doch lieber meinen Schuh zurück. Ich sage der Security, bzw. einer Einweiserin Bescheid und zeige erklärend auf meinen linken Socken. Sie sagt, ich solle mich an den Officer am Ende dieser Linie wenden. Der angesprochene weibliche Officer hat gerade wichtigeres zu tun, geht an mir vorbei und lamentiert mit anderen Officers, die gerade am Monitor des Scanners stehen. Ich warte geduldig bis ein anderer kopfhaarbefreiter, stämmiger Staatsbediensteter (der ab Samstag vermutlich kein Gehalt mehr bekommt) mit lauter Stimme das Gepäck des etwas überforderten jüdischen Reisenden unter anderem gründlich nach Spuren von Sprengstoff durchsucht hat und reklamiere meinen fehlenden Schuh. Er ruft in Richtung des Scanners „Shoe found?“ und kümmert sich sofort um sein nächstes Opfer. Der hat noch nie das Märchen von Aschenputtel bzw. im englischen Cinderella gehört und ich frage mich gerade, ob ich das mal ihm gegenüber erwähnen sollte. Jedenfalls normalerweise läßt man eine Prinzessin mit nur einem Schuh ja nicht so da stehen. Aber ich fürchte, er würde das nicht sehr witzig finden. Es dauert noch eine ganze Weile und ich beobachte, wie jemand eine Türe des Scanners öffnet und mehrere Teile rausholt – unter anderem meinen Schuh, den mir die Einweiserin lächeln übergibt. Das ist bestimmt zu diesem Zeitpunkt mit Abstand der best durchleuchtete Schuh Nordamerikas mit einer Aufenthaltszeit von rund einer halben Stunde im Röntgenscanner. Glücklicherweise hat der Schuhmief auch nicht zu einem Alarm geführt, so dass wir die Security jetzt endlich hinter uns lassen konnten.

Von der Security bis zum Gate A4 sind es gerade mal 200m und daher schnell gemacht. Hier haben wir wieder reichlich Gelegenheit zum Leute-kennenlernen und erfahren, wie die Schiffsreise von Hamburg nach New York so abläuft und was daran gut ist oder was eben etwas anstrengender ist.

Die Boeing 777-312 ist ein riesen Ding und selbst in der Touriklasse ist genügend Bein- und Schulterfreiheit in den 3 Reihen zu jeweils 3 Sitzen nebeneinander im Gegensatz zur Condor. Versorgt werden wir von allzeit lächelnden, perfekt gestilten, ein enges Kostüm tragenden, schlanken asiatischen Flugbegleiterinnen. Die Maschine braucht gefühlt den ganzen Runway bis sie dann donnernd abhebt, nach 40 Minuten die Reiseflughöhe von 37.000 Fuß (11.278 m) mit bis zu 581 Knoten (1.076 km/h) ihre Endgeschwindigkeit erreicht und sich nach Nordosten, Richtung Europa wendet. Nach 6 Stunden und 52 Minuten, bei denen ich immerhin einen Film (Vaiana, im englischen Muoana) geschafft habe und den Rest der Zeit etwas verzweifelt versuchte in den Schlaf zu kommen, während Kerstin die ganze Zeit konsequent im Tiefschlaf bleibt, setzen wir etwas verfrüht um 10:15 Uhr Ortszeit polternd in Frankfurt auf, rollen noch fast 20 Minuten über den Airport bis wir an einer Außenposition stehen bleiben und darauf warten, den Flieger verlassen zu können.

Mittlerweile hört man während der Busfahrt über den ganzen Flughafen von der Außenposition bis zum Gate immer mehr deutsches Murren über den langen Weg, die dadurch verbrauchte Zeit und die natürlich schlechte Organisation. Kerstin und ich tauschen verwunderte Blicke und verdrehen die Augen. Kaum gelandet mutieren einige Herren wieder zu Besserwissern und Anspruchsdenkern.

Unsere Koffer sind relativ schnell verfügbar, wir gehen zum Ausgang B6 und rufen bei unserem Shuttleservice an, der uns innerhalb weniger Minuten erreicht, die Koffer hinten in den Sprinter wuchtet und mal wieder ziemlich rasant zu unserem Parkplatz bringt.

Die Fahrt von Frankfurt bis nach Hause dauert für 230km statt der üblichen 2.5 Stunden wegen eines Unfalls auf der A3 leider ganze anstrengende 4 Stunden und 15 Minuten und während der Fahrt wechseln wir uns am Steuer mehrmals ab bis wir endlich zu Hause ankommen.

Das war ein wunderbarer Urlaub bei dem, von ein paar Kleinigkeiten abgesehen, alles wirklich wunderbar geklappt hat. Wir haben wahnsinnig viel gesehen und uns über viele Dinge sehr gewundert. Ich könnte jetzt nicht sagen, was von allen Dingen das Schönste, Größte, Ungewöhnlichste oder sonstwas war – vielleicht, dass wir uns alle gut verstanden haben. Gerne wieder.

Löwen machen große Haufen und am Times Square hätte ich am Liebsten die Reissleine gezogen

Wieso sind die Nächte eigentlich schon vorbei wenn man das Gefühl hat, jetzt geht´s gerade erst richtig los? Es ist noch so dunkel draussen und außerdem hört sich das Straßengeräusch irgendwie immer noch gedämpft an. Und stimmt, als wir zum Frühstück gehen und einen Blick auf die Situation vor dem Hotel werfen sehen wir, dass es nicht viel trockener als gestern aussieht. Aaach, egal. Dann werden wir halt in der Bronx nass.

Die Anreise bis zum Zoo in der Bronx dauert über eine Stunde mit den Öffies. Wir müssen in unserer Straße erstmal in die Underground absteigen, dann die Linie D Uptown Richtung Norwood-St, an der Fordham Rd – Grand Concourse raus, in den Bus Bx9 und nach neun Haltestellen am Southern Boulevard Gate aussteigen und mit den Online-Tickets rein in den Zoo. Ein Klacks.

Der Zoo in der Bronx ist mit einer Fläche von 107 ha der größte Zoo von New York und der größte in einer Stadt befindliche Zoo in den USA. Gefühlt würde ich sagen, dass der Zoom-Erlebniszoo in Gelsenkirchen etwas größer ist, aber tatsächlich hat der Zoom-Zoo nur 1/3 der Ausdehnung. Wir schauen uns die vielen Tiere an und manche, wie die Pfauen oder Eichhörnchen, laufen einem fast über die Füße. Das ist aber auch das einzige Gedrängel hier. Ansonsten sind wir fast den ganzen Tag alleine unterwegs und begegnen zwar immer wieder Mitarbeitern des Zoos, aber kaum Besuchern. Kein Wunder, es ist ja auch Dienstag, es regnet noch und es gibt derzeit keine Attraktionsveranstaltungen die vielleicht zusätzlich Besucher anlocken.

Von weitem hören wir einen Löwen brüllen, der Tiger macht nur kurz die Augen auf, und der Braunbär nimmt den nächstbesten Felsen als Kopfkissen. Als wir um eine Ecke kommen sehen wir den Löwen. Er runzelt die Stirn, schaut sich noch kurz um und macht einen riesen Haufen in sein Gehege, den wir bis zum Weg riechen können. Respekt, das könnte ich auch, darf ich aber leider nicht. Unten habe ich eine Menge Bilder aus dem Zoo eingefügt. Viele Gehege finde ich viel zu klein, aber offensichtlich klappt die Nachzucht vieler Arten relativ gut, so dass New York einen guten Beitrag zur Erhaltung vieler bedrohter Arten leisten kann.

Heute geht es in den Bronx-Zoo. Wer kommt mit?
Der Tiger liegt ganz entspannt im Gras und beobachtet gelassen die ganzen Touris. Heute verliert er bestimmt nicht den Überblick, es sind heute morgen um halb zwölf ganze zwei an der Zahl, die mal bei ihm vorbei schauen – nämlich wir.
Der Bär ist gleichfalls ganz entspannt und benutzt den Felsen als Kuschel-Kopfkissen
Und das ist der Moment bei dem der Löwe die Stirn runzelt und hinten…
Die haben hier übrigens keine Überwachungskameras sondern Überwachungshörnchen, die einen auf Schritt und Tritt beobachten.


Die Kobra stromert in ihrem Gehege rum und guckt uns ziemlich interessiert an. Dass da eine Glasscheibe zwischen uns ist finde ich ziemlich beruhigend.

Der alte Godzilla hat wunderbare Augen.

Nach fünf Stunden haben wir genug von den ganzen Viechern, verlassen den Zoo und gehen die Anreise rückwärts an. An der 34ten steigen wir aus und gehen noch zum Times Square. Mannomann, da ist vielleicht was los:

Autos, Krankenwagen, Polizei, Feuerwehr, Fußgänger, Taxis, Rad- und Motorradfahrer – alles dabei und trotz der vielen Leute die mit sich und ihrem Handy beschäftigt sind, scheint das zumindest während wir das beobachten, unfallfrei abzulaufen.

Mickey Mouse, Spiderman, Hulk, X-Man und einige andere lassen sich mit Touries fotografieren und luchsen ihnen auf die Art und Weise immer ein paar Dollars ab. Irgendwann kommt einer mit einem fahrbaren Garderobenständer auf dem Kostümteile von den Transformers liegen. Er braucht schon eine ganze Weile um den ganzen Plunder anzuziehen, ist zum Schluss deutlich über 2m groß und hat in seinem Anzug mehrere Akkus verbaut um damit Licht und Sound zu machen.

Manchmal bin ich nicht sicher, wer da auf dem Times Square verkleidet ist. Manche sehen aus wie Spuck, die Pugenfliege (Äh, Puck, die Stubenfliege – aber ersteres geht auch) – mit großen, eckigen und leicht getönten Brillen, wattierten Jacken aber kurzen Röcken und dann an den Füßen gefütterte Wintersandalen. Kuriose Mischungen. Ein junges Pärchen schwebt heran und er hat einen besonderen Auftrag von ihr bekommen: sie vor der Leuchtreklame des Times Squares abzulichten. Sie läuft auf den Fahrradweg, geht 3m von ihm weg und dreht sich dann lächeln um (knips). Das wiederholen sie mehrfach, während Rikschafahrer, Pedelec-Raser, Paket- oder Pizzaboten ihr und ihrem silbernen Täschchen ausweichen müssen.
Sie wirft einen Blick auf seine Fotos. Ah, das geht noch besser: Schließlich öffnet sie ihr langes dunkles Haar und die Prozedur geht mit gespitztem Mund und sexy Augenaufschlag weiter. Sie öffnet ihre schwarze Jacke und ihr schwarzes Oberteil wird nur von einem zu einer Schleife gebundenen schwarzen Bändsel gehalten. Während ihn das offensichtlich ziemlich kalt lässt (knips, knips, Kontrolle, nochmal, knips) komme ich so langsam in Versuchung, bei ihr die Reissleine zu ziehen – dann wäre doch mal was ganz sexy auf dem Times Square zu sehen.

Nach etwa einer Stunde verlassen wir eines der lärmenden Zentren New Yorks und gehen zum Abendessen in unser Hotel zurück. Aber das „Black Tap“ bzw. „Katherine meets Toni“ war nicht so gut, wie wir es uns erhofft hatten. Zum Schluss fahren wir noch rauf zur RoofTopBar, der Dachterrasse unseres Hotels. Da gibt es zwar nichts zu trinken aber heute Nacht erstmalig wieder einen wunderbaren Blick auf das gegenüber liegende Empire State Building. Und mit den Bildern sage ich gute Nacht und bis morgen.

Der Blick nach unten auf die Straßen von New York. Hier die 35ste, Kreuzung 5th Avenue.
Und der Blick nach oben auf das Empire State Building. Einfach großartig!

9/11

Was jeder Amerikaner und viele weitere Menschen auf der Welt sofort mit dieser Bezeichnung verbinden sind die Attentate auf die beiden World Trade Center in New York, das Pentagon und das Capitol in Washington, bei dem das Flugzeug jedoch vor Erreichen seines Ziels abstürzt. Diesem traumatischen Ereignis vor 22 Jahren mit 2.996 Toten wird im 9/11 Memorial sowohl über, als auch unter der Straße gedacht. Wir schauen uns erst bei kräftigem Regen und böigem Wind die zwei großen Pools an, in denen das Wasser von den jeweils vier Seiten der ehemaligen Turmfassaden in die Tiefe rauscht. Trotzdem ist es vergleichsweise still hier und die meisten Touristen bewegen sich eher andächtig.

Wir bestellen zwei Tickets und betreten nach kurzer Wartezeit in der Schlange das Memorial. Hier drin herrscht wirklich betretene Stille, denn die zahlreichen Ausstellungsstücke, Bilder, Film- und Audioaufzeichnungen belegen den Ablauf, Tragik und die ungeheuren Kräfte, die große Doppel-T-Träger in Querrichtung zu Hufeisen verbogen und 5 Etagen zu einem soliden Block aus Beton, Stahl und Resten von Papieren, Kabeln und Büroequipment beim Kollaps der über 410m hohen Gebäude verdichteten. Aber auch die unfassbaren Zufälle, die zu über 15.000 geretteten bzw. evakuierten Menschen, 18 Überlebenden und zum Beispiel einem einzigen noch intakten Fassadenfenster führten, werden genannt. Natürlich machen wir hier keine Fotos – ist ja auch im innersten Teil des Memorials verboten, auch wenn das viele Besucher offensichtlich nicht interessiert – abgesehen von den beiden riesigen Stahlträgern aus dem untersten Teil der Außenfassade die gleich am Anfang des Rundgangs stehen und auch von außerhalb des Memorials sichtbar sind.

Nach über fünf Stunden sind unsere Füße platt, wir haben Hunger und Durst. Also verlassen wir das Memorial und gehen in das nahe O’Hara’s Restaurant und Pub, in dem auch viele Feuerwehrmänner ein- und ausgehen und in dem hunderte von Emblemen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten aus der ganzen Welt an den Wänden kleben.

Da die Brooklyn-Bridge ganz in der ‚Nähe‘ ist gehen wir nach einem Sandwich, Burger und zwei Bier auch noch ’schnell‘ bei Regen und Sturm dahin, aber es ist so ungemütlich, dass wir nach dem ersten Turm umdrehen, in die Subway einsteigen und zum Hotel zurück fahren.

Auch wenn wir Bewegendes gesehen haben und das Wetter immer noch für einen klassischen Besuch in New York ungeeignet ist, war das ein toller Tag und wir sind froh, uns das alles anschauen zu können.

Hier ein paar wenige Bilder unserer heutigen Tour:

Das Oculus ist mit 4 Milliarden Dollar Baukosten das teuerste Bahnhofsgebäude der Welt und entstand im Trümmerfeld der Zwillingstürme (Ground Zero) und der zerstörten Subway darunter. Es ist ein wirklich riesiges Gebäude, das von außen gar nicht so wirkt. Eine ganze Anzahl U-Bahnlinien treffen sich hier, wo jede Menge Shops und Food-Läden (eher so kleine Fresstempel für die typisch amerikanischen Kleinigkeiten wie Donuts, Burger usw.) zu finden sind.
Unten, mitten in dieser gewaltigen weissen Halle, sitzt ein 7-jähriger asiatischer Junge und spielt virtuos auf dem „Piano of Hope“ (dem Piano der Hoffnung) jede Menge popolärer Stücke und die Leute bleiben stehen, lächeln und klatschen Applaus, wenn er ein Stück beendet hat. Das war wirklich bewegend.
Einer der Zugänge zu den Bahnlinien, in direkter Verlängerung der Halle, sieht aus wie die Wirbelsäule eines gigantischen Wales. Abgesehen von grauen Streifen in den weissen Marmorböden sind auch alle Strukturen in makellosem weiss. Ich habe nicht eine einzige Schmiererei gesehen.
Draußen ist es echt ungemütlich und die obersten Etagen des OneWorld-TradeCenters verschwinden immer wieder in den schnell ziehenden Regenwolken.


Von den Millionen Tonnen an Stahlschrott, Betonstaub und Fundstücken hat man einige ausgewählt um sie als Erinnerungsstücke gegen das Vergessen dieses schreckliches Ereignisses festzuhalten.


Das O’Hara’s Restaurant & Pub direkt neben 9/11 bietet einiges für das Auge. Unter anderem hunderte von Emblemen von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste aus der ganzen Welt – natürlich auch aus Deutschland.

Das Oculus sieht von außen zwar spektakulär aber nicht riesig aus.


Man läuft nur rund 15 Minuten vom OneWorld-TradeCenter zur Brooklyn-Bridge, die zu ihrer Bauzeit 1867 – 1886 die längste Hängebrücke der Welt war.

Millionen Exponate und der Regen folgt uns bis ins Zimmer

Auf einer Skala von 1 – 5, wobei 5= starker Sommer-/Gewitterregen, waren wir gestern offensichtlich erst bei 3. Denn jetzt legt Ophelia erstmal so richtig los. Als wir nach dem Frühstück das Hotel in der 35sten Straße verlassen gehts noch einigermaßen, aber die Wolken haben uns entdeckt und ziemlich gemein ausgenutzt, dass wir noch 3 Blocks bis zur Penn-Station laufen mussten. Dort steigen wir unten rum schon wieder etwas eingenässt in die gut besetzte C (U-Bahnlinie) und rumpeln nach Norden bis zur 81sten.

Vor uns am Eingang zum Museum ist eine ziemlich lange Schlange. Aber es geht zügig vorwärts und nach rund 5 Minuten haben wir ein Dach über dem Kopf. Und das Dach ist vom American Museum of Natural History, das wir erst nach ziemlich genau sechs Stunden wieder verlassen, obwohl wir nur zwei von vier Ebenen geschafft haben.

Ich könnte mich viele weitere Stunden in dem Themenkreis Entstehung des Universums, des Sonnensystems und der Erde, deren Geologie und der menschlichen Entwicklung von ersten Primaten, über die vielen Zwischenstufen an Vormenschen bis hin zu dem global verbreiteten „Wir“ mit all ihren Ethnien hier aufhalten, und ich habe noch viele Fragen. Im Gegensatz zu den Museen und Ausstellungen der NASA finden sich hier aber keine Wissenschaftler, die interessierten Besuchern vielleicht Fragen beantworten könnten. Eine davon will ich euch nicht vorenthalten:

Das älteste jemals gefundene Objekt ist gesichert 4.565 Milliarden Jahre alt (der Sahara Meteorit Erg Chech 002 (EC 002)) und ist vermutlich ein winziges Stück aus der Kruste des etwa marsgroßen Protoplaneten Theia, der mit unserer Protoerde Gaia vor 4.533 Milliarden Jahren zusammen stieß. Die beiden Hauptteile der Eisenkerne verbanden sich zu einem und sanken in die Mitte der Erde während der Rest in den Weltraum zurück geschleudert wurde und nach etwa 10.000 Jahren den Mond bildete. Und damit zu meiner Frage: die Entstehung unseres Sonnensystems liegt mit 4.5682 Milliarden Jahren nur wenig länger zurück, so dass innerhalb von ein paar hundertausend Jahren die meiste Arbeit getan war. Das Material, aus dem unser Sonnensystem entstand muss aber noch viel älter sein, da es aus dem Kollaps und der Nova eines früheren Sterns gebildet wurde. Warum finden wir keine Objekte, Stoffe oder Elemente, die also nachweislich älter sind als Erg Chech 002? Wer es weiss kann mir ja mal schreiben.

Eine kleine Pause legen wir in in einer großen Halle ein und schauen nach draussen: derzeit macht es keinen Sinn das Gebäude zu verlassen, denn die Regenaktivität ist gerade bei 4.5 angekommen. Wenn das so weiter geht…

Wir stromern durch die Entstehung der Humanoiden, der Austellungen für Mineralien, die Völker Südamerikas, Afrikas und Asiens und haben nach 6! Stunden die beiden ersten Level erfolgreich gemeistert. Aber wir haben platte Füße, einen steifen Rücken, Kohldampf und Durst. Außerdem ist es bereits Nachmittag und es reicht – selbst für eines der besten Museen der Welt. Fotos sind weiter unten…

Das Uno, Pizzeria & Grill in unmittelbarer Nähe zum Museum, hilft da gerne weiter. Überbackene Nudeln für Kerstin und Spare Ribs für mich – mit 2 Bierchen die mich ein wenig schwipsig machen. Abgesehen von lecker auch noch mengenmäßig genug und preislich so einigermaßen im Rahmen, wenn man nicht ständig Pizza essen möchte und davon Mangelernährung bekommt.

Den Rückweg zur New York Metro Station machen wir zügigen Schrittes durch den strömenden Regen und fahren mit der U-Bahn nach Midtown Manhatten zurück, wo wir noch 2 Blocks zur Penn-Station 351 W 31st St laufen. Auch das ist ein riesiges Gebäude aber wir suchen eine ganz besondere Ecke. Nachdem wir sie gefunden und ausgiebig begutachtet haben, laufen wir zum Hotel zurück und gehen auf unser Zimmer.

Interessanterweise ist mein LapTop auf der Oberseite nass und auch der ganze Schreibtisch und die Wand und… auch die Decke. Es tropft so 1x je Minute runter und die Pfütze ist für innerhalb eines Hotelzimmers schon beträchtlich. Also regnet es irgendwo rein. Es hilft nix, so können wir nicht die nächsten drei Tage verbringen, also gehe ich zur Reception und wir bekommen ein neues Zimmer: deutlich größer und komfortabler als das Vorhergehende! So läßt es sich auch bei strömendem Regen draussen, drinnen aushalten.

Fängt schon gut an: Im Foyer des benachtbarten koreanischen „Henn Ha“ Hotels steht ein lebensgroßer junger T-Rex und mault die Gäste an.
In Dioramen sind die typischen Bewohner bestimmter Gebiete Nordamerikas lebensnah ausgestellt.


Die riesigen Elche und auch die Berglöwen sind sehr sehenswert


Und die beiden Schätzchen erstmal: der Stern von Indien mit seinen 563 Karat. Und rechts daneben der etwas kleinere Stern von Asien – glaube ich jedenfalls, das der so hieß. Ich habe ein wenig den Überblick verloren…


Südamerikanische Kulturen wie die Azteken hatten vielfältige Skulpturen geschaffen, die Teils Geschichte, Repräsentanten, Berufe oder auch nur alltägliches zeigten. Und manches davon erinnert kurioserweise an heutige Gegebenheiten (Brillenträger)

Den fand ich auch gut.
Wirklich beeindruckend was andere Kulturen vor vielen Jahrhunderten mit einfachsten Mitteln geschaffen haben.


Und hier die Besonderheit in der Moynihan-Trainhall, eines Eingangsbereiches der Penn-Station: eine Skulptur (The Hive), die von der Decke hängt und ganz ikonisch die Wolkenkratzer New Yorks repräsentiert aber nicht kopiert.

Achwas, es regnet noch?


In unserem Zimmer übrigens auch. Also kriegen wir ein neues.

Ophelia ist stinksauer

Augen auf, Ohren auf Empfang: es ist ein neuer Morgen und die Dämmerung kriecht ganz vorsichtig durch die breiten weissen Jalousetten in unserem Zimmer. Aber die Geräusche draussen haben sich gegenüber gestern Abend geändert. Es hört sich an, als ob die Straßen jetzt nass sind und es vielleicht sogar noch regnet. Egal, denke ich und werde heute noch feststellen, dass das so egal gar nicht ist.

Im Hotel gibt es ein Selbstbedienungsfrühstücksbuffet, aber die junge Dame am Eingang will uns nicht so ohne weiteres herein lassen. Also melde ich uns an der Reception für das Frühstück an, bekomme einen kleinen weissen Zettel (nanu, an was erinnert mich das?) und wir dürfen schlemmen. Naja, schlemmen ist vielleicht ein bisschen weit her geholt. Die Frühstücksauswahl ist so schlecht nicht, aber meilenweit von denen entfernt, die wir schon in anderen Städten hatten und hält auch keinen Vergleich mit dem in Berlin aus. Wir werden trotzdem satt mit Toast, Butter, Marmelade, Kaffee, Tee und Fruchtjoghurt. Über uns läuft der Fernseher und die Nachrichten sind voll von Meldungen aus Virginia, Philadelphia und Pennsylvania zum Tropensturm Ophelia der gerade Überschwemmungen, Stromausfälle und allgemeine Notstandsvorbereitungen verursacht. Die Windstärken sind glücklicherweise noch moderat, aber der Sturm bewegt sich mit maximal 15 Meilen/Stunde nach Norden, und weil das sehr langsam ist sorgt es für massive Regenfälle an einem Ort. Dieser Teil der Küste liegt zwischen 100 – 300 Meilen von New York City entfernt, doch ‚huch‘, Philadelphia und Pennsylvania liegt hier quasi ums Eck und das verheißt auch für NYC (New York City) kein Bilderbuchwetter.

Was machen wir denn heute mal? Im Gegensatz zur Colorado-Plateau-Rundreise habe ich keinen Tourplan sondern ’nur‘ eine längere Liste an Sehenswürdigkeiten zusammen gestellt, die wir beliebig nach Lust und Laune kombinieren können. Die Laune ist super, check! Also: rauf auf den OneWorldTower – um dann aus 500m Höhe in die Wolken zu schauen. Hm, hört sich nach der nur zweitbesten Idee an. Bronx-Zoo, Top of the Rock, Times-Square usw. sind bei dem Wetter dann aber auch nicht die Geheimtipps. Egal, wir gehen raus, in die nächstbeste Metro, holen uns mit jeweils 5 Klicks auf dem Automaten die 7-day-unlimited-MetroCard für U-Bahn und Busse und probieren unsere Underground-Navigations-Kenntnisse gleich aus.

Die Station „34 St, Herald Sq, B •D•F• M, N•Q•R• W“ (die Buchstaben stehen für Metrolinien) ist total leer. Keine Menschenseele zu sehen. Ich will mal nicht hoffen, dass New York bereits evakuiert wurde und wir die einzigen Doofen sind, die sich hier noch rumtreiben. Unten steht eine Metro bereit, aber sie fährt nicht ab. Auch wenn es erst 9:15 Uhr ist, die Stadt schläft doch nie. Innerhalb von ein paar Minuten gesellen sich einige Leute in unseren Wagon. Nach ein paar Durchsagen (ich hab kein Wort aus dem kratzigen Lautsprecher verstanden) springen ein paar Leute auf und verlassen die Bahn. Die Türen gehen zu und es geht los. Als wir die ersten Haltestellen auslassen verstehe ich quasi retrospektiv die Durchsage. Wir steigen „Lexington Av/63 St“ aus und ich stelle fest, so schlecht ist der Treffer nicht. Zu Fuß sind es 3 Blocks also etwa 5 Minuten zu Fuß bis zum Central Park Zoo. Das ist auch gut so, dass es nicht so weit ist, denn wenn es gerade noch genieselt hat, dann nimmt das jetzt so langsam Formen an. Wir ziehen uns 2 Tickets für den Zoo, Kerstin kauft noch einen schönen bunten Regenschirm im Zooshop (ihr wollt lieber nicht wissen, was der gekostet hat) und gehen hinein. Am Eingang treffen wir auf zwei junge Männer aus Münster, die bereits einige Tage hier sind und die letzten Sehenswürdigkeiten abgrasen, nachdem sie die Top 20 schon ausgiebig mitgenommen haben.

Tatsächlich ist das ganze Zoogelände vielleicht gerade mal 200×200 Meter groß und beherbergt neben ein paar tropischen Vögeln, Schlangen, Echsen, eine Affenbande, Seelöwen in einem ziemlich kleinen Pool, Pinguine, Schneeleoparden und Grizzly-Bären. Auch wenn das alles liebevoll gemacht ist, aber insbesondere für die Schneeleoparden, Seelöwen und die Pinguine ist das Gelände eindeutig zu klein und zu langweilig.

Weil es mittlerweile Bindfäden regnet und mir das Wasser von meinem Cappy in den Nacken tropft kaufen wir noch einen weiteren Knirps (jaja, ich weiss, zu Hause haben wir schon einige davon und da kosten sie ein paar Euro, das nutzt mir aber hier nix – und wer rechnet schon mit schlechtem Wetter in seinem Urlaub?). Bei Regen geht man am besten ins Museum, und da bietet sich, wo wir schon mal auf Höhe der 63 Straße sind, das American Museum für Natural History an. Wir fahren mit dem Bus, steigen 1x um und stehen fast vor dem Eingang vor dem sich im strömenden Regen ein Wald von Regenschirmen und -Capes angesammelt hat. Wir können das Ende der Schlange nicht sehen. Aber schau mal: dort rechts ist ein weiterer Eingang und da stehen nur ganz wenige. Auf dem Weg dahin fallen mir Hinweisschilder zu zeitabhängigen Eintrittskarten auf, also versuche ich während des Laufens noch Tickets zu buchen – die frühesten gibt es aber erst um 14:30 und das sind noch zwei Stunden bis dahin. Wir werden trotz Regenschirme dann pladdernass sein. Kurze Diskussion, umdisponieren – wo ist das nächste Restaurant? Ah, Pizza gibt es in der Columbus Av/82te, und damit stehen nur 950ft also etwa 300m zwischen unserem Appetit und der Lösung dafür. Die Jungs hinterm Tresen sind super freundlich und nachdem wir alle Unklarheiten beseitigt haben bestelle ich ein Slice Margherita für Kerstin, eine mit viel oben drauf (keine Ahnung wie die heißt, aber PiMalAuge dürfte die lecker sein) und noch eine Cola ohne Eis. Der Kollege hinterm Tresen nimmt die Stücke aus der Auswahl, schiebt sie in den Ofen und knallt den Ofen zu. Zuerst dachte ich, der ist sauer, aber der knallt den Ofen immer so zu. Das scheint bei ihm dazu zu gehören um sehr geschäftig und professionell zu wirken. Wenn meine Mitarbeiter so mit unserem Equipement umgehen würden, da hätten wir aber eine nur sehr kurze Diskussion… Meine tun das natürlich nicht (und nicht nur deswegen, das sei mal so an der Stelle genannt, sind es auch für mich die besten Mitarbeiter die ich mir vorstellen kann. Mal abgesehen von der Tatsache, dass sie nicht am Pizzaofen stehen. Liebe Grüße nach Moitzfeld!)

Die Pizzen sind echt gut, lecker und die Slices sind groß genug um einen ganzen Tag damit auskommen zu können. Wat nu? Draussen hat der Regen nachgelassen – aber nur bis wir wieder vor die Türe gehen. Die Wolken müssen Antennen haben, denn sogar die 50 m bis zur nächsten Bushaltestelle sorgen wieder dafür, dass die maximale Wasseraufnahmefähigkeit meiner Schuhe wieder überschritten ist. Wir fahren mit dem Bus über 2 Meilen und 16 Stationen nach Süden bis zum Bryant Park und schauen uns die Public Library (die öffentliche Bibliothek) von innen an. Öffentlich bedeutet dabei aber nur, dass man über die Gänge huschen kann und die Türen bestaunt hinter denen sich bedeutende Sammlungen an Karten, Büchern oder Aufzeichnungen und eine kleine Ausstellung befindet. Alle Sammlungen oder übrigen Bereiche sind nur Studenten oder Wissenschaftlern – und teilweise auch nur mit besonderem Forschungsauftrag zugänglich.

In der Ausstellung befinden sich ein paar besondere Exponate, wie z.B. 6.000 Jahre alte Keilschriftblöcke, sogar aus Schulen oder sogar Anweisungen aus dem Staatsapparat. Witzigerweise konnten die gravierten Walzen dazu benutzt werden eine Anzahl Kopien von den Anweisungen zu erzeugen, in dem man sie in weichen Ton eindrückt und dann trocknet. Auch der Struwwelpeter in englischer Ausführung und die ersten Ansätze von Winnie the Pooh finden sich dort – allerdings nicht in Keilschrift. Das wäre wohl eine echte Sensation.

Als wir die Bibliothek verlassen verstärkt sich der Regen mal wieder und wir laufen die paar Blöcke zum Hotel wo wir ein paar Stunden schlafen bevor uns der Appetit wieder für einen Snack raustreibt. Aber schon wieder kriegen die Wolken das mit und aus Nieseln wird erneut ein Starkregen. Also gehen wir endgültig ins Hotel zurück und ich nutze die Gelegenheit mal ein paar mehr Zeilen heute zu schreiben. Fehlen nur noch die Bilder: eh voila:!

Beweisfoto: hier ist echt niemand! Und das in Midtown Manhatten um 09:15 Uhr!
kleine Kuriosität auf dem Weg zum Zoo: Die Gebäude werden mit Fernwärme beheizt und aus diesem ‚Gulli‘ ,über dem ein Auto steht, kommt jede Menge Dampf. Das ist mal eine echte Standheizung!
Der bunte Ara tut nur so als wenn er pennt. Tatsächlich hat er dich genau im Visier.
Dieses Blaugecko amüsiert sich königlich wie ich versuche mit dem Handy ein geeignetes Foto zu machen während mir das Wasser vom Cappy in den Nacken tropft.


Erst sieht es so aus, als ob der Schneeleopard nichts mitkriegt. Aber dann macht er die Augen auf. Da halte ich mal besser die Luft an…

Nähe Times Square
Einer der Gänge in der Public Library. Hier ist’s wenigstens trocken.
Da muss man nichts mehr sagen. Es ist ein wenig Feuchtigkeit in der Luft.
Ich habe ganz kurz darüber nachgedacht, ob solche Schuhe nicht gerade besonders zweckmäßig sind: man kann damit sozusagen ‚über‘ das Wasser laufen und sollte etwas hinein geraten, kann es vorne auch gleich wieder raus laufen. Und ausnahmsweise sind die hier auch noch billig.

Laufmarathon in LAS und Jumping to New York City

Der Wecker bimmelt und ich denke im ersten Moment, dass ich irgendwie noch im falschen Film bin. Achja, heute ist ja Abreise, hätte ich fast vergessen. Hilft ja alles nichts und deswegen lasse ich zuerst beide Beine aus dem Bett rutschen und irgendwie folgt der Rest dann auch. Die Beine finden auch den Weg ins Bad und der Spiegel sagt: leg dich wieder hin – insbesondere weil das wenige an Frisur ganz oben auch noch in unterschiedliche Richtungen will. Mit ein bisschen Geduld kriege ich das in Griff und fange an, mich konzentriert anzuziehen in der Hoffnung, dass Konzentration dabei hilft, zumindest alles Notwendige zum Schluss an der richtigen Stelle platziert zu haben. Es ist 2:00 Uhr Morgens und das ist echt nicht meine Zeit.

Wir werfen die letzten Sachen in die Koffer und den Rest behalten wir am Mann. Alles ist nun abreisebereit und deswegen verlassen wir das Zimmer, rollern durch die Gänge und ich gebe die Zimmerkarten an der Reception an. „We´ll care about your CheckOut later, all systems down.“ (Wir kümmern uns um deinen CheckOut später, die Systeme sind nicht verfügbar). Na, das reiht sich ja perfekt ein. Mal sehen was da noch kommt.

Draußen schwenkt der Mitarbeiter des Hotels kurz den Arm und mit Schwung kommt ein Taxi vorgefahren. Der Kollege wuchtet die Koffer hinten rein und wir nehmen auf der Rückbank Platz. Wir sagen nur „Delta to New York“ und er weiß sofort welcher Flughafen, welches Terminal und welcher Counter gemeint ist. Und schon fetzt er los. „SpeedLimit“ nölt sein Auto auf dem Highway und er ignoriert es konsequent. Wenn ich so fahren würde, dann würde mich Kerstin recht schnell bitten mal rechts anzuhalten…

Es dauert wirklich nur 20 Minuten bis der Taxifahrer uns an der richtigen Stelle raus wirft und wir vor den CheckIn-Countern von Delta-Airlines stehen. Und jetzt gehen die kleinen Herausforderungen los:

  • Die Counter sind noch geschlossen. Das als solches ist nicht schlimm, jedoch fehlt gerade die Orientierung, ob es noch andere von Delta gibt.
  • Hinweisschilder empfehlen den CheckIn am Automaten vorzunehmen die da reichlich rumstehen. Also lege ich meinen Pass auf, Piep, gescannt, Flug wird angezeigt, 2 Passagiere namentlich aufgeführt, bestätigt, der Drucker surrt und die Bordkarten kommen raus. Von LuggageTags (das sind die Klebezettelfähnchen für die Koffer) keine Spur. Eine ältere Dame quasselt mich an und schüttelt den Kopf – funktioniert gerade nicht mit den Tags.
  • Wir stellen uns in die Schlange und irgendwann öffnen die Counter und gleichzeitig kommen aus den Automaten die ersten KofferTags. Ich pelle mich durch die Schlange an den nächstbesten Automaten. Aha, die Kofferoption gab es gerade noch nicht, aber der Apparat will für jedes Gepäckstück $30 haben. Jetzt merke ich wie meine Kerntemperatur das erste mal über die Umgebungstemperatur steigt. Mittlerweile ist Kerstin auch schon in der Schlange deutlich nach vorne gerückt. Also CheckIn ohne Koffertags.
  • Allen am Counter (ein großer, älterer Afroamerikaner-Gentleman mit grauem Vollbart) nimmt das zur Kenntnis und hat für die Situation volles Verständnis. Er checkt die Pässe (achwas: ihr habt beide am selben Tag Geburtstag? Er schaut mich an: Na, da kannst du ihren ja nicht vergessen!) Allen druckt die Bordkarten neu aus, befestigt die produzierten Koffertags an den Griffen und schwingt sie auf das Laufband. „I wish you a good flight and nice stay in New York“ (ich wünsche euch einen guten Flug und einen angenehmen Aufenthalt in New York).
  • Wir gehen einige Minuten Richtung Security für Gate D34. Der Officer ignoriert meine Bordkarte und legt meinen Pass auf den Scanner: Piep, grün, weiter. Er legt Kerstins Pass auf den Scanner: Bööp, rot, Stopp. Irgendwas stimmt mit dem Pass nicht. Wir bekommen einen kleinen weißen Zettel, dass Kerstins Pass von der Fluggesellschaft erst registriert werden muss. Meine Temperatur geht gerade auf minus 10°C.
  • Der Weg zurück zum CheckIn ist weit, es ist etwa 4:00 morgens und natürlich nicht meine favorisierte Zeit für Herausforderungen. Wir nehmen die SuperFastLane direkt zu einem Mitarbeiter von Delta (ich glaube exakt zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine 10.000 Schritte für den Tag schon voll) und der tippt eine gefühlte halbe Ewigkeit auf der Tastatur rum, gibt uns ein weiteres Zettelchen und entlässt uns Richtung Security. Mittlerweile bemerken wir dutzende von Leuten, die zurück zu Delta kommen um da etwas nachregistrieren zu lassen.
  • Zurück an der Security will die Kollegin (der Officer von gerade ist natürlich nicht mehr da und auch sein Tor ist mittlerweile geschlossen obwohl auf dem weissen Zettel steht, man soll EXAKT dieses Tor wieder nehmen) natürlich nicht den Pass sehen, sondern die Bordkarte. Bei Kerstin sagt es Bööp, rot, Stopp. Die Mitarbeiterin nimmt die Bordkarte, hält sie schräg auf den Scanner, Piep, grün, weiter. Meine Temperatur steigt wieder.
  • Meinen Pass will sie auch nicht sehen, ich lege die Bordkarte auf den Scanner: Bööp, rot, stopp. Also das gibt´s doch alles gar nicht. Die Mitarbeiterin legt für mich die Bordkarte schräg auf, rutscht damit ein paar mal von rechts nach links: Piep, grün, weiter. Da ist man ja schon froh wenn mal was klappt.
  • Jetzt noch die Handgepäckkontrolle: Jacke aus, LapTop, Handy, Zeugs in Trays, Schuhe aus, Gürtel ab (wie gut, dass die Hose mittlerweile auch ohne Gürtel bestens hält), Armbanduhren ab und wir werden durchgewunken. Nachdem wir alles wieder angezogen und an die richtige Stelle gepackt haben, geht es mit der Bahn zum Gate D wo wir dann nach insgesamt 2h (ab Hotel) ankommen. Mannoman, das kann ich aber auch nicht jeden Tag gebrauchen.
  • Da wo wir uns hinsetzen zieht es wie Hechtsuppe. Ich probiere noch andere Sitze am Gate, aber da weht auch ein eisiger Wind. Wenn ich also zwischen verschiedener eisiger Zugluft wählen kann, dann nehme ich halt die erste.
  • Um etwa 5:45 Uhr geht das Boarding los. Es werden unterschiedliche Passagiergruppen (Comfort+, SkyPriority, Main Cabin 1, 2, 3 etc) der Reihe nach aufgerufen und die Mitarbeiter sind konsequent. Wer noch nicht dran ist kommt auch nicht rein und wird zurück geschickt. Als wir endlich einsteigen sitzt bereits ein echt silhouettenstarker Ami auf dem Gangplatz und lässt uns aber freundlich lächelnd auf unseren Mittel- und Fensterplatz. Der Sitzabstand ist bei sehr angenehmen 80cm und damit ist auch genügend Platz um die Beine mal auszustrecken. Nur für die Schultern ist das Platzangebot in der Breite immer noch etwas begrenzt.
  • Um 6:45 Uhr ist Sonnenaufgang und wir rollen über den Taxiway. Zügig dreht der Flieger auf die Startbahn und fährt nach 200m wieder runter auf den Taxiway. Och nee, nicht das auch noch. Aber er stoppt nicht, sondern es sieht so aus, als ob er einfach eine andere Maschine mal eben vor lässt. Nachdem er einmal im Kreis gefahren ist, geht’s wieder auf die Startbahn und während auf der Nachbarbahn gleichzeitig ein gelber Flieger landet, überholen wir rechts und steigen steil in den Morgenhimmel über Las Vegas. Die langen Schatten der frühen Sonne lassen die Berge und Täler Nevadas und Arizonas super hervortreten und wir fliegen in wenigen Minuten die Strecke, für die wir mit dem Auto ein paar Tage brauchten. Schließlich verschwindet Lake Powell und Utah aus dem Blick und eine Wolkendecke schiebt sich zwischen uns und dem freien Blick nach unten.
  • Soweit erstmal die Herausforderungen dieses Reisetages. Ich kann euch sagen: viel mehr davon mag ich gar nicht haben.
Es geht los. Wir rollen über den Taxiway und mit dem Sonnenaufgang steigen wir steil in den nur leicht bewölkten Himmel über Nevada unserem neuen Ziel, New York, entgegen.
800 Meilen östlich sehen wir die Berge und Canyons wieder, die wir vor wenigen Tagen hinter uns ließen. Ein komisches Gefühl…

Es ist ja auch immer das Gleiche: Kaum habe ich mir aus dem Entertainmentprogramm „Arielle die Meerjungfrau“ rausgesucht, sind der schwarze Bär am Gangplatz und Kerstin in der Mitte in tiefem Schlaf in sich zusammen gesunken und ich merke das erste Mal wieder, dass ich bald eine Toilette gebrauchen könnte. Aber das hat etwas Zeit, es ist noch nicht so dringend. Ich kriege jedenfalls den ganzen Film über nicht eine Sekunde die Augen zu und nach Arielle entscheide ich mich für Guardians of the Galaxy, Folge 3. Da Kerstin und der schwarze Bär aber gerade mal eine wache Minute haben nehme ich die Gelegenheit wahr, doch mal den Restroom aufzusuchen. Gottogott, ist die Bude klein – oder bin ich so groß geworden? Wenn der OttoNormalAmerikaner sein Hinterteil da rein drückt, dann dürfen sie anschließend den Flieger von außen aufsägen um den wieder rauszukriegen, das passt doch nie im Leben.

Der ganze restliche Flug verläuft sehr angenehm. Die Piste da oben in 10km Höhe ist offensichtlich frisch geteert und völlig frei von Luftlöchern. Wir landen überpünktlich und kommen auch ganz flott aus dem Flieger raus. Und jetzt kommen die nächsten 10.000 Schritte. Wehe dem, der etwas im Flieger vergessen hat und das erst am Baggage Claim (der Gepäckrückgabe) merkt, denn die Strecke ist gewaltig (3.764ft bzw. 1.15km, ich habe das in MAPS ausgemessen!) vom Gate B36 bis zum Taxistand.

Und dann sehen wir im Landeanflug die Silhouette von New York in der Ferne. Das ist ein ordentliches Stück noch mit dem Auto zu fahren. Aber glücklicherweise muss ich das nicht selber leisten, dafür gibt es ja Taxis.

Nachdem wir im Südwesten der USA fast verlernt hatten, was ein Stau ist, haben wir in New York reichlich davon und deswegen dauert es statt etwa 30 Minuten eine geschlagene Stunde bis zu unserem Hotel in Midtown New York. Die Formalitäten sind schnell erlegt, wie gehen in unser Zimmer im 12ten Stock (einen 13ten gibt es nicht) und ich falle aufs Bett und damit in einen tiefen Schlaf – ich haben fertig…

Aber wir sind nicht hier um die Zeit zu verpennen, sondern um etwas zu erleben. Nach gut 1.5h wache ich auf und mache mich etwas ferngesteuert fertig um mit Kerstin die nähere Umgebung zu erkunden – dabei finden wir einen kleinen Pizzaladen. Die beiden leckeren Slices „Cheese“ und das Wasser kosten uns zusammen 5$. Das ist das mit riesigem Abstand preiswerteste Dinner des Urlaubs!

Aber irgendetwas geht gerade ab hier. Gruppen vom Secret Service und Marinesoldaten in weißen Uniformen kommen uns entgegen, überall steht Polizei (NYPD), jede Menge riesiger Limousinen fahren um die Blocks und nicht mal die Hälfte sind von Uber (einem Taxiunternehmen) und an einigen Stellen stehen Männer und Frauen in dunklen Anzügen mit Stöpseln in den Ohren. Ob Mr. President auch hier gerade unterwegs ist? Oder Donald auf Wahlkampftour oder einen Termin vor Gericht hat? Wir wissen es nicht und kriegen es auch an diesem Abend nicht raus. Dafür sehen wir aber schon mal den Bryant-Park und setzen uns dort eine Weile an ein kleines Tischchen, besuchen die Central Station von innen, sowie das Crysler- und Empire State Building von außen.

Kurze Pause im Bryant Park. Vor uns die Public Library, die Öffentliche Bibliothek, die aber leider schon geschlossen ist.
Und ein paar Blocks weiter die Grand Central Station mit der Spitze des 2 Blocks dahinter stehenden Crysler Buildings im Hintergrund
Und die Grand Central Station von innen. Ein eindrucksvolles, großzügiges Gebäude in dem sich auf vielen Ebenen zahlreiche Bus-, U-Bahn und Eisenbahnlinien treffen.
Auf dem Rückweg zum Hotel auch noch eben mitgenommen: das Empire State Building.

Es lärmt, hupt und die Straßen und Bürgersteige sind voll – vor allen Dingen mit jungen Asiaten. Die Geräuschkulisse ist beachtlich und ein krasser Gegensatz zu der druckvollen Stille, die wir in Escalante hörten, aber auch nicht so weit von dem entfernt, was man auf der Fremont-Street in Las Vegas erlebt.

Nach einer Weile haben wir genug von dem Treiben, gehen ins Hotel und kümmern uns um eine ordentliche Augenpflege bei geschlossenen Lidern. Morgen ist auch noch ein Tag für Herausforderungen.

Faule Bäuche am Pool „The Tank“

Heute haben wir nix geplant. Wir können also einfach nach Herzenslust rumgammeln und den Tag verplempern. Und das machen wir so:

Eine Stunde länger schlafen (bis 7:00 Uhr), aufstehen, duschen, fertig machen und frühstücken. Das können wir und kriegen das auch anstandslos hin. Anschließend an den hoteleigenen Pool heranpirschen, komfortable Liegen im Schatten erobern (da wir fast die Ersten sind ist das auch kein Problem) und die beiden Bäuche so platzieren, dass man knapp darüber hinweg auch noch den Pool sehen kann. Zugegeben: nicht ganz so einfach. Wir albern rum und haben einfach Spaß.

Wo wir beim Rumalbern schon dabei sind: Kerstin malt mir ein kunstvolles Tatoo auf den Oberarm. Damit sind die zugehörigen Verhältnisse bei den attraktiven Lifeguardmädels am Pool gleich abgesteckt. Da kann ja nix mehr passieren.

Irgendwann kommt Philip dazu, wir gehen ins Wasser, schauen ins Aquarium (und die drei großen und vier kleinen Haie und üppige Makrelen und WasWeissIchWasFürDickeBrocken schauen raus – wobei ich das Gefühl habe, dass sie die dicke Scheibe zwischen uns sehr bedauern).

Zwischendurch schreibe ich lange Nachrichten in die Heimat und wir lachen uns schlapp über die teilweise sehr witzigen Unterhaltungen. Uns geht es einfach prächtig und wir haben das Gefühl, einen wunderbaren Urlaub zu erleben. Auch dank euch, die ihr dabei ward und mit uns in Kontakt geblieben seid.

Heute Abend essen wir mit den Jungs noch einen Happen und dann trennen sich unsere Wege für eine Weile. Die beiden fliegen nach Hause und wir wechseln die Perspektive nach New York. Wenn alles gut klappt melden wir uns morgen von dort. Macht es gut, allen Urlaubern noch eine schöne Zeit, allen Arbeitenden viel Erfolg, allen Erkrankten gute Besserung und allen anderen: habt Geduld – euer nächster Urlaub (wohin auch immer) kommt bestimmt.

Liebe Grüße aus Las Vegas von Wolfgang, Kerstin, Philip und Lennard. Achso: und hier noch die letzten Fotos aus dem Südwesten der USA von diesem Teil der Tour!

Der kapitale Kollege schaut genau hin, wenn er langsam an dir vorbei schwebt…
Liebe Grüße in die Heimat!

Das Auto ist weg und rauf bis in die Stratosphere!

Das Auto hat in diesem Urlaub seinen Dienst getan. Insgesamt hat sich der Tachostand um 2.234 Meilen (fast 3.600 km) verändert und alles ist gut gegangen. Der Nissan Armada war sicher nicht mein Wunschauto – aber es gab auch weit und breit keinen bestellten Chevrolet Tahoe, der ein bisschen größer aber mit Sicherheit auch durstiger gewesen wäre. Zum Schluss stehen ein Durchschnitt von 18 Meilen/Gallone auf der Uhr bzw. 13 L/100km. Für einen V8 Benziner nicht schlecht. Die letzte Tankfüllung reindrücken und die Abgabe des Autos bei der freundlichen Ane waren kein Problem. Wir kontrollieren ein letztes Mal jedes Fach, die Rücklehnen, schauen unter die Sitze und in den Kofferraum: nix drin was noch mitmüsste und dann lassen wir zuerst den Autoschlüssel in Ane’s Händen und dann das Auto hinter uns, gehen durch das Car-Rental-Terminal und zum Taxistand. Der erste Kollege ganz vorne springt auf, macht uns die hinteren Türen auf und quatscht während der durchaus flotten Fahrt mit uns eine Weile bevor er sich den Telefongesprächen mit seiner Familie widmet. Am Ende kostet die ganze Fahrt inklusive Tipp $50. Leider will er nicht am Freitag morgen um 3:00 Uhr in der Frühe unser Chauffeur zum Airport sein, er habe seinen freien Tag – aber die Guys an der Türe zum Hotel helfen uns auch zu diesen Zeiten weiter und wir sollten AUF GAR KEINEN FALL später als 4:00 Uhr los fahren. Wir danken ihm artig und wissen jetzt schon, dass wir sicherlich früher auf dem Weg sein werden.

The Strat ist unser nächstes Ziel. Wer den verfehlt hat wirklich nicht aufgepasst. Er ist auch aus über 30 Meilen Entfernung echt gut zu erkennen.

Es ist mit rund halb elf am Vormittag noch relativ früh, also können wir auch noch etwas unternehmen. Wir sind ja schließlich nicht zum rumgammeln hier nach Vegas gekommen. Nach kurzer Absprache mit Philip und Lennard werden wir Gast-Kunden bei RTC, dem örtlichen ÖPNV-Unternehmen, und ziehen uns mittels einer neu auf unseren Handies installierten App vier 24h Tickets, mit denen wir praktisch bis Morgen früh kreuz und quer durch die Stadt juckeln können. Wir nehmen uns den Stratosphere-Tower (kurz „Strat“ genannt) vor. Unten drin ist ein Casino und eine Etage höher die Zugänge zu den Turboaufzügen. Das bekannte Wahrzeichen von Las Vegas ist bis zur Spitze stolze 1149 Fuß (ca. 350 Meter) hoch und damit der höchste freistehende Aussichtsturm der Vereinigten Staaten. Angeblich ist darin ein Drehrestaurant (das sich aber nicht dreht – oder wir haben was an den Augen) und mehrere Attraktionen wie den SkyJump (eine Art Bungee nur ohne Gummi), das Insanity (ein Kettenkarussel, das über den Turm nach außen schwenkt und einen freien Blick nach unten gestattet aber seit 2005 nicht mehr in Betrieb ist nachdem Gäste wegen eines Notstopps 1.5h über der Tiefe ausharren mussten) und das X-Scream (eine Gondel die bis an die Vorderkante rumpelt und dann nach vorne kippt), die aber alle nicht in Betrieb sind. Abgesehen davon, dass wir in die angstgeweiteten Augen der Leute hätten gucken können, waren wir eh nicht interessiert. Aber das Ding ist schon mächtig hoch und bietet einen tollen Blick auf Las Vegas und bis zum 31 Meilen entfernten Charleston Peak.

Wir blicken auf Las Vegas und können sogar die Sphere sehr gut sehen. Und in dem Moment schaut die riesige Kugel mit ihrer blauen Iris zurück. Wenn man durch den Sucher der Kamera blickt ist das sogar ganz schön gruselig.

Unten am Fuß des Strats kosten die Tickets $25 obwohl im Internet steht, sie kosten nur 20. Also stecken Philip und Lennard konspirativ einen Moment die Köpfe zusammen und finden – inklusive Gutscheine – Angebote für $16 die wir natürlich nutzen. Wir bestellen und gehen zur Security, die uns allerdings wieder zum Ticket-Shop schickt um die Bestellbestätigung in Eintrittkarten umzuwandeln.

„Pladdern = heftig regnen“ heißt hier „it pours“

Ganz oben ist der Ausblick wirklich Klasse. Die Flugzeuge kommen über die Berge, teilweise geradewegs auf den Tower zu und drehen dann rund 3 Meilen vorher Richtung Süden ab um die Landebahn auf dem Harry Reid zu treffen. Ich muss gestehen: so ganz wohl ist mir bei dem Anblick oft nicht, erinnert mich die Silouette der Jets doch manchmal an den 9/11. Aber alles geht gut. Sehr interessant ist, dass wir bei diesem phantastischen Ausblick auch wunderbar sehen können, wie sich die Wolken aufblähen, verdunkeln und dann ein dunkelgrauer Schwall Regen raus fällt. Zuerst nur im Nordosten des Strats und dann auch im Südosten. Nachdem wir da oben etwas getrunken hatten (für 4×0.4 Liter Softdrinks habe ich $26 da liegen gelassen!) lassen wir uns mit dem Aufzug wieder runter fallen. Aber wir können nicht raus aus dem Gebäude. Der Regen ist angekommen und es gießt wie aus Eimern vor der Türe. Also warten wir noch einen Moment bis es aufhört, wechseln die Straßenseite zu Carl´s Jr. und unsere beiden Jungs füllen sich mal eben mit ein paar Pommes und Burgern ab. Davon abgesehen, dass der Regen auch in dem Lokal angekommen ist (aus der geöffneten Deckenvertäfelung pladdert es in das Restaurant) und dieser spezielle Laden (alle anderen seien OK schwören Philip und Lennard) jetzt nicht so die Wucht ist: ich brauche jetzt noch nix zu essen. Die leckeren Burritos von heute morgen im Claim Jumper leisten mir noch fühlbar Gesellschaft…

Der riesige Turm mit riesigen Regenwolken darüber

Wir warten auf den Bus und müssen feststellen, der Bus kam deswegen so spät weil sich viele in den Doppeldecker reinquetschen mussten. Aber es sind auch nur 6 Haltestellen bis zu unserem Hotel und das halten wir schon aus. Obwohl es tatsächlich schon etwas Durchhaltevermögen braucht, denn so eingepfercht kommt man manchmal auch den armen Menschen nahe, die ihre wenigen Habseligkeiten in einer Tüte mit sich rumtragen und deswegen auch wenig Chancen auf Körperhygiene oder mal einen Arzt haben.

Als wir am Golden Nugget wieder aussteigen fallen immer noch dicke Tropfen vom Himmel, aber es sind auch nur noch 50m bis zum überdachten Hoteleingang und so kommen wir einigermaßen trocken in den Genuss der eiskalten Klimaanlage innerhalb des Gebäudes.

Eigentlich ist alles hier riesig – auch die Peterbuilt Zugmaschine im Rock Pizza

Am Abend treffen wir uns, einigen uns auf Pizza und gehen über die lärmende Fremont-Street in eine Querstraße und finden da das gemütliche und ziemlich große Rock-Pizza-Restaurant. Die Pizzen auf den Nebentischen sind riesig und deswegen entscheide ich mich für Salat und gegrillte Calamari. Wer denkt, dass das weniger ist, hat sich vertan. Zusammen mit einem Old Gold Lager Beer bin ich fast geplatzt und ich muss meinen deutlich veränderten Schwerpunkt ganz konzentriert nach draussen manövrieren.

Ein Gewimmel und Gefunkel. Einfach beeindruckend.

Wir schließen den Tag mit einem intensiven Besuch der Fremont-Street ab wo ein junger Kerl auf seiner E-Gitarre famose Solos in unablässiger Folge zu Rockstücken (fragt mich nicht welche) spielt oder die beiden halbnackten Policewomen auf Plateauschuhen vornehmlich jüngere männliche Touries anmachen oder die beiden Chippendales mit dicken weiblichen Touries manchmal gequält grinsend posieren. Zu jeder vollen Stunde gibt es an der Decke eine etwa 10 minütige Performance. Um acht gilt das bunte Spektakel Katy Perry und um neun am Abend Shakira. Das ist schon eine eindrucksvolle Show auf einer 500m langen und geschätzt rund 50m breiten Überdachung.

Mancherorts ein wenig wie Ballermann – nicht dass ich schon mal dagewesen wäre – aber zumindest vermutlich vergleichbar

Wir gehen schließlich aufs Zimmer und ich starte meine allabendliche Berichtschreiberei, leider ist das WLAN abhanden gekommen und ich habe keine Chance was zu schreiben oder Bilder hochzuladen. Ist auch hoffentlich mal nicht ganz so schlimm. Ich bin sowas von müde und deswegen froh, dass ich mal etwas früher in die Horizontale kommen. Also in dem Sinne: Schlaft auch gut!

Kanab, Zion, Feuertal und Ramen

Tja, letztes Frühstück in Utah. Ganz gemütlich sitzen wir in der Parry Lodge zusammen und bereiten uns mental auf die Fahrt nach Las Vegas vor.

Heute werden es 457 km (284 Meilen) werden bis wir das Auto abstellen können und das ist schon ein ziemliches Ende. Also ungefähr von Mülheim bis Lübeck – nur hier geht das wegen fehlender Staus auf der Autobahn viel schneller auch wenn sie nur maximal 2 Fahrspuren für eine Richtung sind und bei 80 Meilen/Stunde (knapp 130km/h) Schluss ist.

Wir packen zusammen, spielen wieder Kofferaum-Tetris (ist aber wegen des großen Autos die Spielvariante für Dummies) und ich gebe bei Stephanie an der Reception die Schlüssel ab.

Die Lobby der Parry Lodge: Hunderte von Schauspielern und Mitglieder der Crews waren hier unter gebracht um in Utah Filme zu drehen. Die allermeisten Berühmtheiten ließen ihre signierten Autogrammkarten hier, die nun fein säuberlich gerahmt an allen Wänden hängen. Aus den 2000er Jahren gibt es aber nur vereinzelte, die meisten sind aus dem Zeitraum 1955 – 1970 und viele davon sind in Deutschland auch völlig unbekannt.

Wir brauchen nicht lange fahren bis wir am Ostende des Zion Nationalparks ankommen, Wenn schon der Grand Canyon phantastische Ausblicke bietet, der Zion-Nationalpark legt da noch einiges dabei. Zwei unterschiedlich lange Tunnel sind dabei das noch am wenigsten sehenswerte.

Tunnel 1: rund 500 ft (etwa 150 m) lang und neben den vielen interessanten Felsformationen, wie z.B. Checkerboard Mesa gleich am Osteingang des Parks, ein kleines nebensächliches Highlight.
Tunnel 2: 1.1 Meilen (1.7 km) lang und von 1927 bis 1930 gebaut und war damals der längste seiner Art in den USA. 1958 brach ein Teil des Tunnels ein, wobei auch ein riesiges Stück an der Außenwand den Berg hinab stürzte. Es dauerte nur ein paar Wochen um die Straße wieder frei zu bekommen, jedoch wurden dann Betonverstärkungen eingebaut um den relativ weichen Sandstein für die Zukunft zu stützen.
Was man dann bei der Abfahrt der Serpentinen so alles geboten bekommt ist schon echt super. Eigentlich müsste man sich inklusive der interessanten Wanderungen mehrere Tage in diesem Nationalpark aufhalten, aber soviel Zeit können wir nicht aufbringen. Mal abgesehen davon, dass viele Wanderungen auch mit mehr oder weniger aufwändigen Klettereinlagen verbunden sind. Selbst Schreiber von Reiseführern geben unumwunden zu, dass sie sich an die eine oder andere noch nicht rangetraut haben.
Man kann gut die Seitenfenster für Licht und Belüftung des Tunnels im Bergmassiv sehen. Der Höhenunterschied zwischen Ein- und Ausfahrt beträgt übrigens 800 ft.
Eigentlich wollten wir am Ende der Strecke, kurz vor der westlichen Ausfahrt, den Pa’rus-Trail entlang des Virgin-Rivers laufen. Aber der Parkplatz unten war gerappelt voll und jede Menge Suchende drehten unablässig ihre Runden. Mittlerweile waren auch die Auto-Schlangen am Ost- und Westeingang des Parkes auf stattliche Längen angewachsen. Deswegen ergriffen wir die Flucht, an Parken war ja eh nicht zu denken.

Es wäre gleichfalls echt super gewesen, wenn wir im Cordwood-Restaurant in unmittelbarer Nähe des Zion in der Gesellschaft von Bisons etwas hätten essen können. Aber erstmal lag das jetzt schon hinter uns und zweitens war es tatsächlich noch viel zu früh am Tag. Also setzen wir unseren Weg Richtung Las Vegas fort. Nur Lennard plagt mal wieder der Kohldampf und deswegen machen wir in der Nähe von Mesquite bei einem Taco Bel Laden eine kurze Pause. Schließlich verlassen wir die Interstate 15 bei Crystal und fahren dann den Valley of Fire Highway.

Bei unserer Abfahrt in Kanab war die Restreichweite im Tank noch bei entspannten 400 Meilen. Das schmolz bei Aussentemperaturen von 96°F (36 °C), Klimaanlage auf volle Pulle und dem Rauf-Und-Runter (eigentlich mehr runter, denn von über 5.000 ft üNN sind wir bis auf 1.500 ft echt runtergekommen) zügig zusammen. Und erst recht im Valley of Fire, im dem eine wunderbare gewundene Straße durch tiefrote und mit kräftigen brauntönen farbig ausgestattete Felsen führt.

Die kräftige rote Farbe der Felsen kommt auf diesem Bild gar nicht so richtig rüber und am Ende der Straße sind leider auch die Trails wegen Hitze geschlossen. Als wir aussteigen und wenigstens auf einem Felsen direkt an einem kleinen Parkplatz Fotos machen wollen, bittet uns die Rangerin doch lieber davon Abstand zu nehmen. Überall sind auch Schilder aufgestellt, dass es wegen der Hitze nicht ratsam ist, selbst kurze Trails zu laufen. Na gut, sie ist der Chef hier.

Nach der Ausfahrt aus dem Valley of Fire bleiben noch 70 Meilen Restreichweite, es sind aber noch über 50 bis zum Hotel. An der Strecke liegt auch die Echo Bay mit Marina, Campground und auch einer Tankstelle die wir jetzt vorsichtshalber mal anfahren. Anders als bei allen anderen Tankstellen muss man hier in den Laden rein und ankündigen, wieviel man denn tanken möchte. Ich möchte $100 in den Tank bringen aber das supersympathische Mädel (ich habe Abigail leider bei ihrer Stephen King Lektüre „Fairy Tales“ gestört) berät mich und meint, es sei doch hier viel zu teuer und mit $40 käme ich dicke bis nach Las Vegas. Also einigen wir uns auf $50 und ich muss beim Tanken beachten, dass man zusätzlich noch einen Hebel hochstellen muss, damit der Tankvorgang gestartet werden kann. Die Zapfsäulen sind auch schon ein bißchen älter – und da fallen die meisten drauf rein – sagt sie und lacht mich an.

Wir fahren von Osten kommend nach Las Vegas ein und sehen schließlich die Skyline von LV mit dem Stratosphären-Tower. Nicht viel später stehen wir mit dem Auto im Hotel-Parkhaus, holen die meisten Sachen schon mal raus, checken ein, gehen aufs Zimmer und treffen uns wenige Minuten später wieder.

Der Vorschlag für heute Abend steht. Wir wollen gemeinsam Ramen – essen gehen. Dabei handelt es sich um ein japanisches Gericht, das meist sehr schnell zubereitet werden und eine Menge verschiedener Zutaten enthalten kann. Lennard und Philip mögen das sehr und wir kennen es noch nicht. Also probieren wir das mal aus. Und tatsächlich ist das eine leckere würzige Nudelsuppe die auch noch richtig satt macht.

Jetzt merke ich aber auch überdeutlich, dass die lange Fahrt und das Suppenkoma an meinen Augenliedern zieht. Mit anderen Worten: ich gehe jetzt ins Bett und schlafe mich mal ordentlich aus während ihr gerade aufsteht und den Tag beginnt. Das kann bei uns noch warten.

Liebe Grüße aus Las Vegas von Wolfgang, Kerstin, Philip und Lennard!

Abschluss bei Tomi Ramen in Las Vegas.

Das ‚bessere‘ Ende der Welt und das Bäuchlein vom Drachen ist leer

Bevor Lennards Schwester und Schwager ihre Tour fortsetzen frühstücken wir noch gemeinsam in der Parry Lodge. Ich habe zur Abwechslung mal nicht allzuviel Appetit, ein Löffelchen Rührei und ansonsten 3 Becher Kaffee und 2 O-Saft reichen völlig.

Die wunderbare Parry Lodge mit der Reception. Phlip und Lennard mögen das nicht so gerne – es ist halt auch ordentlich angestaubt und versucht die romantische Zeit der vielen Hollywood-Stars (Frank Sinatra, Telly Savallas, Maureen O’Hara, James Garner, John Wayne uvam) lebhaft in Erinnerung zu halten.
Und das gelingt natürlich auch dadurch, dass man einen uralten Chevrolet vor der Türe stehen lässt.
Unsere heutige Tour ist 192 Meilen lang. Eigentlich sieht das auf den ersten Blick gar nicht so viel aus, das sind aber auch wieder zusammen genommen vier Stunden Fahrt.

Um etwa halb zehn tanken wir das Auto mit fast 20 Gallonen Benzin (75 Liter) und Philip wienert parallel die Scheiben. Wir haben immerhin über 80 Meilen bis zum Northrim des Grand Canyon vor uns. Es geht erstmal durch den relativ flachen Teil der Colorado Ebene vorbei an Fredonia über den Highway 89A und wir biegen dann am Jacob Lake ziemlich genau nach Süden auf die 67 ab.

Die Straße im Bereich des Jacob Lake. Gleich geht es nach oben

Die Straße kurbelt sich von etwa 5.000 ft auf über 8.800 ft hoch und die Landschaft ändert sich eindrucksvoll von Grasland über Kiefern- bis Mischwäldern bei denen die Aspen bereits anfangen, erste gelbe Blätter und damit Vorboten des Winters zu zeigen.

Wo sind sie denn nun? Bislang haben wir nur Rinder gesehen.

An der Einfahrt zum Grand Canyon Nationalpark übergibt uns die freundliche Rangerin noch einen Plan in deutscher Sprache, bedauert aber sehr, dass die darin enthaltenen Infos nicht ganz so aktuell sind wie die englischen. Außerdem wünscht sie uns noch einen wunderschönen Tag und übrigens: da vorne sind Bisons.

Und tatsächlich. Da stehen sie ganz friedlich frühstückend direkt neben der Straße und lassen sich dabei nicht stören.

Achwas, das ist ja großartig und wir fahren die paar Hundert Meter die Straße weiter und noch vor der ersten Kurve weiden die Bisons auf der rechten Seite. Sie blicken nur manchmal auf, sind aber ansonsten an den Touries so gar nicht interessiert. Die meisten Bisons sind auch eher kleinformatig und ein wenig jünger und es ist nur ein ziemlich dicker Brocken dazwischen. Wir machen ein paar Fotos und fahren dann bis zum Visitorcenter des Northrim durch, steigen aus und machen uns auf den Weg zum Bright Angel Point. Der Fußweg dahin ist zwischen einem und drei Meter breit, gut befestigt und windet sich auf dem Bergkamm bis zum Ende der Welt an dem es nicht nur rechts und links, sondern dort auch direkt vor der Nase viele hundert Meter fast senkrecht nach unten geht. Wenn das Southrim schon spektakulär war, das Northrim topt das um Längen. Ich spreche mit einem Pärchen, die etwas unsicher den Weg entlang staksen und erzähle ihnen, dass ich vor Jahren auch schon mal Fallschirmspringen war und nicht mal halb so viel die Hosen voll hatte wie jetzt gerade. Das glauben sie mir aufs Wort, aber besser fühlen sie sich jetzt auch nicht.

Das kann man ja wohl hoffentlich nachvollziehen, dass mir auf dem Weg ein wenig mulmig ist.

Das ist aber auch der Hammer. Da ist kein Geländer rechts und links und manchmal gibt es sogar Nischen oder kleine Plateaus wie Balkone auf denen man noch tiefer runter schauen kann. Da posiere ich doch lieber an einer Stelle, bei der es auch eine wunderbare Sicht gibt, aber die Stufe vor mir ist nicht 1.300 Meter sondern nur 30 cm tief. Dem fühle ich mich noch einigermaßen gewachsen.

Wir sind am Ende der Welt angekommen. So sieht es aus und so fühlt es sich auch an.
Grandios ist noch zu schwach ausgedrückt. Mir gehen aber auch mittlerweile die Superlativen aus.

Nachdem wir eine Weile mit anderen Besuchern aus South-Dakota, Österreich und der Schweiz gequasselt haben gehen wir den Weg langsam zurück und fühlen bereits ein kleines Hüngerchen, das wir in der Grand Canyon Lodge zumindest für eine Weile wegschieben können. Leider gibt es die leckeren Bandnudeln mit Lachs oder Garnelen nicht mehr auf der Karte und der Burger für $18 ist jetzt nicht übel aber auch keine positive Überraschung mehr. Macht nix, war gut genug für uns und wir gehen nach einer guten Stunde wieder raus, Philip und Lennard wandern ein Stück des Trails entlang, Kerstin und ich machen es uns eine Weile in der Sonne auf der Terrasse mit Blick in den Canyon gemütlich bevor wir wieder in die Lodge reingehen.

Das hat was…
Da hat man doch weder ein Auge für das Essen noch für die übrigen Lieben am Tisch.
Mary Poppins macht Pause
Das Atrium der Lodge. Wer würde da nicht zu einem kleinen Nickerchen tendieren?

Im Atrium lasse ich mich auf die fluffige Ledercouch fallen und bin nach wenigen Sekunden ins Suppenkoma (ach sorry: Burgerkoma) abgerutscht. Nach einer halben Stunde (ich könnte schwören, ich habe gar nicht geschlafen) machen mich meine Lieben wieder wach, und wir fahren die Strecke wieder Richtung Kanab zurück.

Ein paar Meilen weiter gibt es noch eine weitgehend unbekannte Attraktion, die „The Belly of the Dragon“ (Das Bäuchlein des Drachen) genannt wird. Das ist ein etwa 100m langer Tunnel durch den Berg und das sieht wirklich wie das Innere des Bauches eines Drachens aus. Man kann vom Trailhead diesmal wirklich zu Fuß innerhalb von einer Minute bis zum Tunneleingang kommen und es sind auch nur ein paar Stufen bis zum Tunnelgrund. Kerstin bleibt trotzdem lieber am Auto. Die Tunnelwände sind über und über mit Gravuren verziert, es ist angenehm kühl darin und es geht ein leichter Wind.

Auch wenn ich versuche, den Bauch des Drachen von innen zu kitzeln, er regt sich nicht und davon abgesehen, dass sonst nichts im Tunnel drin ist, scheint er auch keinen Appetit zu haben. Das ist – so wie ich finde – eine gute Nachricht.

Ausklang am Pool.

Nach 20 Minuten sind wir einmal durch den Tunnel und wieder zurück, steigen ins Auto ein und fahren zur Parry Lodge. Kerstin und ich sehen uns noch in der Lobby des Hotels die ganzen Fotos der vielen Film-Promis an, die in den letzten 100 Jahren die Lodge besuchten und setzen uns anschließend an den Pool um den Abend einfach so ausklingen zu lassen. Das war mal wieder ein schöner Tag und Morgen geht es ja auch schon wieder weiter zur letzten Etappe.

Das taugt nix mehr zum Feuer machen und kleine Überraschung am Nachmittag

Wir werden in unserer kleinen Hütte erst von unserem Wecker und dann von einem farbenprächtigen Sonnenaufgang geweckt. Da kann der neue Tag ja so richtig losgehen. Zum Frühstück gibt es heute Morgen nicht ganz so süßes Zeug und das Rührei war ein solides Stück mit Zwiebeln, Pilzen und jede Menge anderer Leckereien darin. Im Müsli war nur halb so viel Zimt und die Zimtschnecken (Kerstin und ich jeweils eine halbe) waren auch super. Ich pumpe zwei Becher Kaffee und einen O-Saft ab und bin satt für heute. Dachte ich jedenfalls. Draußen kläfft der Haushund Chaco und versucht mit den Rindviechern zu spielen, nachdem ich mich verweigert hatte. Aber auch die Longhorns ignorieren ihn konsequent und so trollt er sich wieder Richtung Haupthaus.

Um 9:00 Uhr treffen wir uns und fahren die 8 Minuten bis zum „Escalante Petrified Forest State Park“. Die Lady am Eingang berät uns kurz hinsichtlich des Trails und wir werden Richtung Parkplatz entlassen. Am Beginn des Trails auf 5.920 Fuß üNN geht es zunächst im Schatten des Berges kontinuierlich hoch auf über 6.240 Fuß. Und schon bald begegnen uns die ersten versteinerten Baumstämme. Davon gibt es hier im Park rund 5.5 Millionen Tonnen an der Oberfläche, aber wir bekommen nur einen kleinen Teil davon zu sehen. Ich stehe neben so einem Brocken und fange an, die deutlich sichtbaren Jahresringe zu zählen aber tatsächlich verschwimmen sie etwas und etliche lassen sich nicht gut voneinander trennen. Die Anasazi und Fremont Indianer erkannten schon frühzeitig den Wert der gläsernen Brocken und fertigten aus den bunten sehr harten und messerscharfen Splittern Werkzeuge und Schmuck.

Es ist schon faszinierend: vor rund 150 Millionen Jahren war das hier ein Überflutungs- bzw. Sumpfgebiet des schon damals vorhandenen Colorado. Nur, dass die ganze Gegend nicht in diesem Breitengrad lag, sondern in der Nähe des Äquators. Über Millionen Jahre hinweg gab es hier eine echt üppige Flora (mächtige Bäume wie die Vorfahren der Koniferen und jede Menge Baumfarne wuchsen hier) und Fauna mit kleinen und großen Dinosauriern. Bei manchen Überflutungen wurden die Tiere und Bäume unter Massen an Schlamm begraben und konserviert. Während der ganzen Zeit wanderte der Kontinent nach Norden und schließlich stieß die amerikanische mit der pazifischen Platte zusammen. Dadurch falteten sich die Rocky Mountains auf und später hob sich das Kaibab-Plateau um rund 2.000m in die Höhe. Beim Zusammenstoß der Platten gab es aber auch nicht nur die Auffaltung, sondern es bildete sich auch eine Kette von Vulkanen, die das weite Land mit einer Schicht Asche, Lavaströme und im näheren Umkreis mit Lavabomben bedeckte. In Jahrmillionen trugen Wind und Wetter den östlichen Teil der Rocky Mountains (früherer Sedimentboden eines Meeres) wieder ab und schwemmten das Material über die teils hunderte Meter dicke Asche und Lavaschicht. Der Colorado fräste sich während der Hebung des Kaibab Plateaus vor rund 10 Millionen Jahren kontinuierlich durch die Gesteinsschichten und bildete dabei den gewaltigen Grand Canyon. Interessanterweise konnte sich das Holz der in mittlerweile tiefen Schichten liegenden Bäume nur dadurch umwandeln weil Mineralien aus der Vulkanasche durch das Grundwasser weiter nach unten sickerten, das Holz erreichten und den Kohlenstoff so langsam durch die Mineralien ersetzten. Druck und Hitze sorgten dann für eine Art Verglasung. Jahrmillionen später hatten Wind und Wetter alle oberen Schichten abtransportiert und die glasharten Baumstämme kamen und blieben an der Oberfläche. Das sieht aus wie Holz, fühlt sich aber nicht so an, brennt nicht und ist deswegen zum Feuermachen natürlich völlig ungeeignet.

Diese Situation finden wir also heute im Escalante Petrified Forest State Park vor. Nachdem wir den Park durchwandert hatten, es gab eine einfache Runde von rund 1.6km Länge die wir alle gemeinsam meisterten und eine rund einen Kilometer lange, viel steilere Runde, die wir Jungs abliefen während Kerstin geduldig im Schatten auf uns wartete, fuhren wir wieder nach Escalante, aßen ein weiteres Mal bei Brigitte die total leckere Pizza und fuhren dann zum Slot Canyon In zurück um mal so richtig die Beine hochzulegen.

Am Nachmittag besuchte uns dann überraschend Candy und fragte freundlich nach, ob wir noch Handtücher bräuchten. „Ne, wir kommen klar, vielen Dank!“. Und dann kam der entscheidende Satz des Tages: „Denn eigentlich,“ so sagte sie, „habt ihr ja nur bis heute gebucht.“ Wir schauen uns erstaunt an und ich kontrolliere den Reiseplan und die Hotelbuchungen. Und sie hat völlig Recht: Heute sollten wir in der Parry Lodge einchecken. Sie nimmt uns das nicht übel, (kann ja mal im Urlaub passieren) empfiehlt aber dringend, auch den Jungs Bescheid zu sagen. Na klar, was denn sonst? Innerhalb von einer halben Stunde ist das Auto beladen und wir brechen Richtung Kanab auf. Reine Fahrtzeit sind so etwa 2.5 Stunden, aber auf dem Weg liegen natürlich auch ein paar interessante Stellen wie der „Bryce Canyon“ und „Belly of the Dragon“. Leider sind wir dafür etwa 5 Stunden zu spät unterwegs, aber wir können bis 23 Uhr einchecken und das gibt uns ein wenig Spielraum für Entscheidungen.

Und diese Entscheidung lautet: eines der absoluten Highlights (Bryce Canyon) können wir nicht ausfallen lassen, also fahren wir die Berge hoch in den National Park und stellen das Auto für einen kurzen Stopp am Sunset-Point ab. Philip und Lennard entschließen sich dazu, die nächsten beiden View-Points (Sunrise Point und Inspiration Point) lieber zu Fuß anzulaufen während Kerstin und ich mit dem Auto die Punkte anfahren. Tatsächlich sind wir am Sunrise-Point nur wenige Minuten vor ihnen da, am Inspiration Point müssen wir dafür etwas länger warten, aber das ist auch kein Wunder, denn es ist schon ein ordentliches Stück und es geht die ganze Zeit bergauf. Von da aus fahren wir die fast 18 Meilen bis zum Rainbow Point auf 9110 Fuß (2777m) über NN hoch und genießen die Aussicht. Auf dem Rückweg nehmen wir noch den Ponderosa Point und die Natural Bridge mit. Jetzt wird es aber doch ein wenig Zeit, das Navi zeigt die Ankunft um kurz vor 8 am Abend, die Tankreichweite ist noch 150 Meilen und die Fahrtstrecke gute 80 Meilen. Das sollte doch wohl reichen. Wir diskutieren kurz wo wir Abends in Kanab noch essen gehen können, kommen aber nicht zu einer endgültigen Entscheidung.

Während der Ausfahrt aus dem Park klingelt Lennards Handy. Seine Schwester ruft an. Sie und ihr Mann sind in der Parry Lodge abgestiegen und, da sie wissen, dass wir auch irgendwo in Kanab übernachten (zufälligerweise auch in der Parry Lodge), könnten wir ja gemeinsam zu Abend essen. Außerdem hat Lennards Schwester heute Geburtstag. Hammer, was es für Zufälle gibt. Klar, dass wir „The Belly of the Dragon“ dann sicher nicht mehr anfahren, denn das ist wieder Wander- und Kletterei und das macht im Dunkeln schon mal gar keinen Sinn.

Um kurz vor 20:00 Uhr checken wir in der Parry Lodge in Kanab ein, werfen unser Gepäck in die Zimmer und machen uns ganz kurz frisch. Die Zimmer sind übrigens nach Schauspielerpersönlichkeiten benannt wie z.B. Gregory Peck (Philips und Lennards Zimmer) oder Anne Baxter (unser Zimmer) die alle hier schon als Gäste untergebracht waren. Wir treffen uns um kurz nach 20:00 Uhr draußen vor der Rezeption und gehen dann gemeinsam bis zum „Adrias Restaurant“. Sieht so aus, als ob da gerade abgeschlossen wurde aber es gibt einen Hintereingang und da finden wir dann auch etwas leckeres zu Essen und zu Trinken für uns sechs und verbringen einen lustigen Abend bei dem wir die interessantesten Urlaubserlebnisse austauschen.

Total super, wie sich dieser Tag entwickelt hat und wie dann am Ende alles doch noch geklappt hat. Und hier kommen jetzt die Bilder dazu:

Good Morning America, how are you? Die Sonnenaufgänge sind wie vieles andere auch: einfach sensationell!
Unsere Wanderroute durch den Petrified Forest. Das war schon gut anstrengend aber kein Vergleich zu gestern.
Natürlich wieder mit Schirm weil es besser ist. Unter meiner Mütze wird es nämlich ordentlich warm, da ist der Schirm schon deutlich angenehmer!
Balanced Rock am Trail-Anfang mit wunderbarem Blick auf den Hollow Lake.
Von den versteinerten Baumstämmen lag hier massig was rum.
Mittagessen bei Brigitte im Escalante Outfitters bzw. Esca-Latte. Brigitte hatte sich vor rund 17 Jahren bei der Durchfahrt in das kleine Städtchen Escalante und sich dann später auf einer Kreuzfahrt in ihren späteren Mann verliebt – der zufälligerweise aus Escalante kommt. Dem Schicksal kann man offensichtlich nicht entgehen!
Und da ist er: der Bryce-Canyon am Inspiration Point. Eine einfach umwerfende farben- und formenreiche Kulisse.
Und hier die Bryce Natural Bridge so ganz nebensächlich im Hintergrund und mit uns als Hauptsache im Vordergrund.
Und wenige Meilen nach der Ausfahrt aus dem Bryce Canyon Richtung Kanab liegen zwei dieser kurzen Tunnel hintereinander.
Und das ist unsere heutige Gesamtstrecke: 167 Meilen mit dem Auto.

Peek-A-Boo ist nur was für SlimLine

Hin und zurück sind das zwar nur 78 Meilen – aber davon sind schon 64 über die Dirty-Road zu bewerkstelligen. Und das ist wirklich eine dreckige Straße. Hier hat noch nie einer gefegt. Statt dessen viel Schotter, fast flüssiger und feinstgemahlener trockener Staub und viel Wellblechpiste.

Die auf der Hinweistafel nachzulesenden Angaben von „4L-Wasser sind pro Person und Tag mitzunehmen“ hätten uns schon stutzig machen müssen. Im Internet habe ich fast ausschließlich Beschreibungen wie „lustige“ oder „schöne“ Wanderung gefunden und auf den Satellitenaufnahmen waren das maximal 500m Wegstrecke. Am Ende kam es dann etwas anders als gedacht. Aber lasst mich mal der Reihe nach erzählen:

Nachdem ich gestern Nacht schon frierend draußen rumgelaufen bin, kann ich das am Morgen ja gleich fortsetzen. Also: Kamera positioniert und dann einfach wieder reingegangen: heiss duschen hilft und die Kamera kann den Rest von alleine. Hier also: Guten Morgen Amerika:

Kein einziges Wölkchen am Himmel, klare Luft aber ziemlich kalt. Nix für dünnes-T-Shirt & kurze-Sommerhose-Träger. Die Kamera hat aus über 2.5h Sonnenaufgang einen Zeitraffer mit 70 Sekunden gemacht – ich kriege ihn aber leider nicht hochgeladen… Tut mir leid, müsst ihr noch drauf warten.

Das Frühstück heute morgen verbrachten wir eine Zeit lang mit Brian am Tisch, der sich und seine Frau ganz artig vorstellte und dann mit seinen 40 Jahre alten Deutschkenntnissen (er hatte 1983 in Erlangen studiert) ein wenig davon erzählte, wie er seinen nächsten Urlaub in Deutschland und Italien geplant hat. Er hat mich echt damit beeindruckt, dass er – wann immer es geht – Ultramarathon (über 80km) läuft und total stolz darauf ist. Diesmal möchte er in der Gegend von Venedig zusammen mit seiner Frau ausgiebig Fahrrad fahren.

Jeff mit Vater und Frau waren dagegen letztes Jahr noch in Santiago de Compostella und trafen dort eine Harley-Truppe, die die Strecke lieber mit dem Motorrad gefahren ist. Jeffs Vater hat 25 Jahre beruflich in Europa und ein paar Jahre in Nigeria verbracht und hat ein paar kurze Stories erzählt. Und er ist total stolz, als die Lady (Candy) aus der Küche auf mich einredet, ich nur Bahnhof verstehe, und er mir mit starkem Akzent übersetzt: „sie möchte wissen, ob du Müsli willst“. Jedenfalls war dieser Morgen eher geprägt von lauter und angeregter Unterhaltung als von stillem und müdem Toastmümmeln. So gefällt mir das.

Schließlich packen wir wieder ein paar Sachen ein und fahren etwas über eine Stunde über eine Dirty-Road bis zum Dry Canyon Trailhead. Dabei geht es mal schnurgeradeaus, dann auf und ab oder teilweise kurvenreich durch die Steppe.

Der Nissan Armada spurt mit Allrad sauber durch die Pampa, rappelt aber wie verrückt. Jessica wird jetzt verächtlich schnauben bei 64 Meilen Dirty Road – wo sie doch ein paar tausend davon in Südafrika gemeistert hat. Ich ziehe den Hut vor euch und heute AUCH mal eine ordentliche Staubfahne hinter uns her.

Es ist hier oben auf 1950m üNN knalleheiss und es gibt so gut wie keinen Schatten ausser den, den man selber mitbringt.

Das war eine echt gute Idee. Was gut ist gegen Regen ist auch gut gegen Sonne.

Nach etwa einer Meile kommen wir an eine Stelle an der wir das erste Mal klettern müssen. Es geht etwas steil nach unten über eine große Stufe und dann an einer schrägen Felswand weiter. Jetzt streikt Kerstin. Es ist zu steil und Klettern ist so gar nicht ihr Ding. Wir vereinbaren, dass wir an der Wegkreuzung bleiben, die Jungs weiter laufen – kann ja nicht weit sein – und dann wieder zu uns zurück kommen.

Hier bleibt auch keiner alleine zurück! Also setzte ich mich mit Kerstin an die Seite unter einen Baum und warten dann auf die Rückkehr der beiden.

Philip und Lennard steigen den Weg immer weiter runter bis in den Canyon. Tatsächlich gibt es ein paar Stellen, bei denen ein Körperprofil mit einer Schattenbreite von mehr als 30cm unweigerlich hängen bleibt. So ist das halt bei ‚Narrows‘ oder ‚Slot-Canyons‘: Am Trailhead steht ein entsprechendes Hinweisschild mit zwei Pfosten. Wer dazwischen durchpasst kann auch in den Spooky oder Peek-A-Boo-Canyon. Als die Jungs später wieder da sind, finden sie den Abstand der Pfosten doch ein wenig zu optimistisch. Mit anderen Worten, vermutlich hätte nur mein rechtes Bein hindurch gepasst.

Da ich ja nun etwas Zeit habe schaue ich mich ein wenig um und finde mal wieder ein kleines rotes Steinchen. Es läßt sich super leicht bearbeiten also schleife ich es dünn, bringe es in eine entsprechende Form und lege es anschließend mit ans Wegkreuz. Vielleicht findet es ja mal jemand und wundert sich…

Leider keine Entfernungsangabe. Das wäre aber echt hilfreich gewesen.
Ich hab‘ aber auch immer eine Arbeit und kann die Pfoten einfach nicht still halten.
Und hier das Ergebnis meiner Steinmetzarbeiten…

Etliche Leute kommen mit Kindern, Hunden oder auch Babies an die Stelle und klettern weiter – was wir zumindest erstmal erstaunlich finden. Ein Herr ist der Meinung, wir beide hätten die smarteste Entscheidung getroffen.

Und das ist noch nicht mal die engste Stelle…

Nach guten zwei Stunden kommen die beiden wieder wie Gazellen den Berg hinauf gehechtet und berichten uns von einem superknalleheißen Canyongrund, viel steiler Kletterei und insgesamt 5.8 Meilen Fußweg. Das wäre für Kerstin und auch für mich sicher nicht in zwei Stunden machbar gewesen.

Gemeinsam gehen wir wieder zurück, nehmen die Dirty Road nach Escalante und stoppen bei „Esca-Latte“ um einen Happs zu essen. Wir beratschlagen eine Weile, wie wir die Bestellung für Kerstin am besten ins englische übersetzen als Brigitte uns in akzentfreien Deutsch zur Bestellung an die Kasse bittet. Kein Wunder, sie kommt aus München, hat viele Jahre in Hannover gewohnt ist jetzt halt in den USA. Also bestellen wir und bekommen genau das was wir haben wollten. Vier mal unterschiedlich belegte aber super leckere Pizzen in der 10″ Durchmesservariante (rechnerisch Ø256mm).

Es wird Zeit, die Beine an unserer kleinen Farm hochzulegen, den Tag Revue passieren zu lassen und euch mal wieder etwas detaillierter wissen zu lassen, was wir heute so getrieben haben. Haken dran: erledigt: jetzt wisst ihr Bescheid!

Über sieben Berge nach Escalante

Nach dem Frühstück, diesmal hat sich Pedro um uns bei Dukes gekümmert, packen wir unsere Klamotten ins Auto, kaufen noch reichlich Wasser ein und fahren die 24-West bis Torrey und wenden uns dann nach Süden Richtung Escalante. Wir machen nicht allzuviele Zwischenstopps, aber die Stellen an denen wir anhalten, die haben es in sich. Da es schon echt spät ist, mir mal wieder die Augen zufallen und ich echt fix und foxi bin (an den Bildern werdet ihr erkennen warum) lasse ich heute mal nur Bilder sprechen…

Felszeichnungen der Anasazi im Dixie National Park
Weite, wilde Landschaft.
Kurze Kaffee-, Kuchen-, Limonade-Rast in Kivas Koffeehaus
…mit einem phantastischen Blick aus dem Fenster.
Und schließlich erreichen wir unsere Kleine, süße Farm in Escalante.
Philip und Lennard sind im Haupthaus unter gebracht und wir in unserer eigenen Hütte unten rechts der Bildmitte.

Und jetzt kommts Dicke! Das ist der Grund warum ich jetzt so müde bin. Es ist hier in der Ecke quasi auch Nachts taghell!

Mit meinem Handy und Stativ fotografiert.
Das ist einfach S E N S A T I O N E L L !!!
Mega, oder?

Im Arches Nationalpark

Heutige Bilanz: 253 Meilen (407km) mit dem Auto. Reine Fahrtzeit über 8 Stunden. Natürlich ergibt sich die lange Fahrtzeit aus hin und zurück und der Gurkerei innerhalb des Nationalparks.

Das ist wirklich ein ordentliches Stück Strecke von Hanksville bis zum Arches Nationalpark. Gefühlt fahre ich wieder alleine, weil meine drei lieber den heute Nacht zu kurz geratenen Schlaf im Auto weiter führen müssen. Wir sind ja auch zu völlig ‚unchristlichen‘ Zeiten unterwegs. Naja, und ich dachte 9:30 Abfahrt sei eher spät. Die Zutrittsreservierung hat Lennard gestern schon gemacht und wie haben das Zeitfenster zwischen 11:00 und 12:00 bekommen. Das passt ja einfach perfekt. Es ist 10:55 als wir in Moab am Zutritt des Parks stehen und der freundliche Ranger gibt uns nach Prüfung der Reservierung und des Nationalparkpasses noch einen Plan mit. Wir fahren gemütlich die gut asphaltierte Straße erstmal bis zum Ende. Auf dem Rückweg können wir ja immer noch die zahlreichen Viewpoints anfahren und staunen oder Fotos machen. Wir parken am Ende der ausgebauten Strecke und machen uns gemütlich zu Fuß auf den Weg.

Da ist er: unser erster Felsbogen an diesem Tag: Sky Line Arch

Auch wenn die eigentliche Wegstrecke (400m bis zur Gabelung und dann nochmal 900m) bis zum Landscape Arch nicht sehr weit ist, die Sonne scheint heute heiss vom Himmel, es ist trocken und geht auf dem Schotterweg rauf und runter. Kerstin schnappt sich Lennards Regenschirm und verschafft sich damit etwas transportablen Schatten.

Das Wetter ist phantastisch. Vielleicht doch ein wenig warm und trocken für eine längere Wanderung.

Da es die meiste Zeit bis zum Pine Tree Arch bergab geht, ist das noch einfach zu bewältigen, aber zurück geht es ja wieder bergauf! Und das ist wirklich anstrengend.

Glücklicherweise haben wir es nicht eilig und genug Wasser dabei um immer wieder kurz stehen zu bleiben oder mit den Leuten ein paar Worte zu wechseln.

Dieser Abschnitt des Trails endet hier am Pine Tree Arch. Was auf dem Bild eher klein wirkt ist schon echt kolossal.
Durch eine großartigen Kulisse windet sich der Wanderweg. Zwischendurch geht es durch enge Felseinschnitte und dann wieder öffnet sich das Gelände und bietet einen meilenweiten Blick in die Landschaft.
Vom hauchdünnen Landscape Arch ist vor einigen Jahren auf der rechten Seite ein ziemlich großes Stück abgebrochen und ein Tourist hat in dem Moment sogar ein Foto gemacht. Die Standfestigkeit des Bogens schien damit gefährdet. Also hat man den Wanderweg verlegt, aber seitdem ist nichts mehr abgebrochen.
Zum Delicate Arch führt ebenfalls ein gewundener Wanderweg, jedoch ist das schon echt anspruchsvoll. Auf einer Strecke von 4.8km geht es 148m nach oben. Das ist mir, und Kerstin schon lange, zu viel. Deswegen knipse ich das Wahrzeichen Utahs aus der Ferne. Reicht mir aber auch.
Nachdem wir in Moab eine kurze Pause im Pizza Hut gemacht haben fahren wir die vielen Meilen über Highways und Interstate wieder zurück. An ein paar Stellen lassen die Wolken einen ‚Beam‘ bis auf die Erde runter. Vielleicht sind das ja doch die Außerirdischen, aber an uns haben sie offensichtlich kein Interesse. Vermutlich schreckt sie der bevorstehende Wolkenbruch, durch den wir durchfahren, auch ab. Und schon wieder ist alles super gelaufen. Im Nationalpark haben wir keinen einzigen Tropfen abbekommen, auf der Fahrt ’sintflutet‘ es und in Hanksville ist es wieder trocken.
Der Dicke (von mir aus dürft ihr gerne raten, wer mit dieser Anrede auf dem Bild gemeint ist) konnte gar nicht genug vom Bauchkraulen kriegen.

Der Abend geht dann wieder im Dukes zu Ende, wo sich Tanesha an uns und unsere gestrigen Bestellungen (wenistens das meiste davon) erinnern kann. Nach allem, was da leckeres auf den Tisch kam, ist es ein Wunder, dass wir nicht geplatzt sind. Ich für meinen Teil sitze gerade am Schreibtisch im Hotzelzimmer und muss mir so langsam Armverlängerungen organisieren, damit ich noch an die Tastatur dran komme. Das muss ich unbedingt bald wieder abtrainieren. Morgen ist ja wieder eine Gelegenheit dazu – mal sehen ob sie genutzt werden kann.

Trolle sind gar nicht so schlimm

Womit beginnt ein perfekter Tag? Mal abgesehen von einem guten Schlaf, einer reibungslosen Morgenhygiene und der Auswahl geeigneter Klamotten? Richtig: mit einem reichhaltigen Frühstück!

Und das bekommen wir von Shirley in Dukes Slickrock Grill ein paar Meter weiter auf dem Highway serviert. Das Käseomelett von Kerstin ist schon großartig, aber ich finde, mein Rump-Steak, Rührei, Toast und Rösti ist noch viel besser und ich lasse es mir mit großem Genuss und mit ein paar Bechern Kaffee schmecken. Also, der Tag kann kommen und das ist er:

Von Hanksville geht es erst etwa 30 Meilen nach Nordosten in den Goblin State Park, dann wieder zurück und weiter zum Factory Butte und schließlich probieren wir es nochmal mit dem Leprechaun-Canyon bevor wir wir den Tag beenden wie er angefangen hat bei Dukes.

Direkt neben Dukes hat Carl Critter seinen eigenen esotherischen Dinopark geschaffen. Aus Moniereisen, Motorhauben, Pleuelstangen und Getriebeteilen hat er einen kleinen Zoo an Skulpturen geschaffen und so manches interessante Teil ist schon dabei. Vielleicht macht sich das gut in unserem Garten, aber es ist niemand in der Nähe eine Bestellung entgegen zu nehmen – was mich doch relativ froh macht.

Die perfekt geschliffene Glaskugel sitzt auf einer Skulptur die weder mit einer Blumenvase noch mit einer Sauriernachbildung irgendetwas zu tun hat. Also einfach ein Stück Schrott.

Die Fahrt zum Goblin Valley State Park ist nicht so lang, wir kommen mit rund einer halben Stunde aus, bezahlen am Parkeingang $20 und parken am Overlook mit Blick in den Park. Was wir da sehen ist echt faszinierend, denn auf den Sandtürmen sitzen jeweils Felsbrocken und es sieht so aus, als wäre eine kleine Armee Trolle versteinert worden und sie beobachten nun argwöhnisch die vielen Leute die sich zwischen ihnen herum treiben oder auf ihnen herum klettern.

Haushohe Trolle. Wenn die mal sauer werden…
Und das sind echte Brummer, die da auf weichem Material vor sich hin balanzieren.

Wir laufen nicht ganz zwei Stunden zwischen den Kollegen herum, sind froh, dass es heute weitgehend bedeckt ist und fahren dann wieder nach Hanksville zurück. Da die Jungs schon wieder Kohldampf haben müssen wir einen kurzen Verpflegungsstopp einlegen (Lennard gibt einen aus) und fahren dann zu Factory Butte weiter. Das ist ein beeindruckendes, langgezogenes und ziemlich großes Felsmassiv mitten in einer wüstenähnlichen Ebene. Wir müssen nur wenige Meilen über die gut befestigte und ebene Gravelroad fahren und nehmen uns reichlich Zeit für ein paar Bilder.

Factory Butte

Dann liefern wir Kerstin am Hotel ab und fahren nochmal zum Leprechaun Canyon. Während der Fahrt dorthin beäugen wir skeptisch wie ein Gewitter über die nahen Berge (der höchste ist der Mt Ellen Peak mit 11.506ft Höhe) klettert und sich uns nähert. Da wir vom Autoabstellplatz bis zum Slotcanyon ein wenig Zeit zu Fuß brauchen, würden wir inklusive Foto-Aufenthalt knapp zwei Stunden dort verbringen. Nachdem wir alle Optionen sorgfältig geprüft haben entscheiden wir uns für die sichere Variante: wir fahren wieder zurück. Schade zwar aber auch konsequent richtig, da wir nicht einschätzen können wann wie viel Regen wo genau runter kommt. Ein Slot Canyon wird da schon mal zu einem ungemütlichen Ort.

Am Abend treffen wir uns dort wo der Tag angefangen hatte: bei Dukes, und wir lassen uns mit John Wayne (Rio Grande aus dem Jahr 1950) aus dem Monitor über der Bar berieseln und ich bekomme endlich von Tanesha mein local Beer (Johnnys American, IPA, 5%) das herrlich kalt ist und super schmeckt hingestellt.

Aber selbst damit haben wir noch nicht genug und setzen uns halbwegs mitten in der Nacht ins Auto und fahren zum nahen Kathlin Rock um uns mit Dark Sky Fotos zu versuchen. Leider sind viele Wolken unterwegs aber dazwischen können wir einen atemberaubenden Blick auf die Milchstraße erhaschen. Das reicht auf jeden Fall um heute mit Sternen in den Augen einschlafen zu können.

Das können wir zu Hause so nicht sehen!

Landschaft so weit das Auge reicht: z.B. bis nach Hanksville

Unten rechts geht es in Blanding los und dann kommen die Stopps Butler Wash, Natural Bridges, Hite, Leprechaun und schließlich Hanksville. In Sachen Entfernung (145 Meilen) und reine Fahrzeit (Zweistundenirgendwas) nicht viel und deswegen haben wir reichlich Muße, an den Stopps den Details auf den Grund zu gehen.

Es wird Zeit, dass wir auf unserer Reise etwas tiefer in die ganz speziellen Sehenwürdigkeiten eintauchen. Deswegen habe ich bei der Routenplanung auch den Highway 95 rausgesucht an dem sich nicht nur ein paar besondere Stellen befinden sondern sich auch noch ein phänomenaler Blick auf kilometerlange Felsklippen bietet.

Das Gelände um Butler Wash ist eher hügelig. Interessant ist der Umstand, dass bei fast allen Felsen links der Straße Rottöne dominieren, rechts aber gelb deutlich stärker sichtbar ist.

Da wir die Sonne im Rücken haben und fast die ganze Zeit Richtung Norden fahren leuchten die Felsen in besonders facettenreichen Rottönen. Leider regnet es und zwar stellenweise echt kräftig und die Rottöne sind einem Vollmilchschokoladenbraun gewichen.

Angekündigt hat sich dieser Wetterumschwung bereits an unserem ersten Stopp, nur wenige Meilen westlich von Blanding. Wir halten auf einem kleinen Parkplatz von dem ein Trail Richtung Butlers Wash Ruins los geht und wandern etwa eine halbe Stunde über Stock und Stein.

Das ist eine karge, trockene Landschaft, die wirklich ein paar Tropfen Regen benötigt. Wenn man da so lang geht rauscht es wegen der druckvollen Stille in den Ohren. Nur ab und an brummt ein Käfer oder eine Eidechse hastet rascheln vorbei. Selbst der Wind hält gerade den Atem an. Deswegen duftet es manchmal ganz leicht nach Nadelholz bzw. es erinnert ganz schwach an Weihrauch.

Die Butler Wash Ruins sind vor rund 800 Jahren noch von den Anasazi bewohnt worden, aber dann ließen sie die Gebäude aus bislang unbekannten Gründen zurück.

Die in den Felsnischen errichteten Gebäudeteile wurden sowohl für kulturelle Zwecke als auch als Lebensmittelspeicher und Wohnung verwendet.

Auf dem Rückweg kriegen wir die ersten Tropfen ab und dann öffnen sich Schleusen. Als wir am Natural Bridges National Monument ankommen regnet es kräftig. Und auch wenn ich mit dem Parkranger einig bin „this dry landscape needs each drop of rain“ (diese trockene Landschaft braucht jeden Tropfen Regen), wünschen wir uns doch ein wenig Sonne, denn im Nebelgrau verschwimmen die Konturen der teilweise echt mächtigen Brücken. Außerdem macht es keinen Sinn, einen der Wanderpfade zu nehmen um sich die Dinger mal von nahem anzusehen.

Tja. So richtig kommt das leider nicht durch.
Schließlich finden wir einen Felsbogen, dem wir sogar ganz nahe kommen können. Interessant ist, dass sich auf dem Bild die Größe nicht wirklich erahnen lässt. Und tatsächlich passt in den Durchbruch gerade mal so meine Faust.

Wir verlassen den Park und fahren weiter bis zum Hite Overlook. Der Highway schmiegt sich die ganze Zeit an der Abbruchkante entlang und ständig gibt es neue interessante Felsformationen wie diese „Cheese Box“ (Käseglocke).

Schon von weitem zu sehen. Interessant ist auch, dass sich die Verwitterungsbeständigkeit halbwegs mit jeder Schicht ändert. Die einen sind teilweise lose wie Sand und darüber liegen harte und nur schwer abtragbare Gesteinsschichten. Die lockeren rieseln zuerst weg wobei schon Wind genügt und dadurch entstehen teilweise bizarre Formen wie der Mexican Hat: eine riesige Steinplatte, die auf einem runden Stein liegt und der wiederum auf einem Felsturm liegt. Alles andere drumherum haben Wind und Wetter bereits weggetragen.
Zwischendurch kommen wir an weiteren schmalen Canyons vorbei. Der hier, bei „Josephs Chair“ (Josephs Stuhl (im Bild oben rechts)), ist rund 40m tief und breit, voller ausgewaschener Löcher und Seitencanyons und windet sich wie eine große Schlange rechts des Highways.

Nachdem wir die Hite Crossing Bridge überfahren haben schwingt sich die Straße relativ steil wieder nach oben und die Einfahrt zum Hite Overlook biegt unerwartet nach einer Kehre nach links ab. Es dauert eine Weile, bis ich die besondere Stelle wieder finde und ich habe eigentlich nicht wirklich damit gerechnet alles wieder zu finden. Aber nach genau einem Jahr liegen die beiden Steine noch dort. Sie sind anders platziert als vorher, sogar ein wenig eingefasst, also wurden sie von jemandem entdeckt und trotzdem respektvoll an dieser Stelle stehen gelassen.

Wir beschließen die beiden hier zu lassen und ihnen gemeinsam ihren weiten Blick in das Tal und auf jeden Sonnenaufgang zu ermöglichen. Sie haben es sich verdient. Macht es gut und es wird dauern, bis wir das nächste Mal vorbeischauen können.
Tief durchatmen.

Ein Stückchen weiter liegt der Leprechaun Canyon. Wir verlassen die 95 und fahren für etwa 100 Meter die staubige Piste bis zu einem kleinen Wendepunkt und gehen zu Fuß weiter. Es ist etwas beschwerlich, sich durch ganz fluffigen roten Sand und kratzige Büsche zu bewegen und nach etwa 20 Minuten, bei denen die Jungs nicht so viel Spaß haben und Kerstin lieber am Auto blieb, kehren wir um und drehen den erwarteten kathedralenartigen oder ganz schmalen Einschnitten im Felsen den Rücken zu. Später sehen wir nach und stellen fest, dass wir immerhin 2/3 der Strecke bis zum Canyon-Eingang geschafft haben aber es eine relativ anstrengende Tour geworden wäre auf die wir in dem Moment nicht gut genug vorbereitet waren. Wir schütten am Auto reichtlich Sand aus den Schuhen und fahren dann über eine Hochebene direkt bis nach Hanksville.

Die Jungs haben einen Mordskohldampf. 8 Stunden sind seit dem Frühstück vergangen und die beiden haben auf dem Rücksitz zwischendurch nur mal Chips geknuspert. Deswegen beißen sie in Stan´s Burger Shak so richtig genussvoll in ihre Burger und Pommes (wir übrigens auch – Philip hat einen ausgegeben) bevor wir die nächste Einfahrt nehmen und schon bei Whispering Sands Motel angekommen sind.

Auch wenn das eine oder andere heute nicht so recht klappen wollte: es war ein schöner Tag und wir freuen uns schon auf den Nächsten. Macht es gut und haltet zu Hause die Ohren steif!

Von Page nach Blanding: Mitten durch die WildWest-Romantik

Lassen wir mal das stereotype: „aufwachen um vier, Frühstück um sieben und Abfahrt um acht“ weg und beginnen lieber mit unserem ersten Tourpunkt „Horse Shoe Bend“: Das ist eine enge Schleife des Colorado, vergleichbar mit der Moselschleife, aber ein kleines bisschen größer und auf vielen Bildern und Reiseführern oft bedientes Objekt. Das hat es aber auch wirklich in sich. Vom Parkplatz ($10 Parkgebühren) führt ein etwa 1km langer gut ausgebauter Fußweg mit zwei überdachten Raststellen bis zu dieser besonderen Stelle:

Auch hier wieder: es geht vor meinen Füßen ein paar hundert Meter senkrecht runter und da ist an dieser Stelle KEIN Geländer. Voll gruselig.

Auch wenn es erst neun Uhr morgens ist: die Sonne ist schon ganz schön kräftig und wir treten bald den Rückweg (jetzt leider bergauf) zum Auto zurück an, und uns kommen sehr viele Touris entgegen. Gerade nochmal rechtzeitig die Kurve gekriegt.

Wir nehmen aber die Gelegenheit wahr und knipsen noch ein paar ganz heroische Fotos wie z.B. „Philip auf Felsen und Blick in die Ferne“ oder „Kerstin hat auch Spaß“

Für die Fahrt zur nächsten Etappe brauchen wir 2.5h bzw. rund 150 Meilen (über 200km) bis zum Monument Valley. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und geht ständig von 6.000ft runter auf unter 5.000 und dann wieder nach oben. Rot-gelb-gestreifte Felsen in der Ferne oder direkt neben der Strecke und dann wieder Steppe oder buschige Areale fesseln den Blick immer wieder. Wenn ich nicht ständig wegen der Straße nach vorne gucken müsste (ist wohl auch besser so) würde ich lieber die ganze Zeit meinen Blick überall hin schweifen lassen. Zwischendurch fallen meine Beifahrer in den Schlaf und ich bin eine Weile mit mir, der Landstraße, meiner Begeisterung und meinen Gedanken alleine. Der V8-Motor brummt genüßlich vor sich hin und der Straßenbelag wechselt von butterweich auf etwas rappelig, kurvenreich und dann wieder endlos gerade. Gerade deswegen vergeht die Zeit wie im Fluge und es ist, als hätte man die große Entfernung wie eine Landkarte einfach zusammen gefaltet und ist von einer Seite auf die andere gesprungen.

Egal ob mit dem Auto oder dem Motorrad. Es macht einen riesen Spaß diese Strecken abzureisen.

Schließlich erreichen wir das Monument Valley Tribal Park Visitor Center. An der Zufahrt werden uns mal gleich $32 für das Auto mit 4 Insassen abgeknöpft aber das ist es uns für den unersetzlichen Anblick wert. Hier ist schon John Wayne durchgeritten und nachdem wir im Visitorcenter kurz Rast gemacht haben reiten wir mit unserem Allrad auch durch den Park.

Der Ausblick aus dem Fenster des Visitor Centers ist fulminant und während die Medizinmänner und Häuptlinge auf dem Fensterbrett tanzen kaufen Kerstin und die Jungs Kühlschrankmagnete.

Als ich ins Visitor Center herein gehe, halte ich einer Dame die Türe auf und sie bedankt sich artig mit einem „Merci“ dem ich ein „D’rien“ (gerne geschehen) folgen lasse. Sie lacht, dreht sich um und ein Schwall französischer Worte strömt mir entgegen. Ich lache sie an und sage: „Excusez-moi. Je ne parle pas français“ (Entschuldigen Sie. Ich spreche kein Französisch). Sie lacht noch lauter – aber egal was sie jetzt noch beitragen könnte – meine Französischkenntnisse sind damit komplett ausgeschöpft. Völkerverständigung in ganz kurz. Auch gut.

Auch wenn auf der Gravel Road (Schotterpiste) letztes Jahr einige Streckenabschnitte überarbeitet wurden, die Schaukelei ist so schlimm, dass den Jungs hinten langsam blümerant wird. Die Koffer schunkeln dabei ebenfalls eifrig hin und her und ich habe die schwere Befürchtung, dass die Kekse, Chips und die Palette Wasser in Kürze eine unheilige und untrennbare Einheit im Kofferraum bilden.

Der Rundkurs bietet außer ein paar ScenicPoints und einem kleinen indianischen Markt nur den Nervenkitzel mit dem Auto irgendwann liegen zu bleiben. Aber es geht alles gut. Hier noch ein paar Bilder:

Schließlich hoppeln wir aus dem Tal heraus und sind froh, wieder ebenen Untergrund unter unseren Reifen zu haben und eine Reisegeschwindigkeit von 65 Meilen/Stunde (ca. 110km/h) aufnehmen zu können, auch wenn es nur wenige Minuten zum nächsten Tourpunkt sind.

Legendär und wer kennt es nicht? Forest Gump Point auf dem Highway 163 kurz vor Mexican Hat.

Nach ein paar weiteren Kurven rauschen wir an einem Schild „Valley of Gods“ vorbei. Das können wir aber auf keinen Fall links liegen lassen, deswegen drehen wir um und fahren – oder besser – wackeln ein paar Meilen auf der Gravel Road durch dieses „Tal der Götter“.

Vielleicht hätten wir bis zum Ende durchfahren sollen – aber für heute ging uns das Geschaukel auf die Nerven und wir wendeten und fuhren zur Straße zurück. Immerhin war der Ausblick an dieser Stelle echt super.

Eine kleine Enttäuschung dagegen waren die so genannten Petroglyphen. Das sind Felszeichnungen der Ureinwohner, die zwischen 800 und 1800 Jahre alt sind und teilweise Kultsymbole (Spirale) oder Menschen und auch Tiere (Pferd und Reiter) darstellen. Es sind nur wenige hier auf den Felsen direkt zu erkennen und dazwischen finden sich auch ‚moderne‘ Graffities z.B. „T.H.Mike“ oder „1963“.

Bei verschiedenen Zeichnungen sind sich die Experten nicht ganz einig, ob es sich auch um Wegbeschreibungen handeln könnte oder überhaupt echt sind. Schließlich wurde das lateinische Alphabeth in diesem Teil der Welt erst später verwendet.

Endlich kommen wir in Blanding an. Wir haben echt Hunger, werfen unsere Koffer ins Zimmer und wollen in ein nahegelegendes Diner – aber die Schlange draußen vor der Türe (Schulausflug ins Diner?) läßt nichts Gutes erahnen. Also fahren wir ein paar Meter zurück und bekommen einen großen runden Tisch im Homestead Steakhouse. Kamri nimmt die Bestellungen entgegen und sie fragt noch, wo wir herkommen. „We are from Germany! Have you ever been there?“ (Wir sind aus Deutschland, warst du schon mal dort?) Sie verneint es, aber ihr Mann sei Deutscher. Ich frage nach dem Namen ihres Mannes und sie verrät, es ist Ashton – ein wenig deutscher Name und sie weiss auch gar nicht, wo aus Deutschland er herkommt. Und damit ist klar: viel deutsch ist bei ihm nicht mehr dabei, aber das macht auch nichts.

Mein Steak (14oz = 396g) ist ein ziemlich großes Stück Rind, sehr lecker, auf den Punkt und zusammen mit der Folienkartoffel und den Pilzen mit Zwiebeln und dem Eis als Nachtisch und den beiden großen Bechern Cola gerade genug. Ich könnte noch ein bisschen, aber wir wollen es ja nicht übertreiben und ihr wollt ja auch noch ein paar Zeilen zu lesen haben.

Damit geht ein wunderbarer, aber auch für mich anstrengender Tag zu Ende. Morgen kommt ein neuer – auch mit sehenswerten Stellen und vielen Eindrücken. Wir freuen uns schon drauf.

Next stopp: GRAND CANYON

Die heutige Touretappe hat nicht ganz so viele Meilen – aber die haben es in sich! Seid gespannt auf die nächsten Bilder
– für meine Mutter Karin! –

Von Williams erstmal nach Norden, dann entlang der Kante vom Grand Canyon (South Rim) und über Cameron nach Page am Lake Powell. Zusammengenommen eine Strecke von 204 Meilen (328km) bis hinauf auf 7.000ft (2.133m üNN) und im Gegensatz zu gestern mit einer Niedrigtemperatur von 60°F (16°C)

Es ist dunkel im Zimmer und ich mache die Augen auf: besorgter Blick auf die Uhr: Das geht ja noch, ist schon 05:00 Uhr und das lasse ich mir durchgehen. Nach einem leckeren Frühstück beladen wir das Auto, machen den Tank voll (sagenhafte $114 kostete uns der Sprit für die erste Etappe) und wenden das Schiff nach Norden Richtung Grand Canyon. Der Ranger am Eingang zum Park spricht fließend Deutsch („Tschüss“) und unser erster Stopp ist am Pipe Creek Vista. Auch wenn mein letzter Besuch am 07.10.22 noch nicht so lange zurück liegt: es haut mich mal wieder um. Diese schiere Größe beziehungsweise Weite und Tiefe, Farben- und Formenvielfalt und Ungewöhnlichkeit ist wahnsinnig schwer in Worte zu fassen und auch Bilder bringen das einfach nicht rüber. Ich versuchs mal gar nicht lange mit Reden sondern zeig sie euch einfach:

Welche ungeheuren Massen an zerkleinertem Gestein der Colorado da wegschaffen musste kann man sich überhaupt nicht vorstellen.
Macht echt Spaß!

An den verschiedenen View Points machen wir jede Menge Fotos und der Ausspruch ‚unglaublich‘ wird relativ oft bedient. Nach nicht ganz 3h verlassen wir den Grand Canyon und fahren die schöne und gut ausgebaute Straße bis zur Cameron Trading Post hinunter und Essen da zu Mittag. Der Navajo Taco liegt mir, obwohl er sehr lecker war, wie ein dicker Klops den Rest des Tages im Magen und ein neues Appetitgefühl will auch am Abend so gar nicht mehr aufkommen.

Es hat zwischendurch ordentlich geregnet und wir sind froh, im Auto zu sitzen und uns die Landschaft rechts und links – und manchmal auch wie hier – vor dem Auto anzusehen. Die Felsen sind teilweise knallerot und türmen sich direkt neben der Straße auf.
Der weite Blick in die Landschaft lädt zum Bleiben ein. Und je länger man schaut umso mehr Details fallen auf. Unterschiedliche Farben, in der Ferne kaum sichtbar der Anfang des Canyons und jede Menge Bäume die ihre knorrigen und verdrehten Äste manchmal wie die Arme von Tänzern in die Luft strecken.

Am Nachmittag erreichen wir Page, bringen unsere Siebensachen aufs Zimmer und fahren nochmal zum Wahweap Overlook ganz in der Nähe, genießen im starkem Wind den Blick auf den Lake Powell (Philip friert) und fahren dann zum Carl Heyden Visitor Center am Glen Canyon Dam. Das Center hat zwar schon zu, aber trotzdem können wir von der Brücke neben dem Dam einen Blick auf den mächtigen Staudamm werfen. Und wieder haben die Amis unter Beweis gestellt, dass sie echt Klotzen können.

Wenn man so die vielen Meter nach unten schaut, dann scheint die Schwerkraft einige Anomalien zu haben. Warum sonst schleicht sich so ein Gefühl heran, dass die Tiefe einem die Brille von der Nase ziehen will?

Es ist jetzt gerade mal kurz nach neun Abends aber ich gähne verbissen gegen die Müdigkeit an und kippe mal wieder fast vom Stuhl. Deswegen mache ich jetzt auch mal Feierabend und folge Kerstin ins Bett. Es muss ja auch mal gut sein. Morgen ist auch noch ein Tag.

Erste Etappe

Und ich dachte, dass ich meine Innere Uhr schon eingestellt bekommen habe. Tja, um 3:00 Uhr Ortszeit starre ich knallewach zur Decke und nach einer Stunde starren und aus dem Fenster schauen (da geht auf dem Parkdeck immer mal wieder eine Autoalarmanlage los – aber so wie es aussieht hat eine Tourifamilie echt damit zu tun, ihr Auto in Gang zu setzen. Hoffentlich bleibt uns das erspart.) stehe ich auf und bereite schon mal die heutige Tour vor.
– gewidmet Klaus und Sabine für ihren ersten Kommentar zu unserer Reise –

Unsere Route für heute

Liebe Sabine und Klaus: hier vorab ein Ausblick auf unsere Route. Da gibt es schon echt was zu sehen!

Und weil alleine wach sein ja auch langweilig ist beendet Kerstin ihren Schönheitsschlaf (den sie natürlich nicht bräuchte – aber was macht man nicht alles…) und wir sitzen schon um kurz nach 6:00 Uhr am Frühstückstisch im ‚Claim Jumper‘ unter den flackernden Monitoren die ständig zwischen Werbung und Baseball bzw. Footballbeiträgen hin- und herwechseln und machen uns über unsere reichhaltigen und leckeren Omeletts her. Nach früh-anfangen kommt gleich früh-fertig-sein deswegen sind unsere Koffer schon vor 8 Uhr im Auto verstaut und die Jungs brauchen auch nur noch fertig werden. Ich schreibe ihnen also eine Nachricht „Guten Morgen ihr beiden: kein Druck: wir sind bereit“ auch wenn das gestern Abend noch diskutierte Ziel war, gegen 09:30 Uhr loszufahren. Nach dem Check-Out schaffen wir es tatsächlich zeitig los zu kommen und steuern erstmal für die wichtigsten Reise-, Frühstücks- und Abend-Snacks ein riesiges Walmart-Supercenter an.

Next Stopp: Mike O’Callagan Pat Tillman Memorial Bridge Plaza am Hoover Dam und ich kann euch sagen: es ist brütend heiss. Trotzdem schaffen wir den Weg bis etwa zur Mitte der Brücke und gehen dann aber schleunigst wieder zurück bevor wir ‚well-done‘ sind.

Hoover Dam. What else?

Das war Pflichtprogramm und jetzt kommt die Kür: es sind 187km (2h15) bzw. 116 Meilen und wir kommen über die sehr schmale Route 66 nach Oatman.


Dustdevils (Sandteufel) tanzen in den trockenen Ebenen

Hier in der alten Westernstadt, die vor vielen Jahren von Minenarbeitern bewohnt wurde, strecken die Esel den Kopf in die Geschäfte und lassen sich füttern oder auch kraulen.


Und was man hier alles in den Läden erstöbern kann. Unter anderem auch eine Druckerpresse aus dem 19ten Jahrhundert oder ein Repetiergewehr oder Zangen aus der einstigen Dorfschmiede oder indianische Handwerkskunst oder Klamotte oder…

Die Chefin Judy vom Souvenirladen Classy Ass, die gerade wegen der eindrucksvollen Hitze (104°F = 40°C) ihre Cowboystiefel ausgezogen hat und nun auf weißen Socken auf der Veranda steht, kennt die Namen aller Esel und warnt mich: „die hier (und zeigt auf das graue Fell, das mich gerade erwartungsvoll ansieht und die Ohren in alle Richtungen dreht) ist ein wenig aggressiv und hat ein Fohlen am 05. Mai bekommen.“ Von aggro merk ich nix und das Fohlen hinter ihr macht auch keine Anstalten mich aufzufressen.


Die Esel laufen hier einfach so rum und gehören fest ins Dorfbild. Seelenruhig stehen sie wie Wegelagerer auf der Straße oder versperren den Touries die Eingänge – aber vor allen Dingen die Ausgänge der Shops.

Schließlich gehen wir ins gediegene Oatman Hotel Restaurant & Bar. Hinter der roten und eher abgegriffenen Eingangstüre verbirgt sich ein wahrer Schatz:

Zigtausende von Dollar hängen an den Wänden rum und das Essen war lecker und viel und Sue hatte am Tisch deutliche Anweisungen wer zuerst und in welcher Reihenfolge bestellen darf.

Wir sind etwas hinter unserem ‚Zeitplan‘ hinterher und wir verlassen Oatman Richtung Norden und kurbeln uns über die wirklich sehr schmale Route66 durch die Berge.


On the Road again… Hier passt der Armada gerade so drauf

Rechte Hand verläuft später eine 2-gleisige Schienenstrecke und der Güterzug bestehend aus flachen Anhängern auf denen jeweils 2 große Überseecontainer übereinander gestapelt sind wird von 4 riesigen Diesellokomotiven gezogen. Als wir in Hackberry nach etwas über einer Stunde Fahrt ankommen wetzen Philip und ich eine staubige Straße runter zu den Gleisen um uns den Zug anzusehen. Echt eindrucksvoll als er an uns vorbeibrüllt – aber dann langsamer wird und schließlich stehen bleibt. Hm, nicht, dass das uns gilt. Also gehen wir langsam zurück zum Auto und dann kriegen wir mit warum: Ein noch längerer Güterzug tobt an uns vorbei, überholt den stehen gebliebenen und verschwindet nach ein paar Minuten hinter der nächsten Kurve.

In der Zwischenzeit haben sich Kerstin und Lennard im General Store umgesehen und an der Aircondition etwas abgekühlt. Nach knapp einer weiteren Stunde erreichen wir Seligman, auch ein kleines Städchen an der Route66, machen noch ein paar Aufnahmen und fahren dann zu unserem heutigen Endziel Williams. Da es schon dunkel wird und wir wirklich durch sind machen wir auch nicht mehr so viel – außer doch nochmal miteinander die Zimmer tauschen, denn das kleinere passt mit den getrennten Betten besser zu unserer Schlafhygiene :-). Hier noch die restlichen Bilder:


Hackberry: Hier hat schon lange keiner mehr getankt.


Ach herrlich. Endlich sitzen!


Lass es! Da kannste eh nicht mit umgehen: das Auto hat kein Carplay.

An was erinnert mich das nur?


oder das hier…



wir lassen den Sonnenuntergang hinter uns. Ein wunderbares Farbenspiel sowohl am Himmel als auch in den roten Felsen der Umgebung.


Aja. Die werden sich hier auskennen. Aber vielleicht haben wir morgen früh tatsächlich Schnee…


Die Hotellobby lädt sozusagen zum Verweilen ein. Wir verweilen nur noch im Bett.

Welcome to fabulous Las Vegas

Während ich bei meiner letzten Tour ständig noch vor dem Aufstehen aufgestanden bin (weil täglich für mich so gegen 4:00 Uhr morgens die Nacht zu Ende war) zwinge ich mich heute Nacht dazu, einfach die Augen wieder zu zumachen und durchzuhalten. Und tatsächlich: um kurz vor 6:00 Uhr ist dann endgültig Schluss mit Schlaf (reicht ja auch) und ich schaukel meine Blase ins Bad, nehme eine ordentliche Dusche und bin quietschfidel. Und weil es Kerstin auch super geht machen wir uns noch vor sieben in der Frühe zum Frühstück im „Claim Jumper“ auf. Glücklicherweise gibt es keine Schlange vor dem Eingang und wir kriegen ein nettes Tischchen an der Seite zugewiesen. Perry fragt uns nach unseren Wünschen und wir radebrechen uns ein ‚American Breakfast‘ und ‚California Omelett‘ zusammen. Was wir dann anschließend schwungvoll auf den Tisch bekommen ist wirklich super und als ich den Berg Spiegeleier, Rösti, Vollkorntoast (jow, das gibt´s auch hier!) und eine dünne Scheibe Steak genüsslich verhaftet habe, könnte ich wieder von vorne anfangen.


Yummi: Das gönnen wir uns jetzt mal. Aber wenn wir das jeden Tag machen und sitzen zum Rückflug im Jet auf einer Seite, dann kann er nicht anders als im Kreis fliegen bei der Schlagseite…

Aber man muss es ja nicht gleich hoffnungslos übertreiben. Philip sorgt unterdessen für eine verschlüsselte VPN-Verbindung über seine Berliner Server damit das hier mit der Webseite funktioniert und wir beratschlagen, was wir denn heute so alles unternehmen könnten. Der grobe Plan steht. Genau wie ihr, sind wir gespannt, was wir heute so zu sehen bekommen 🙂

Der Plan klingt dann auch perfekt für heute: Lennard und Philip fahren uns bis zu unserem Mietwagen PickUp ein mal quer durch Las Vegas und bringen anschließend ihr eigenes Auto zurück mit dem sie jetzt schon gute 2.000 Meilen gefahren sind. Danach holen wir mit unserem Auto die beiden ab und fahren zum Sahara, denn ab da startet die Monorail, eine Art Hochbahn die uns bis in die Nähe des Caesars Palace rumpelt. Die beiden machen sich von dort aus zur Area15 (ein, wie man heute sagen würde, „erlebnisorientierter Einzelhandels- und Unterhaltungskomplex“ der unter anderem Skulpturen und andere Kunstausstellungen sowie Spirituosengeschäfte und ein Restaurant beinhaltet. Wobei sich ‚erlebnisorientiert‘ wohl am meisten auf die visuellen Effekte und poppigen Farben bezieht) während Kerstin und ich so ziemlich jede Ecke des Venetian erkunden. Irgendwann treffen wir uns dann wieder, entern den Caesars Palace und das Bellagio, essen einen Haps und fahren dann mit Monorail und Auto wieder zum Hotel zurück.

Räusper: so weit der Plan…
Was soll ich sagen? Einmal mit Profis arbeiten: denn genau so hat es dann auch geklappt. Nach 17.000 Schritten (9km), 8km mit der Monorail und 40km mit dem Auto sind wir erstmal platt aber haben alles auch zeitlich ganz entspannt geschafft.

Zwar dachte ich im ersten Moment aus der Ferne betrachtet, dass der Mietwagen auch für US-Verhältnisse eher ein Kleinwagen ist, aber der V8 im Nissan Armada mit 24.258 Meilen auf dem Konto ist ein riesen Schiff. Ich muss da ganz schön hochklettern um ins Cockpit zu kommen. Und da alle Bedienelemente anders als bei meinem Auto sind mache ich natürlich andauernd den Scheibenwischer an, weil er keinen Lenkradschalthebel für das Automatik-Getriebe hat sondern einen ganz normalen ‚Knüppel‘. Es dauert eine Weile bis ich heraus finde, wie die Scheibenwischer-Intervallschaltung wieder aus geht. Und beim Rangieren fühlt es sich wie mit angezogener Handbremse an. Bedeutet also, dass das Sperrdifferential beim Allrad eingeschaltet ist. Zum Glück entdeckt Kerstin irgendwann das entsprechende Knöpfchen – auch ohne, dass wir die 300 Seiten starke Bedienungsanleitung auf Englisch durcharbeiten müssen.

Die gut 2 minütige Springbrunnenshow vorm Bellagio ist die eine von zahlreichen Attraktionen in Las Vegas, die ‚Sphere‘ ist eine neue. Egal ob blau gestreifter Planet oder quitschegrüner Tennisball: das sieht bei Nacht mächtig beeindruckend aus. Beeindruckt war ich übrigens auch, als wir für uns vier im Wahlburgers auf dem Strip für ein paar kleine Burger, zwei Portionen Pommes und Softdrinks inkl. Tip $128 hingelegt haben. Respekt, die trauen sich was. Und hier die Bilder von der heutigen Tour:



Die Sphere macht bei Tag nicht so viel her, aber bei Nacht ist das riesen Ding ein echter Hingucker. Die Monorail fährt übrigens direkt daran vorbei. Apropos Hingucker: Das gibt es auch als Auge, Erde oder auch Basketball. Sehr beeindruckend. Keine Ahnung was da noch eine Steigerung sein könnte. Vielleicht maßstäblich der Tennisschläger dazu?


Die Gondollieri kutschieren ihre Gäste im Venetian singend durch die Kanäle. Und das im ersten Stock! Dafür muss man aber auch ordentlich in die Tasche greifen, denn eine etwa 10 minütige Pärchentour mit Ständchen ist schon für ’nur‘ $139 zu kriegen. Und ich kann euch sagen: die Leute – insbesondere mit asiatischem Erscheinungsbild – stehen dafür Schlange.


Wir haben in unser heutiges Suchbild keinen Fehler eingebaut. Wer einen findet darf ihn gerne behalten.


Ja, machen wir. Wir feiern vor allen Dingen uns! Diese Reise sollte ja schon anläßlich unser ‚Silberhochzeit‘ vor 3 Jahren stattfinden. Ging aber wegen Corona damals nicht. Gilt hiermit als nachgeholt.


Links: Ist schon klar. Alles Fototapete und Plastik. Aber egal: sieht toll aus und ist schon wieder echt beeindruckend.
Rechts: hier war auch Michael Jackson schon shoppen. Mein Geschmack ist das so gar nicht, aber wer in der Regis Galerie als Kitschliebhaber nicht fündig wird, der ist keiner.


Die Jungsfraktion im Gruppenbild. Der Herr links im Bild ist älter als die beiden anderen zusammen. Hm, egal. Hauptsache Spaß haben.


Alles gelogen was man uns in der Schule beigebracht hat. Der Eiffelturm steht natürlich nicht in Paris sondern in Las Vegas direkt gegenüber vom Bellagio. Und ich kann das sogar beweisen!

Anreise ohne nennenswerte Hindernisse

Puh, 2:00 Uhr aufstehen, 3:06 Uhr Abfahrt. Auf der Autobahn überholen wir eine endlose Kette von LKW. Aber weil es trocken und klimatisch ziemlich neutral ist, kommen wir gut voran und sind schon um 5:30 auf dem Parkplatz. Ist bloß keiner da um das Auto in Empfang zu nehmen. Alles duster und der Baucontainer ist abgeschlossen und ebenfalls keiner drin. Naja, ich hab ja auch erst für 6:00 unsere Ankunft angekündigt also üben wir uns in Geduld. Es dauert rund 10 Minuten, dann fährt ein Sprinter vor und der ‚Wachmann‘ weist mir einen Parkplatz zu. Den Schlüssel will er nicht haben, es sind noch genügend Plätze frei und er braucht nicht rangieren. Weil sich ein anderes Pärchen auch um die Zeit angekündigt hat, warten wir noch einen Moment – schließlich rufen sie etwas verzweifelt an, denn sie finden die Einfahrt zum Parkplatz nicht. Zugegebenermaßen ist das weder im Internet noch auf der Reservierungsbestätigung absolut eindeutig beschrieben – ab jetzt wandert mein Blick schon öfter auf die Uhr. Nachdem die beiden ankommen, etwas überfordert das Auto leer machen und auch ihren Parkplatz zugewiesen bekommen, können wir endlich in den Sprinter einsteigen. Der Wachmann gibt Stoff, fetzt durch das Gewerbegebiet und hämmert auf der Autobahn über alle Spuren. In der Zwischenzeit bekommt er mehrere Anrufe, die er natürlich während der Fahrt annimmt. „Ok, Chef, B6… Ja, ich auf Autobahn. Noch 20 Minüten bis Terminal. Ja, bis gleich…“ murmelt er mit türkischem Akzent (er kommt aus Anatolien verrät er uns) und tritt das Gaspedal noch ein kleines Stückchen weiter durch.

Es gibt einen ordentlichen Rückstau vor dem Terminal, also beschließt er uns vorher rauszuwerfen. Da sind wir eigentlich ganz froh, abgesehen davon, dass wir jetzt den Kilometer von Bereich A bis Bereich C mit den Rollkoffern latschen müssen. Mein Blick wandert wieder zu meiner Uhr. Hm, eigentlich ist noch Zeit genug, aber wenn das hier wieder so voll ist wie letztes Jahr, dann wirds eng.

Am CheckIn is nix los. Die Pass- und ESTA-Kontrolle dauert nur Sekunden und die Hochnotpeinlichebefragung des US-Mitarbeiters beschränkt sich auf die Frage, ob wir den Rückflug auch schon gebucht haben. Der CheckIn selber (beide Koffer haben 42.5kg) geht schnell und wir halten schon die Bordkarten in Händen. Also weiter (wie beim Zirkeltraining) zur Sicherheitskontrolle. Hier warten wir vielleicht 5 Minuten (Unverschämtheit…) und haben auch das hinter uns. Was ist bloß los heute Morgen? Alles geht rasend schnell und wir sind schon vor acht Uhr am Gate. Da haben wir tatsächlich noch Zeit für ein wenig Lektüre und ein kleines Frühstück.


Alles dabei, was ein gutes Frühstück ausmacht: Akademisch anspruchsvolle Lektüre, gesundes Trinken und ein belegtes Brötchen

Der Flug ist mit 12h furchtbar lange und Kerstin gönnt sich neben mir eine Menge Schlaf. Wir sitzen die ganze Zeit auf der Sonnenseite und es ist brachial hell und warm auf meinem Platz. Im Medienpool schaue ich mir erst „10.000 BC“, dann „Der Marsianer“ an und es sind immer noch 9h bis zur Ankunft. Die Stunden vergehen quälend langsam und da helfen die Dokumentationen und Kurzvideos auch nicht. Der Blick nach unten offenbart eine geschlossene Wolkendecke über der Nordhalbkugel und nur ein kurzes Stück über Grönland und Neufundland sieht man endlose Schneeflächen und viele Kilometer lange Gletscher die wie breite Flüsse aus Sahne langsam Richtung Nordatlantik kriechen. (Wieso denke ich gerade an Sahne? Schon wieder Appetit auf Nachtisch?)


die Stöties beim Spaß haben

Am Ende sind wir doch um 21:00 Ortszeit bzw. 12:00 lokaler Zeit ein paar Minuten zu früh in Las Vegas am Airport angekommen. Wenigstens war die junge Crew (Mendes konnte wirklich sehr ansteckend lachen), Essen, Trinken und Sitze (86cm Abstand) echt gut.


Platz genug um die Beine lang auszustrecken: Das sind gute 10cm mehr als in der ‚Holzklasse‘.

Bei der Immigration dauert es rund eine Stunde und das Band mit den Koffern läuft auch noch nicht lange, als wir endlich durch sind. Leider sind die Taxis am ganz anderen Ende des Terminals und wir laufen rund eine Viertelstunde durch die breiten, blankpolierten Flure.


Angekommen!

Das Taxi fährt uns für rund $60 vom Flughafen unter Nutzung aller 6 Fahrspuren in einem affenzahn (bei Speedlimit 35 Meilen/Stunde werfe ich einen Blick auf seinen Tacho und die Nadel zittert gerade nur kurz unterhalb von 70 rum) bis direkt vors Hotel. Der CheckIn geht hier vergleichsweise schnell und wir sind ein paar Minuten später in unserem Zimmer im Carson Tower. Als Kerstin ins Bad will packt sie gleich in irgendeinen Schmodder auf der Türklinke und wo wir schon dabei sind: auch die Armaturen im Bad und der kleine runde Tisch im Zimmer sind dreckig. Wir sagen an der Reception Bescheid (sie wollen jemanden schicken) und nach etwas über einer halben Stunde beschließen wir einfach loszugehen in der Hoffnung, dass Housekeeping mit dem Zettel auf dem Boden etwas anfangen kann. Auf dem Gang treffen wir tatsächlich das Housekeeping an. Sie wirft einen Blick auf unsere Reklamationen und wird ihrem Supervisor Bescheid sagen (aha, ich hätte ja einfach einen Lappen und Reinigungsmittel genommen und damit wäre der Spaß erledigt).

Wir werfen uns in das turbulente Treiben auf der Fremont Street, ziehen uns jeder ein Stückchen Pizza rein und sehen, dass Philip und Lennard noch rund 4h bis Vegas brauchen. Und was ich jetzt brauche, ist dringend eine Mütze Schlaf, denn ich bin echt durch. Also gehen wir aufs Zimmer, ich werfe mich aufs Bett und bin innerhalb von Sekunden tief und fest eingeschlafen. Nach ein paar Stunden macht mich Kerstin wach und das ist jetzt mal so richtig eine Herausforderung. Ich taumel wie ein Betrunkener durch die Gegend und habe nicht mal mitbekommen, dass in der Zwischenzeit das Housekeeping unsere Beanstandungen entfernt hat. Mittlerweile sind die Jungs schon im Stadtgebiet, stellen ihr Auto im Parkhaus ab, ich nehme sie in Empfang, wir freuen uns riesig, fallen uns in die Arme und auch hier geht der CheckIn zügig. Leider kommen wir nicht ins Zimmer rein, offensichtlich sind die Karten defekt. Also wieder runter, neue Karten und erneut versucht. Leider wieder ohne Erfolg. Es sind nicht die Karten sondern die elektronische Türklinke. Also wieder runter, diesmal gibt es ein neues Zimmer fast direkt neben unserem und das funktioniert dann endlich. Nachdem Philip und Lennard eine kurze Restaurierungsphase nutzen konnten sind wir anschließend gemeinsam durch das lärmende Casino und über die turbulente Fremont Street gelaufen. Neben Chippendales versuchen auch wieder die – na sagen wir mal positiv betrachtet – aufreizend gekleideten Showgirls, nur mit keckem Hut gekleideten Politessen (‚you can leave your hat on‘ – mehr haben die aber auch nicht an) oder rassigen peitschenschwingenden Tamaras mit hohen Stiefelchen ein paar Dollars von den Touris abzugreifen.


Da bleibt einem der Mund staunend offen stehen. Die Fremont Street bei Nacht.

Direkt am Ausgang des Golden Nugget lärmt eine Band viel zu laut ihre Songs in die Menge, aber mittlerweile haben wir genug. Ich bin jetzt, abgesehen von dem komatösen Zwischennickerchen, 29h auf den Beinen und merke ganz deutlich, dass es Zeit ist, ins Bett zu gehen. Und das mache ich jetzt auch. Also: bis morgen!


FINAL PREPARATION

Die Kofferwaage zeigt 24kg beim einen und 14kg beim anderen Koffer. Wer jetzt meint, dass die schlimmste Schlepperei bei Kerstins Expeditionscontainer ansteht ist mal wieder auf ein weit verbreitetes Vorurteil herein gefallen. Wir packen nochmal ein wenig um, nehmen einen größeren Koffer und verteilen die Sachen gleichmäßig. Der hydraulische Wagenheber, Rasenmäher und die Teermaschine (man weiss ja nie) müssen leider zu Hause bleiben. (Kleiner Scherz am Rande…) Das eine oder andere kommt noch dazu, am Ende sind es 2x 20kg und wir sind zufrieden. Jetzt ist Zeit wirklich die allerletzten ‚Dinge‘ zu erledigen. Also statten wir noch ein paar Besuche ab und lassen es uns voller Vorfreude gut gehen. Ich zähle insgeheim mittlerweile die Minuten…


Bevor es los geht noch ein wenig im Garten unter dem Walnussbaum ausspannen


Im Wohnzimmer liegen zahlreiche Klamotten und kleinteilige Ausrüstung auf Tischen, Unterlagen sind im Ordner zusammen gestellt, die Akkus für die Kameras geladen. Es sieht fast so aus, als wollten wir überstürzt ausziehen. Alles ist bereit – außer, dass die Zeit noch nicht gekommen ist, ins Auto zu springen und loszufahren. Ach, säßen wir doch schon im Flieger.

Die Fußpflege tut echt gut, das Bierchen am Abend auch. Gleichfalls nach dem Rasenmähen noch eine Stunde in der Spätsommersonne zu sitzen und dösen – oder einfach nichts zu tun. Vorfreude aufbauen. Auf die Erlebnisse, Landschaften und eure Kommentare auf diese Webseite. Wer weiss, wer die Zeilen liest? Achim, Alexander, Alexandra, Andreas, Angela, Angelika, Anita, Anna, Ansgar, Antje, Arkadius, Axel, Benedikt, Barbara, Bernd, Birgit, Bob, Brigitte, Burkhard, Charlotte, Christine, Christopher, Claudia, Dagmar, Dana, Daniela, Danny, Dietmar, Dominik, Elfriede, Elif, Elke, Elmar, Elvira, Emily, Eugenia, Eva, Fabian, Frank, Franziska, Frederik, Gazmend, Gitti, Guido, Heike, Heiko, Helmut, Herbert, Hermann, Hiu, Holger, Hubert, Ilse, Iman, Inge, Iris, Jana, Janette, Jannis, Jason, Jessica, Jim, Jochen, Johanna, Johannes, Jonas, José, Judith, Jürgen, Jutta, Kai, Karin, Karlheinz, Karsten, Kerstin, Kirsten, Klaus, Lana, Lena, Lennard, Leonie, Lukas, Marcel, Maren, Margit, Marina, Mario, Mark, Markus, Marleen, Martin, Martina, Marvin, Matthias, Maximilian, Melanie, Michael, Mike, Monika, Nadja, Paul, Peter, Petra, Philip, Philipp, Rainer, Ralf, Ralf-Peter, Ralph, Renate, Robert, Roswitha, Sabine, Sabrina, Sandra, Sebastian, Semir, Silke, Simone, Stefan, Stephan, Stephanie, Susanne, Sylvia, Tanja, Thomas, Thorsten, Tobias, Torsten, Tuan, Udo, Ulrich, Ulrike, Uwe, Verena, Volker, Wolfgang, Wolfram, Yazemen, Ying, Zuzana: Ihr alle seid herzlich angesprochen, euch mit euren Gedanken zu beteiligen.


So langsam wird es Zeit

Der Countdown ist natürlich schon lange gestartet und das Reisefieber kriecht bereits spürbar durch meinen Körper. Ich kann es kaum noch aushalten und meine Gedanken kreisen immer intensiver um die Fahrt nach Frankfurt, den Flug und den Transfer zum Hotel. Wenn wir das hinter uns haben, dann ist der Rest ein Klacks.

10 Tage vor uns fliegen Philip und Lennard vor und beginnen ihre Reise ebenfalls in Las Vegas und touren über Los Angeles, San Franszisco und Yosemite durch Californien. Und wenn alles klappt, dann können sie sogar zwischendurch den Start einer Falcon 9 miterleben. Was für ein spannendes Abenteuer! Doch leider wird zunächst der Start verschoben und dann ist es so nebelig, dass außer Lärm und ein heller Lichtschein nichts zu sehen wäre. Ob der Highway No. 1 am Pazifik bereits durchgängig wieder hergestellt ist, nachdem im Januar 2023 über 500.000 Kubik-Yard bei sintflutartigen Regenfällen die Hänge runter gekommen sind und viele Teile des Highways weggerissen haben? 80.000 Riesenkipplaster mit jeweils 24 Tonnen Fassungsvermögen müssen das Material wegschaffen und anschließend muss die 2 spurige Straße erneuert werden. Das können die Amis ja: Klotzen, nicht kleckern. Und so wie ich das auf den einschlägigen Internetseiten sehen kann sind sie sogar zeitig fertig geworden. Hut ab!

Bei jedem Foto das die beiden mit uns teilen, jeder Nachricht und jeder Statusmeldung bin ich begeistert, wie sie sich durch die ganzen sehenswerten Ecken fräsen. Und ich zähle die Tage bis wir uns wiedersehen und dann gemeinsam unterwegs sind. Was für ein unglaubliches Vergnügen.

Am Vortag zu ihrem Flug holen wir Philip und Lennard vom Bahnhof ab, verstauen ihr Gepäck im Auto (passt gerade so alles in den Kofferraum) und sitzen nach dem gemeinsamen Frühstück alle gemeinsam bei angenehmen Wetter draußen, lachen und quasseln über die uns bevorstehenden Meilensteine. Eine unbeschwerte Zeit. Es kann los gehen. Der Urlaub ist schon spürbar näher gekommen.

Dass wir morgens um 4:00 aufstehen müssen macht das mit dem spürbar näherkommenden Urlaub jetzt auch nicht viel einfacher. Aber Helden leiden schweigend. Die schweren Taschen werden erneut in den Kofferraum gewuchtet und nach kurzer Fahrt sind wir in der Flughafentiefgarage. Wir sind früh vor Ort und schon nach ein paar Minuten gesellen sich die Mitarbeiter von Delta dazu, kontrollieren Pässe und Absichten bevor sie die beiden zum CheckIn durchlassen. Auch durch die Sicherheitskontrolle passen sie durch, sitzen bald schon im Flieger, steigen innerhalb von 13 Minuten auf ihre Reiseflughöhe von zunächst 7.710m üNN und wenden sich nach Nordwesten ihrem Ziel Atlanta entgegen.

Es geht gleich in die Luft
Ready for Take off

Nach anstrengenden 10h landen sie in Atlanta, haben 5h Aufenthalt und dann nochmal 4h Flug bis nach Las Vegas. Bis die beiden mit ihrem Mietwagen im Hotel ankommen sind sie insgesamt fast 26h unterwegs und so richtig durch. Fast bedauere ich sie, bin aber auch ein wenig neidisch, denn sie sind bereits vor Ort und ich habe noch eine Arbeitswoche und jede Menge anderer Themen vor mir. Na und wenn schon: ist ja nicht mehr lange bis dahin.


Mai 2023:

Die Planung ist schon weit fortgeschritten, die Flüge gebucht und die sehenswerten Orte an eine schlüssige Perlenkette geknüpft. Wer auch immer wieder Teil haben möchte an unserer Tour, ist herzlich eingeladen hier an dieser Stelle nachzulesen, bei über 2.500km Fahrstrecke und am Ende über 90 Seiten Tourplan kleine und große Abenteuer mitzuerleben. Ich freue mich schon darauf. Auf die Reise, die Landschaft, die Menschen und auf Euch.

Filou

Leider mussten wir von unserem Freund am 19. September 2022 Abschied nehmen. Wenn man über 12 Jahre so innig zusammen lebt, dann fällt das mächtig schwer. Aber vielleicht wird es etwas einfacher, wenn man an die vielen schönen Momente zurück denkt. Hier ein paar davon:

Morgen
Mittag
Abend
Nacht

Morgen

Wer sucht sich eigentlich wen aus? Für mich ganz klar: der Hund seine Familie. Als wir Susanne Ende 2009 besuchten und sie uns dann sagte, dass sie einen ‚Wurf‘ zu Hause hat, war natürlich klar, dass wir einen Blick darauf werfen mussten. Wir trugen uns schon lange mit dem Gedanken, einen Hund bei uns aufzunehmen und hatten uns auch schon bei Denia-Dogs einige potentielle neue Freunde angesehen, allerdings nicht mit durchschlagendem Erfolg. Irgendwie kam bei den Treffen kein rechtes Interesse füreinander auf. Naja, vielleicht klappt das ja mit einem aus diesem Wurf. Mal sehen.

Und tatsächlich: von den wuseligen und so absolut putzigen Welpen, eine Mischung aus Briard, Cocker Spaniel und Border Collie, die am 09. November 2009 geboren waren, war einer ganz besonders zugänglich, kam zu mir, rollte sich bei mir ein und wagte dann auch gleich ein kleines Schläfchen während seine Brüder und Schwestern eher mit sich beschäftigt waren. Dass er mir beim Aufwachen auch gleich auf die Hose pieselte konnten wir gelassen nehmen. Auf der Rückfahrt fanden wir schnell einen geeigneten Namen. Filou ist äußerst passend. Susanne hatte Filou und seine Geschwister wunderbar vorbereitet und am 16. Januar 2010 holten wir ihn ab und nahmen Filou mit nach Hause in sein neues Heim.

Und natürlich braucht es eine geduldige Eingewöhnung. Es gibt viel zu erkunden und natürlich auch stubenrein zu werden. Dafür ist Kerstin in den ersten Wochenn andauernd auch Nachts aufgestanden, hat ihn draußen in den Schnee gestellt und geduldig gewartet bis unter ihm ein kleines gelbes Loch im weißen Schnee entstanden ist. Bis auf ganz wenige Versehen ist das in den nächsten 12 Jahren echt gut gegangen.

Schon relativ kurz nach seinem Einzug wurde Filou das erste Mal krank. Da waren wir zunächst ein wenig hilflos – insbesondere wenn er auf dem Teppich lag und am ganzen Körper schlotterte. Nach ein paar Tagen wurde es mit Hilfe unserer Tierärztin dann besser und der Durchfall verschwand auch wieder und für die nächsten Jahre hatten wir Ruhe. Filou konnte jetzt so richtig in seine Pubertät einsteigen und uns manchmal mit seinen Flausen den Nerv rauben um uns im nächsten Moment mit seinen braunen Knopfaugen unschuldig anzuhimmeln.

Eines der denkwürdigsten Ereignisse war, als ich eines sehr frühen Morgens mit Filou draußen war. Nachdem er mit seinem Geschäft fertig war gingen wir wieder leise rein und ich schrieb ein kleines Zettelchen und legte es in die Diele , damit Kerstin, wenn sie aufsteht, erfährt, dass ich eine Runde mit dem Motorrad drehe. Als Kerstin aufwacht und nach mir ruft, holt Filou vorsichtig meinen Zettel, bringt ihn an ihr Bett und schaut sie ganz stolz an.

Er ist bei uns endgültig angekommen.

Mittag

Was für ein Spaß wenn wir durch den Garten jagen oder Versteck spielen. Neben den üblichen Kommandos wie Sitz, Bleib, Platz, Komm versuchen wir uns auch an ‚Untersuchung‘ um jede Stelle an ihm inspizieren und unter Umständen etwas tun zu können wie Zecken ziehen oder eine kleine Verletzung zu behandeln. Manchmal tritt er sich einen Splitter in die Pfote und er läßt sich ganz geduldig helfen, auch wenn es mal echt schmerzhaft und unangenehm ist.

In der Hundeschule wird gemeinsam fleißig trainiert und Filou macht sich echt gut. Irgendwann klappt alles problemlos und wir können zum Tagesgeschäft über gehen. Kerstin dreht in der Woche morgens mit ihm ihre Runden, Philip macht mit Filou nach der Schule lange Spaziergänge über den Auberg und ich bin am Wochenende dran. Und was man alles so zu sehen bekommt, wenn man früh raus geht und durch Felder, Wälder und Auen stromert. Dabei bleibt er auch ohne Leine immer auf dem Weg. Manchmal findet er Stellen am Wegesrand die ihn besonders interessieren und er schnüffelt gedankenverloren bis er irgendwann bemerkt, dass wir schon wieder ein ordentliches Stück weiter gelaufen sind. Wie ein Blitz holt er dann unseren Vorsprung wieder auf.

Bei manchen Spaziergängen läuft er ein gutes Stück voraus. Gelegentlich verstecken wir uns dann hinter Bäumen oder in Einfahrten bis Filou bemerkt, dass wir ‚verschwunden‘ sind. Dann kommt er zurück gewetzt und hat sichtlich Spaß daran, uns aufzuspüren. Im Laufe der Zeit läuft er nicht mehr ganz so weit voraus und dreht sich nach rund 30 Schritten nach uns um um sicher zu stellen, dass wir ihm nicht schon wieder abhauen.

Ganz kirre macht ihn, wenn Philip an einer Weggabelung links weiter geht und Kerstin und ich rechts abbiegen. Dann rast er von einem zum anderen und versucht uns wieder zusammen zu treiben.

Und wieso darf ich nicht die Schlappen mitnehmen?

Manchmal sind wir erstaunt über seine merkwürdigen Vorlieben. Wenn wir manchmal unterwegs sind und Filou unten bei meinen Eltern ‚geparkt‘ haben, dann läuft er irgendwann nach oben und holt vorsichtig Kerstins Schlappen, legt ihn unter den Wohnzimmertisch und sich mit der Schnauze darauf. Fast wie ein Erinnerungsstück. Auf die Frage: „und wo ist der andere?“ steht er auf und holt den zweiten Schlappen. Man kann sich vorstellen: wir sind hin und weg.

Überhaupt geht das mit Oma und Opa sehr gut. Die Wiedersehensfreude kennt keine Grenzen, selbst wenn Oma und Opa erst vor wenigen Minuten schon mal da waren und gerne geht er mit ihnen runter und bleibt ein paar Stunden bei ihnen. Wenn wir mal ohne ihn im Urlaub waren funktioniert das auch tadellos. Abends, nach seiner letzten Runde läuft er dann selbstständig nach oben und legt sich dort ins Körbchen.

Lange Spaziergänge mit Philip
Danke fürs Mitnehmen! Küßchen!
Wo gehen wir als nächstes hin?

Im Laufe der Zeit entwickeln sich aber auch Marotten. So jagt er gerne Tauben nach die im Garten schon mal eine Zwischenlandung machen. Schon beim Wort ‚Taube‘ springt er auf und sprintet in den Garten.

Gegenüber Zeitungs- oder Postboten verschaffte Filou sich lautstarken Respekt. Da will man lieber nicht auf den Hof kommen. Ist man einmal unbemerkt bis zum Tisch gekommen, dann geht das auch problemlos. Besonders beliebt bei unseren Zustellern ist es, wenn sie einen Brief in den Briefschlitz an unserer straßenseitigen Haustüre einschieben. Wenn Filou bereits auf der anderen Seite steht, dann reißt er förmlich den Postboten den Brief aus der Hand und läuft zu uns um die Beute abzuliefern. Manchmal sagen wir dann auch ‚bring Opa‘ und er stellt die Post zuverlässig zu. Lediglich ein paar mal macht er sich über Werbung her ansonsten behandelt er die Briefe eher pfleglich und besonders vorsichtig war er mit Philips Lehrvertrag. Da schien er geahnt zu haben, dass das ein sehr wichtiges Dokument war.

Ich passe hier auf!

Wenn es an der Haustüre klingelte, dann brach die Hölle los und manchmal konnte sich Filou auch gar nicht mehr beruhigen. Das konnte dann auch schon mal ziemlich nervig werden und wir überlegten, wie wir das in Griff kriegen können. Auf der anderen Seite ist so eine zuverlässige Alarmanlage auch keine schlechte Angelegenheit.

Im Laufe der Laufe der Jahre kommen immer mehr Spielchen und Kommandos dazu. Auch sehr beliebt war ‚Baum klettern‘. Kaum ausgesprochen balancierte Filou auf umgefallenen Baumstämmen und setzte sich manchmal auch fotogen in Pose.

Spaziergänge mit Klettereinlage

Natürlich gehört eine gewisse Ordnung auch zum Alltag und da Menschen etwas lauffaul sind, haben wir so manches an Filou delegiert. Und das fing morgens mit ‚hol dein Halsband‘ an und hörte Abends mit ‚bring weg‘ wieder auf. Zuverlässig trabte er los und brachte sein gelöstes Halsband von der Küche ins Wohnzimmer und legte es dort auf die Stufe zum Balkon. Das war auf jeden Fall ein guter Grund für ein Leckerchen. Wenn das Halsband manchmal wieder von der Stufe runter rutschte dann versuchte er es ein zweites Mal. Manchmal war ihm das aber auch ein wenig zu viel und er legte es einfach auf halbem Weg im Wohnzimmer oder direkt vor der Stufe ab.

Oder wenn ich nach Hause kam und die Beifahrertür öffnete, dann sprang er vor den Beifahrersitz und ließ sich mit Begeisterung bis in die Garage fahren. Überhaupt: mitfahren schien eine Leidenschaft zu sein: Denn bei mancher Gartenarbeit mussten wir pausieren weil sich Filou unbedingt mit der Schubkarre durch die Gegend fahren ließ.

Natürlich sind wir auch gemeinsam in den Urlaub gefahren. Alle paar Stunden hielten wir an, ließen ihn für eine Entspannungsrunde aus der Box im Kofferraum und setzten nach einer Pause die Fahrt fort. So besuchten wir gemeinsam Lübeck, Teterow, Berlin-Spreewald, Dresden und viele andere schöne Orte und verbrachten wunderbare Zeiten.

Abend

Filou wird 2019 ernsthaft krank. Die Bauchspeicheldrüse macht Probleme, er frißt nicht mehr richtig , aber erholt sich mit Medikamentenunterstützung wieder einigermaßen. Trotzdem ist er nicht mehr der ‚junge‘. Wir beide gehen im Frühjahr 2020 Nachmittags spazieren und laufen den Mintarder Berg bis zu den großen Steinen auf der Wiese hinauf. Und ich bemerke das erste Mal, dass er diesen Weg bergauf kaum noch schafft – davon abgesehen, dass normalerweise ich derjenige bin, der die Steigung mühselig hinauf schnauft. Wir ruhen uns an diesem sonnigen Tag im April lange auf den Steinen aus und treten ganz langsam in aller Gemütlichkeit den Heimweg an. Ich war nie wieder dort.

Wie geniessen die Pause

Die Spaziergänge werden kürzer und das Toben im Garten oder die Jagd um ein stibitztes Blatt wird gemächlicher und fällt schließlich ganz aus. Oft verbringt Filou viele Stunden neben meinem Vater auf der Bank vor dem Gartenhäuschen und geht langsam ins Haus um sich lange zum Schlafen unter den Wohnzimmertisch zu legen.

Im Herbst 2020 fahren wir gemeinsam in den Urlaub und verbringen zwei schöne Wochen im Spreewald, Seiffen, Dresden, Oberlochmühle, Wernigerrode und Hameln. Manche Spaziergänge scheinen Filou deutlich schwerer zu fallen und statt munter voraus zu laufen bemerken wir, dass er immer öfter eher müde hinter uns her geht.

Auf der Spree
Das tut gut!

Im Herbst 2021 machen wir noch mal eine gemeinsame Woche Urlaub in der Nähe von Königswinter. Nach ein paar Tagen brechen wir aber ab und fahren gemeinsam nach Hause. Für Filou ist so ein Urlaub keine erholsame Zeit mehr. In den gewohnten vier Wänden ist er besser aufgehoben. Trotzdem war es sehr schön und wir hoffen sehr, dass das auch für Filou so war. Da toben und laufen eher nicht mehr angesagt ist verstecken wir abends vor dem ins Bett gehen in der Wohnung Leckerchen die Filou dann ruckzuck erschnüffelt und mit wedelndem Schwanz kaut.

Endlich einmal Zimmer mit Blick nach draußen!
Ich hoffe sehr, dass für mich auch etwas dabei ist…

Nacht

Was auch immer im Mai 2021 angefangen hat: War es ein Demenzschub oder ein kleiner Schlaganfall? Schlägt die diagnostizierte Anaplasmose auf sein Hirn? In relativ schneller Folge hört Filou nicht mehr auf die gewohnten und tausend Mal bemühten Kommandos wie Sitz oder Platz. Er frisst über Wochen kaum noch, trinkt fast nicht mehr. Abends dreht er unruhig seine Runden, hinlegen und aufstehen klappt nicht mehr gut und immer häufiger stolpert er über Gegenstände oder seine eigenen Beine. Das Körbchen in der Küche bleibt fortan ungenutzt, lediglich das im Schlafzimmer wird ab 22:00 Uhr angesteuert. Auch wenn es an der Türe klingelt: Filou sagt keinen Ton mehr. Die Leckerchen im Wohnzimmer findet später er nicht und auf das Versteckspielen reagiert er auch nicht mehr.

Alle nun folgenden Untersuchungen helfen nicht bei der Erkennung einer Ursache. Damit es wenigstens einigermaßen geht bekommt Filou zwei mal täglich einige Tabletten als Appetitanreger und gegen Schilddrüsenprobleme in einer Leberwurstkugel. Obwohl wir teilweise lange mit ihm draußen erfolglos unterwegs sind, erleichtert er sich manchmal direkt danach in der Wohnung.

Doch irgendwann müssen wir uns eingestehen, dass es so nicht mehr weiter geht. Für die Leberwurstkugel macht er kaum noch die Zähne auseinander. Für Filou ist es schrecklich mühsam morgens aus dem Körbchen zu kommen. Er steht in der Türe zum Schlafzimmer und zittert. Und erst recht zittert er schubweise am ganzen Körper, wenn er mit uns auf dem Balkon steht und wir uns auf die Morgenrunde vorbereiten. Wir helfen ihm vorsichtig die Treppe hinunter und halten ihn an seinem Geschirr fest damit er nicht mit den Beinen einknickt oder tragen ihn sogar bis in den Garten. Manchmal geht es ganz zügig, bis er pieselt und bei dem Rundgang auch noch ein Häufchen macht. Und manchmal dauert es aber auch zwei lange Stunden bis es so weit ist. Die Abendspaziergänge werden immer anstrengender, sowohl für Filou, als auch für uns. Auf dem Weg weg von zu Hause brauchen wir für ein paar dutzend Meter eine halbe Stunde, beim Rückweg springt er aber wie ein Schlittenhund ins Geschirr und zerrt mit den wenigen noch verfügbaren Kräften wie ein Verrückter. In so ziemlich jede Einfahrt zieht er hinein und stellt dann verwirrt fest, dass es ‚irgendwie‘ nicht nach ZuHause aussieht. Sein Futter nimmt er immer weniger an, und zuletzt locken ihn auch die Hipp-Gläschen nicht mehr. Mittlerweile ist Filou von 21kg auf nur noch 13kg abgemagert und ist schwach und wackelig auf den Beinen. Er wedelt nicht mehr mit der Rute, ist taub, kann nicht mehr gut riechen und dreht unruhig stundenlang in der Wohnung Runden, lehnt sich an den Türpfosten an oder dreht sich hilflos langsam um sich selbst.

An manchen Tagen geht es irgendwie besser. Er trabt beim Spazierengehen neben uns her, kommt auf uns zu um uns zu begrüßen und frisst zügig seinen Napf leer. Und trotzdem geht es kontinuierlich abwärts.

In der letzten Nacht helfe ich dem armen Kerl um halb zwei und nochmal um halb drei in der Nacht ins Körbchen damit er sich dort ausruhen und schlafen kann.

Ich bin so müde

Am 19. September 2022 ist es dann so weit. Er hat wieder den ganzen Tag nicht gefressen, kein Häufchen gemacht und sogar auch noch nicht gepieselt. Bevor seine Organe versagen und alles noch schlimmer wird, rufen wir unsere Tierärztin Sabine an und sie kommt zu uns nach Hause. Wir rufen Philip an und reden zusammen. Filou wedelt sogar kurz mit dem Schwanz.

Draussen dämmert es. Filou sitzt zwischen meinen Beinen und schaut wie Kerstin und Sabine zu uns ins Wohnzimmer reinkommen. Er ist ganz entspannt, hat keine Angst und auch keinen Stress als Sabine ihm nach einiger Zeit vorsichtig eine Spritze in den Oberschenkel gibt während Kerstin liebevoll seine Ohren krault. Nach ein paar Minuten wird er müde, legt sich zu Kerstin auf die Decke und schläft friedlich, ohne Schmerzen, vollkommen ruhig und ergeben ein. Es gibt keine Nervosität oder Unruhe, kein sich um sich selbst drehen und auch kein Zittern. Es gibt auch kein Zurück mehr und uns ist klar, dass eines sicherlich nicht passieren wird, selbst wenn wir jetzt noch einen Rückzieher machen: es wird nicht besser werden.

Schließlich gibt Sabine ihm noch zwei Spritzen. Wir liegen die ganze Zeit bei ihm, sprechen mit ihm und uns und Kerstin streichelt Filou vorsichtig über den Kopf. Schließlich atmet er noch ein paar Mal tief ein und sein Herz bleibt endgültig stehen. Es ist viertel nach Acht am Abend. Ich öffne leise die Balkontüre, lasse Filous Seele hinaus damit er zu meinem Vater und seinen Geschwistern kann und etwas frische Luft hinein. Draußen ist es ganz still und zwischen den Wolken vor meinen Augen und am Himmel sehe ich in einer Lücke einen einzelnen Stern.

Wir sprechen noch ein paar Minuten miteinander, streicheln ihn ein letztes Mal, dann legen wir Filou behutsam in seine blaue Decke und Sabine und ich tragen ihn langsam nach unten in Sabines Auto. Dort legen wir ihn vorsichtig hin, fühlen ein allerletztes Mal sein seidenweiches und glattes Fell und seine puscheligen Ohren.

Filou geht jetzt seinen eigenen letzten Weg und wir sind nicht nur an diesem, sondern auch an den folgenden Abenden furchtbar traurig.

Unser Freund fehlt uns sehr.

Immer.

Reisebericht: Mit dem Moped durch den Wilden Westen

Beitragsbild oben: Mit freundlicher Genehmigung MR Biketours vom 29.06.2022

Und das ist die Strecke: Angefangen von Las Vegas (Übernachtungen sind gelbe Label) und die Highlights sind die übrigen Schilder) im Gegenuhrzeigersinn. Über 1.300 Meilen bzw. 2.200km auf bis zu 9.111ft üNN (Bryce Canyon) und Temperaturen zwischen 35°C und 6°C. Alles dabei – außer Regen…

Ende mit dem Rückflug

Tja, das war es dann. Die Koffer liegen ausgepackt im Wohnzimmer, die Habseligkeiten sind entweder in der Wäsche oder das technische Equipment wieder in den Schubladen.

Anmerkung: wer unsere nächste Tour „2023 Südwesten der USA: 1x ist noch lange nicht genug“ auch verfolgen möchte klicke bitte HIER!

Ein letztes American Breakfast um sechs Uhr in der Frühe (fast als Erster, ich musste aber auch nicht warten) , ein letzter Blick zurück auf den Pool und in das Casino. Mit dem Sprinterbus fahren wir zum Airport. CheckIn, Sicherheitskontrolle und Fußweg zum Gate schaffen wir zügig. Der Start ist rund eine halbe Stunde verspätet aber ruhig und ohne Zwischenfälle. Es ist eng, kühl, fürchterlich langweilig und zieht sich endlos. Die Landung ist nach 10,5h Flug gelingt dem Piloten in Frankfurt butterweich und mein Koffer ist einer der Ersten auf dem Band. Ich rufe beim Parking Service an und bereite mich innerlich schon mal auf echte Probleme mit dem dort hinterlassenen (und möglicherweise verbummelten) Schlüssel vor. Aber er greift in seinem Container gezielt den Schlüssel vom Haken und reicht ihn mir rüber. Respekt.

Nach ungefähr der Hälfte der Rückfahrtstrecke mit dem Auto nach Hause fallen mir auf der Autobahn A3 die Augen zu. Ich fahre auf einen Rastplatz und mache für eine Stunde ein Nickerchen. Leider ist auf dem Rückweg reichlich Stau und nach einer Gesamtreisezeit von über 25h ab Las Vegas bin ich endlich zu Hause. Schon klimpern auch die Nachrichten der Reisegruppe ein. Ein Teil der Leute hat Corona. Mein Selbsttest ist negativ, mal sehen wie das in 4 Tagen aussieht. Einer aus der Gruppe wurde von seiner Frau aufgefordert, Wasser aus der Garage zu holen und fand darin eine Harley Davidson als Geschenk vor. Respekt!

Wir freuen uns, dass wir uns wieder haben und gehen gleich lecker essen. Genug zu erzählen gibt es ja allemal. Damit findet diese Reise einen würdevollen Abschluss. Das hat aber auch Spaß gemacht. Gerne wieder.

An der Stelle danke ich Kerstin, dass sie mich hat ziehen lassen und Frank und den beiden Jochens für die Unterstützung, den übrigen Teilnehmern für den Spaß, den ich hatte und meinen Mitarbeitern Andreas, Paul, Iman, Sylvia, Nadja, Gazmend, Simone und Johannes, dass sie mir den Rücken frei gehalten haben. Das ist sicherlich alles nicht selbstverständlich. Danke.

Last Highlight: Grand Canyon Helicopter Tour

Wenn man mich mal so richtig aus dem Häuschen bringen will, dann am besten durch einen Hubschrauberflug.

250km und ziemlich genau 1:35 Minuten sind wir mit dem Helikopter unterwegs von Las Vegas über den Hoover Dam, Lake Mead bis in den westlichen Teil des Grand Canyons.

Heute ist der Tag der Tage. Es ist kurz nach 5 am Morgen als ich aufwache und stinksauer bin. Ich habe geträumt wir müssten per Bus in einer aufwändigen Fahrt wieder zu EagleRider zurück und dort eine separate und fadenscheinige Rechnung über $301 begleichen. Mach ich natürlich nicht und ich hatte am Tresen in dem Laden eine Menge guter Gründe, warum ich das auch nicht brauche. Wie gesagt: alles nur geträumt.

Also rappel ich mich aus den Federn, mache eine ordentliche und gefühlt ziemlich nötige Katzenwäsche und gehe runter um das 6:00 Uhr Frühstück zu genießen, ich habe nämlich so richtig Appetit. Leider ist geschlossen und ein freundlicher Gast eröffnet mir, dass das ‚Claim Jumper‘ erst um 7:00 Uhr öffnet. Grrr. Also wieder rauf ins Zimmer, noch ein paar Sachen machen und dann wieder um 6:40 Uhr runter. Ja aber hallo: Die Schlange ist schon 10m lang und ich stelle mich hinter ein deutsches Pärchen, das sich aber leider nichts zu sagen hat. Gut, dann grinse ich nur freundlich in mich hinein und halte mich zurück. Ich hätte denen ja gerne ein wenig von unserer Tour erzählt.

Wer zu spät kommt – ihr kennt den Spruch – steht ziemlich weit hinten.

Trotz der langen Schlange (oben: so sieht es rund eine halbe Stunde später aus) bin ich zügig an meinem Platz angekommen. Sophia, die heute Morgen wohl keinen so guten Tag hat, nimmt meine Bestellung entgegen und serviert aber in NullKommaNix den Kaffee (den sie mir ohne die Spur eines Lächelns in einem Porzellanhenkelbecher einschenkt) und einen frisch gepressten O-Saft.

Übrigens: dass es zum Frühstück ‚vernünftige‘ Teller, Tassen oder Henkelbecher mit metallischem Besteck gibt ist echt eine Seltenheit. Normalerweise frühstückt man hier von Plastik- oder Papptellern mit Pappbechern und Plastikbesteck. Das Frühstück ist dann oft auch so fettig, dass man den ganzen Tag davon noch etwas hat. Im Claim Jumper ist das also etwas anders. Und das muss man sich ja dann auch bezahlen lassen. Ich komme jedenfalls mit einer Rechnung über $31 wieder raus. Das hält mein Portemonnaie bestimmt auch morgen noch aus, denn ich habe keine Lust auf das „The Grille“ bei dem ich insgesamt $2 weniger bezahle aber mein Cholesterinspiegel dafür in schwindelerregende Höhe schnellt.

Robert und seine StretchLimo
Drinnen haben wir viel Spaß!

Um 9:00 Uhr treffen wir uns draußen vor dem Hoteleingang und die ersten stehen bereits bereit für die Abholung. Plötzlich kommt ein hochgewachsener Ami, stellt sich als Robert vor und fragt nach der Gruppe von „Fränk“. Ich schaue auf seinen Zettel und bestätige, dass dies die Gruppe ist, und schon bin ich für Robert offensichtlich der Ansprechpartner. Ich übersetze seine Anweisungen, setze mich dafür ein, dass einer nochmal pieseln gehen darf und dann führt er uns zur schwarzen, etwas abgeranzten Strechlimousine. Da hier aber nur 6 reinpassen dürfen in den Sprinter, der aber genauso komfortabel innen ausgestattet ist, die anderen 9 einsteigen. Die Fahrt dauert nicht besonders lange und endet bei Papillon Helicopter Tours. Hier werden wir registriert, gewogen und bekommen eine Rettungsweste – vermutlich, weil wir aus der Ferne auch mal Wasser sehen und es ja sein kann, dass wir mitten in der Wüste auch mal auf dem Wasser notlanden müssen.

Fein säuberlich stehen die Helis auf dem Airport bereit für den Flug

Nach einem Sicherheitsvideo und der Aufforderung nochmal Pipimachen zu gehen, steht unser Pilot Jared (ich schwöre, der ist gerade mal 25 Jahre alt) mit der Gruppe schon bereit. Er gibt uns noch ein paar zusätzliche Instruktionen, wir gehen nach draußen und steigen in einen offenen Elektrocaddy ein, der uns zum Hubschrauber bringt. Auch hier bekommen wir zusätzliche Zusatzinstruktionen. Ich darf als erster einsteigen, auf der Rückbank ganz durchrutschen und am Fenster Platz nehmen. Hauptgewinn! Wir schnallen uns an, aber bevor es los geht, ist es auch schon zu Ende. Wir sollen uns abschnallen, aussteigen und wieder in den Caddy setzen. Hm. Haben wir was falsch gemacht?

Wir gehen wieder in das kleine Terminal zurück und Jared übergibt mich an Charles. Also alles nochmal von vorne. Rein in den Caddy, Instruktionen zum Einsteigen in den Heli und anschnallen. Aber ich darf noch nicht einsteigen und soll Charles folgen. Auch auf der anderen Hubschrauberseite darf ich aber auch nicht auf die Rückbank, sondern ich soll nach vorne in die Mitte. Watt is los? Hauptgewinn zum Quadrat? Ein paar Leute aus der Gruppe haben ein „Ich darf VornesitzenUpgrade“ für nur $50 gebucht. Mir war das egal, also habe ich mir das Geld gespart, ich komme schon an meine Fotos. Und jetzt sitze ich in der Mitte mit bestem Ausblick nach vorne und auf die Handgriffe des Piloten.

Charles mit seinem neuen Copiloten „Wulf“

Charles dreht an Schaltern, drückt Knöpfe und fummelt eine Weile vor sich hin. Die Rotoren bewegen sich immer schneller und die Kiste fängt an zu rappeln. Wir haben NoiseCancelling OverEar Kopfhörer mit Mikrofon auf dem Kopf und Charles vergewissert sich, dass alle bereit sind.

Und dann wird es etwas schwammig unterm Hintern. In 20cm über dem Boden dreht er den Helikopter in Zeitlupe um sich selbst, schwebt 20m nach vorne zum Taxiway, dreht das Ding nach links und dann gehts auch schon los. Der Helikopter kippt leicht nach vorne, nimmt Fahrt und Höhe auf, steigt in einer langgezogenen Linkskurve auf 3.000ft und fliegt nach Vegas um über dem Caesar Palace und dem Bellagio in einer engen Rechtskurve Richtung Osten abzudrehen. Wir überfliegen nochmal den Airport und folgen einem anderen Hubschrauber, den wir nach rund einer halben Stunde langsam rechts überholen. Ich könnte Singen, Jauchzen und Jubeln. Das ist mal ein Erlebnis. Wir fliegen am Hoover Dam eine gekonnte S-Kurve damit jede Fensterseite mal runterfotografieren kann und düsen mit 120kn über die nahen Bergrücken.

Am 04.10.2022 haben wir noch auf der Brücke gestanden- – jetzt sehen wir sie sogar von oben

Ich probiere die Sprechanlage aus: „Wie lange bist du schon Helikopterpilot?“ frage ich ihn. „Seit gestern“ sagt er und fügt hinzu, er habe sich ein paar YouTube Tutorials reingezogen und sieht wohl so aus, als ob das reicht. Charles grinst mich an, und ich grinse zurück. Nein, im Ernst: Er hat den Pilotenschein vor 6 Jahren gemacht und ist seit 2 Jahren bei Papillon. Viele junge Piloten fliegen erstmal für Touris und später für Feuerwehr oder Rettungsdienste. Dass AirForce-Piloten in diese Branche wechseln sei eher selten.

Ausläufer des Lake Mead (Stausee des Hoover Damms)

Nach einiger Zeit überfliegen wir Lake Mead der in wunderbarem Blau unter uns vorbei zieht und dann erreichen wir den westlichsten Teil des Grand Canyon. Wir können die 21 typischen Gesteinsschichten übereinander sehr gut erkennen und die deutsche Stimme im Kopfhörer erklärt, dass sich der Colorado derzeit in 1.000 Jahren weitere 15cm tiefer eingräbt. Dabei beseitigt das Wasser jeden Tag 60 riesige LKW-Ladungen an Geröll und Staub und trägt es bis in den Golf von Kalifornien in Mexico. Von der Oberkante bis zum Wasser sind es bis zu 1.600m Höhenunterschied und obwohl es fast 2 Milliarden Jahre dauerte die Gesteinsschichten abzulagern dauerte es nur 6 Millionen Jahre (geologisch eine kleine Zeitspanne) um diesen riesigen Canyon in die Landschaft zu schneiden als sich das ganze Gebiet langsam um 2.000m anhob.

Und rein in den Grand Cayon

Wir kommen am Skywalk vorbei und in der Nähe des Quartermasterpoints drehen wir in einer Linkskurve um und fliegen die gleiche Strecke etwas weiter nördlich zurück. Charles gähnt ausgiebig und hat wohl gerade einen ‚toten Punkt‘. Hm, nicht, dass er in Sekundenschlaf fällt. Ich frage ihn, ob er mit den Pedalen die ganze Zeit dagegenhalten muss, weil die Pedalen eine unterschiedliche Stellung haben. Er wacht auf (nein, natürlich hat er nicht geschlafen) und nimmt die Füße vom Pedal (schau mal: ich kann auch freifüßig Helikopter fliegen) und erklärt mir, dass er das so getrimmt hat. Links neben seinem Sitz ist die kollektive Blattverstellung und die bleibt während des Fluges weitestgehend konstant und regelt damit die Höhe. Schon kleinste Änderungen am Pitch wirken sich in der Steigrate aus. Er bewegt den Hebel vielleicht 3 Millimeter nach unten und tatsächlich merkt man ganz deutlich, dass es in einen – wenn auch leichten – Sinkflug übergeht. Er korrigiert das wieder (Ingrid schaut etwas besorgt und stirnrunzelnd nach vorne). Dann zeigt mir Charles was passiert, wenn man den Steuerknüppel für die zyklische Blattverstellung bewegt. Auch hier reicht ein Zentimeter Knüppelbewegung um die Fluglage rechts/links und nach vorne/hinten kippen spürbar zu ändern. Was für ein Spaß für mich. Charles fragt mich, ob ich sein Copilot werden möchte und ich sage: „Na klar sofort – aber wo sind meine ‚Controls‘?“ Er lacht und wendet sich wieder konzentriert seinem Job zu. Leider habe ich in erreichbarer Nähe weder Steuerknüppel, noch Pedale oder Pitchhebel. Ich hätte das gerne mal ausprobiert…

Zwischendurch werden die Handys von der Rückbank nach vorne gereicht und ich mache reichlich Fotos und Videoschnipsel und Selfies undundund für jeden auf der Rückbank. Manchmal bin ich ganz schön beschäftigt – aber das mache ich gerne.

Möchte jemand ein Hausboot mieten? Bestimmt ist das wunderbar damit über den See zu schippern.

„Am Lake Mead kann man sich Hausboote leihen“ erzählt Charles. Auf die naheliegende Frage, was so ein Hausboot denn pro Tag kostet, ist er dann nicht gut vorbereitet, aber er schätzt, dass man eines mit 6 Übernachtungsplätze für rund $2.000 pro Tag bekommen kann. OK, da brauchen wir nicht mehr lange um den heißen Brei herumreden: Hier braucht er nicht zu landen. Er zeigt nach rechts zum Valley of Fire (kennen wir schon), überfliegt NordVegas mit der Fremont Street (kennen wir schon) und das Golden Nugget (kennen wir schon – weil unsere Gruppe darin untergebracht ist) und ich erzähle kurz, dass wir 1.300 Meilen die Südkante des Grand Canyon bis zum Monument Valley entlanggefahren sind, um dann auf der Nordseite über Bryce und Zion wieder zurück nach Las Vegas zu kommen. Mit 30 Motorrädern. Er schaut anerkennend rüber. Beim nächsten Mal würde ich die Tour nicht mit dem Motorrad fahren wollen sondern lieber mit ihm im Helikopter und mir als sein Copilot. Er lacht, meldet sich nochmal beim Tower und bedankt sich artig für unsere Teilnahme an diesem Flug.

Und dann setzt er zur Landung an. Es geht zügig abwärts und über dem Taxiway nimmt er langsam die Fahrt raus, bleibt in 1m Höhe neben seinem Parkplatz schweben und dreht den Helikopter gekonnt langsam um sich selbst, bis er ihn ohne Rappler butterweich auf die vorgesehene Stelle setzt. HAMMER!

Ich nestel aus meiner Tasche einen $10 Schein und melde mich damit schon mal für das Flugtraining bei ihm an. Er bedankt sich, hilft uns beim Aussteigen und der Caddy bringt uns ins Terminal zurück. Das war mal was. Ob sich die $479 + $30 (Spritzulage) + $10 (Trinkgeld) + 2x$1 (Trinkgeld für die Fahrer) gelohnt haben? Mich braucht ihr da nicht fragen.

Da Johannes kaum aus der Karre (Strechlimo) rauskam, bei der Hinfahrt die andere Gruppe mit dem Sprinter gefahren ist und der Sprinter auch einen bequemeren Eindruck macht, wollen wir mit der anderen Gruppe das Fahrzeug tauschen und fahren mit Superlaune wieder zum Hotel zurück. Dann rufe ich eben zu Hause an, schließlich haben wir Hochzeitstag (und zwar den 27ten) und berichte kurz von den letzten Tagen.

Dann gehe ich wieder runter. Johannes und Rainer wollen in die ‚Cadillac Bar‘ und ein Bierchen trinken. Aber die junge Lady am Tresen möchte die beiden nicht so gerne reinlassen. Ich habe einen Mordshunger, deswegen frage ich beide, ob ich sie begleiten darf und melde dann der Lady, dass sie jetzt nicht 2 sondern 3 Gäste hat, und siehe da: wir kommen rein und werden an einen Tisch geführt. Vielleicht sollte ich mir meine Dienste mal bezahlen lassen…

Wir verhaften ein paar Bierchen, quatschen über unsere Lebenswege und Rainer schließt sich mir bei der Wahl des Mittagessens, Enchilada Beef (eine mit Gehacktem gefüllte hauchdünne Teigtasche mit zwei Kugeln leckerem Reis rechts und links daneben und das ganze mit etwas Käse überbacken – LECKER!!!), an. Rainers Ding ist das nicht so, aber ich fands super.

Ich bezahle bei Ilse, verabschiede mich von den beiden, gehe aufs Zimmer und bin unschlüssig, was ich machen soll. Schließlich lasse ich die Hose fallen, ziehe eine Badehose an, gehe wieder runter und werde als Gast des Hotels kostenfrei zum Pool gelassen. Und das ist aber auch ein Pool: der hat sogar seinen eigenen Aufzug um in die dritte Etage zu kommen. Wenn man aus dem Aufzug rauskommt hat man direkt vor sich den Eintritt zur Wasserrutsche die als transparente Röhre mitten durch das Aquarium mit richtig großen Fischen und Haien führt.

Das ist mal ein Pool…

Ein attraktives langhaariges Baywatchgirl sitzt mit Funkgerät auf einem Gestell und nickt mir zu. Ich stelle mich auf die Startplattform der Rutsche, das Wasser ist kühl aber nicht kalt und schwinge mich kräftig in die Röhre. Nach einer Links- und wieder Rechtskurve hämmere ich durchs Aquarium und bin gefühlt nach einer 5-sekündigen schnellen Fahrt wieder unten im Becken. Von den Fischen habe ich nichts gesehen, dafür ging es zu schnell, aber ein Gaudi ist das allemal. Ich plansche noch ein wenig rum, mache ein paar Fotos und lege mich mit einem dicken Handtuch auf die Liege. Es dauert nicht lange, da fallen mir die Augen zu und ich mache ein halbstündiges Nickerchen. So, das war jetzt der Abschluss. Ich lasse noch eine Weile hinter halb geöffneten Augenlidern die Erlebnisse Revue passieren und gehe dann nach oben. Ich muss noch Koffer für den Rückflug packen.  Ach Leute, was war das toll. Ich brauche das in der Form nicht unbedingt wieder aber vielleicht macht meine Familie das nächstes Jahr mit mir nochmal mit. Das wäre wieder ein phantastisches und neues Abenteuer. Ich bin bereit!

Valley Of Fire und man sollte besser die Kurve kriegen

So eng liegen tolle und erschreckende Erlebnisse beieinander und manchmal auch noch innerhalb von Sekunden. Da kann man natürlich froh sein, wenn der Schutzengel parat steht.

114 Meilen laut Maps, aber auf dem Tacho waren es 139. Über 20% mehr. Kann aber auch sein, dass ein paar Meilen fehlen weil zwischendurch keine GPS Empfang da ist und diese Streckenteile nicht mitgezählt werden.

Wann geht’s nochmal los? Achja: 8:30 Uhr Koffer in den Sprinter laden und 9:00 Uhr Abfahrt. Nach dem Briefing springen wir auf die Motorräder und fahren los. Nach 40 Meilen tanken wir und fahren dann zum Valley Of Fire.

Knalleheiß und wunderbar rot. Meine Birne und die Felsen!

Das Tal hat seinen Namen vermutlich aus zwei Gründen: Hier brennt es einem das Hirn weg, wenn man keinen Helm auf hätte und die Felsen sind ockerrot und säumen die gewundene Straße. Echt cool. Bei der Hitze fällt es manchmal schwer, die ganze Zeit aufmerksam zu sein aber eigentlich geht es noch ganz gut. Ich fahre an Position 3 hinter dem Auto von Jochen hinterher und die kurvige und mit aufs und abs reich beschenkte Straße ist nicht besonders breit. Und dann passiert es innerhalb von gefühlten Sekundenbruchteilen und trotzdem einer halben Ewigkeit:

Wir fahren auf eine Kurve zu, die sich um einen größeren Felsvorsprung windet. Es ist eine von hunderten Kurven die wir mühelos und gemütlich ohne Ansatz von zu schnell oder Risiko bereits hinter uns gebracht hatten. Mein Vordermann mit seinem Sohn als Sozius legt sich aber nicht in die Kurve, er bremst auch nicht, sondern fährt einfach schnurgeradeaus. Die Räder des schweren Motorrades kommen von der Straße ab und das Motorrad rutscht unter dem Hintern der beiden nach rechts weg, landet auf der linken Seite und dreht sich im rotbraunen Schotter einmal um sich selbst. Die beiden und das Motorrad verschwinden in einer riesigen Staubwolke. Ich drücke auf die Hupe, um den vorausfahrenden Jochen zu warnen und verzögere langsam, um einmal die Unfallstelle frei zu halten und damit mir nicht noch einer hinten drauf knallt. Dann stelle ich sehr konzentriert das Motorrad ab (bloß keine zusätzlichen Komplikationen verursachen) und renne zurück. Die ersten sind schon da und helfen den beiden, die sich mit zittrigen Händen den Staub von den Motorradklamotten klopfen, auf die Beine. Andere sichern die Unfallstelle und weisen ankommende Fahrzeuge durch den Bereich. Yannik steht da wie paralysiert. Ich lasse ihn die Handschuhe ausziehen, sein Daumen tut etwas weh, aber es ist nichts gebrochen. Die beiden haben nicht einmal Hautabschürfungen. In dem Moment kommt ein Ambulanzwagen mit Blaulicht angerauscht und ich denke noch, das ging selbst in der Pampa rekordverdächtig schnell, aber tatsächlich hat sich ein paar Meilen weiter auch ein Unfall ereignet, der aber – so hörten wir später– nicht ganz so glimpflich verlief. Wir richten das Motorrad auf und bringen es wieder auf die Straße. Eine Menge Zeug rieselt aus den Radkästen und der linke Koffer ist jetzt mehrteiliger als zuvor. Die Bruchteile wandern ins Auto, wir schütteln uns den Schreck aus den Gliedern und sind froh, dass nun wirklich – außer einem Schrecken und etwas Materialverlust – nichts passiert ist. Da merkt man mal, wie wichtig gute Klamotten, Helm und Handschuhe sind – und ein Schutzengel, der ganze Arbeit geleistet hat. Selbst am nächsten Tag gab es keinerlei Spätfolgen für die beiden.

Und warum ist das jetzt passiert? Es IST einfach passiert: das Hirn wollte keine Kurve fahren und da blieben alle anderen schon tausendmal einstudierten Reaktionen (immer dorthin schauen, wo man hinwill und nicht dorthin, wo es gleich kracht) auf der Strecke. Blackout ohne Blackout. Was für eine abenteuerliche Reise. Und was für ein Glück, dass die beiden trotz der Temperaturen Helm, Motorradjacke/-Hose/-Handschuhe/-Stiefel (also Vollzeug) trugen. Mit Jeans oder kurzer Hose wäre die Reise für beide hier vorbei gewesen.

Am Ende des Valley of Fire machen wir eine Pause für ein Gruppenfoto und anschließend treten wir den Rückweg nach Las Vegas über den langen schon wieder kurvenreichen Highway 167 an. Schließlich geht es ein Stück über die Autobahn nach Las Vegas. Wir tanken ein letztes Mal und bringen die Motorräder nach Eagle Rider zurück. 1367,2 Meilen zeigt der Tacho. Das sind 2.200 Kilometer.

Der einzige Schaden an meiner Couch: die Sissybar ist abgefallen. Das kriegen die bestimmt im Handumdrehen hin. Die Chefin zeigt „Daumen hoch“ und ich bin fertig. Seufz. Ich lasse sie etwas wehmütig zurück und wende mich neuen Aufgaben zu: Duschen und raus in den Trubel.

Und du liebe Güte. Was alles so passiert ist auf der Strecke und was wir alles erlebt und gesehen haben. Manche Sachen wollen mir einfach nicht mehr einfallen. Wo war das noch mit den tollen Souvenirs? Wo sind wir lang gefahren? Wie gut, dass ich mir so viel aufgeschrieben habe.

Unsere Guides sind auch froh, uns wohlbehalten wieder am Hotel abgeliefert zu haben. Der Stress hat ein Ende. Ich springe unter die Dusche, wir treffen uns nochmal für ein kurzes Briefing eine halbe Stunde später unten vor dem Eingang und dann geht jeder seiner Wege. Ich laufe über die Fremont Street fast bis zum Ende und hole mir dort ein Slice Pepperoni-Pizza und verschlinge den Käse-Salami-Lappen mit Heißhunger an einer Straßenecke während noch mehr Menschenmassen als noch vor 9 Tagen an mir vorbei flanieren. Manche Gestalten erkenne ich wieder, die Mädels mit dem Federbusch und dem LasVegas auf dem Pöppes stehen immer noch da und die Bands sind gut – und laut.

Dancing Queens…

Ich stehe eine Weile mitten im Trubel und denke an die Stille, als ich frühmorgens mit eiskalten Ohrläppchen im Fastnirgendwo stand und noch vor Sonnenaufgang Fotos machte. Oder an die gewaltigen Landschaften für die man irgendwann keine Worte mehr hat und an meinen Vater und an Filou, die jetzt den vierten Sonnenuntergang am Hite Overlook erleben. Und noch ist das hier nicht zu Ende. Ich bin gespannt auf Morgen, der letzte vollständige Tag in den USA bevor es wieder nach Hause geht. Nicht zu früh, aber auch nicht zu spät. Ich freue mich schon drauf.

Zion NP und die Zahlen für heute: 12, 2, 16

Was das wohl bedeuten mag? Lest selbst, so einfach möchte ich es euch nicht machen!

Laut Google MAPS nur 119 Meilen. Laut Jochen aber 146. Aber die Größenordnung stimmt…

Erzählte ich es schon? Um 9pm Ortszeit lag ich im Bett. Hundemüde und gegessen habe ich an dem Abend auch nichts mehr. Und ich habe echt gut geschlafen, bin nicht zwischendurch sondern erst wenige Minuten vor dem Wecker um 5:45 Uhr aufgewacht. Ich mache mich fertig, schreibe noch ein paar Zeilen und gehe dann zum Frühstück runter. Im Frühstücksraum läuft amerikanisches Frühstücksfernsehen: In Vegas hat ein Verrückter, der sich von der Polizei abknallen lassen wollte, vier Menschen mit einem Messer getötet. Total gegensätzlich dazu hat in Texas ein Polizist einen im Auto sitzenden Teenager mit 10 Kugeln angeschossen als der einen Burger mampfte; in Fort Myers hat Hurrican Ian hunderte Häuser platt gemacht; in Kiew sind dutzende Raketen der Russen eingeschlagen nachdem die Ukrainer eine Brücke zerstört haben über die die Russen Nachschub auf die Krim bringen; alle Fahrzeuge des Elektro-SUV-Herstellers Rivian werden zurück gerufen, weil sie einen Bolzen verlieren; man kriegt 20% off, wenn man eine zweite kabellose Überwachungskamera kauft – und so geht das endlos weiter.

Ich hole mir einen Pappteller (andere gibts hier nicht) zwei Würstchen und einen Klumpen Rührei, 3 Toast, Butter, Marmelade und Kaffee aus der großen Warmhaltekanne. Wo ist das Besteck? Ungläubig nehme ich zur Kennnis, dass drei Automaten (für Plastikmesser, Plastikgabeln, Plastiklöffel) an der Wand hängen. Mit einem Hebel kann man sich jeweils ein Exemplar auswerfen lassen. Hauptgewinn! Der einarmige Bandit spukt 3 Besteckteile aus, ich kann also frühstücken.
Nach einer halben Stunde habe ich insgesamt 12 Toast vermümmelt und lege noch eine Banane oben drauf, denn der Tabasco auf den Würstchen war eine feurige Angelegenheit.

Oben im Zimmer packe ich anschließend meine Siebensachen zusammen und stolpere nach unten. Heute wollen wir in den Zion Nationalpark. Das Northrim des Grand Canyon ist aber auch nicht weit. Ich spreche mit Jochen. Na klar, wenn ich will kann ich auch eine eigene Route fahren. Aber vielleicht höre ich mir erstmal das Briefing an. Vorher schaue ich nach: Bis zum Northrim sind es 80 Meilen. Das ist aber auch die einzige Straße, die dann wieder zurück führt. Und bis Mesquite, unserem heutigen Ziel, sind es 146 Meilen laut Frank ab Kanab. Also 80 hin, 80 zurück und dann noch 146 Meilen? Das sind über 300 insgesamt – nö, das muss dann doch nicht sein. Finden übrigens auch Jürgen und Birgit die ich gefragt habe, ob sie da Bock drauf haben – haben sie aber nach erstem Zögern angesichts der üppigen Tageskilometer doch nicht.

Briefing: Jochen zeigt auf der Karte und Detailplänen wo es heute lang geht.
Sammeln, aufstellen, losfahren. Die Stadt kann unsere Abfahrt weiträumig akustisch verfolgen.

Um 9am röhren wir los und fahren als erstes zum Coral Pink Sanddunes State Park. Im Prinzip nichts anderes als Sandwüste in der strüppigen Steppenwüste. Eigentlich nicht viel besonderes, aber zum Rumalbern bestens geeignet.

Eh, Django, geh mir aus dem Weg!
Ganz schön trocken hier…

Nächster Stopp: Die Shell Tankstelle mit dem angeschlossenen Souvenirladen. Fürs Tanken war jetzt auch allerhöchste Eisenbahn.

Der Ablauf beim Tanken ist etwas anders als bei uns. Hier funktioniert das so:
1.) Kreditkarte einstecken (wenn man Glück hat gehts danach weiter und wird nicht zum Tankwart bestellt…)
2.) PIN eingeben (oder manchmal auch nicht)
3.) Kreditkarte entnehmen und wegstecken.
3.) Sonderangebote verneinen
4.) ZIP Code eingeben (meistens jedoch nicht. Man kann auch 90210 eingeben. (Melrose Place). Wozu das gut sein soll konnte mir keiner sagen)
5.) Zapfpistole entnehmen
6.) Benzinsorte (Diesel oder Gas) mit mindestens 91 Oktan per Taste wählen.
7) Zapfpistole in Tank stecken und Tankvorgang beginnen. Die Zapfsäulen kennen nur zwei Stimmungen: Vollgas oder gar nichts. Deswegen sprudelt es manchmal auch aus dem Tankstutzen heraus.
8.) Zapfsäule wieder einhängen
9.) „Ja“ auswählen, wenn man einen Ausdruck haben möchte.
10.) Tank verschließen und Platz machen für die anderen.

Wir fahren nicht weit, da kommen wir an ein schönes Fleckchen: Cordwood. Hier essen wir eine Kleinigkeit zu Mittag und die beiden Mädels, Annika und Marleen, sind einfach zu nett und sehr geduldig mit uns. Der Caesar-Salat schmeckt aber auch wirklich gut (im Gegensatz zum Cola-Pepsi Gemisch…) – und sogar der Parmesan darauf ist wirklich lecker. Und zwar so lecker, dass ich mir gleich noch einen zweiten bestelle, den dann der Chef höchstpersönlich bringt. Vielleicht hat er noch nie einen Europäer gesehen, der den Salat zwei mal direkt hintereinander bestellt hat. Jedenfalls ringe ich den Mädchen noch einen Wunsch ab. Die anderen Tourteilnehmer sind begeistert: jetzt quasselt er nicht nur mit den Mädels sondern läßt sich sogar zusammen mit ihnen fotografieren.

Marleen (links (noch nicht so lange dabei)) und Annika (rechts) sind die tüchtigen Helferinnen im Restaurant.


Von Cordwood sind es nur wenige Meilen bis zum Eingang des Zion Nationalparkes. Und was für ein Anblick sich da schon wieder bietet:

Das ist nur eine kleine Ecke aus dem Zion NP und noch nicht mal die Schönste.
Das kommt der schönsten Aussicht schon recht nahe. Trotzdem: muss man glaube ich selber gesehen haben um das nachvollziehen zu können.

Wir sammeln uns am Visitor Center. Hinter uns braut sich was zusammen. Graue Wolken kriechen über die Berge und lassen sich ins Tal fallen und man kann deutlich die Regenschlieren sehen, wie sie sich langsam dem Boden nähern. Ein paar frische Windböen kündigen an, dass die Temperaturen jetzt richtig schnell runter gehen und die ersten Tropfen plicken auf den Helm. Keine Zeit zu verlieren und wir verlassen den Zion Richtung Westen und damit weg von dem Unwetter. Wie gestern im Bryce Canyon umfahren wir auf den weiteren Meilen die Regenfront quasi auf der Kante und kriegen so allenfalls ein paar wenige Tropfen ab. Einen kurzen Stopp legen wir am WalMart bei Hurricane ein. Ein riesiges Center mit bestimmt 250×200 Metern. Hier finde ich eine kleine Wurst, kann sie aber leider nicht mitnehmen: sie passt nicht in die Motorradkoffer…

Das sind mal ordentliche Portionen. Da kann eine ganze Familie eine Zeit dran knabbern und fürchterlich viele Toasts belegen.

Das letzte Stück der Tour bis nach Mesquite fahren wir über den Veteran Memorial Highway. Zwischendurch beuteln uns heftige Seitenwinde und überholende Riesentrucks. Keine leichte Aufgabe. Um 6pm erreichen wir Mesquite, entern die Zimmer, duschen uns den Sand aus den Haaren und gehen in einzelnen Grüppchen wieder nach unten. Im Café Casa zwischen den ganzen Spielautomaten kann man lecker essen und an dem 16oz RibEye (453g Rumpsteak) mit Folienkartoffel und Gemüse für $20.99 (inkl. Cola ohne Eis aber +Tax+Tip = $28) kann ich nicht vorbei.

So, jetzt wird es Zeit fürs Bett. Es ist schon wieder nach Mitternacht und anständige Menschen in einem anständigen Urlaub sollten auch anständig schlafen. Genau das mache ich jetzt. Liebe Grüße aus Mesquite NV nach Hause und an Karsten in München: du hast völlig Recht: die Landschaft reicht für viele Reisen.

Bryce Canyon: mehr braucht es eigentlich nicht

Um fünf bin ich schon wieder wach. Wer die Reise verfolgt hat wird jetzt merken: Da hat er aber mal richtig lange geschlafen im Vergleich zu den Tagen zuvor. Stimmt.

Was macht man jetzt mit der Zeit bis zum Frühstück? Den Bericht hatte ich gestern schon geschrieben, wieder hinlegen mag ich nicht, einfach nur da sitzen kann ich nicht. Also Klamotten an, Stativ und Handy geschnappt und raus gehts an die frische Luft. Ich gehe bei Vollmondschein ein paar hundert Meter den Hügel rauf und biege dann rechts auf eine kleine Fläche ab. Hier ist die Beleuchtung vom Hotel nicht mehr ganz so intensiv, aber es ist trotzdem Vollmond. Wenn ich schon mal hier rumschleiche, dann kann ich auch Fotos machen. Was tolles sind sie nicht geworden…

Was ich aber nicht genügend bedacht hatte: der Wind ist eiskalt und auch wenn ich so schlau war eine Mütze aufzuziehen, meine Öhrchen darf ich nicht anfassen – die brechen gleich ab… Deswegen wird es Zeit, wieder aufs Zimmer zu gehen und die Ohrläppchen mit Telefonaten nach Hause wieder aufzutauen. Dass wir schon Sonntag haben kriege ich gar nicht so geregelt.

Auch hier ist das Frühstück kostenlos, wir sitzen zu viert zusammen und quatschen darüber, wieviele Teilnehmer Erkältungssymptome haben. Wirklich erstaunlich, dass ich da noch fit bin.

Gleich soll es los gehen. Gegen die Kälte helfen einige Schichten Anziehsachen. Leider werde ich damit auch unbeweglicher und das finde ich nicht die beste Variante. Also korrigiere ich nochmal nach und als ich zufrieden bin wackel ich nach draußen. Nach dem Briefing fahren wir gemeinsam und mit 30 Motorrädern lautstark los.

145 Meilen

Ich muss jetzt mal ins Bett. Bin gerade schon eingeschlafen und damit schreibt es sich nicht so leicht. Sobald ich wieder fit bin schreibe ich gleich weiter…

Nach neun Stunden Tiefschlaf und ausgiebiger Katzenwäsche kann es weiter gehen mit dem Bericht von gestern:

Wir fahren zunächst rund 20 Meilen in großer Kolonne Richtung Süden. Und wieder ändert sich die Landschaft dramatisch. Wo vorher noch Klippen und rote Felstürme das Bild bestimmten sind es jetzt bewaldete Hügel, wobei Hügel es nicht so genau trifft.

Nadelholzwälder und dazwischen die leuchtend gelben birkenartigen Aspen. Mit 50 Meilen/Stunde zockeln wir gemütlich die kurvenreiche Strecke den Berg hinauf. Aber Vorsicht: tatsächlich steht hinter einer Kurve eine Kuh friedlich wiederkäuend auf der rechten Spur und bewegt sich keinen Zentimeter zur Seite.
Am Homestead Overlook kann man nochmal den Blick in das weite Land wagen. Spektakulär würde ich das hier nicht nennen – aber malerisch passt wohl am besten.
In der Sonne wird es so eingepackt schnell mummelig warm in den Klamotten.

Das Kiva Koffeehouse (das wird tatsächlich so geschrieben) bietet einen handgekneteten sehr leckeren Vanilla Strawberry-Kuchen und auch sehr leckeren Kaffee an. Es lohnt sich hier eine kleine Pause einzulegen und vor der schönen Kulisse den Kuchen zu geniessen.

Weiter geht es zum heutigen Highlight der Tour: in den Bryce Canyon. Die Guides empfehlen, sich den Bryce Point ausgiebig anzusehen und dann zur Tankstelle außerhalb des Parkes zurückzufahren um dort genauso ausgiebig zu Mittag zu essen. Ich kann dem nicht so viel abgewinnen und fahre zusammen mit Volker die 18 Meilen bis zum Ende des Parks auf 9111ft üNN und dann gemütlich wieder von einem Aussichtspunkt zum anderen wieder zurück.

Einfach unglaublich
Must see!

Pünktlich sind alle Teilnehmer am Treffpunkt (das hat ja mal super geklappt) und wir fahren in getrennten Gruppen (wir haben sie geeignet benannt: Gruppe 1 = die Genagelten weil fast die Hälfte der Gruppe Ausfälle wegen Nägeln in Reifen, kaputte Koffer, abgerissene Trittbretter, umgefallene Motorräder usw. und Gruppe 2 = die Unversehrten weil bei uns schlimmstenfalls verlorene Blinkergläser zu beklagen sind) vom Bryce Canyon Richtung Kanab.

Hier finden wir zwei kurz hintereinander folgende Minitunnel

Kurz vor Escalante folgt die Straße einem Bergkamm. Rechts und links der Straße geht es steil nach unten und an so mancher Kehre nehme ich die Geschwindigkeit lieber deutlich runter.

Bei Orderville besuchen wir den Rusty Rock Shop. Eigentlich nichts ungewöhnliches – abgesehen vom Schoko-Vanille-Softeis. Das supernette Mädel hinterm Tresen baut auf dem Waffeleisbecher einen riesen Turm auf. Als ich den weggelutscht habe komme ich kaum vom Sessel hoch. Ich befürchte mein Hintern ist darauf festgefroren.

Wir setzen die Fahrt noch knappe 20 Meilen fort und erreichen um etwa 6pm Ortszeit Kanab. Für ein Abendessen habe ich keine rechte Lust und setze mich lieber nach der Dusche an den Schreibtisch und sichere Fotos und fange schon mal mit dem heutigen Bericht an. Gegen 9pm penne ich auf dem Stuhl ein paar Minuten ein.

Da war ich noch wach…

Resümee: wieder ein phantastischer Tag und ich freue mich schon auf morgen. Liebe Grüße nach Hause!

Mission erfolgreich beendet

Mein Vater und Filou sind dort angekommen, wo sie vermutlich sehr gerne ein Auge auf Land, Leute, Bäume und Tiere haben können. Hier haben sie ein schattiges Plätzchen unter einem Felsvorsprung unter den zur Mittagszeit ein Streifen Sonne scheint. Ein paar kecke Eichhörnchen springen hin und her, und ich kann sehen, wie Filou aufmerksam hin und her schaut und mein Vater ihm dabei die gespitzten Ohren krault. So habe ich mir das vorgestellt und so kann es bleiben, so lange es irgendwie geht.

Heute schreibe ich nur wenig zu unserer Tour – vielleicht abgesehen davon, dass es mit jedem Kilometer bunter und spektakulärer wurde. Wir haben das Wort „spektakulär‘ schon sehr strapaziert, aber es nutzt nix. Es gibt kaum eines, dass es besser ausdrückt. Wenn euch noch Superlativen einfallen: immer her damit. Ihr habt ja die Kommentarfunktion. Und jetzt: genießt die Bilder:

170 Meilen und jede davon war es wert.
Vorne nix…
Und nach hinten auch nix. Da kann man ganz sorglos auf die Wunder dieser Landschaft achten. Es geht in immer tiefere Einschnitte, die Farben werden immer bunter und hinter jeder nächsten Kehre bleibt mir aufs Neue die Luft weg.
Es geht über den Highway 95. Diesen Highway fährt man am besten von Süden nach Norden, hat die Sonne stets im Rücken, so dass die Licht- und Sichtverhältnisse optimal sind und plant reichlich Zeit für Fotostopps oder kurze Wanderungen in die Washs ein. Das Bild hier ist nur eines von vielen und es ist unmöglich, die schiere Größe und Farbenpracht der Landschaft im Foto festzuhalten.

Zur Mittagszeit, nachdem wir den Colorado überquert haben, kommen wir zum Hite Overlook. Und hier kann ich endlich machen, weswegen ich unter anderem diese Reise angetreten habe.

Da sitzen sie jetzt beide unter dem vor dem Wetter schützenden Felsvorsprung und dürfen gemeinsam einen phantastischen Ausblick geniessen.
Viel Spaß mit der Aussicht und lasst euch nicht von den neugierigen Eichhörnchen ablenken.
Wer die beiden besuchen möchte findet sie unter dem dreieckigen Felsvorsprung direkt an der Abbruchkante bei
37°52’51.8″N 110°24’28.6″W
Capitol Reef… Ich brauche wohl nichts mehr zu sagen. Als wir hier für Fotos stoppen frage ich Jochen, was es denn so sehenswertes gibt. Daran kann man schon merken, dass wir mittlerweile ein wenig überfordert sind mit so viel Landschaft.

Am Nachmittag erreichen wir Torrey, das aus ein paar Häuschen, Salons und einer Tankstelle besteht. Wir richten uns eben her und gehen dann zum Abendessen. Ich hatte schon die ganze Tour über das Bedürfnis mal Nachtaufnahmen zu machen. Also ziehe ich mir nach der Dämmerung die Klamotten wieder an und fahre rund 6 Meilen im Dunkeln Richtung Westen bis zur Nielsen Grist Mill, packe mein Fotozeugs aus und es ist so wie befürchtet: Es gibt Wolken und Vollmond – dafür aber keine Sterne.

Ich packe ein wenig enttäuscht das Zeug wieder ein, da kommt ein großer Truck mit Blaulicht auf den Parkplatz gefahren. „Da bin ich ja mal gespannt was jetzt passiert“ denke ich: ein älterer Herr fährt die Scheibe runter und fragt, ob alles OK ist. Denn oft springen Rehe auf die Straße und das ist für Motorradfahrer schon ein ernsthaftes Problem. Und dann sage ich: „ich habe versucht Fotos machen“ was sich in seinen Ohren bestimmt anhörte wie „Ich habe eine Wassermelone getragen“. Die blöden Touries machen im Dunkeln Fotos. Soso. Ich denke, da er nun das absonderliche Verhalten von Europäern gesehen hat wird er das bestimmt demnächst als Anlass zur Belustigung an seinem nächsten Stammtisch einsetzen…

Und damit geht erneut ein wunderschöner und anstrengender Tag zu Ende. Es soll die nächsten Tage echt kalt werden wenn wir zum Bryce Canyon rauf fahren. Weit oben in Nordamerika gab es schon reichlich Schnee. Hoffentlich bleibt der erstmal dort…

Monument Valley

Heute morgen ist das Frühstück im Hotel kostenlos – Großartiges erwarte ich da nicht, was sich dann auch bestätigt. Immerhin hält mich das davon ab, den Bauch schon so früh voll zu machen und den Ballast anschließend auf dem Motorrad durchschuckeln zu lassen. Heute wollen wir Monumentales sehen und bei den Navajos zu Mittag essen.

167 Meilen laut Google und wir klettern bis auf über 9.000ft üNN was so rund 2.740m über dem Meeresspiegel sind. Merkt man gar nicht…
Das wird ein echt angenehmer sonniger Tag. Man muss allerdings auch ein wenig aufpassen, denn in windstillen Momenten fange ich an zu schwitzen und kurz darauf weht ein frischer Wind unter das T-Shirt…

Nach dem Tanken fahren wir zügig bis zum Monument Valley Tribal Park ($8,00 Einfahrtgebühr). Schon auf dem Weg dahin wären wir gerne ein paar mal stehen geblieben um Fotos zu schießen. Aber tatsächlich brauchen wir das nicht, denn spektakulärer als im Monument Valley geht es nicht. Um 11:00 Uhr sind wir laut unserer Guides mit dem Häuptling für eine Jeep-Tour durchs Valley verabredet. Ob ‚Bernhard‘ ein echter Häuptling ist können wir natürlich nicht wirklich wissen. Er spricht ein paar Worte Deutsch (Einsteigen, Aussteigen, Achtung, Daumen…) und bekommt von mir das ‚Achso‘ noch hinterher (ich werde bei meinem nächsten Besuch überprüfen, ob da was hängen geblieben ist). Was denkt ihr, ist das schon eine Form von Kolonialmismus?

Schon der Blick von hier oben läßt einiges erwarten.

Ich habe über 100 Fotos geschossen. Die kann ich unmöglich alle hier zeigen, aber ein paar davon vielleicht schon…

Die Straße, die dort zu sehen ist, wird von PKWs aber auch von geländegängigen Jeeps befahren. Die Jeeps sind gut gefederte PickUps mit OffRoad Bereifung und auf der Ladefläche ist Platz für 15 Hinterteile. Am Ende sind wir in unserem Jeep mit 20 Leuten und ich frage mich, ob man da einen Jeep einsparen wollte um mehr Touries durch die Gegend schaukeln zu können. Mir auch egal, denn es gibt echt viel zu sehen. Ich lege einfach mal ein paar Fotos auf, damit ihr das nachvollziehen könnt:

Was für ein Ausblick!!!
Ein paar hundert Meter weiter machen wir bei den Three Sisters unsere erste Fotopause. Und nach der dritten Fotopause fahren wir zum Mittagessen…
Hier ist es erstaunlich angenehm. Es weht kein Lüftchen. Gute Voraussetzungen für ein Mittagessen, denn es gibt Navajo-Tacos mit Salat und Sauercreme- oder/und einer pikanten Paste. Das war unerwartet lecker und auch genau das Richtige in Sachen Menge und Art des Essens.

Von hier aus wollen wir nach Blanding, dem östlichsten Punkt unserer Reise, aber auf dem Weg dorthin halten wir kurz an: Wer von euch kann mir sagen, wo wir hier stehen?

Ich gebe mal einen Tipp: berühmter Film von 1994 von einem, der ein ganzes Stück durch die Staaten läuft und dann an dieser Stelle feststellt, dass er auch noch andere Dinge tun kann.

Auf unserem Weg liegt noch Fort Bluff. Quasi ein erster Posten Anfang des 20. Jahrhunderts in der Pampa. 100 Siedler sind damals mit Pferdewagen losgezogen um neues Land zu ‚erobern‘ und friedliche Beziehungen zu den Einwohnern aufzubauen. In der Kirche (eine geräumige Blockhütte) wird uns ein Film darüber gezeigt wie der Treck von Escalante loszog und hier in der Nähe von der Hochebene ein paar hundert Meter bis ins Tal runter musste. Da haben die Siedler in einem der strengsten Winter dieser Jahre mal eben auf der Strecke innerhalb ganz kurzer Zeit die Felswände und Böden bearbeitet und sind anschließend mit den Gespannen die grob behauene Straße ohne Verluste an Mensch, Tier und Material runter gepfeffert. Hut ab vor den Strapazen, den Leistungen und der – so würde man heute sagen – Lösungskompetenz der Siedler.

In Blanding tanken wir (ich habe noch eine Restreichweite von 219 Meilen – trotzdem: tankt einer, tanken alle) und als wir am Hotel ankommen stellen wir fest, dass Jacob die Reservierungszettel vertauscht hat. Ich habe heute Nacht also keine Bleibe – wie einige andere übrigens auch. Aber er gibt alles, organisiert reichlich Zimmer und rettet damit die Situation. Da wir nun in verschiedenen Hotels unter gebracht sind steht er für seinen Fehler zerknirscht ein, holt uns vom Hotel ab, bringt uns zum Restaurant und fährt uns sogar wieder zum Hotel zurück. Damit hat er sich bei mir zumindest rehabilitiert.

Ich merke gerade, wie ich wieder total müde mit dem Kopf auf die Tastatur absinke. Damit ich morgen früh nicht die Lacher wegen der Tastaturabdrücke auf meiner Stirn auf meiner Seite habe, gehe ich jetzt mal geschwind ins Bett. Morgen ist auch noch ein Tag. Schlaft gut (Ach, ihr werdet ja gerade wach…)

Grand Canyon, IMAX und Tuba City

Ich habe gerade noch ein paar Minuten Zeit und kann deswegen schon mal einen Ausblick auf den heutigen Tag geben bevor die Koffer in den Transporter und mein Hinterteil auf der Couch landet:

Die Nacht war mal wieder kurz und ich pelle mich mit dem Weckerklingeln (ich habe ihn vorsichtshalber in die andere Ecke des Zimmers gelegt) ziemlich zerknittert aus den Federn. Der Spiegel sagt: „Mannoman, da hast du gleich aber was zu tun!“. Ich mag das ja gar nicht wenn man mich früh morgens mit solchen Botschaften konfrontiert. Aber ich habs hingekriegt und war nicht so schlimm wie erwartet.

Lisa weist mich unten fürs Frühstück ein (ich bin mal wieder… richtig… der Erste) und ich darf noch reichlich Toast auf meinem Teller anhäufen. Kurze Zeit später gab es keines mehr, man hat sie nicht auf über 40 Leute vorbereitet.

Draussen strahlt die Sonne um die Wette mit meiner Laune. Ich gehe mal raus zum frische Luft schnappen. Es ist mit 6°C ein wenig frisch um im T-Shirt einen ausgiebigen Spaziergang zu machen und ich mache mir Gedanken, was ich gleich alles an und später wieder ausziehen muss. Es geht erst in rund einer Stunde los und gestern war es um die Nachmittagszeit ziemlich angenehm. Motorradhose oder Jeans? T-Shirt oder Sweat-Shirt zusätzlich? Normale Handschuhe oder dicke Handschuhe? Wie mag es am Grand Canyon sein? Beim letzten Mal vor 5 Jahren war es in der Sonne echt kuschelig.

Am Southrim haben wir hoffentlich ein paar Minuten Zeit und außerdem sind heute für uns Plätze im IMAX-Kino reserviert. Das wird bestimmt großartig.

Ich muss jetzt noch eben das Zimmer aufräumen und dann gehe ich schon mal runter und kratze das Eis vom Sattel…

Am Ende des Tages kam es doch mal wieder anders als vorgesehen: Also mal kurz zusammen gefasst, was schief ging bevor ich erzähle, was sonst zu erleben war:

> das IMAX wird seit 2. Oktober bis zum Februar nächsten Jahres renoviert damit es noch besser, schöner und spektakulärer wird.

> wir stehen rund eine Stunde im Stau in der prallen Sonne bevor wir endlich in den GrandCanyon-Nationalpark reinfahren können.

> Im Hotel angekommen stellen wir uns durstig hinten auf dem Parkplatz an den Sprinter und trinken Budweiser aus roten Dosen – ähnlich unserem Ankerbierchen beim Segeltörn. Kurze Zeit später steht die Hotelmanagerin mit drei Security auf der Matte und läßt uns die noch vollen Dosen aus den Kühlboxen in den Gulli schütten. (Verrücktes Amerika: manche Leute laufen hier mit gut sichtbarer Pistole im Gürtel rum, aber ein Bier dürfen sie nicht auf dem Parkplatz trinken. Beides gleichzeitig wäre auch eine ziemlich riskante Kombination. Ich weiss sicher, was ich statt dessen strikt verboten hätte)

> Es herrscht Maskenpflicht und ein Corona Teillockdown obwohl die Coronaampel auf niedrigste Stufe steht. Man kann in vielen Restaurants nur EssenZumMitnehmen bekommen. Nachdem wir eine Weile im Dunkeln durch die Stadt (wobei Stadt kann man an dieser Ecke nicht sagen) gelatscht sind finden wir direkt neben dem Hotel im „Denny’s“ ein Plätzchen und richtig gutes Essen.

> Die Stimmung ist bei manchen Teilnehmern ziemlich mieserabel. Sie machen den Tourguides Vorwürfe wegen der Zeitplanung, dass sie manche Überraschungen (IMAX, Masken…) nicht vorher wussten, Frank zu leise und Jochen zu schnell spricht und so manches – sagen wir mal – (sehr) ungeschickt formuliert wird. Ich sehe das stellenweise anders. Während Frank noch ein paar Infos gibt macht einer einen flachen Scherz, nesteln einige Kollegen aus Norddeutschland ihre Kippen aus den Taschen und helfen sich gegenseitig bei Leerstand aus, was natürlich diskutiert werden muss; die anderen aus dem Ruhrgebiet haben da noch ein paar Fragen; wieder andere stehen Abseits und wollen schon mal ihre Koffer haben; wann ging es morgen noch los? Warum erzählen die nicht mehr über Land und Leute? Andauernd sind irgendwelche Zusatzkosten zu bezahlen und überhaupt ist ja alles Kacke.
Das Chaos verursachen wir selber. Wir hören nicht zu (zugegeben ist das akustisch auch manchmal sehr schwierig), quatschen und kommentieren dazwischen, halten uns nicht an das Vereinbarte und interpretieren Regeln.

Wo ich zustimme ist, dass die Reise aus 2×15 Motorrädern = 40 Teilnehmer zu groß ist und damit 68 Meinungen, 40 Individuen, 19 Experten und 7 Alphatierchen aufeinander kommen. Eine kleinere Teilnehmerzahl und alles inklusive und durchreserviert, hätte in Verbindung mit den vielfältigen Einzelvorstellungen (ich will aber nicht mit dem Jeep fahren, gibts auch woanders was zu Essen, warum können wir nicht heute schon mit dem Hubschrauber fliegen? können wir hier nicht noch ein paar Stunden länger bleiben? – das sind jetzt ein paar konstruierte Einwände) vermutlich auch deutlich mehr gekostet und die Entscheidungsflexibilität der Teilnehmer wiederum auf eine schwere Probe gestellt. Warum nicht viel mehr so nehmen wie es ist? Wo sind nur Disziplin (und das schließt Pünktlichkeit mit ein) und gleichzeitig Humor bei einigen geblieben? Ich will mich nicht ärgern. Ich habe Urlaub, will was sehen, erleben und geniessen. Dass die Tour am Ende mehr kostet als auf den ersten Blick sichtbar – wer hätte das wohl je gedacht?
Glücklicherweise sind nicht alle so.
Zurück zum Thema:

119 Meilen Gesamtstrecke

Es ist bei der Abfahrt echt frisch aber ich friere nicht und wir erreichen nach 51 Meilen das Grand Canyon Visitor Center. Nach der Zwangspause (IMAX geschlossen) geben die Guides die individuelle Fahrt entlang des Grand Canyon Southrim bis zum Desert View Point frei. Treffen um 13:00 Uhr Ortszeit. Wir bilden eine kleine Gruppe, und weil ich ja schon mal hier war und mich ‚auskenne‘ darf ich auch gleich – so die Meinung der Gruppe – die Führung übernehmen. Wir stehen erstmal eine Stunde im Stau am Eingang zum Nationalpark und bleiben danach rechts kurz stehen um uns zu sammeln. Anschließend zockeln wir zu unserem ersten Blick in den Grand Canyon. Schon hier wird klar: das alles ist zeitlich nur zu schaffen wenn wir ohne anzuhalten durchfahren. Wir rufen die Guides an und kriegen Freigabe bis 14:00 Uhr. Dann jetzt „Feuer frei“ mit den Bildern!

Der erste Blick in das riesige Loch
Vor meinen Füßen geht es richtig abwärts. Und ihr hättet mal sehen sollen, wie ich von da wieder weggekrabbelt bin…
UNFASSBAR ist das richtige Wort. Ich stehe eine Weile stumm da, denke stolz an Kerstin, Philip, Karin und an meinen Vater Karl, dem ich leider davon nicht mehr erzählen kann.
Wir fahren gemeinsam die anderen Scenic Views an – und das macht so einen riesen Spaß!!!
Einfach ohne Worte, auch wenn die Tiefe auf den Fotos nicht raus kommt.

Auf die Sekunde um 14:00 Uhr liefere ich die Gruppe auf dem Parkplatz am Desert View Point ab. Einmal mit Profis arbeiten. Wir laufen eben noch zum Watch Tower runter und setzen anschließend unsere Fahrt fort, verlassen den Nationalpark, kurbeln uns von dem Plateau runter und halten in Cameron um die Gelegenheit zu nutzen, ein paar indianische Artikel (Lederhüte aus Pakistan, Schmuck aus Taiwan… aber auch echte Handarbeit aus der Region) zu kaufen.

In einem letzten halbstündigen 20 Meilen Rutsch fahren wir nach Tuba City und stellen da die Mopeds ab. Kaum sind wir unter der Dusche kommt draussen ein kleiner Wolkenbruch runter. Den Abend beschließen wir im Denny’s, einem überraschend guten Burger Restaurant wo ich mich sehr angeregt mit Jürgen und Brigitte unterhalte und eine Menge über Landwirtschaft wissen will.

Das war ein schöner Tag, trotzdem bin ich echt fix und foxy. Eigentlich wollte ich noch den Tagesbericht schreiben, habe ich aber nicht mehr geschafft sondern bin einfach auf dem Bett (nur eine Sekunde ausruhen) eingeschlafen. Um halb vier Ortszeit werde ich wach. Frühstück gibt es erst in dreieinhalb Stunden und deswegen habe ich noch etwas Zeit, euch mitzunehmen. Ich bin sehr gespannt, was uns an unserem heutigen Tag erwartet.

Oatman, Pandaknabbern in Kingman, Haircut in Seligman, eine neue Radkappe in Hackberry und zwei Bier auf 2065m üNN

Das müsste ich vielleicht kurz erklären was das denn so alles bedeutet – aber ich lasse es mal und spanne euch noch ein wenig auf die Folter. Statt dessen lasse ich nun einfach mal eine Anzahl Bilder für sich sprechen. Heute startet der Tag mit ausschließlich guten Nachrichten:
> Alle sind mit reparierten oder getauschten Motorrädern wieder da. Sie sind aus LasVegas im Zappendustern die ganze Strecke in einem Rutsch gefahren – und das aber auch ziemlich schnell.
> Ich habe ausgezeichnet geschlafen und keine Zahnschmerzen.
> Der Tag beginnt etwas weniger heiß aber trotzdem sonnig und heute wollen wir Asphalt, Strecke, Kurven, Landschaft und Route 66. Was anderes kommt uns nicht mehr unter die Räder.

Das sind 161 Meilen und über 6h auf dem Moped. Insbesondere zwischen Kingman und Hackberry und im weiteren Verlauf nach Williams geht es über dutzende Meilen einfach nur geradeaus durch eine sich ständig verändernde Landschaft. Bei Oatman noch karg und wüstenhaft, dann mit trockenen Gräsern bedeckt, hinter der nächsten Kehre die ersten Büsche und nach einem Aufstieg sehen wir Nadelbäume und zum Schluss sogar ganze Wälder. Von deutlich über 30°C fallen die Temperaturen auf sehr angenehme 24°C in Williams bei unserer Ankunft.
Oatman ist eine alte ‚Westernstadt‘ mit originalen Häusern und Shops. Auf der Hauptstrasse trödeln Esel gelassen herum und in den Shops findet man jede Menge Route 66 Devotionalien.
In Kingman gab es nichts außer einer einstündigen Pause im Panda Express mit einem sehr leckeren kleinen ‚Bowl‘ süß-sauerem Schweinefleisch. Wenn es in Oatman schon jede Menge Route 66 Devotionalien gab, so ist in Hackberry hinsichtlich seiner Route 66 Hinterlassenschaften und Seligman bezüglich seines Route 66 Flairs eine gute Adresse. Während im Panda der Magen satt wird können in den anderen Orten die Augen nicht genug kriegen.
Hier wäre ich gerne noch Stunden durch die Shops gestromert und hätte mich mit den Leuten unterhalten. Der Name dieses Städtchens geht übrigens auf Olive Ann Oatman zurück, die während eines Trails zusammen mit ihrer Schwester von native Americans entführt und als Sklaven gehalten wurde. Ihre Kinntätowierung soll ein Zeichen dafür sein. Nach einiger Zeit wurden sie an einen anderen Stamm verkauft und nach weiteren Jahren schließlich an die Weissen zurück gegeben. Später hat sie lange Jahre Großartiges geleistet und ihr zu Ehren wurde dieser Ort (gegründet 1913) benannt.
Olive Ann Oatman Fairbanks. (September 7, 1837 – March 21, 1903)

Ich habe keine Ahnung, wie lange der Güterzug auf der Bahnstrecke neben uns zwischen Oatman und Hackberry war. Jedenfalls wurde er von 4 riesigen Dieselloks gezogen und zwei drückten von hinten nach. Das mussten sie auch, denn auf den Wagongestellen waren jeweils zwei Überseecontainer aufeinander gestapelt und das auf einer Länge von mehreren Kilometern. Ich konnte zwischendurch weder den Anfang noch das Ende des Zuges sehen, obwohl wir in der Ebene unterwegs waren und die Straße und die Gleise daneben schnurgerade Richtung Horizont verliefen.

Kurze Pause in Hackberry. Der Ort besteht nur aus einem Shop…
… aber der hat es in sich. Ich kann hier nicht widerstehen und kaufe mir ein kleines Souvenir das Jochen in den Kofferraum des Begleitfahrzeuges schleppt weil ich es auf dem Moped nicht unter kriege.
Ich glaube hier hat der Autoschrauber einfach aufgegeben.
…irgendwann wächst da Gras drüber…
Weiter gehts Richtung Kingman. Fast 60 Meilen schnurgeradeaus.
Kurven lassen wir hinter uns…
Kurzer Stop für ein Softeis in Seligman. Die Motorräder werden sorgfältig nach amerikanischer Art geparkt.
In Seligman arbeitet der 93 jährige Seligman als Friseur. An meiner Frisur hat er nichts auszusetzen.
Liebe Grüße nach Hause und an alle, die hier Anregungen für die eigene Reise suchen. Es ist einfach SEN-SA-TIO-NELL!

Check-Out Las Vegas, erster Ritt nach Hoover Dam und Kingman

Wieder nur wenig Schlaf, was man heute trotzdem daraus machen kann und was sonst noch an kleinen Abenteuern passiert.

Ich wache lange vor dem Weckerklingeln auf (Ist das schon Katastrophe für heute Nummer 1? Ne, das lassen wir mal nicht gelten, mir gehts ja gut), rutsche über die Bettkante, mache den Wecker vorsichtshalber schon mal aus und gleite ins Bad. Nach wenigen Minuten bin ich entsprechend korrigiert und aufpoliert wieder raus (naja, was halt so aufzupolieren geht bei dem etwas zerkitterten Gesicht) und ziehe mich an. Jetzt nochmal den Tagesbericht von gestern lesen, ein paar Fehler korrigieren und mit Kerstin telefonieren. Da ist es schon 6, mir knurrt das Bäuchlein, ich freue mich auf das Frühstück und den leckeren Kaffee im Claim Jumper. Aber als ich dort ankomme steht ein Schild im Eingang, dass geschlossen sei. Das geht aber als Katastrophe Nr. 1 durch. Ja, zugegeben, es gibt schlimmeres, wir wollen jedoch erstmal klein anfangen.

Ich gehe durch das Spielkasino zum „The Grille“ denn das Frühstück soll hier auch gut sein. Laura bedauert sehr, dass es erst in etwa 10 Minuten losgehen kann. Katastrophe 2? Na komm, so schlimm ist das ja nicht und Zeit habe ich noch genug. Schließlich ruft sie mich, ich bestelle das American Breakfest genauso wie gestern Morgen und beantworte geduldig ihre zahlreichen Fragen – aber am Ende steht das Ergebnis verpackt in einer Plastik-Schale mit transparentem Deckel auf dem Tisch. Mein Fazit: ich weiss wo ich nochmal hinginge, aber eher nicht hier. Nagut, dann haken wir das mal ab.

Pralle Sonne. Und ein ganz klein wenig Schatten gibt es nur an der Grenzstation. Dass wir wir rumhängen hat einen Grund…

Ich packe meine SiebenSachen zusammen und schleppe das ganze Gerödel nach unten bis vor die Eingangstüre wo die ersten schon gespannt darauf warten wie es jetzt weiter geht. Der kleine Jochen hat den Transporter für die Koffer schon in der Nähe abgestellt und entlädt zunächst die Kühlboxen mit den Getränken und nimmt die Koffer auf. Tatsächlich passt alles in den Sprinter rein. Hätt ich nicht gedacht. Schließlich machen wir die Motorräder fertig und nach einem weiteren kurzen Briefing geht es für uns los, raus aus der Stadt Richtung Süden und dann Richtung Osten zum Hoover Dam. Nach etwa 20 Meilen erreichen wir unseren ersten Nationalpark und ziehen uns entsprechende ID-Cards. Und jetzt geht es mit den Katastrophen so richtig los:

Wir sind gestern beim Abholen der Mopeds an Baustellen vorbei gekommen und an einer lag ein wenig Zeug auf der Straße. Bei einem Motorrad hatten wir gestern schon bemerkt, dass in einem Reifen so ein Ding steckte. Das Motorrad ist samt Fahrer in Las Vegas geblieben und wird dort heute repariert. Selbst das organisiert zu bekommen ist ein riesen Akt.
Aber es kommt noch schlimmer: Hier am Eingang des Nationalparks haben 6 weitere Motorräder in 8 Reifen solche Dinger stecken. Und das ist jetzt mal ein richtiges Problem.

Nach rund einer Stunde ist zusammen mit dem Motorradverleiher und unseren Guides eine Lösung gefunden: Wir teilen die Gruppen anders auf. Der eine Teil braucht reparierte Motorräder: Dazu kommen Abschleppwagen an die Grenzstation, nehmen die Bikes auf und transportieren sie nach Vegas zurück. Die anderen fahren zum Hoover Dam und anschließend nach Süden direkt nach Laughlin (statt zuerst nach Kingman) in der Hoffnung, dass dann am späten Abend alle wieder zusammen sind. Die Kolonne mit den reparierten Bikes fährt auf direktem Wege von Vegas nach Laughlin.

Alle weiteren ‚Katastrophen‘ mache ich jetzt mal ganz kurz, denn das ist alles nicht so schlimm: (Unten dann noch ein paar Bilder, denn ich muss gerade auf die Zeit schauen, alles zusammen packen und dann los…)

> Das Tanken gestaltet sich echt schwierig. Bei vielen werden die Kreditkarten an der Zapfsäule nicht gelesen und dadurch ergibt sich ein nerviges hin und her und zusätzliche Wartezeiten.

> In Laughlin angekommen will ich nur noch aufs Zimmer, mit frisch machen und dann irgendwo eine Kuh aufessen. Als ich ins Zimmer komme pfeift es nervtötend aus einem Lüftungschacht im Bad. Da wäre an Schlaf nicht zu denken. An der Reception haben die Mädels volles Verständnis: ich kriege ein neues Zimmer (statt 888 nun 954) und ziehe um. Und das ist ja eine Menge Zeug. Glücklicherweise steht Anni (eine kleine Asiatin und unheimlich freundliche starke Frau) zufällig auf dem Gang; sieht mich mit meinem ganzen Zeug, besorgt ein paar Tüten (erinnern mich an schwarze Leichensäcke) und schleppt mit mir alles zum nächsten Zimmer. Sie ist auch Bikerin (Trike), fährt eine knallrote Corvette Convertible (Cabrio) und so wie das auf den Bildern, die sie mir stolz zeigt, aussieht, braucht sie nur noch für ein bißchen Spaß zu arbeiten.

Ein paar Minuten später stehe ich wieder an der Reception und brauche ein neues Zimmer, denn hier habe ich kein WLAN. Also schaffe ich alles rauf nach 1088 und da ist es dann endlich gut.

> Jetzt hatte ich noch keine Kuh. Also raus aus dem Hotel, ein paar Minuten zu Fuß Richtung Colorado und dann rein ins nächste Casino. Daniela kann uns für 7 Personen (ich habe unterwegs noch ein paar Leute aufgegabelt) ein Tisch erst in 35 Minuten geben und ich fürchte, da bin ich schon längst schlecht gelaunt. Aber die Optionen sind dünn gesäht also ist Geduld gefragt und Hans macht aus Ungeduld einen Plan, organisiert für jeden ein dunkles Bier an der Bar und so wird das Warten angenehm.

Jaered freut sich sehr uns 5 bedienen zu dürfen (zwei habens dann doch nicht mehr ausgehalten), ich übersetze die Wünsche der anderen für ihn und als er den Caesar Salad mit kleinen gerösteten Brotstückchen, hauchdünnen (superleckeren und etwas scharfen) Parmesanstreifen und das 12oz (rund 200g) RipEye Steck mit gerösteten Zwiebeln auf den Tisch schweben lässt ist alle Last des Tages abgefallen. Das Steak ist saftig, auf den Punkt und das Bier ist lecker und Salat einfach super. Ich geniesse jeden kleinen Bissen und das war nicht viel teurer als mein Frühstück in Las Vegas.

> Und da kommen wir zum nächsten Problemchen: Der Salat sprengt mir eine Ecke aus meinem hinteren Zahn raus und ich muss nach dem Essen eine Weile im Restroom vor dem Spiegel pulen um das abgebrochene Stück endgültig ab- und rauszukriegen. Glücklicherweise habe ich keine Schmerzen, hoffentlich bleibt das so.

Jetzt noch die versprochenen Bilder und dann muss ich echt Gas geben:

Gi-Gan-Tisch: der Hoover Dam
Manchmal fragt man sich, ab das alles tatsächlich wahr sein kann.
Und dann entdeckt man die Antwort darauf!
Bunt, schrill, hell und laut.

Frühstück, Bellagio, Ceasars Palace, Venezian, Eagle Rider und dann geht die Post ab!

Um 4:00 Uhr morgens Ortszeit ist Schluss mit Schlaf. Frank, unser Tourguide hat es bereits angekündigt: „Ab drei könnt ihr eh nicht mehr schlafen.“

Wenn es eh nix mehr bringt, dann kann ich auch knallewach wieder aufstehen. Ich mache mich fertig, telefoniere mit meinen Lieben zu Hause und gehe schließlich um 6:00 Uhr nach unten ins „Claim Jumper“.

Noch nix los so früh am Morgen – aber das ändert sich schnell.

Ich bin der Erste, und das ist völlig OK. Wann hat man das schon mal, ein komplettes Restaurant mit Küche und Mannschaft alleine für sich zu haben? Belia legt mir die Karte vor, lächelt mich an und fragt nach meinen Wünschen: Kaffee mit ‚Cream‘ wäre jetzt ein angemessener Anfang und danach wünsche ich mir ein ‚American Breakfast‘ mit ‚Bacon‘ und ‚white Toast‘ und später noch einen O-Saft. Es dauert nur wenige Minuten und alles steht auf meinem Tisch. Zunächst sieht das gar nicht so üppig aus, aber als ich alles, begleitet von erfrischend amerikanischer Country Musik aus den Lautsprechern über mir, gemütlich verdrückt habe, könnte ich fast platzen. Ich glaube für heute brauche ich nichts mehr und damit sollte ich Recht behalten.

Zwischendurch gesellt sich Theo aus Gelsenkirchen zu mir und wir plaudern unaufgeregt über uns und unsere Erfahrungen mit Mopedtouren in heimischen Gefilden und ‚wenn nicht jetzt, wann dann?‘ und vor allen Dingen den entscheidenden Satz ‚mach das!‘ von unseren Ehefrauen, über den wir so dankbar sind und der uns hier, über 9.000km von zu Hause entfernt, mit gleichen Interessen zusammen geführt hat.

Wir könnten noch eine Weile weiter so sitzen und unserer wachsenden Begeisterung Ausdruck verleihen, aber wir müssen so langsam los. Die $15.99 (Frühstück) + $4,00 (Kaffee) + $4,00 (O-Saft) + $1,99 (Tax(Steuern)) + $5,19 (Tip(Trinkgeld)) = $31,17 sind für den ersten Tag schon eine echte Ansage.

Um 7:30 Uhr treffen wir uns am Starbucks Tresen wieder, gehen nach draussen, steigen in den Bus und fahren zum anderen LasVegas HotSpot, dem Bellagio. Von hier aus flanieren wir durch Spielhöllen und Paläste die wirklich sehenswert sind. Hier ein paar Eindrücke:

Der ‚Strip‘ schläft noch.
Zwischen Mirage und Treasure Island und gegenüber vom Venezian. Hier spielen sich ab dem Nachmittag Springbrunnen- und feurige Shows ab.
Rein ins Vergnügen: wundern inklusive!
Der Namensgeber: Caesar
Auch wenn die Stühlchen sehr bequem sind und das Teil nur 2 Knöpfe hat: ohne Einsatz wird das auch bei langem Rumsitzen nix. Davon abgesehen verstehe ich auch gar nicht, worum es da immer im Detail so geht.
Genausowenig habe ich kapiert, was hier denn so abgeht. Wetten auf Sport, News, Trends? Oder sind die riesigen Monitore nur Brainburner und Ablenkung von den Automaten am Tresen?
Und zwischendurch riesige Hallen, ca. 40m hoch, mit gebogenen Rolltreppen und aufwändig bemalten Decken. Aber wer genau hinsieht und vor allen Dingen an den Säulen hinfühlt: was so eindrucksvoll echt steinern aussieht ist aus Kunststoff und alles bemalte ist gedruckte Textiltapete. Aber völlig egal, ob echt oder nicht: eindrucksvoll ist es trotzdem und vieles ist wirklich ideenreich umgesetzt bzw. wurden antike römische und griechische Stile kopiert und neu arrangiert.
Wir wechseln schließlich die Straßenseite und schauen uns das Venetian an.
Ein weiteres Highlight: die Gondolieri in der zweiten Etage des Venezian. Die Jungs können singen (die von heute aber nicht besonders gut) und haben, vermutlich um auch hier den Schein zu wahren, einen italienischen Akzent und ein ‚verstecktes‘ Gaspedal um besser voran zu kommen. Hier besuchen wir die Galerie von Peter Lik, der atemberaubende Fotos macht und vermutlich auch ein klitzekleines bisschen nachbearbeitet. Die Fotos hinter Glas mit Rahmen kosten ein Vermögen, aber sie sind wirklich der Hammer.
Nach 4h, die im Flug vergingen, ist die Tour zu Ende. Frank schießt uns zwei leicht umgebaute Sprinter und Richard fährt uns unter Bestrahlung mannigfaltiger, bunter LED Beleuchtung und lauter Musik zum Hotel zurück.

Jetzt haben wir noch ein wenig Zeit für unser Mittagessen (ich brauch nur was zu Trinken und Klemens und Renate und ich quasseln sehr angeregt über die Welt), und um anschließend unsere Mopedklamotten zusammen zu suchen (Leute: ich sags euch: ihr braucht gleich MINDESTENS folgende drei Dinge: CreditCard, DrivingLicense und Helm) und treffen uns um 14:15 zwecks Abfahrt nach Eagle Rider. Auch hier betont Frank mehrfach: wir brauchen Geduld!

Aber Geduld braucht die Mannschaft auch mit uns 🙂

Bei EagleRider wird angeregt diskutiert: brauchen wir wirklich alle eine Reifen- und Abschleppversicherung? Und Volker hat Pech. Seine Kreditkarte ist gesperrt (Shit happens mit den blöden PIN-Codes und in Deutschland hat seine Postbank überpünklich am Freitag Feierabend gemacht, am Samstag sind die zuständigen Kollegen nicht da, am Sonntag erst Recht nicht und Montag ist Feiertag. Bargeld nehmen die hier nicht und er sieht sich schon auf dem Weg nach Hause. Wir springen für ihn ein. Sandy hinter dem Tresen löst ein letztes Problem mit einer $100 Sicherheitshinterlegung. Dafür bringe ich ihr ein ganz tolles deutsches Wort bei: Sie ruft laut „Scheisse kenne ich schon“ aber ich meine „Achso“ und erkläre ihr, dass man ihr neues Wort ganz unterschiedlich verwenden kann – je nach Betonung. Entweder als:

‚Achso? = I did not already know that = das wußte ich ja gar nicht‘

oder mit fallendem Ende ‚Achso… = I already know, but I do not care = das wusste ich doch schon längst aber es interessiert mich auch nicht besonders‘

bis hin zum leicht kratzig und aggressiv gedehnten „Achso! = damned, what are you telling me? = was willst du mir denn erzählen?“ und ich schauspielere die jeweilige Bedeutung dazu.

Sie lachen, und dann sagt ihr Kollege: „We have an equal word in America that sounds very similar: Asshole“ (wir haben ein gleiches Wort im amerikanischen, dass sich sehr ähnlich anhört: Arschloch!“. Wir machen uns vor Lachen fast in die Hosen.

Da stehn sie…

Wenige Minuten später gehe ich den ersten Glücklichen nach in die Werkstatt und ein schmächtiger, kleiner ‚Jugendlicher‘ mit schulterlangem Jahr sucht mir mein Moped raus. Hm, steht mitten drin und da muss er erstmal ein wenig umräumen. Ich bin gespannt und gleichzeitig sicher: der macht das nicht zum ersten Mal. Er schnappt sich die davor stehende fast 400kg schwere Maschine und zieht sie mühelos nach vorne, platziert sie zentimetergenau zwischen andere Trümmer und stellt mir ‚meine‘ mit noch weniger Mühe direkt vor die Füße. Dann erklärt er mir geduldig die Funktionen, verbindet das Moped per Bluetooth mit meinem Handy und blickt mich an: Und ich denke: Sunny, du bist echt ein Großer!

Ich steige drauf, mit einem anderen Harley-Veteran mache ich einen Lichttest, Motor starten (die Lady schüttelt sich kurz und springt sofort an), kurz anfahren, Bremstest, und dann rolle ich nach draußen wo ein paar Verwegene auf dem Gelände mit lautem Geknatter (allerdings ohne Helm) ein wenig probefahren, um ihr Gerät etwas besser kennen zu lernen…

Da isse. Für die nächsten 10 Tage meine Lady „Couch“: Mit 107CubicInch Hubraum, Navi, ABS, Bluetooth, Radio, Tempomat, Kaffeemaschine und Thermomix im Nordflügel. Eine Harley Davidson Streetglide.

Wir stehen draußen noch ein wenig zusammen, begutachten gegenseitig unsere Auswahl (meine ist die Schönste, pfff, meine ist aber bequemer usw, usw…) und werden schließlich nochmal für ein Briefing (weiterer Ablauf, Regeln fürs Kolonne fahren, Verkehrserziehung Teil 1, 2 und 3 und Namenszuordnung zu Gruppen (dazu gleich noch ein pikantes Detail) zusammen gerufen. Ich rutsche im Sessel immer weiter nach unten und möchte lieber endlich auf der Couch sitzen, aber was sein muss, muss sein!

Es geht um die Namenszuordnung zu den Gruppen: Frank braucht eine Gruppe mit 16 und eine mit 14 Motorrädern damit die Moped-paarweise zuzuordnenden Nationalpark-Karten (immer gültig für 4 Räder – Frage aus der Runde: Was passiert mit nem 3-Achser?) auch entsprechend aufgehen. Also fragt er, welche Leute zur Gruppe 1 gehören. 14 Fahrer zeigen nach mehrfachen Durchzählversuchen auf und es werden nicht mehr. Also beginnt er die Namen aufzuzählen. Bei meinem Namen interveniere ich: „Ey, gestern hast du die Namen vorgelesen und meiner war NICHT dabei. Deine Schlussfolgerung war: wer seinen Namen nicht gehört hat, der gehört automatisch zur Gruppe 2“. Ich blicke kämpferisch zu meinem direkten Nachbarn und der ist sofort in einem Dilemma: entweder er verkakt es jetzt mit mir oder mit Frank. Er wählt den diplomatischen Weg und raunt: „ist doch jetzt geklärt“. Damit das alles aufgeht schiebt mich Frank jetzt in Gruppe 2 und zwei aus Gruppe 2 in Gruppe 1. „Sag ich doch“, sage ich grinsend, „ich bin Gruppe 2“. Der Kollege aus Bremen verdreht die Augen.

Mit ein paar abschließenden Worten gehen wir wieder nach draußen. Die Sonne geht bald unter und lugt mit langen Strahlen in romantischem gelb und orange unter fernen Wolken durch. Wir fahren EasyRider-mäßig in den Sonnenuntergang. Das Abenteuer beginnt!

Und es ist wirklich ein Abenteuer: Wir fahren als Convoy über die Hauptstraßen von Las Vegas und zwischendurch schneiden Ampelphasen die Gruppe auseinander. Also halten wir auf dem Weg 3x an und erreichen schließlich das Parkhaus. Beim Reinfahren versucht mich noch eben die Schranke zu köpfen (keine Bange, ich hab ja nen Helm auf) und wir zirkeln ein paar Etagen hoch bis wir genügend Parkplätze nebeneinander finden.

Als ich im Hotelzimmer ankomme klebt mein T-Shirt klatschnass am Rücken. Bei den Umgebungstemperaturen bullert der Motor wie ein Kachelofen von unten und bei Tag die Sonne von oben. Das wird noch spannend.

Nachdem ich mich frisch gemacht habe besuche ich Lilly in der Cadillac Bar. Wir lachen uns an und sie war sicher, ich sei schon weg. Nachdem ich ihr ein paar grobe Eckpunkte unserer morgigen Tour erzähle fragt sie mich, ob wir auch durch Boulder fahren. Und ich habe keine Ahnung und frage sie, ob das auf dem Weg nach Hoover Dam und Kingsman liegt. Lilly hat auch keine Ahnung und ich frage sie, wer ist denn hier Amerikaner und sollte sich auskennen? Sie ist schwer verlegen und ich versuche sie zu beschwichtigen: „Blame on me, I did not wanted to embarass you!“ (Schande über mich, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen) und sie legt den Kopf schief und lacht. Auf der Torlinie gerettet. Deswegen bestelle ich 2 Bier (bezahle 18 Dollar – und die beiden kleinen NullDreier-Püllekes kosten hier wirklich so viel) und wünsche ihr noch einen schönen Abend.

Jetzt laufe ich tiefenentspannt ein wenig über die Fremont Street, trinke das Bier aus (Uh, für ein paar Minuten merke ich das aber), freue mich wie verrückt über die schon jetzt tolle Zeit hier und gehe dann ins Zimmer. Mittlerweile ist es zwei Uhr morgens und ich möchte mir doch noch gerne ein wenig Schlaf gönnen denn morgen geht es weiter mit Abenteuer, Spaß und Wüstenhitze!

Abreise und was man dann so mitmacht

Ich stehe um 2:20 auf und es geht mir einigermaßen gut. Habe ja auch reichlich Schlaf gebunkert. Hoffentlich reicht das für die Reise.

Wie ich feststellen werde, wird das schon knapp. Aber eines nach dem anderen:
Die Fahrt von zu Hause nach Frankfurt dauert, nachdem ich mich von meinen Lieben ausgiebig verabschiedet habe, etwas über 2h. Es ist zappenduster draussen, schon zwischen Breitscheid und Köln hämmern vereinzelte Nachtschwärmer ungestüm über die Bahn und das wird dann besonders spannend, wenn jemand gemütlich auf der mittleren Spur fährt und nicht daran denkt, ein wenig Platz zu machen. Nach einer Stunde findet der Attention Assistent, dass es mal an der Zeit wäre eine ausgiebige Pause zu machen. Hat der eigentlich mal auf die Uhr gesehen? Ich bin doch gerade erst aufgestanden! Ich ziehe das durch und bin wie geplant um etwa halb 6 auf dem Parkplatz, werde vom Chef eingewunken, im Shuttlebus (Warnmeldung „Bremsbeläge erneuern“ auf dem Display) mit meinen Habseligkeiten platziert und 15 Minuten später sind wir auch bereits in Richtung Flughafen unterwegs wo man mich und eine Anzahl weiterer Leute an der richtigen Stelle absetzt.

Ich marschiere rein und bin ganz schnell am CheckIn wo auch nur ganz wenige Leute warten. Also stelle ich mich ein wenig abseits um die ganzen Papiere (Covid-Erklärung, ESTA-Einreisegenehmigung, Buchungsunterlagen, Reisepass usw.) handgerecht rauszusortieren und um mich dann in die kurze Schlange zu stellen. 3 Typen mit schwerem Gepäck und Motorradjacken sind mir zuvor gekommen: „Ne“, sagt der eine im hochdeutschen Akzent, „das Gate macht erst um 8:00 Uhr auf der anderen Seite auf“. Wir quasseln ein wenig und stellen uns dann bei Starbucks an einen Tresen und trinken noch etwas. Die drei kommen aus dem Bremer Raum und sind etwas irritiert, dass die Info über die Tour auch so weit südlich angekommen ist.

Um halb acht machen wir ernst, trödeln zum CheckIn zurück und kommen gerade richtig. Man versucht in dem Moment 2 Schlangen zu bilden und zu Beginn stehen wir etwa in der Mitte und wir werden feststellen, dass wir von den Schlangen heute noch reichlich kriegen. Diese PreCheckIn-Schlange wird nach rund einer dreiviertel Stunde knapp 100m lang sein! Aber da sind wir glücklicherweise schon dran vorbei.

Unsere Papiere und Absichten (what are you going to do in Las Vegas?) werden bei diesem PreCheckIn von 2 Mitarbeitern kontrolliert, wir kriegen kleine Aufkleberchen auf unsere Reisepässe und dürfen weiter zum CheckIn. Auch dort stehen wir wieder reichlich lange bis wir die Bordkarten bekommen – auf die Sitzplatzwahl haben wir da keinen Einfluss mehr. Die Kofferwaage zeigt übrigens 23.0kg. Ziellandung! Weiter geht es im normalen Spaziergehschritt zur Sicherheitskontrolle. Anstehen, warten, nochmal 30 Minuten. Von dort aus zur BorderControl und die Schlange ist diesmal 150m lang. Es kommen bei mir erste Zweifel auf, ob das überhaupt zeitlich alles noch hinhauen wird. Denn wir haben schon fast zehn, das Bording beginnt um 10:15 und um 11:15 wollen wir die Nase in die Luft bringen. Es geht einigermaßen zügig – aber von den etwas über 5h am Airport haben wir fast 4.5h nur mit warten verbracht. Aber ich glaube nicht, dass wir später hätten anreisen sollen, denn die, die beim CheckIn ganz hinten standen, haben sicherlich Zeitdruck gespürt! Also ich habe das Gefühl, dass Frankfurt schon mal besser organisiert war.

Die Boeing 767-300 hat jeweils rechts und links Doppelplätze und in der Mitte drei Plätze nebeneinander. Ich sitze auf dem linken der Dreifachsitze und zwar fast ganz hinten. Das ist nicht besonders schön, aber jetzt auch nicht zu ändern, denn der Flieger ist voll bis unters Dach. Nach den TakeOff und dem Blick auf die Anzeige, dass wir über 12h unterwegs sein werden, ahne ich schon: das wird kein Zuckerschlecken. Und tätsächlich: Die Zeit will einfach nicht vergehen. Ich schaue mir 3 Filme mit englischen Untertiteln an und beschließe eine Pause zu machen. Aber selbst mit „Augen zu“ und viel Geduld komme ich nicht rüber.

Nach über 12h macht das keinen Spaß mehr…

Und so rutsche ich auf dem Sitz hin und her, stehe gelegentlich auf und taumel den Gang entlang. Man muss mal nicht glauben, dass einen der Flieger durch die Luft trägt. Es ist eher wie ein beständiges ‚Über Mülheims Straßen fahren‘ mit viel Gerappel. Kurz von dem Landeanflug dann die Königsdisziplin der hartgesottenen Fliegereiliebhaber. Es geht ein paar mal rauf und runter, dass uns der Hintern abhebt und ich glaube wir wurden eher abgeschossen als dass das eine Landung war. Vielleicht ist ihm auch der Sprit auf den letzten Metern ausgegangen oder der Azubi durfe in Las Vegas auch mal landen üben. Jedenfalls hat das so laut Gescheppert, dass ich mich richtig erschrocken habe.

Und nu? Das übliche Warten auf das Debording und das Warten auf Homelandsecuirity und dann noch das Warten auf den Spürhund. Ein süßer Beagel schnüffelt alles ab und wo er einen kurzen Moment zu lange die Nase hinsteckt wird man gebeten, einen anderen Weg zu nehmen.

Endlich draussen. Nach 22h zumindest außerhalb des Flughafens angekommen. Frank und zwei Jochen nehmen uns in Empfang und haken unsere Namen ab. Meine drei Bremer kümmern sich mal wieder um sich selbst und ziehen sich noch schnell vor der Türe eine Anzahl Kippen rein.

Es stehen 2 Busse zur Verfügung und nur ganz knapp passen die Gepäckstücke und wir hinein. Nachdem es außerhalb des Gebäudes 33°C hatte, ist es im Bus schon wieder -33°C. Die Klimaanlage bläst einem die letzten Nackenhaare weg und nach fast einer halben Stunde Fahrt ziehe ich mir die Motorradjacke an. Ich bin zwar auch ein cooler Typ aber gerade jetzt ein wenig unterkühlt und das kriegt auch meine Stimmung mit und macht in Sachen Unterkühlung mit. Ich habe noch nix gegessen, denn die Linsenlasagne fand ich … und die Panini Margherita mindestens …. Ich hab mich nicht mal getraut reinzubeissen. Also muss ja jetzt was richtiges her.

Aber – wir sind eine Reisegruppe – also gibt es von 17:15 bis 19:00 noch ein Briefing. Es ist zu Heulen. Ich bin bereits 27h auf den Beinen und soll noch Briefen? Nagut, selber schuld. Also los. Es sind 43 Leute in dem kleinen Raum. Und recht schnell geht es etwas drunter und drüber. Vielleicht sind einige ein wenig überrascht, dass die Gruppe so riesig ist. Am Ende werden 2×15 Motorräder durch die Staaten gurken. Das wusste ich so auch nicht und ich bin nicht sicher, ob ich das dann so mitgemacht hätte. 1×15 fand ich schon viel…

Irgendwann ist die Diskutiererei zu Ende und ich verabschiede mich (im Gegensatz von etlichen anderen – na, das kann ja noch heiter werden) brav von unseren Einsatzleitern und es geht ab, die Treppe runter mitten durchs Casino und rein ins Vergnügen.

Ich bin überwältigt. Das ist die Fremont Street in Las Vegas. Laut, bunt und aufregend. Viele Verrückte hier und auch eine Menge echt armer Kerle. Sehts euch einfach mal an:

das ist die eigentliche Rückseite
aber innen drin sind hunderte von Spielautomaten und dutzende von Spieltischen an denen teilweise aufgedonnerte (aber trotzdem attraktive) junge Mädels mit Wonderbra und Wimpern wie Garagentore tausende von Dollar hin und her schieben. Sex sells…
Mein erster Blick auf die Fremont Street. Die Mädels haben tatsächlich LasVegas auf dem Hinterteil stehen. Sie klimpern mit den Augen und sind ganz reizend zu dir damit du ein Foto mit ihnen machst und natürlich ein paar Bucks da lässt. Die gibt es auch als Chippendales, Mickey Mouse und Chewbacka, der mich unbedingt mal knuddeln will…
Es ist echt was los hier. Und 3 echt gute Rock-Cover-Bands machen einen fulminanten Krach. Die ganze Decke ist ein Farbmonitor und die ganze Zeit spielt sich eine Menge ab – das Auge hat echt was zu sehen.

Mittlerweile bin ich wackelig auf den Beinen. Ich gehe zusammen mit Volker aus Diepholz rein, treffe auf 2 Jungs aus Essen und wir bestellen uns bei der liebenswürdigen Lilly was zu essen und ein Bier. Was dann kommt hat amerikanische Verhältnisse: der Burger ist riesig und zusammen mit den Pommes krieg ich den auch gar nicht ganz auf. Poah, ich bin platt. Wir gehen nochmal eine Runde ums Eck, dann gehe ich rauf und fange an, ein paar Zeilen zu schreiben, damit ihr zu Hause auch schon mal etwas davon habt. Es ist jetzt 23:00 Uhr Ortszeit und damit bin ich sensationelle 31h auf Achse. Aber jetzt reichts auch mal.

Ich wünsche euch eine gute Nacht!

Noch 18h

Du meine Güte, was ist das denn? Ich wache am Morgen auf und es fühlt sich an wie Magen verdorben und Grippe im Anflug.

Den Tag verbringe ich in einem NichtsEssen, VielTrinken, Renny und Aspirin-einwerfen Modus und manchmal stehe ich tatsächlich am Waschbecken und denke, es ist so weit. Auch wenn sich das über den Tag ein ganz klein wenig beruhigt: eigentlich wollten wir am späten Nachmittag gemeinsam lecker essen gehen. Aber ich lege mich lieber hin und schlafe mit nur kurzen Unterbrechungen von kurz vor 5 bis um 2 Uhr morgens. Wenigstens ist der Koffer und der ganze andere Kram fertig, so dass ich mir da keine Gedanken machen muss, ob morgen mit mit dem frühen Aufstehen auch gleich eine üppige Restaktivität gestartet werden muss. Braucht also nicht. Na dann: erstmal weiter schlafen – vielleicht bringt’s ja was.

Noch 48h

Tschüß sagen gehört ja wohl dazu. Also schreibe ich lieben Kolleginnen und Kollegen, Freunden und Verwandten noch einen schönen Gruß.

Und tatsächlich prasseln die Antworten rein und ich freue mich. Es liegt mittlerweile fast alles fertig und der Koffer wurde mehrfach zu und wieder aufgemacht und gewogen. Später setzen wir uns zusammen und essen gemeinsam Abendbrot, quatschen ein wenig und lassen den Geburtstag von meiner Mutter, den sie mit reichlich Spaß zusammen mit Philip im Duisburger Zoo und in der Düsseldorfer Altstadt begangen hat, ausklingen.

Reisefieber macht sich breit

Es sind nicht mehr viele Tage bis zum Abflug. Viele Dinge sind geregelt, ein paar erfahren jedoch keinen rechten Fortschritt.

Ich merke schon, dass sich meine Gedanken immer mehr um die Abreise drehen. Ein wenig Nervösität macht sich in mir breit. Habe ich alle Unterlagen zusammen? Irgendetwas noch nicht bedacht? Wo bleiben die Reiseunterlagen? Wie komme ich überhaupt zum Flieger?

Cool bleiben, nicht ins Hemd machen. Andere haben das auch schon hingekriegt und Eines nach dem Anderen – aber bitte schnell…
Wir gehen die Optionen durch und stellen relativ schnell fest: am Ende ist die Anreise nach Frankfurt mit dem eigenen Auto und die Anmietung eines Parkplatzes noch die beste Idee. Das geht OnLine auch problemlos – naja, so ganz auch nicht, denn die favorisierte Variante mit dem Parkdeck im Flughafen erweist sich als teuer und komplett belegt. Aber außerhalb Frankfurts ist es preiswert, gut erreichbar mit gutem Shuttle-Service bis zum Terminal und überdies bewacht und offensichtlich geschätzt.

Die Reiseunterlagen kommen auch pünktlich und enthalten die Reiseroute, auszufüllende Covid19-Formulare aber keine Bordkarten oder Tickets. Ich bemerke schon die Schweißränder unter den Achseln – aber wer liest und vor allen Dingen bis zu Ende liest, der wird nicht übersehen, dass die Angabe einer Buchungsnummer und die Vorlage eines Ausweisdokumentes für die Aufnahme der Reise am CheckIn-Counter hinreichend ist.

Was noch? Äh – Koffer packen wäre keine schlechte Idee. Erstmal festlegen was überhaupt mitgenommen werden soll. Ich erstelle eine Excel-Tabelle, programmiere auch noch ein paar nützliche Features hinein und fange an, mir mit Statusübersichten und Grafiken einen Überblick zu verschaffen.

Nerds machen Tabellen, Urlauber fahren einfach los…

So langsam wächst der Berg auf dem Tisch im Wohnzimmer an und ich frage mich, ob das Flugzeug einen Dachgepäckträger oder vielleicht sogar einen Anhänger hat. Ich fürchte, am Ende werde ich noch einen Teil wieder in die Schränke zurücksortieren müssen oder um Gewicht zu sparen, den Flug in den schweren Motorradklamotten ertragen muss. Aber mal sehen: wo am Ende Probleme entstehen müssen Lösungen her und da halte ich mich für einigermaßen kompetent.

Route 66: ich komme!

Kerstin hat es zuerst gesehen: die Anzeige in der Zeitung mit dem Titel „Wild West Explorer, 13 tägige Motorradreise USA“ von MR Biketours. Und das sind 13 Tage mit jede Menge aufregender Sehenwürdigkeiten wie:

  • Las Vegas ist der Startpunkt und zugleich die westliche Ecke des Rundkurses
  • Hoover Staudamm
  • Laughlin
  • Kingman als südlichster Anlaufpunkt
  • Williams
  • Grand Canyon
  • Tuba City
  • Monument Valley
  • Blanding als östlichster Punkt
  • Capital Reef liegt am weitesten im Norden
  • Bryce Canyon
  • Kanab
  • Zion National Park
  • Mesquite und, bevor wir wieder zurück kommen, Valley of Fire

über 2.500km durch 3 Staaten mit Wüsten, Canyons, Nationalparks, Valleys & Mountains und Casinos. Vielleicht auch noch ein Hubschrauberflug und wasweissichwasnochmehr.

Es ist auch eine kleine Mission für mich. Aber dazu später noch mehr. Jetzt heißt es erstmal informieren, buchen, alles regeln (ESTA-Einreisevisum, Versicherung, Pässe, Führerschein usw.), Equipment aktualisieren (Helm, Stiefel, Handschuhe…) und grenzenlos freuen.

Und ich kann euch sagen: ich halte euch auf dem Laufenden! Bis bald also in diesem Kino!

Herzlich willkommen!

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Da lacht die Koralle…

Diese Internetseite sollte  einst als kleine Vorbereitung für meinen 50sten Geburtstag im Jahr 2015 all jenen lieben Verwandten, Freunden, Kollegen, nahen und fernen Bekannten – falls sie es noch mal in konzentrierter Form nachlesen möchten – dazu dienen, mich und meine Träume als Eigendarstellung kennen zu lernen.

Mittlerweile ist einiges an Inhalten dazu gekommen. Regelmäßig taucht eine Ankündigung für ein neues Event oder eine Reise auf. Zu den zurückliegenden könnt Ihr gerne über oben angegebene Links springen. Oder ihr nehmt gleich diese hier: Und falls ich es erst weiter unten erwähnt habe: Den Zugang könnt ihr über die Kommentarfunktion bei mir abfragen oder mich direkt ansprechen.

Und das bin ich

Reiseberichte

Bastelstunde

Familie

Ich habe versucht, meine verschiedenen Interessen auf ein paar Seiten, die Ihr ebenfalls in der Kopfzeile oder in den obigen Links anwählen könnt, prägnant darzustellen und mit ein paar eigenen oder gesammelten Bildern und Kurzvideos zu illustrieren. Und wie man schon an der Eröffnungsseite deutlich erkennen kann, ist die Fliegerei für mich etwas ganz Besonderes.

Da ich – trotz täglichen Umgangs mit dem Instrument Computer – nicht zu den Internet Profis zähle – gehört mein besonderer Dank unserem Sohn Philip, der mit Enthusiasmus, Kompetenz und Beharrlichkeit zu diesem Ergebnis beigetragen hat.

Nachdem zunächst alle Seiten öffentlich zugänglich waren, habe ich dank der freundlichen Empfehlungen mehrerer Freunde einen Paßwortschutz angelegt. Auch wenn nichts geheimnisvolles hier zu finden ist, so kann man trotzdem nicht sicher stellen, dass die Inhalte verschlungene und unerwünschte Wege nehmen. Ich bitte um Verständnis für diese Maßnahme. Den Zugang könnt ihr über die Kommentarfunktion bei mir abfragen oder mich direkt ansprechen.

Falls Ihr mir etwas mitzuteilen habt, so könnt Ihr sehr gerne die Seiten kommentieren. Ich freue mich!

Und jetzt wünsche ich Euch viel Spaß beim Schmökern!